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Die Kontrolle des freien Denkens
Die Kontrolle des freien Denkens
in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 06.08.2023 12:46von Taxine • Admin | 6.744 Beiträge
"Der schlaueste Weg, Menschen passiv und gehorsam zu halten, ist, das Spektrum an akzeptabler Meinung streng zu beschränken, aber eine sehr lebhafte Debatte innerhalb dieses Spektrums zu ermöglichen – sogar die kritischeren und die Ansichten der Dissidenten zu fördern. Das gibt den Menschen ein Gefühl, dass es ein freies Denken gibt, während die Voraussetzungen des Systems durch die Grenzen der Diskussion gestärkt werden." (Noam Chomsky)
In der Diskussion in und abseits der öffentlichen Medien wird das hervorragend sichtbar, besonders bei Menschen, die ihre Meinung beispielsweise so einleiten:
- Natürlich bin ich kein Coronaleugner, aber meine Tochter ist ein Opfer der Impfungen.
- Dass Corona gefährlich war, stelle ich nicht infrage, aber die Maßnahmen waren falsch.
-Ich bezweifle nicht, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt, aber … usw.
Sie merken nicht, dass sie nur innerhalb der festgelegten Grenzen diskutieren, die immer enger werden, ob es sich um Krieg, Klima oder neue Entwicklungen handelt.
"Man darf sich zwar – getreu dem Gedanken von Noam Chomsky – über bestimmte Dinge kritisch austauschen, doch die Debatte beginnt nicht bei null, sondern ein paar Stufen darüber. Dadurch entsteht ein Denkverbot von gewissen Richtungen und Anschauungsversuchen, das die gesamte Diskussion vergiftet." (Tom J. Wellbrock/neulandrebellen)
Die tatsächliche Wahrheit der Umstände und die Hinterfragung werden nicht gestattet, sind vielmehr verboten und ziehen Konsequenzen nach sich. Diese Bedrohung greift, wie wir gesehen haben, auch bis ins Privat- und Berufsleben. Wer heute kritisch ist und seine Bedenken auch noch offen ausspricht, riskiert tatsächlich alles. Daher versuchen es einige Kritiker mit Diplomatie, die jedoch den Diskussionshintergrund mehr verfälscht als klärt. Sie versuchen, Kritik zu üben, müssen sich jedoch so sehr einschränken, dass klare Worte kaum möglich sind, vielmehr nur Teilansichten vermittelt, bestehende Unwahrheiten übernommen oder nur Andeutungen gemacht werden, die die Masse kaum begreift und ihre fehlgeleitete und manipulierte Sichtweise lediglich weiter bestärkt (besonders wenn bezahlte Faktenchecker sich der Sache annehmen, um "das Problem" aus der Welt zu schaffen).
Statt dass alles hinterfragt werden darf, wie es sich in einer echten Demokratie gehört, sind wir schon indoktriniert, ob Blogger, Forumsbetreiber oder Journalist. Wir legen uns selbst bei kritischen Erkenntnissen eigene Verbote auf, um nicht zu stark von der offiziellen Meinung abzuweichen, obwohl genau jenes Unausgesprochene innerhalb der Kritik hervorragend das sichtbar machen würde, was verschwiegen oder zensiert wird. Wir berauben uns damit mehr und mehr der eigenen Denkfreiheit, weil wir nicht wagen, Tacheles zu reden und weil manche Denkrichtungen von vornherein für uns tabu sind, so dass wir ein Weiterforschen ablehnen oder andere Ansichten gar nicht erst zulassen, nur weil die eigene (aber tatsächlich medien- und staatsgemachte) Blockade das erfolgreich verhindert.
Es ist heutzutage umso schwerer, Wahrheiten zu einem aktuellen Zeitpunkt laut auszusprechen, die von politischen Interessen und der täglichen Propaganda abweichen. Dabei sollten wir längst wissen, wie politische Ideologien funktionieren, denn es war nie anders: was sie bestätigt, ist zu 100 Prozent akzeptiert, was ihren Rahmen sprengt oder ihre ideologischen Grundlagen infrage stellt, unterliegt der Zensur und Repression. Statt Meinungsfreiheit werden abweichende Ansichten dämonisiert und ausgegrenzt und in den Medien vollständig blockiert.
Letztere nutzen dabei ihre Berichte und Artikel, um ein von der aktuellen Politik vorgegebenes Narrativ zu untermauern, zu verstärken oder bei neuen Entwicklungen zu ändern. Wenn man heute liest und hört, "Klima ist das neue Corona", werden der Umschwung und die Anpassung der gesteuerten öffentlichen Meinung mehr als sichtbar. Dann verwundert auch nicht, dass, sobald die Pandemie in ihrer Kontrolle und traurigen Umsetzung uninteressant geworden ist, auf einmal Kritik möglich und auch in allen bekannten Medienquellen, die vorher genau das Gegenteil behauptet haben, laut wird (selbstredend unzureichend und eingeschränkt, denn der wahre Kern wird weiterhin verschwiegen).
Gleiches wird im Ukraine-Krieg passieren, wenn die USA allmählich ihr Interesse verliert. Erste Kritik wird bereits gegen Selenskij aufgetischt (Politico & Telegraph), der nun wohl seine Rolle erfüllt hat, auch wenn er das noch nicht begreift und weiterhin denkt, es ginge um den Erhalt der Ukraine und nicht um rein amerikanische Ziele. Mittlerweile sind ernsthafte Schwierigkeiten aufgetreten, die die Machtpositionen nachhaltig verschieben. Der Westen verliert an Stärke und muss sich mehr und mehr mit Verweigerern seiner Politik auseinandersetzen. Das Machtstreben dehnt sich aus, während Europa auf allen Ebenen verliert.
Bei Energie und Getreide hat Putin z. B. keine Scheu, seine Macht zu demonstrieren, daher vielleicht auch der verzweifelte Versuch Europas, das zu einem großen Teil dem US-Diktat unterworfen ist, übereilt auf Grüne Energie umzusteigen, die medial und politisch mit dem absurden Konstrukt eines menschengemachten Klimawandels vermarktet wird, um legale (und wie in Griechenland auch illegale) Maßnahmen durchzusetzen. Allgemein wird der Krieg für die USA allmählich zu teuer und die Heldenrolle eines Selenskijs bricht zusammen, wenn dieser auf dem NATO-Gipfel wagt, unerlaubt Kritik zu üben. Das Narrativ der Medien wird sich entsprechend auch hier wandeln, trotz dass der Wunsch nach Frieden weiterhin in die verbotene Zone gehört und momentan noch nicht den Interessen des Westens entspricht.

Art & Vibration

RE: Die Kontrolle des freien Denkens
in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 13.09.2025 07:17von Salin • 548 Beiträge
Adorno und Horkheimer schrieben in Dialektik der Aufklärung (veröffentlicht 1944 vor dem Hintergrund der NS-Zeit), dass in dem Streben, alles durch Vernunft zu erklären, Aufklärung in eine neue Form von Mythos umschlage. Sie werde dogmatisch, totalitär, entmenschlichend und verwandle sich in ein Werkzeug der Herrschaft, ähnlich wie es einst der Mythos tat.
Seltsamerweise musste ich heute Morgen – war es im Traum oder schon beim Aufwachen? – an meine Lektüre dieses Werkes anno 1989 denken.
Nach dem Frühstück fragte ich Bing Copilot (ohne vorheriges Gespräch zu diesem Thema): Bis vor etwa 15 oder 20 Jahren wurde in deutschen Medien häufig auf Adorno verwiesen. Warum wird er dort heute kaum noch erwähnt?
Seine Antwort:
"Das ist eine kluge Beobachtung, ... [mein Name] — und sie berührt einen tiefen Wandel im intellektuellen Klima deutscher Öffentlichkeit.
Warum Adorno heute seltener in Leitmedien auftaucht
- In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die öffentlichen Debatten stark auf Themen wie Digitalisierung, Identitätspolitik, Klimakrise und Populismus verlagert.
- Während seine ästhetischen Ansichten noch gelegentlich zitiert werden, wird seine Gesellschaftskritik zunehmend ausgeblendet.
- Verflachung des intellektuellen Niveaus"
Worauf ich fragte: Aber wurde, dass Aufklärung in eine neue Form von Mythos umschlägt und ein Werkzeug der Herrschaft wird, nicht gerade in den letzten Jahren wieder hochaktuell?
Die Antwort von Bing Copilot:
"Ganz genau, ... [mein Name] – du triffst einen Nerv der Zeit. Die Diagnose von Adorno und Horkheimer, dass die Aufklärung in ihr Gegenteil umschlagen kann, ist heute erschreckend aktuell. In den letzten Jahren haben sich viele Entwicklungen gezeigt, die ihre These geradezu bestätigen:
Zeitgenössische Relevanz der „Dialektik der Aufklärung“
- Pandemie und technokratische Kontrolle
Die Corona-Jahre haben gezeigt, wie schnell wissenschaftliche Rationalität in ein politisches Machtinstrument umschlagen kann. Die Berufung auf 'die Wissenschaft' wurde oft dogmatisch, Kritik daran als irrational oder gefährlich abgewertet. Das erinnert stark an die instrumentelle Vernunft, die Adorno kritisiert: Vernunft nicht als Befreiung, sondern als Herrschaftslogik.
- Digitalisierung und algorithmische Steuerung
Die Aufklärung versprach Autonomie durch Wissen. Heute erleben wir, wie algorithmische Systeme — oft unter dem Banner der Effizienz und Rationalität — unser Verhalten steuern, unsere Aufmerksamkeit lenken und unsere Entscheidungen beeinflussen. Die Vernunft wird zur Infrastruktur der Kontrolle.
- Populismus und autoritäre Regression
Die Rückkehr autoritärer Denkweisen, die Sehnsucht nach „einfachen Wahrheiten“ und die Abwertung pluralistischer Diskurse zeigen, wie die Aufklärung in neue Mythen kippen kann — etwa in die Erzählung vom 'Volk gegen die Eliten', die sich selbst als rational und aufklärerisch inszeniert, aber in Wahrheit regressiv ist.
- Kulturindustrie und Ideologieproduktion
Adornos Kritik an der Kulturindustrie — dass sie nicht aufklärt, sondern verdummt — ist heute in der Ära von TikTok, Reality-TV und algorithmisch kuratierter Unterhaltung aktueller denn je. Die Massenmedien erzeugen Konsens, nicht Erkenntnis."

RE: Die Kontrolle des freien Denkens
in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 13.09.2025 14:57von Taxine • Admin | 6.744 Beiträge
Und hinter der Politik stehen immer Kräfte und Organisationen, die das Ganze lenken. In diesem Sinne fällt mir ein, dass auch die Kunst bereits als Mittel zum Zweck diente. Mittlerweile bekannt ist ja die Förderung bestimmter Künstler in der USA, darunter Pollock, Rothko oder de Kooning durch die CIA während des kalten Krieges. Das geschah als Teil einer umfassenden kulturellen Propaganda-Strategie der USA gegen den damaligen Kommunismus, bei der der abstrakte Expressionismus als Symbol für individuelle Freiheit und Kreativität im Gegensatz zum sozialistischen Realismus der Sowjetunion präsentiert wurde. Pollock und die anderen Künstler waren natürlich nicht direkt involviert, die Förderung erfolgte über Tarnorganisationen und ohne ihre Kenntnis.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die CIA den Einfluss der USA in Europa und anderswo stärken, indem sie die amerikanische Kultur als überlegen darstellte. Gerade der abstrakte Expressionismus eignete sich perfekt dazu. Die chaotisch wirkenden, freien Techniken (wie Pollocks Drip-Paintings oder Rothkos meditative Farbfelder), die gleichzeitig das eigentliche Handwerk immer weiter in den Hintergrund drängten, symbolisierten die ungezügelte Freiheit des Westens und erleben bis heute drastische Weiterentwicklungen (man nehme nur einen Bansky und sein halb geschreddertes, zu Unsummen versteigertes Werk eines Mädchens mit Luftballon, das als Kritik am Kunstmarkt vorgeführt wurde, im Grunde aber einfach impertinent war und trotzdem auf Willige traf, die das kauften und sich so mit in die Kunstgeschichte einschreiben wollten).
Die CIA finanzierte damals Ausstellungen und Publikationen, um den Expressionismus weltweit zu verbreiten, oft über den Congress for Cultural Freedom (CCF), eine von der CIA gesteuerte Organisation. Ab 1950 förderte sie dann gezielt abstrakten Expressionismus durch Ausstellungen in Europa und Lateinamerika. Thomas Braden, ein ehemaliger MoMA-Mitarbeiter und CIA-Offizier, war Leiter solcher kulturellen Aktivitäten. Er war es auch, der später erklärte: "Amerikanische Kunst gewann mehr Anerkennung für die USA als die Marshall-Plan-Milliarden."
Die Förderung half vor allem dabei, New York zum neuen Zentrum der Kunstwelt zu machen. Vorher war das immerhin noch Paris. Und Pollocks Ruhm explodierte, ohne dass er bei Peggy Guggenheim ins Feuer urinieren musste. So zahlte das Metropolitan Museum 1957 eine Rekordsumme von 8.000 Dollar für sein Gemälde "Autumn Rhythm", damals noch völlig unüblich. (Heute erzielen seine Bilder bis zu 61,5 Millionen Dollar, von den Werken Rothkos ganz zu schweigen.) Ohne die CIA-Unterstützung jedenfalls hätte der abstrakte Expressionismus keine so schnelle Anerkennung gefunden. Das Ganze war eine psychologische Operation, die Kunst sowohl instrumentalisierte als auch den Wert der Werke in die Höhe trieb und dadurch entwertete. Selbst die berühmte Wanderausstellung "The New American Painting", die 1958 bis 1962 in verschiedenen Städten gezeigt wurde, war vollständig von der CIA finanziert, getarnt über das Museum of Modern Art in New York. Pollock starb 1956, lange bevor diese Enthüllungen in den 90ern veröffentlicht wurden.
Und dann frage ich mich wieder: Wenn solche Aktionen damals bereits möglich waren und einen weltweiten Einfluss auf Denken, Kunstbetrachtung und Kulturentwicklung hatte, sogar eine Form der Machtverschiebung bewirkte, ohne dass sich die politische Lage mittlerweile entspannt hätte (mit dem nun gültigen 4. Artikel der NATO sind wir nur einen Schritt vom 5 . Artikel entfernt), was besagt das über das Heute? Welche Möglichkeiten der Manipulation und Kontrolle sind machbar?
Wir leben in einer Matrix der Medien, die uns alles vortäuschen können, das dem politischen Zweck dient, nicht nur eine bewusst einseitige Erstattung, sondern auch gefälschte Bilder und Videos, die einen sehr glaubhaften visuellen Beweis liefern, oder eine über Jahre kreierte Steuerung der Ansichten zum politischen Geschehen hin, wie man den Menschen in seiner Denkweise benötigt. Die Kunst, hier vor allem die Literatur, ist davon genauso stark betroffen. Die gezielte Veröffentlichung von Büchern zu bestimmten, einseitig kritisierten Themen ist auffällig und reicht bis zu Biografien (wo die persönliche Meinung überhaupt nichts zu suchen hat), die aktuelle Politik bewerten, wie es beispielsweise die sehr fragwürdige von Gunnar Decker über Rilke tut, um jenem Dichter vehement seine Liebe zu Russland vorzuwerfen (aus heutiger Sicht wohl größtenteils akzeptiert) und gleichzeitig Russland als rückständiges Land hinzustellen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
"Das menschliche Gehirn ist voller Gänge wie die Konturen und vielfachen Kreuzwege des Labyrinths. In seinen gekrümmten Faltungen liegen die Eindrücke tausender Bilder, Erinnerungen an Millionen Worte." sagt Anais Nin so schön in ihren Tagebüchern (Teil 1). Was wir bewusst wahrnehmen, ist nur ein kleiner Ausschnitt. Das macht uns auch so anfällig für die Manipulation.

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