HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ich treibe mich gerade im Buch von Warlam Schalamow "Durch den Schnee - Erzählungen aus Kolyma" herum. Das ist der erste von vier Bänden, den ich mir endlich einmal leisten konnte. Und es lohnt.
Hier trifft man auf einen Schriftsteller, der das Thema ganz anders angeht, dennoch klar den Schmerz und das Leid des Lagerlebens einfängt, und das anhand von Erzählungen, die wie poetisch nüchterne Ausschnitte die ganze Wucht der Trostlosigkeit, des Hungers, des Leidens, der Kälte, der Gleichgültigkeit im Miteinander und vieler anderer Bedingungen verkörpern, um sich den eigenen Erlebnissen zu nähern oder sie aus der Ferne zu betrachten. Wenn im Klapptext steht:
"Warlam Schalamow treibt seine Geschichten immer wieder bis an den Rand des Schreckens - aber er beschwört den Schrecken nicht. (...) Er versucht nie, ihn einzufangen. Er kreist ihn ein." (Arno Widmann) - dann sind genau das im Grunde die richtigen Worte, um die Art des Schreibens dieses wunderbaren Menschen zu erfassen.
Ich habe viele Bücher zu diesem Thema studiert, aber selten etwas Besseres gelesen. Deutlich zeigt sich, wie Schalamow die Situation für sich und an sich akzeptiert hat, nachdem er wegen "konterrevolutionärer Agitation" (der übliche Artikel 58) verurteilt wurde und im Ural die Lagerhaft antrat. Er berichtet immer ohne viel Aufsehen über die Begebenheiten, über die Mitgefangenen, das Dasein im Lager und zeichnet dabei den Menschen so vollkommen klar und bewegend, dass es einem manchmal fast die Sprache verschlägt.
Beim Projekt Gutenberg wiederum ist eine Studie über "Dostojewski" herausgekommen, verfasst von Nina Hoffmann , die ich dann als Ebook lese. Bin gespannt. Jatman kennt es bestimmt schon als Papierbuch.
Hoffmann scheint auf jeden Fall eine Bewunderin zu sein und zeigt bereits am Anfang auf, dass, außer "Arme Leute" vor der sibirischen Zeit nur Nachahmung in den Romanen von Dostojewski zu finden war, die Werke nach der Verbannung ihn dann zum tatsächlichen Schriftsteller machten.
Treffend (und nicht nur auf Dostojewski) z. B. schon die Einleitung mit einem Gedicht von Goethe:
DAIMON
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
Art & Vibration
Ja, ich bin überhaupt totaler Büchner Fan. Wahnsinn was der für die Moderne geleistet hat, in der kurzen Zeit. Aber ich lese ungern Sachen zwei Mal. Deswegen "leider"
Schalamow hört sich interessant an und erinnert mich, Deiner Erzählung nach, dann irgendwie auch schon wieder an Fred Wander, der die Menschen im Lager ja auch so wunderbar zeichnete. Muss ich mir mal vormerken.
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C
Schalamow hört sich interessant an und erinnert mich, Deiner Erzählung nach, dann irgendwie auch schon wieder an Fred Wander, der die Menschen im Lager ja auch so wunderbar zeichnete. Muss ich mir mal vormerken.
Der Vergleich ist gut. Ich habe mir jetzt von Schalamow auch den zweiten Band bestellt. Diese Art des Erzählens, fast lakonisch und auf den Punkt gebracht, so dass die Situation dann umso klarer hervortritt, ist wirklich außergewöhnlich. Interessanterweise waren Schalamow und Solschenizyn unterschiedlicher Ansicht, obwohl sie beide das gleiche Thema behandelten. Der Unterschied lag besonders darin, dass Schalamow den Menschen zeigen, während Solschenizyn das System angreifen wollte, indem er auf die Schicksale verwies.
Schalamow versucht, die Lagersituation in eine Art Gegenwart zu holen. Für ihn gilt, dass der Schriftsteller das Lebensdrama darstellen soll, allerdings nicht mit den Augen des Schriftstellers. Er nimmt also, im Gegensatz zu Solschenizyn, keine urteilende Position ein und katapultiert sich vielmehr als einer seiner Protagonisten in die literarische Erzählung. So dringt dann die Kälte besonders effektiv durch die Zeilen. Ähnliches habe ich dann höchstens bei Grossman und der Erzählung "Alles fließt" erlebt. Nicht so sehr, wie Grossman das Thema angeht, sondern in der Wirkung der eigentlichen Erschütterung.
Bei Schalamow wird der ganze Kampf, die Landschaft, der Mensch sichtbar. Der Leser wird direkt ins Geschehen geleitet und hat dadurch richtigen Anteil an der Situation, was Solschenizyn durch den Blick auf die Dinge anders gelöst hat, wobei mich sein Gulag-Werk nicht weniger erreicht hat.
Im Nachwort klingt auch ein Thema an, über das wir schon diskutiert haben. Ich zitiere:
Zitat von F. Thun-Hohenstein
"Die von Alexander Solschenizyn für die "Besserungsarbeitslager" präzise gefundene Bezeichnung "Vernichtungsarbeitslager" traf in besonderem Maße für die Lager in dieser Region zu: Der Tod durch Arbeit - nicht nur durch Hunger, Kälte oder Erschießungen - lag im Kalkül der politischen Macht."
So habe ich es auch empfunden. Natürlich gab es den Arbeitsverschleiß, aber der war mit einbezogen und vorausgesetzt.
Einige Bücher werden auch im Nachwort noch genannt, die wiederum das Thema "Ausschwitz" behandeln. Einmal die Sachen von Primo Levi und zum anderen von Jorge Semprun. Letzterer geriet als Spanier nach Buchenwald. Ich lese von ihm "Was für ein schöner Sonntag". Bei Levi ist "Das periodische System" interessant, seine Autobiografie.
Art & Vibration
P. S. Ich lese jetzt übrigens Maxim Gorkis Alterswerk "Klim Samgin", obwohl ich Gorki gegenüber ambivalent eingestellt bin, eben weil er die Augen verschlossen hat. Dennoch ist er, das muss man neidlos anerkennen, ein wahnsinnig guter Schriftsteller gewesen.
Solche Sachen finde ich gut:
„Der Mensch ist das Denkorgan der Natur, eine andere Bedeutung hat er nicht. Durch den Menschen sucht die Materie sich selbst zu erkennen.“
Oder:
"Man muss gewisse feste Grenzen finden und in ihnen einen Platz einnehmen, nachdem man auf dem Weg dahin alles Erdachte, das einen daran hinderte, leicht und einfach zu leben, entlarvt und beiseite geworfen hatte..."
Und das ist auch herrlich, aus dem Mund des eigenartigen Lehrers Tomilin:
„Gewiss, jeder Gedanke hat unbedingten Wert. Bei ernsthafter Einstellung zu ihm kann er, selbst wenn er falsch formuliert ist, zum Erreger einer endlosen Reihe anderer Gedanken werden, wie ein Stern wirft er seine Strahlen nach allen Seiten. Doch der absolute, reine Wert eines Gedankens geht unverzüglich verloren, sobald der Prozess seiner praktischen Ausbeutung beginnt. Hüte, Schirme, Nachtmützen, Brillen und Klistierspritzen – das ist es, was kraft unserer Neigung zu Ruhe, Ordnung und Gleichgewicht aus dem reinen Gedanken hergestellt wird.“
(Alle Zitate aus Gorkis "Klim Samgin", dtv weltliteratur, Bd. 1)
Auch die Figur Klim Samgin ist spannend gestaltet. Der Leser schwankt zwischen Abneigung und Verständnis. Das Werk besteht aus vier Bänden. Mal sehen, wie weit ich komme.
Art & Vibration
Nina Hoffmann hat 1899 die erste deutsche Dostojewski-Biographie geschrieben (Hoffmann, N.; Th. M. Dostojewsky – Eine biographische Studie, Ernst Hofmann & Co Berlin 1899). Die hat noch mit Dostojewskis Frau zu tun gehabt. Dostojewskaja war sauer auf die, weil sie wohl Papiere, die sie der Hoffmann geliehen hatte, nur mit Mühe wiederbekam.
Und ja, Jatman hat die erste Ausgabe von 1899 :-) Ich nehme an, die ist es, die veröffentlicht wurde. Dass die Frau darüber hinaus was geschrieben hätte wär mir neu.
Zusammenfassung auf meiner D-Page:
"Für diese Entstehungszeit ein sehr nüchternes Buch. Bezieht sich etwas viel auf Strachows Veröffentlichungen. Auf Dostojewskis Werk wird ebenfalls eingegangen. Lesenswert."
Ansonsten gerade: Roger Willemsen "Vages Erinnern - Präzises Vergesessen"
Mann oh mann - ein verdammt intellektueller Hund! Messerscharf, aber SÄHR anstrengend. Ich habe ihn gemocht. R.I.P.
Zuvor Armin Strohmeyer "Georg Sand" Eine Biographie. Vom Feinsten! Absolut empfehlenswert. Nüchtern, objektiv (so weit sowas geht ;), nicht lobhudelnd und gut in den zeitlichen Kontext gesetzt.
Und erkennbar, dass Dostojewskis Frauenbild nicht nur der Zeit verhaftet war, sondern zu Teilen bewusst rückwärts blickend eingefroren. Sands Geschreibe galt als naiv (ich wolle es auch nicht lesen) aber sie selbst war es beileibe nicht. Der Zeit verhaftet ja, aber nie stehengeblieben wie der Herr D.
Und den Stil Typen verkörpern Ideen und ich lass sie mal laufen, war wohl bereits schon ihre Methode. Auch Ds Konflikt mit Belinski nahm sie in haltlich vorweg: " Kunst darf nicht als Kanzel dienen."
Als dies und noch mehr lässt begreifen, weshalb D. George Sand bis zu seinem Tode über alles verehrt hat, wo er doch sonst fast nur temporäre Favoriten für sich gelten ließ.
Ansonsten bin ich seit einer Weile von den Russen weg. Tut ganz gut.
Achja, das von mir im Mai angeführte "Unser Shakespeare: Einblicke in Shakespeares fremd-verwandte Zeiten" von Frank Günther habe ich mir bereits gegönnt. Ausgesprochen unterhaltsam. Absolute Empfehlung.
www.dostojewski.eu
Habe die letzten Wochen versucht, Frank Witzels "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion ..." zu lesen. Heute Abend aufgegeben.
Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
Zitat von Jatman1 im Beitrag #7
Nina Hoffmann hat 1899 die erste Dostojewski-Biographie geschrieben (Hoffmann, N.; Th. M. Dostojewsky – Eine biographische Studie, Ernst Hofmann & Co Berlin 1899). Die hat noch mit Dostojewskis Frau zu tun gehabt. Dostojewskaja war sauer auf die, weil sie wohl Papiere, die sie der Hoffmann geliehen hatte, nur mit Mühe wiederbekam.
Und ja, Jatman hat die erste Ausgabe von 1899 :-) Ich nehme an, die ist es, die veröffentlicht wurde. Dass die Frau darüber hinaus was geschrieben hätte wär mir neu.
Zusammenfassung auf meiner D-Page:
"Für diese Entstehungszeit ein sehr nüchternes Buch. Bezieht sich etwas viel auf Strachows Veröffentlichungen. Auf Dostojewskis Werk wird ebenfalls eingegangen. Lesenswert."
Wusste ich es doch. Ja, ich denke, das ist die Ausgabe, die du meinst. Was ich schön finde, ist u. a. ihre Erklärung, warum Dostojewski mit seinen Aussagen auf Russen anders wirkt als auf andere Menschen, auch ihre tiefere Deutung der russischen Seele (bei Rosanow ähnlich im Sinne der "Sklaven-Seele), was ich nicht so gut finde, sind die Erklärungen alleine durch Dostojewski selbst. Ist dann weniger ein Lesen einer Biografie als das Wiederholen seiner Ansichten aus Schriften wie "Tagebuch eines Schriftstellers" und die "verhängnisvollen" Briefe.
Überhaupt ist da die ganze Geschichte um Dostojewski stark reduziert. Zum Beispiel der Briefaustausch während seines Aufenthalts in Sibirien mit dem Bruder, der ja so einseitig war. Hoffmann geht gar nicht darauf ein, dass der Bruder auf die Bitten und Wünsche, zu schreiben oder zu unterstützen, gar nicht eingegangen ist bzw. nie geantwortet hat. Das hatte mich damals stark an der tieferen Beziehung der Brüder zweifeln lassen, die aber dennoch bestand und gar nicht so einseitig war, wie ich dachte. Dostojewski selbst war natürlich wesentlich "brüderlicher", dennoch zeigt sich im Briefaustausch der jungen Brüder eine sehr tiefe Verbindung.
Das Phänomen des Nicht-Meldens kann ich aber jetzt durch die Lektüre vieler Lagerberichte dennoch besser verstehen. Da ging es weniger um fehlende Brüderliebe als um schlichte Angst (was dann natürlich auch etwas, aber nicht alles über den Menschen aussagt). Was mich damals an der Reaktion des Bruders abgestoßen hat, ist aus heutiger Sicht die schlichte Angst, selbst in die Situation zu geraten mit vielen psychologischen Hintergründen.
Die Lektüre an sich ist dennoch sehr aufschlussreich, erreicht natürlich nie die Qualität anderer Biografien um Dostojewski, z. B. Kjetsaa und co. Aber das hatte ich dann auch nicht erwartet.
Ich wusste allerdings nicht, dass Dostojewskis Werk "Die Erniedrigten und Beleidigten" so viel Kritik erntete. Nach Hoffmann die größte Ablehnung überhaupt. Ich dachte, nur sein "Doppelgänger" wäre davon am stärksten betroffen gewesen (wobei ich dieses Werk als eines seiner besten empfinde, da er hier irgendwie eine Art "offenes Kunstwerk" schafft und damit bis heute modern wirkt). Hoffmann geht also dementsprechend gar nicht auf die "Erniedrigten" ein.
Es wäre zu unnatürlich in den Gegebenheiten, so in etwa die Aussage der Kritik. Da denke ich dann wieder: welches der Werke Dostojewskis ist das nicht? Sie alle sind fern ab einer tatsächlichen Wirklichkeit, mehr Symbol und Fragenstellung, manchmal sogar nur idealisierter Traum. Auch "Die Erniedrigten und Beleidigten" sind ja nur ein Sinnbild, das dennoch viel Wahrheit enthält ... mir hat (selbstredend) auch dieses Buch gefallen.
Lektüre momentan: ... das zweite Buch von Schalamows Kolyma-Erzählungen. Der Titel lautet: "Linkes Ufer". Ich würde sagen, es reicht, den ersten Teil "Durch den Schnee" zu kennen, weil hier die Erzählungen sehr intensiv sind. Der zweite Teil beinhaltet eher die Erfahrungen in der Krankenstation. Schön war die Erzählung, die er Nadeshda Mandelstam widmete, mit dem Titel "Sentenz". Hier berichtet er, was er als Mensch durch das Lager verloren hat und wie schwer der Aufbau der Gefühle danach ist. Gelernt durch Schalamow: Das Tier, z. B. ein Pferd, ist nicht so robust wie der Mensch, der alles durchhält, bis er verreckt. Ebenso, dass im Menschen nur Verbitterung zurückbleibt, Gefühle, wie Liebe, sich gar nicht mehr oder als letztes wiederbeleben. Eine wirklich schreckliche Konsequenz.
Auch bei Gorki bin ich im zweiten Teil des "Klim Samgins", allerdings mit Pausen. Ich mag die Geschichte. In den Büchern sind schöne Gedanken enthalten. Aber sie lesen sich natürlich auch nicht einfach weg.
Erholung mit Jünger. Mittlerweile in Band 2 von "Siebzig verweht" gelandet. Kurze Resonanz: Den liebe ich einfach. Ich könnte seinen Gedanken und Reisen ewig folgen.
Art & Vibration
"was ich nicht so gut finde, sind die Erklärungen alleine durch Dostojewski selbst. Ist dann weniger
ein Lesen einer Biografie als das Wiederholen seiner Ansichten aus Schriften wie "Tagebuch eines
Schriftstellers" und die `verhängnisvollen` Briefe."
Man sollte die Quellenlage zu dem Zeitpunkt des Schreibens nicht außer Acht lassen. Da war noch
sooo viel nicht bekannt, gefunden, gesichtet, publiziert. Und dann lief es eben noch über D.s Frau.
Und um deren Objektivität wissen wir ja ;-)
". . . an der tieferen Beziehung der Brüder zweifeln lassen, die aber dennoch bestand und gar nicht so
einseitig war, wie ich dachte. Dostojewski selbst war natürlich wesentlich `brüderlicher`, dennoch
zeigt sich im Briefaustausch der jungen Brüder eine sehr tiefe Verbindung."
Das `brüderlicher` wäre in meiner Lesart ganz klar ironisch zu lesen ;-)
Die Verbundenheit trifft vermutlich die Schwärmereien ihrer Jugend. Zudem hatten sie als Kinder
faktisch bloß sich selbst. Da entstehen auch engere Bande, die aber eben nicht von Bestand sein
müssen.
Bereits 1838 war Dostojewski mit dem Feedback seines bruders unzufrieden:
„Folglich kannst Du Dich nicht damit rühmen, an mich gedacht und mir öfter geschrieben zu haben.
(…) Aber hör Bruder. – Wenn unser Briefwechsel auf diese Weise weitergeht, sollten wir ihn wohl
besser einstellen.“
Und es kommt noch besser (Fjodor an Michael):
„Du zürnst mir, weil ich nicht auf alle Deine Fragen antworte. Ich täte es gern, doch es geht nicht!
Übrigens antwortete ich auf alle Fragen, wie zum Beispiel: `Hast Du einen Bart?`, dann bliebe kein
Platz für Wichtigeres.“
Es gab also durchaus ein Interesse Michails am Menschen Fjodor. Es hatte aber alles nach Fjodors
Pfeife zu tanzen und sich um ihn zu drehen. Das sollte sich in keinem Lebensbereich bis zu seinem
Tode ändern. Und den kübelweise über ihn ausgeschütteten Altruismus nehme ich ihm in keiner
Weise ab, "lediglich" in seinen literarischen Arbeiten. Da durchaus!
Über die Schwärmerei kann ich keine gegenseitige tiefe Verbundenheit erkennen. Hast Du vielleicht
mal ein Beispiel? Gern weite ich da meinen Blick. Ich allein vermag es in diesem Punkt nicht.
"Was mich damals an der Reaktion des Bruders abgestoßen hat, ist aus heutiger Sicht die schlichte
Angst."
Nahm ich auch schon immer an. Aber das wird es nicht allein gewesen sein, denn (ich hatte mich ja
schon mal dazu ausgelassen.
http://www.dostojewski.eu/04_FAMILIE_obe...er_Michail.html ) Dostojewski ist
immer der, der fordert. Da hatte Brüderchen, Verbannung hin oder her sicherlich auch kein Bock
drauf.
"Ich wusste allerdings nicht, dass Dostojewskis Werk "Die Erniedrigten und Beleidigten" so viel Kritik
erntete."
Dass es zu seiner Zeit zu so starker Ablehnung kam, ist mir auch noch nicht begegnet. Es war wohl
eher ein Durchläufer. Später - ja wurde es oft als zu profan abgetan. Vielleicht hat es mir deshalb
recht gut gefallen ;-)
Und beim Doppelgänger war er vielleicht seiner Zeit voraus. Eine Floskel, ich weiß. Das war einfach zu
chaotisch und die Message war nicht augenscheinlich, - gleich in welche Richtung. Da konnte keiner
was mit anfangen. Es sollte unterhalten oder aber Stellung bezogen werden. Die Beachtung des
Doppelgängers war eventuell gar nicht so groß und wirkt nur größer weil eben DER Kritiker Belinski
darin den Kämpfer für das Gute vermisste.
"Es wäre zu unnatürlich in den Gegebenheiten"
Ich fand den Doppelgänger auch klasse. Kann aber die Ansicht nachvollziehen. Alles andere ist
überfrachtet in die Länge gezogen, x Handlungsebenen. Ein Wust an Geschriebenem, aber es gab den
roten Faden und eben die klassische Kulmination. Die gibt es im Doppelgänger zwar auch, ist aber gut
verwässert bzw. knallt nicht, sondern schleicht sich aus.
Nunja, das Wort Leseblockade wäre zu hoch gegriffen. Ich kann aber nur bei tiefer innerer
Zufriedenheit lesen, ansonsten fühl ich mich immer irgendwie getrieben. Das bedaure ich sehr. Und
zur Zeit ist halt nix mit lesen.
www.dostojewski.eu
Zitat von Jatman1 im Beitrag #10
Nunja, das Wort Leseblockade wäre zu hoch gegriffen. Ich kann aber nur bei tiefer innerer
Zufriedenheit lesen, ansonsten fühl ich mich immer irgendwie getrieben. Das bedaure ich sehr. Und
zur Zeit ist halt nix mit lesen.
Hoffe, es geht dir gut, Jatman? Diese Phasen kommen mir irgendwie bekannt vor. Auf den Rest gehe ich noch ein, wenn ich mehr Zeit habe.
Art & Vibration