Zitat von Salin
Warum bei The Sea die letzten 20 Seiten? Eine Art Auflösung war ja fällig. Die Spannung wurde lange genug aufgebaut. Die entsprechend hohen Erwartungen wurden schließlich übertroffen, so wie man es – ohne die ausgiebige psychologische Persönlichkeitsstudie – von guten Short Stories kennt. (...) Auch das exzessive Ausmaß seines Alkoholkonsums, der einiges von dem zuvor Beschriebenen erklärt, wurde erst spät erwähnt.
Der Alkoholismus erklärt dann natürlich auch den Hass. Danke. Ich hatte das Ende nur noch als alkoholischen Zusammenbruch im Kopf, der auch gut ins Bild gesetzt war. Von Roth gefielen mir z. B. "Portnoys Beschwerden", "Sabbath Theater" und "Das sterbende Tier". Von den hochgelobten Bestsellern dagegen las ich nur "Der menschliche Makel", die anderen waren mir "zu amerikanisch", ähnlich wie Bellows "Die Abenteuer des Augie March", während ich "Herzog" oder "Der Regenkönig" mochte.
Apropos Short Stories, einer meiner liebsten Autoren dieses Genres ist Ted Chiang. Kennst du sicherlich. Ich las seine beiden hervorragenden Kurzgeschichtensammlungen "Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes" und "Das wahre Wesen der Dinge". Besonders in letzterer Ausgabe sticht der "Turm zu Babel" heraus, obwohl sicherlich alle gut sind. Beide Bücher erschienen in Deutschland im Golkonda Verlag. Die englische Variante ist, soweit ich weiß, „Stories of Your Life and Others“. Auf der Suche nach solchen, die auch in die Tiefe gehen oder fantastische Elemente enthalten, bin ich immer und dankbar für jede Empfehlung. Oft sind gerade Kurzgeschichten eine Enttäuschung für mich, wenn jene von dir erwähnte Zuspitzung gegen Ende fehlt. Dabei gibt's ja wunderbare Vorbilder wie Borges oder Casares. Weniger surreal und tiefgründig, aber dennoch gut, sind auch die Sachen von Raymond Carver. Hier blieben mir die Erzählungen "Würdest du endlich still sein, bitte" in Erinnerung.