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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

November/Dezember 2020

in Lektüreliste 11.12.2020 18:34
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Einiges an Lektüre verarbeitet. Darunter Klaus Trost "Dostojewski und die Liebe", wohl eines der ersten Bücher, das sich mit seinen Musen und Liebesverhältnissen auseinandersetzt. Dann eine Neuentdeckung für mich, die mich beeindruckt hat. Zeruya Shalev, die in einem Kibbuz aufwuchs und sich teilweise auch kritisch zur israelischen Politik äußert, bezogen auf den menschlichen Aspekt, dass die Kinder zum Militärdienst eingezogen werden, Frauen wie Männer. Besonders gefallen haben mir ihre Bücher "Schmerz", "Für den Rest des Lebens" und "Liebesleben".

Dann habe ich erneut die "Tagebücher" von Gombrowicz herausgekramt und weitergelesen, es jedoch wieder nur bis zur Mitte geschafft. Darin sind schon schöne Gedanken festgehalten, besonders was z. B. Kunstwerke in Museen betrifft, wenn die Betrachter davor ihre kulturelle Rolle des Bewunderns erfüllen, während sie mit leeren Gesichtern auf die Portraits der Gemälde starren. Aber Gombrowicz hat auch viele Ansichten, die ich nicht teile, so seine Kritik an polnischen Schriftstellern, worunter auch der für mich herrliche Przybyszewksi (ich kaufe immer noch einen Vokal) fällt, dessen Buch "Der Schrei" einfach surreal genial ist.

Dazwischen kam Vila-Matas. Sein "Dublinesk" ist großartig und erinnert in der Fülle an Literatur und Empfehlung wieder ganz an "Bartleby und co". Hier geht es dann natürlich um Joyce, "Ulysses", ein verschwendetes Verleger-Leben und um den Abschied vom Gutenberg-Zeitalter. Auch "Dada aus dem Koffer" habe ich noch einmal gelesen. Das machte die Sache rund. Interessant, wenn auch sehr abstrakt und schwer zu lesen, ist daneben Fernandez Macedonio mit seinem Lebenswerk und Buch "Das Museum von Eternas Roman", das aus etlichen Prologen besteht. Da kann man sich den Kopf zerbrechen, warum der Schriftsteller mehr als Kultfigur bekannt war als für seinen Schrieb selbst. Borges jedenfalls gab an, er hätte seinen Lehrer bis ins Plagiat imitiert. Mir persönlich gefällt Borges allerdings dann doch besser.

Und nun bin ich bei Paul Valéry gelandet "Zur Theorie der Dichtung".

"Das höchste Ziel dieser Kunst in Beziehung auf einen gegebenen Leser ist dann erreicht, wenn dieser Leser keinen anderen vollkommenen und notwendigen Ausdruck für die Wirkung, die das Werk auf ihn ausübt, finden kann als dieses Werk selbst. (...) Poesie ist die eigentliche Gelenkstelle zwischen Geist und Leben, diesen beiden undefinierbaren Wesenheiten."

Ich liebe Valéry. Seine Aufzeichnungen sind nebenbei auch großartig.




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