HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Er schreibt an einen Freund:
Wenn Du wüsstest, mein guter Freund, wie wenig es auf Talent ankommt, wenn Du Erfolg haben willst, dann würdest Du Feder und Papier weglegen und die Gepflogenheiten der literarischen Welt erforschen, die unzähligen kleinen Gaunertricks, mit denen man verschlossene Türen öffnet.
Er war seit seiner Kindheit mit Cézanne befreundet, mit dem er sich dann aufgrund seines Romans "Das Werk" zerstritt. (Dazu später mehr.) Seinen Durchbruch hatte er 1867 mit seinem Roman "Thérèse Raquin", in dem seine Hauptfigur mit ihrem Liebhaber ihren Mann ermordet, wodurch ihre neue Liebe dann zum Scheitern verurteilt ist. Der Roman ist gleichzeitig eine ungeschönte Schilderung des Pariser Kleinbürgertums und wurde aus diesem Grund zu einem Skandal, eine "Blutpfütze, eine Kloake" genannt, wobei Zola erkennen konnte, dass auch negative Kritik dem Roman zugute kommt und sich das, was Empörung entfacht, umso besser verkauft. Der Roman wurde zum Manifest der jungen naturalistischen Schule, zu deren Oberhaupt Zola avancierte.
Zolas offener Brief "Ich klage an..." in der Dreyfusaffäre ist hinreichend bekannt.
Sollte man sich gerade mit einer künstlerischen Schaffenskrise herumplagen oder das eigene Können anzweifeln, so ist dieser Roman eine gute Medizin, um wieder beherzt durchzuatmen. Zolas Romane sind vielleicht nicht mehr aktuell, aber das Ideal, das der Künstler, der Mensch an sich anstrebt (die, die Pläne machen und hohe Ziele haben und darüber hinaus vergessen, das Leben zu genießen), bleibt immer die gleiche "Bedrohung", völlig egal, in welcher Zeit man sich befindet.
Darum also nun ein Blick auf Emile Zolas "Das Werk":
Ist es möglich, dass man so frei von Zweifeln ist, um an sich zu glauben?
Der Roman ist einer der Bände aus dem Rougon-Macquart-Zyklus. Ich habe davon nur "Der Totschläger" und "Nana" gelesen, die eine gute Einleitung zu diesem Werk sind, das sich aber durchaus auch unabhängig davon lesen lässt. Hierbei handelt es sich um die Geschichte des Malers Claude Lantin, einer Mischung aus Cezanne, Manet und Zola selbst. Er ist von der Suche nach dem ewigen Ideal geplagt und vom Einfluss des Salons und des Publikums, während er gleichzeitig die Dummheit der Masse ablehnt.
Hier steht der typische Konflikt des Künstlers im Vordergrund - nicht mit der Masse schwimmen, aber gleichzeitig Erfolg haben wollen.
So sehr Claude Lantin die oberflächliche Meinung des Publikums auch ablehnt, so sehr lässt er sich dadurch beeinflussen und beginnt immer mehr an sich selbst zu zweifeln. Er hat gute Freunde, alles Künstler, darunter der liebenswerte Santoz, der an seinem Roman-Zyklus schreibt (wobei man auch in ihm Zola erkennt), bei seiner Mutter wohnt und die Freunde über Jahre hinweg immer wieder zum Essen einlädt, um die Gemeinsamkeiten und Interessen zu wahren, die aber durch die verschiedenen Charaktere und Umstände in gesellschaftlicher Schicht und Aufstieg immer mehr auseinander driften. Da ist ein Bildhauer, der unter den schlimmsten Armutsbedingungen lebt, der sich von einem Pott Öl ernährt, in den er altes Brot taucht, was Zolas eigene Erfahrungen seiner Hungerjahre sind. Er zeichnet dieses Bild wirklich eindrucksvoll, wo der Bildhauer mit einem anderen Maler zusammenlebt, mit dem er sich streitet, bis sie dann zwar weiter in dieser Armut leben, in einem Bett schlafen, aber ohne miteinander zu reden. Sie machen sich, wenn es notwendig ist, kleine schriftliche Notizen, das Atelier ist so kalt, wie die düstere Umgebung vor ihrer Tür. Auch wird gerade durch den Bildhauer deutlich, wie schwierig und teuer gerade die Bildhauerei ist, aufgrund der sehr kostspieligen Materialien und der Schwierigkeit der Aufträge.
Dann gibt es den Architekten Dubuches, der eine kränkliche, reiche Frau heiratet und sein Leben verpfuscht, da ist der falsche Freund Fargerolles, der sein fehlendes Talent mit Schlauheit und Diebstahl der Ideen ausgleicht und Erfolg hat, da ist der alte, bereits zu Ruhm gekommene Maler, der Claude und seine Freunde vor diesem Ruhm warnt und noch viele andere. Was sie alle ausmacht, ist ihre Hoffnung, ihr Streben und ihre gemeinsamen Ideale:
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Der Sieg stand außer Zweifel, sie stolzierten in ihren alten Schuhen und ihren abgetragenen Überziehern einher, weil sie diese Lappalien gering achteten, weil sie übrigens nur zu wollen brauchten, um die Herren zu sein. Und das ging nicht ab ohne eine ungeheure Verachtung alles dessen, was nicht ihre Kunst war, Verachtung des Geldes, Verachtung der Welt, Verachtung der Politik vor allem. Wozu war dieser Dreck da nütze? Nur Schwachköpfe gaben sich damit ab! Und eine hochmütige Ungerechtigkeit hob sie empor, eine gewollte Unkenntnis der Notwendigkeit des gesellschaftlichen Lebens, der irre Traum, auf Erden nur Künstler zu sein.
Die Maler und Bildhauer, allen voran der Romanheld Claude Lantin, wollen zwar in den offiziellen, jährlich stattfindenden Salons ausstellen:
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Eine gleichförmige Mittelmäßigkeit schwitzten die Werke aus, die schlammige Dreckigkeit des Tons, die kennzeichnend war für diese Werke in der guten Haltung einer blutarmen und degenerierten Kunst.
... wollen sich aber nicht den klassischen Vorlagen anpassen. Genau das ist aber die Eintrittskarte, mit der der Künstler den Grundstein zu großem gesellschaftlichen Erfolg legen kann. Je mehr er im Rahmen bleibt bei vorausgesetztem technischen Können, umso größer die Aussichten, anerkannt zu sein. Wer nicht aufgenommen wird, den verweist die Jury in den Salon der Ausgeschlossenen, in dem die Gescheiterten ihrerseits die Richter richten dürfen.
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An den Wänden hing ein Gemisch aus dem Vortrefflichsten und Schlechtesten, alle Genres durcheinander, die alten Kacker von der historischen Schule in Tuchfühlung mit den jungen Verrückten vom Realismus, die einfältigen Tröpfe auf einem Haufen mit den Marktschreiern der Originalität…
Claude gehört notorisch zu den Gescheiterten und muss sich dem Gelächter stellen.
In Antwort auf:
Das artete in einen Skandal aus, die Menge wurde immer größer, die Gesichter liefen hochrot an in der zunehmenden Hitze, alle mit dem runden, dummen Mund der Unwissenden, die ein Urteil über die Malerei fällen, mit dem Mund, der bei ihnen allen die ganze Summe von Eseleien, läppischen Erwägungen, blöden und bösen Feixereien zum Ausdruck brachte, die der Anblick eines eigenwilligen Werkes der spießbürgerlichen Schwachsinnigkeit entlocken kann.
Wie lässt sich so etwas besser überwinden, als sich zu sagen:
In Antwort auf:
War es nicht blöd an den Verstand des Publikums zu glauben?
Doch bald schon hilft auch der eigene Zuspruch nicht weiter. Claude ist zunächst richtungsführend in der Freilichtmalerei, ebnet neue Wege (solche, die einer seiner falschen Freunde - Fargerolles - in soweit kopiert, dass er den Geniestreich übernimmt, ohne das Wagnis, indem er diese Art zu Malen dann doch an die Meinung, an den Salon anpasst), verliert dann aber durch seine Misserfolge und das „Gelächter des Publikums“ den Blick für das, was ihn als Künstler ausmacht.
Er trifft auf Christine, einem jungen Mädchen aus gutem Hause, die sich in ihn und seine Wildheit verliebt, in die auch er sich verliebt:
In Antwort auf:
Das Verheerungen anrichtende Weib, das Weib, das den Künstler tötet, ihm das Herz zermalmt und ihm das Hirn leer frisst, war eine romantische Vorstellung, die die Tatsachen widerlegten.
... mit der er schließlich lebt, bis sie von der Frau zum Modell gerät. Christine beginnt seine Malerei zu hassen, weil sie erkennt, dass sie seine wirkliche Geliebte ist, verzeiht ihm sogar das Fremdgehen mit einer wirklichen Geliebten (diese vergnügt sich nur einmal mit „dem hässlichen Maler“, weil er ihr, als er sich in Christine verliebte, fast unabsichtlich die kalte Schulter zeigte – sie ist übrigens eine Art „Nana“, die sich durch das Schlafen mit reichen Männern ganz langsam zu Reichtum und Ansehen hocharbeitet, eine Figur also, die bei Zola häufiger vorkommt), bekommt ein Kind von ihm, das sie nicht liebt, weil der Maler ihr eigentliches, großes Kind ist, während dieser ebenfalls keine Liebe und Zeit für das Kind aufbringt, weil er immer besessener an seinem perfekten Kunstwerk arbeitet. Das Kind verkommt, scheint durch das Leben in der Stadt krank zu werden (nachdem sie zuerst auf dem Land (in Aix) gewohnt haben, bis Claude dort seine Kreativität gefährdet sah). Durch den ständigen Dreck der Pariser Straßen, vielleicht durch die Armut und Nichtliebe ist das Kind missgebildet und zurückgeblieben, bis es schließlich an einem übergroßen Schädel stirbt, ohne besonderen Eindruck bei den mit sich selbst kämpfenden Eltern zu hinterlassen, außer, dass Claude das Kind malt und hofft, das Bild im Salon ausstellen zu können, was ihm gelingt, weil Fargerolles ein gutes Wort für ihn einlegt. So scheint der Erfolg endlich näherzurücken, bis Claude dann schmerzhaft erkennen muss, dass sein Bild irgendwo am Rande hängt, ohne, dass jemand das „Heilige“ daran wahrnimmt.
Als Leser empfindet man mit dieser Wut mit, wenn die Banausen über das „krepierte Kind“ reden, doch gleichzeitig wird einem eben auch bewusst, dass der Maler diesen Leichnam sofort gemalt hat, als es starb, und noch dazu ausgestellt hat. Die Grenzen verwischen. Man kann den Banausen ihre Ablehnung genauso wenig übel nehmen, wie dem Maler seine Art, das tote Kind zu malen. Beide Dinge bewegen sich in der Verschwiegenheit des Schmerzes.
Daran zerbricht Claude dann auch, verkommt immer mehr, schuftet an dem „wahren Werk“, zweifelt an sich, verliert sich und erhängt sich schließlich vor seiner Leinwand.
Zola schrieb das Werk für all die, die dem Ideal nachstreben und ihr eigentliches Genie nicht erkennen und sich über diese verzweifelte Suche dann schließlich verlieren, wozu jeder Künstler wenigstens einmal in seinem Schaffenshergang neigt. Cézanne hat die Liebe darin nicht erkannt, die freundschaftliche Warnung. Gleichzeitig hält Zola den Menschen seiner Zeit den Spiegel vor und hofft, dass diese hineinblicken und über sich selbst erschrecken, in einer Zeit, in der jeder realistische Blick "stinkende Literatur" ist und jedes freizügige Werk als "pervers eingestufte Kunst" gilt.
Was mir auffiel ist, dass Zola sich oft dem Charakter Cézannes bedient, wenn er seine Figur beschreibt, allerdings der Werke Manets, um seine Bilder zu beschreiben. Vielleicht hat auch das Cézanne verärgert. Das dient sicherlich dem Skandal, da Manet mit seinem "Frühstück im Freien" mehr Gelächter ausgelöst hat, als Cézanne mit seinen Bildern. Gut zur Geltung kommt dagegen der Kampf des Künstlers, der "blind mit seinen Werken" lebt und nie Zufriedenheit erfährt.
Die Wut Cézannes auf diesen Roman zeigt seinen Charakter deutlich. Der Maler, der für sein Werk über Menschen geht, steckt schließlich nicht nur in ihm. Zola hat sich auch selbst hinterfragt, er hat gleichzeitig die Qual und die Freude des Schaffensprozesses, wie auch das Elend und den Erfolg eines Künstlerlebens dargestellt.
Dem Tod des besessenen Künstlers steht die Sicht des gefestigten Künstlers gegenüber:
In Antwort auf:
Ich kenne welche, die sich von den Angriffen umwerfen lassen, die das wenig stolze Bedürfnis haben, sich Sympathien zu schaffen. Bloßes Verhängnis der Natur, manche Frauen sterben daran, wenn sie nicht gefallen. Aber die Schmähungen sind gesund, die Unbeliebtheit ist eine männliche Schule, nichts erhält einen so geschmeidig und kräftig wie das Gejohle der Dummköpfe. Es genügt, sich zu sagen, dass man sein Leben an ein Werk gegeben hat, dass man weder sofortige Gerechtigkeit noch auch nur eine ernsthafte Prüfung erwartet, dass man schließlich ohne Hoffnung irgendwelcher Art arbeitet, einzig und allein, weil die Arbeit einem unter der Haut pocht wie das Herz, unabhängig von unserem Willen; und es kann einem sehr wohl passieren, dass man darüber stirbt, mit der tröstlichen Illusion, dass man eines Tages doch noch geliebt werden wird…
Na dann, auf ins Farben- und Wortgemetzel.
Über Zola gibt es eine sehr schöne Biografie von Veronika Beci. Bald mehr dazu.
Art & Vibration
Hallo Taxine,
habe gerade entdeckt, Charles Bukowski schrieb ein Gedicht "Nana", was sich wohl auf Zolas' Roman bezieht. Eine männermordende Hure. Bei Bukowski heißt es
Zitat von Bukowski
Fünf haben sich umgebracht
drei sind durch und durch
wahnsinnig geworden.
Die Chancen stehen gut, dass ich den Roman noch in der ersten Jahreshälfte in Angriff nehme. Endlich!!
Allet gudde
und lieb gegrüßt
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Hab auch zwei Zola Bücher rumzuliegen. "Das Tier im Menschen" und "Das Werk". Sogar noch von meiner Oma. Zola war in der DDR erstaunlich populär und heiß begehrt. Ich hab zwei Mal angelesen und immer wieder abgebrochen. Irgendwie finde ich keinen Zugang.
Was Bukowski betrifft, der war bekanntlich ein belesener Mann.
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C
Ich hab zwei Mal angelesen und immer wieder abgebrochen. Irgendwie finde ich keinen Zugang.
Von den ersten 137 Seiten (vier Kapiteln) bin ich so dermaßen enttäuscht, dass ich das Buch gleich gegen die Wand knall wie Lutherus sein Tintenfaß. Keine Charaktere, nur eine Gesellschaft strichmännchenhaft gezeichnet. Auch Nana, die Protagonisten, eine genauso blasse Figur. Hier ist nicht das pralle Leben, nicht das reizvoll gezeichnete Paris wie in den Großwerken Balzac's. Keine satten Farben wie im Glöckner von Notre Dame. Die Unterhaltungen auf den Gesellschaften sind langweilig. Es besteht überhaupt kein Reiz, dieses Buch weiterzulesen. Lieber einen Blick in Tanizaki und dann Fussball.
Ende der Durchsage.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: Émile Zola
in Die schöne Welt der Bücher 11.06.2010 22:52von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ach ... schade. "Nana", die entwickelt sich. Der Roman. Ich habe ja drei (der zusammenhängenden) Teile des "Les Rougon-Macquart" Zyklus gelesen, wobei "Nana" das erste Buch war. "Die Totschläger", "Nana" und "Das Werk". Aber "Nana", die würde ich von Zola nie aus der Hand geben und sicherlich irgendwann noch einmal lesen. Das ist vielleicht so'n Kunst-Ding. Ein ganz tief wirkendes Kunst-Ding. Vielleicht muss man dafür mehr "Umfeld" im Hinterkopf haben. Ich weiß es nicht. Mir jedenfalls hat es gefallen. Könnte nicht einmal erklären, warum.
So unterscheiden sich die Geschmäcker dann eben manchmal.
("Nana" von Manet - Quelle: Wikipedia)
Liebe Grüße
Taxine
Art & Vibration
Zitat von MartinusZitat von LX.C
Ich hab zwei Mal angelesen und immer wieder abgebrochen. Irgendwie finde ich keinen Zugang.
Von den ersten 137 Seiten (vier Kapiteln) bin ich so dermaßen enttäuscht, dass ich das Buch gleich gegen die Wand knall wie Lutherus sein Tintenfaß. Keine Charaktere, nur eine Gesellschaft strichmännchenhaft gezeichnet. Auch Nana, die Protagonisten, eine genauso blasse Figur. Hier ist nicht das pralle Leben, nicht das reizvoll gezeichnete Paris wie in den Großwerken Balzac's. Keine satten Farben wie im Glöckner von Notre Dame. Die Unterhaltungen auf den Gesellschaften sind langweilig. Es besteht überhaupt kein Reiz, dieses Buch weiterzulesen. Lieber einen Blick in Tanizaki und dann Fussball.
Ende der Durchsage.
Liebe Grüße
mArtinus
Na das ist doch mal ne Ansage Oder Absage
So schlecht ist Zola sicher nicht. Publikumswirksame Affekthascherei wie bei Hugo, oder das lebendigste, reizvolle Paris sollte man von einem Naturalisten nicht erwarten. "Das Werk" z.B. kommt schon sehr düster daher. Aber ich denke, man braucht dafür die richtige Stimmung, viel innere Ruhe und Geduld, die Dinge entwickeln zu lassen. Man darf z.B. keinen SUB neben sich zu liegen haben. Das ist zumindest meine Erkenntnis. Ganz abgeschlossen habe ich noch nicht mit ihm. Nur vertagt, bis ich so alt bin, wie meine Oma war (Vielleicht auch etwas früher )
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[i]Poka![/i]
RE: Émile Zola
in Die schöne Welt der Bücher 12.06.2010 00:39von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von LX.C
Aber vielleicht ist das auch wirklich so ein "Kunst-Ding", in das sich der Künstlertypus besser einfühlen kann. Zumindest bei genannten Werken.
Kunstding, ja. Aber bei Zola ist es schwierig. Für "Das Werk" z. B. habe ich auch zwei Anläufe gebraucht, obwohl jener Roman wesentlich intensiver auf die Kunst eingeht. "Das Werk" wird erst mit den letzten Seiten so spannend, dass man (oder ich) es weglegt und sagt: Es hat sich gelohnt. Dazwischen sind lange Passagen reinen Kunst-Kampfes und, man möchte fast sagen, träger Idylle. Die "Nana" aber, die habe ich irgendwie sofort ins Herz geschlossen. Zola spielt auch mit den Tragiken, versetzt sie weit in den Hintergrund. Seine Charaktere zeigen sich einfach, sie sind nicht bildhaft vorstellbar, sondern nur durch das, was geschieht, erahnbar.
"Die Totschläger" dagegen sind vielleicht noch eher als Erstling zu empfehlen, weil der Roman spannend, d. h. tragisch ist. Geht um Armut, Milieu und Alkoholismus.
Kann mir jedoch wirklich gut vorstellen, dass es einer richtigen Stimmung bedarf.
Aber ich glaube, du hast erst einmal genug, was Martinus?
Liebe Grüße
Taxine
Art & Vibration
Zitat von Taxine
Zola spielt auch mit den Tragiken, versetzt sie weit in den Hintergrund. Seine Charaktere zeigen sich einfach, sie sind nicht bildhaft vorstellbar, sondern nur durch das, was geschieht, erahnbar.
"Die Totschläger" dagegen sind vielleicht noch eher als Erstling zu empfehlen, weil der Roman spannend, d. h. tragisch ist. Geht um Armut, Milieu und Alkoholismus.
Kann mir jedoch wirklich gut vorstellen, dass es einer richtigen Stimmung bedarf.
Liebe Grüße
Taxine
Na ja, was für eine Stimmung, werte Taxine. Meine Kritik liegt hierin begründet, dass dort wirklich nichts bildhaft vorstellbar ist, wie du es sagst. Die Figuren sind austauschbar und durchlässig. Wenn ein Autor es nicht schafft, meine Fantasie zu beflügeln, dann ist er nichts für mich, und ich langweile mich. Das ist genau der Punkt. Zur literarischen Unterhaltung spielt bei mir Fantasie eine große Rolle. Bei irgendwelchen anderen Büchern, die mich gelanweilt haben, ist es immer wieder das gleiche Phänomen: Wenn ich zwischen den Zeilen nichts erspüren kann, dann sind solche Bücher nichts für mich. Ich könnte solch Literatur nur lesen, wenn sie extrem spannend ist
wie z.B. Brian Moore: Es gibt kein anderes Leben . Aber selbst bei Brian Moore, der einen einfachen Stil pflegt, zieht der Roman wie ein Film durch den Kopf, auch bei Robert Merle und Karl May kann ich das beobachten, nicht aber bei der "Nana". Ich verkriech mich jetzt lieber in den Père Goriot und in den Japaner.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)