HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
|
Zitat von Nabokov "Fahles Feuer
Nicht dass der Traum gar zu phantastisch wäre:
Der Haken ist, dass wir's nicht schaffen, ihn ausreichend
Exorbitant zu machen; was wir bestenfalls
Erfinden, ist ein zahmer Hausgeist.
Wie unsinnig, sich damit abzuplagen,
Ein allgemeines Los in eigne Sprach' zu übertragen!
An Stelle göttlich knapper Poesie
Zerstückelte Notizen, fieser Vers der Insomnie!
Das Leben eine Botschaft, in das Dunkel
Gekritzelt. Anonym.
(Aus dem 999 Zeiler in Nabokovs "Fahles Feuer")
Hier irgendwo völlig aus dem Zusammenhang gerissen, doch die Zeilen sind so schön...
Art & Vibration
Lessing wusste Bescheid
Die Faulheit
Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder, laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.
und
Lob der Faulheit
Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied schenken,
Käm es nur gleich aufs Papier
Ohne lange nachzudenken
Doch, ich will mein bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.
Höchstes Gut! wer dich nur hat
Dessen ungestörtes Leben
Wird - ich gähn - ich werde matt -
Nu - so - magst Du mir vergebens,
Daß ich dich nicht loben kann;
Du verhinderst mich ja dran.
www.dostojewski.eu
Das Glück ist arm an Phantasie.
Sein Repertoire ist ziemlich klein;
Das Unglück aber - ein Genie!
Ihm fällt stets etwas Neues ein.
(Glück und Unglück von Mascha Kaléko)
Ein kluger Franzose hat einmal gesagt,
man sei niemals glücklich auf Erden,
Man erinnere sich nur, es gewesen zu sein,
Und hoffe, es wieder zu werden.
(La condition humaine von Mascha Kaléko)
Quelle: Kaléko, Mascha: Die paar leuchtenden Jahre, dtv, München 2003.
--------------
[i]Poka![/i]
Wir lieben seine Romane, aber er hat auch Gedichte geschrieben. Solche z. B. :
Verdammnis
Weine nicht, weil du nicht weinen kannst
über die heiligen Wetterschläge der Welt:
Das öffentliche Ärgernis im Garten Eden,
die göttliche Sintflut,
Sodom und Gomorrha,
das Aussterben der Saurier mit Kind und Kegel,
der Untergang der Atlantis mit Mann und Maus,
der Untergang der Titanic mit Mann und Maus,
der Untergang von 2367 Sprachen
benebst deren Sprechern,
der Ausbruch des Krakataus,
der Luës,
des Burenkriegs,
der Maul- und Klauenseuche,
Zyklon und Orkan,
Taifun und Tornado,
die Erfindung des Steinbeils und Hiroshima,
das Kino-Unglück in Harburg,
Bleidächer, Gummizellen und Gaskammern,
der Blutlimes um Berlin,
eine erwürgte Braut,
eine lebendgebärende Päpstin,
ein gottloser Gott,
ein – und du weinst immer noch nicht?
Sei dann eindächtig der Zwiebel (allium cepa):
sie löst dir das Rätsel der Tränen
und die Träne dazu.
(Albert Vigoleis Thelen "Im Gläs der Worte", Gedichte/ Claassen Verlag, S. 146)
Art & Vibration