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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Die Liebe oder der Nachtzug

in Lyrik 08.02.2020 23:00
von Sokolow • 197 Beiträge

ich bin pförtner
bin alleine
sehne mich nach einer frau
mit der ich über handke oder
andric rede kann
ich heiss björn
ich heisse schon lange so
als ich klein war
hatte ich krokodile gerne
ich aß knäckebrot und wusste nichts von der zukunft
ich trage eine hundeleine bei mir
morgen gibt man mir einen hund
es heisst
er soll mich bewachen
damit ich keinen unsinn mache
ich denke oft an piroschka

oft wenn ich pause habe
sehe ich mich im spiegel an
wie hässlich der ist, sage ich mir dann
und denke an piroschka oder
an nathan dem lügner
ich kann auch an dostojewski denken
meine güte
wieviel pistazien der an einem tag aß
da muss eine mutter lange für stricken
alles unsinn
ich höre güterzüge vorbeirattern
vor einiger zeit waren da menschen in den güterzügen
standen da und wussten was es heisst
vergessen zu werden
nur das rattern
das war ihnen nah
das rattern und die nacht
in der das rattern vergessen wollte
woran es war

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#2

RE: Die Liebe oder der Nachtzug

in Lyrik 16.02.2020 10:51
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

"Ich denke oft an Piroschka" werde ich jetzt lesen. Und du bist schuld. Dostojewski trank übrigens auch viel Tee mit Marmelade. Und das war noch Tee, der wirklich wach hielt, so wie die Traurigkeit und Sehnsucht das bei deinem lyrischen Ich schafft.
Das Umblättern der Buchseiten kann das Zuggeräusch manchmal übertönen.




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