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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Daniel Defoe

in Die schöne Welt der Bücher 28.12.2021 21:09
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Die gesammelten Werke Defoes sind sicherlich noch einmal einen Blick wert, aber auch sein Bericht über die Pest zeigt einen Schriftsteller, der hinter die Dinge blickt und sich mit dem, was geschehen ist, tiefer auseinandersetzt. Darum eine kurze Zusammenfassung meiner Eindrücke nach der Lektüre "Die Pest in London":

Daniel Defoe "Die Pest in London"

Bei diesem Werk handelt es sich um einen halb fiktiven und halb realistischen Tatsachenbericht. Es ist interessant zu lesen, wie die Menschen im 17. Jahrhundert auf die Pest reagiert haben. Defoe war selbst ein Zeitzeuge, zwar erst 6 Jahre alt, aber dadurch auch in späterer Aufzeichnung involvierter und engagierter.

Die Pest in London ist nicht die erste und nicht ganz so verheerend wie die im Mittelalter. Sie tötete ca. 100.000 Menschen und ereignete sich im Jahr 1665. Nachdem ich das wunderbare Werk „Laurus“ von Vodoladzkin gelesen habe, bei dem die Pest zum Teil auch ein Schauplatz der Gefühle ist, war die Lektüre Defoes eine eindrucksvolle Ergänzung.

Defoe beschreibt das Ganze aus den Augen seines Protagonisten, der zunächst eine Weile mit sich ringt, ob er flüchten oder bleiben soll, um seine Güter zu schützen, als die Pest vor den Stadttoren wütet. Es ist ein ergreifendes Abwägen, wobei alles aufzugeben keine wirkliche Option ist und das, was als Seuche auf die Stadt zurollt, durch die Neuartigkeit noch nicht richtig eingeschätzt werden kann. Entsprechend können sich die meisten kaum vorstellen, was auf sie zukommt und auch während und gegen Ende der Pest zeigt sich die Unvernunft vieler Menschen, die das Abstrakte einer solchen Seuche kaum richtig erfassen können.

Der Erzähler beginnt, wie viele um ihn herum, Zeichen Gottes zu suchen und berichtet, dass tatsächlich wenige Menschen die Stadt verlassen haben, sich stattdessen Aberglaube und Furcht vor der Apokalypse verbreitet haben, geschürt von 'Überbringern der Wahrheit' in Wort und Schrift, so dass das Chaos zunahm, statt vernünftig nach Lösungen zu suchen. Es gibt etliche Scharlatane, die den Leuten mit angeblichen Wundermitteln das Geld aus der Tasche ziehen, um sie dann später in aller Hilflosigkeit selbst zu nehmen und an der Pest elendig zugrunde zu gehen.
Die Regierung erlässt neue Regeln und ordnet an, die Leute einzusperren. Dabei wird jeweils ein ganzes Haus abgeriegelt und durch einen Wächter bewacht. Wenn eine Person im Haushalt erkrankt ist, sind auch die Gesunden dazu verurteilt, im Haus zu bleiben und sich ebenfalls anzustecken. Die Empörung ist groß, und durch heutige Probleme einer Scheinpandemie wesentlich besser nachzuvollziehen.

Die Leute versuchen, die Regeln zu umgehen und zu entkommen. Bei der Pest und hohen Ansteckungsrate ist der Fluchtversuch natürlich fatal. Vor allen Dingen unter der armen Bevölkerung breitet sich die Seuche aus, während nur die Gutbetuchten die Möglichkeit haben, zu fliehen. Und der Erzähler hält selbst unter Pestzuständen ein gewaltvolles Einsperren für falsch.

Zitat von Defoe
"Wenn es denn Fälle gab, wo die angesteckten Leute nicht auf den Schaden achteten, den sie anderen zufügten, dann war dies gewiss einer von ihnen, wenn nicht der hauptsächlichste; wenn nämlich Leute, die die Krankheit hatten, von Häusern ausgebrochen waren, die so verschlossen waren, und sie aus Mangel an Vorräten und Lebensmitteln zum Äußersten getrieben wurden, waren sie bestrebt, ihren Zustand zu verheimlichen, und wurden dabei unfreiwillig zum Mittel, die Krankheit auf andere zu übertragen, die unwissend und unvorsichtig waren.
Das ist einer der Gründe dafür, dass ich damals glaubte und noch immer glaube, dass das Verschließen der Häuser solchermaßen mit Gewalt und das Einsperren oder vielmehr Gefangensetzen der Leute in ihren eigenen Häusern im Ganzen von geringem oder keinem Nutzen war; ja, ich bin der Meinung, es war eher schmerzlich, da es jene verzweifelten Leute zwang, mit der Pest in sich nach auswärts zu wandern, die andernfalls in ihren Betten sanft entschlafen wären."



Der Erzähler berichtet weiterhin von den zahlreichen Menschen, die in der Pestzeit ihr Handwerk verloren haben und brotlos wurden. Das betraf nicht nur Bereiche des direkten Kontakts oder die Arbeit von Bediensteten, sondern auch den Hausbau, die Schifffahrt oder Hafenarbeiten.

"... man kann von ihnen sagen, dass sie nicht an der Seuche selbst starben, sondern an ihren Folgen, tatsächlich nämlich vor Hunger und aus Not und Mangel an allen Dingen, denn sie waren ohne Herberge, ohne Geld, ohne Freunde, ohne Mittel, ihr Brot zu bekommen ..."

Die neuen Hungerleider waren es dann auch in erster Linie, die für einige Groschen zum Leichenträger wurden und sich dann oftmals ansteckten und selbst verstarben. Es war entsprechend weniger Heldentum als reine Not, und trotzdem haben solche Helfer dazu beigetragen, dass die Toten nicht überall in den Häusern und Straßen vermoderten und die Stadt sauber blieb. Damit räumt der Erzähler auch mit den Gerüchten auf, die um London kursierten, dass 20.000 in der Woche starben und die Toten in den Straßen lagen. Am Ende berichtet er von der Unvernunft der Menschen, als die Pest abnahm, von den wirtschaftlichen Folgen und von den zahlreichen Totenãckern, die später den Boden für andere Dinge hergaben und nicht nur Friedhöfe blieben. Auf Leichen wird vielerorts gebaut.

Die Pest 1665/1666 wütete in London etwa knapp ein Jahr und einige Monate (August und September) besonders verheerend. Dabei starben, wie schon erwähnt, ca. 100.000 Menschen und danach folgte die Rückkehr zur Normalität.* Und heute wird seit zwei Jahren um ein Hustenvirus ein Horrorszenarium kreiert, das bei den meisten einen asymptomatischen Verlauf zeigt und für das statistisch viele Vorerkrankte hinhalten müssen, weil es nicht um Heilung oder Schutz geht, sondern um die Umstrukturierung der Gesellschaft und einer aufgezwungenen Immunisierung, die ganz von alleine stattfindet. Jedoch können so natürlich die Pharmakonzerne und andere keine Milliarden scheffeln. Und ohne diese moderne Pandemie wäre auch die nun überall perfektionierte Kontrolle nie möglich gewesen, die mittlerweile bis ins Impfregister reicht. Was waren das für Zeiten, als noch über Datenschutz diskutiert werden durfte.

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(* Nach der Pest traf London 1666 ein weiteres Unglück, ein riesiges Feuer brannte etliche Häuser und Kirchen nieder. Erstaunlicherweise kamen nur 9 Menschen dabei ums Leben.)


(Quelle: https://www.welt.de/geschichte/kalenderb...-geloescht.html)




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