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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

An der Welt zerbricht man nicht!

in Gespräche über Kunst und die Welt 15.08.2007 18:46
von Taxine
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Das Leben ist frei zu atmen, die Bereiche der Seele sind unendlich tief, da kann man sich leicht verlieren.
Kritik ist nicht tötend, zum Glück. Vernichtung des Geistes und der Seele ist doch nur möglich durch das eigene Selbst. Ein Menschenvolk betrachtet und urteilt in den verschiedensten Auslegungen. Der Künstler taumelt dazwischen und keucht, hin und her geschoben von allem Denken und Leben. Fließt in das zu kritisierende Bild das Schöpferblut tiefster Auseinandersetzung, dann ist das gerichtete Wort der Messerstich, der durch die Intensität des verletzten Künstlerkopfes zu einem überdimensionalen, emotionalen Ereignis heranwächst. Doch alles ist doch nur verschiedene Meinung, das macht das Bild nicht besser oder schlechter.
Wo die Welt so weit gestreut ist, ihre Geschichte in unendliche Verzweigungen ausbreitet, greift man sich schon einmal ein Thema heraus, das zum Lebensinhalt wird. Dafür muss man sich nicht grämen. Doch wo das Denken doch ein Vergnügen sein muss, muss dieses immer Spiel bleiben, kein kubistisches Klotzgebilde, an dem man sich verletzen kann. So etwas endet leicht in Fanatismus, was dem Menschen selbst nicht weiterhilft, außer, dass seine Sicht der Dinge sehr begrenzt wird, fixiert auf nur einen Punkt in der Bewegung. So sollte man seine Interessen ein bisschen variieren, alle Seiten betrachten. Die Empörung mag dabei immer aufkommen, nur sollte sie sich nicht über den Geist entfalten und ihn zu einem sehr trüben Blick in die Welt wandeln. Immer Licht in die Finsternis des Logos lassen.
So sollte man auch die Kritik einfach als das sehen, was sie ist. Ein winziger Moment im Leben, der durch alle Vielschichtigkeit und Weite kaum Bedeutung mit sich trägt. Ein Augenblick wie ein Tippen mit dem Finger auf die Schulter. Daraus greift man sich die Anregung und lässt nicht die Seele daran zerbröckeln, daraus zieht man Nutzen und Schlüsse und entwickelt neue Ideen.
Kritik zum Bilde ist nie Kritik am Menschen selbst. Kritik am Worte ist nur eine Auseinandersetzung verschiedener Ansichten, kein persönlicher Angriff auf das Wesen.

Denn selbst im Kennen weiß man nichts tatsächlich.

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#2

RE: An der Welt zerbricht man nicht!

in Gespräche über Kunst und die Welt 15.08.2007 18:47
von Moulin
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Es wird aber sehr deutlich, wie unbeständig eine Sicherheit sein kann, die auf Bauten eigenen Denkens, außerhalb des eigenen Geistes stattfindet.
Gedanken und Erkenntnisse, die den Geist verlassen um zur vermeindlichen Stärke in einen Gegenstand gestopft werden, ein "goldenes Kalb des eigenen Ich" also, können keine dauerhafte Sicherheit bieten. Das Werk, das als Lebenswerk bezeichnet wird, wächst unweigerlich zu einer Götzenfigur, und so wirkt die Kritik daran, für den Schaffenden wie eine Profanation.
Der Fehler kann daher auch nicht in der Kritik liegen, sondern in der Suche nach Sicherheit in selbst geschaffenen Kultgegenständen.

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#3

RE: An der Welt zerbricht man nicht!

in Gespräche über Kunst und die Welt 15.08.2007 18:47
von Taxine
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Wow... du bist ja schnell.

Kritik zu verdauen scheint in diesen Augenblicken, wo man das frisch geschaffene oder (wie in unserem erlebten Fall) einzige Lebenswerk in den Raum stellt, recht schwierig zu sein.
Es ist doch immer nur die Sicht anderer, die den Verstand des Künstlers nicht angreifen kann. Er steht hier unantastbar, gerade weil er weiß, aus welchen Gründen er geschaffen hat.
Wer aber für andere Meinung schafft, für diese ewige Anerkennung und mit dem Willen zur Bedeutung, der wird dann um so tiefer stürzen, wenn das Volk mal nicht so will, wie der Künstler, wenn hier der Blick verschieden ist. Denn wahrhaft SEHEN tun wenige.
Doch der Mensch birgt ein weiches Inneres, das oft manipulierbar ist. Auch übernimmt er ganz gerne fremde Meinung, was beim Geschmack der Masse dann an Individualtiät verloren geht.
So muss man einfach weitermalen... schaffen... schöpfen. Immer weiter, weil nur das der Weg ist, dieses zu genießen.

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#4

RE: An der Welt zerbricht man nicht!

in Gespräche über Kunst und die Welt 15.08.2007 18:47
von Moulin
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Es zeigte sich hierbei sehr offensichtlich die Reaktion auf eine selbst hergestellte Aktion.
Der, ich sage mal, ausgeglichene Mensch verfällt in einer solchen Situation, in der er sich einer Kritik gegenüber sieht, nicht in einen kindlichen Automatismus, der händeringend nach Rechtfertigungen sucht, die vom eigendlichen Geschehen ablenken.
Der ausgeglichene Mensch handelt aus seiner Mitte heraus. Er konfrontiert sich mit der gestellten Kritik, überprüft sie auf alle Möglichkeiten, bewertet sie offen und zieht daraus ehrliche Schlüsse für sich und sein Schaffen. Sieht er keine Möglichkeit sofort zu evaluieren, wartet er bis er seine Gedanken erneut fassen kann.

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