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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Clemens J. Setz "Frequenzen"

in Literatur im Verriß 01.12.2023 22:05
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

"Ich war ein Komödiant, über den ein einziger Mensch lachte — und der war für alle unsichtbar und wohnte als finsterer, rechthaberischer Einsiedler hinter meiner Stirn."

Der Österreicher Clemens J. Setz hat bereits durch einige Bücher und Preise auf sich aufmerksam gemacht. Faszinierend ist, wie er es schafft, 700 bis 1.000 Seiten mit Nichtigkeiten zu füllen, getrieben von der fast verzweifelten Suche nach Sprachbildern, die es noch nicht gibt und die dann auch furchtbar misslingen. Stilistisch ist hier wenig geboten und alles, was versucht wird, kennt man schon oder es wirkt willkürlich und künstlich.

Dass man sich nicht fragen muss, warum die Preise nur so regnen, ist der Thematik geschuldet. Die beiden Hauptakteure in "Frequenzen" sind selbstredend homosexuell, aber auch nicht so richtig, weshalb daneben genüsslich der Sex mit Frauen zelebriert wird, ohne dass dafür Gründe benannt werden. Warum auch, schließlich transgendert heutzutage die ganze Welt in Regenbogenfarben, die keinerlei Erklärung notwendig machen.

In diesem Buch treffen dann auch ausschließlich Menschen aufeinander, die alle psychisch vorbelastet sind, sei es durch traumatische Erlebnisse, durch den miterlebten Selbstmord, durch das Verlassenwerden oder durch unüberbrückbare Beziehungsprobleme. Setz schafft es durchaus, diese vergrabenen Gefühle heraufzubeschwören und sichtbar zu machen, hat er schließlich selbst einige Panikattacken hinter sich. Aber es gibt nur Düsterkeit, Verzweiflung und Abgrund, wobei eine Schablone die andere ersetzt, während der Leser nicht einmal nachvollziehen kann, warum das so ist.

Der Anfang von "Frequenzen" liest sich noch ganz gut. Bald aber ergießt sich der Autor dann seitenlang in seinen sexuellen Fantasien, dass man das Buch nach gut 300 Seiten wahrlich überbekommt, nicht weil die Szenen abstoßend oder skandalös wären, sondern weil sie so pubertär alltäglich, ja geradezu banal und für den Roman völlig belanglos sind, dass man nur staunen kann. Gleiches gilt für die platten Dialoge. Weisheit und Erkenntnisse sucht man jedenfalls vergeblich, und wie er seine Pubertät oder seine letzte Therapiestunde mit devot kniender Therapeutin erlebt hat, interessiert mich nun wirklich nicht die Bohne.




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