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Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 10.03.2008 22:56von larifant • 270 Beiträge
Bei den restlichen bin ich mir der Plazierung nicht mehr ganz sicher:
Verlorene Illusionen von Balzac, Anna Karenina, Madame Bovary, Die Brüder Karamasow, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit und die Buddenbrooks. Und - wohl eher aus Pflichtbewusstsein als aus Überzeugung (?) - Der Prozess.
(Diese Liste, erstellt von Marcel Reich-Ranicki, habe ich 1995 in einer illustrierten Zeitschrift im Wartehäuschen eines Friseurs gefunden und mir gestern ohne äußeren Anlass wieder ins Gedächtnis gerufen.)
Gruß,
L.
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 11.03.2008 17:45von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Und wohin führet es hinaus?
Eine Art Gedächtnistraining?
Oder, ein Hinweis auf den Umstand, dass ein Kritiker eine Liste anlegt, die sich aus seinem Pflichtbewusstsein zusammensetzt?
Die Liste ist aber sehr "einfallslos". Reich-Ranicki hätte ich doch mehr zugetraut.
Art & Vibration
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 11.03.2008 18:08von Martinus • 3.195 Beiträge
das ist so eine typische Liste eines etwas biederen Mitteleuropäers, zumal ich mich auch etwas wundere warum er ausgerechnet "Die Buddenbrooks" hinzuzählt, und nicht den "Zauberberg" oder die Josephsromane.
Überschneidungen gibt es mit Maghams "Zehn Romane und ihre Autoren", nämlich "Rot und Schwarz", "Die Brüder Karamassow", "Madame Bovary".
Die anderen Romane, die Maugham anführt, sind: Henry Fielding "Tom Jones", Jane Austen "Stolz und Vorurteil", Balzac "Vater Goriot", Charles Dickens "David Copperfield", Melville "Moby Dick", Emily Brontë "Sturmhöhe", Tolstoi "Krieg und Frieden"
Bei Maugham ziemlich viel englischsprachige Literatur. Das führt zur Vermutung, dass solche Listen auch etwas mit der Nationalität des Erstellers zutun haben.
Von MRR's Liste habe ich 3 1/2 gelesen, von Maughams Liste 1 1/2
Darum würde meine Liste anders aussehen.
Liebe Grüße
Martinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 11.03.2008 19:20von larifant • 270 Beiträge
@Taxine:
Zitat von Taxine
Und wohin führet es hinaus?
Eine Art Gedächtnistraining?
Verwunderung darüber, dass einem sowas nach dreizehn Jahren plötzlich ohne ersichtlichen Anlass in der Erinnerung hochrutscht.
Mein Gedächtnis ist leider nur bei Sachen gut, die Jahrzehnte zurückliegen, und auch da sehr selektiv.
Was hättest du denn RR zugetraut?
Dass "Tristram Shandy", Jean Paul oder Joyce gelistet werden?
@Martin:
Wie sähe denn deine Liste aus?
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 11.03.2008 20:02von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ich weiß gar nicht, was ich ihm zugetraut hätte. Das, was ich sehe, erschüttert ein bisschen, wenn man bedenkt, dass dieser Mann einer der größten Kritiker ist (... der sich z.B. über Monika Maron ereifert, weil ihm ein einzelner Satz nicht gefällt!). Wenn er sich hier in seinen "Vorlieben" an die Standardwerke hält, dann kann man ihn kaum als Kritiker ernst nehmen.
Mich verwundern, ähnlich wie Martinus, auch die jeweiligen Werke der Schriftsteller.
Tolstois "Anna Karenina" schimmert doch nicht ganz so stark wie "Krieg und Frieden". Flaubert ist eher Mittelmaß, auch wenn seine Briefe herrlich sind. Und wenn, dann eher "L'Education sentimentale" oder "Salammbo", bei Mann ist "Der Zauberberg" wohl das Brachialwerk. Dann hätte ich zumindest noch einen Tschechow, einen Camus und einen Kerouac erwartet. Ranicki wirkt immer so weltoffen.
Zudem verwundert die Wahl "Anna Karenina", wenn aus gleichem Munde Worte fielen, wie: Ein Roman darf nicht mehr als 400 Seiten haben.
Andererseits gilt das wohl für die "moderne Literatüüür". Aus dieser Sicht allerdings wirkt es, als ob er sich hier ein bisschen "Arbeit" ersparen will.
"Don Quixote" möchte ich übrigens auch noch lesen.
Art & Vibration
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 11.03.2008 21:04von Martinus • 3.195 Beiträge
1) Honoré de Balzac: Tante Lisbeth
2) Dezsö Kosztolányi: Anna Édes
3) Antonio Lobo Antunes: Die natürliche Ordnung der Dinge
4) Orhan Pamuk: Das schwarze Buch
5) Fjodor Dostojewskij: Der Idiot
6) Henry W. Katz: Schlossgasse 21
7) Thomas Mann: Doktor Faustus
8 )Vladimir Nabokov: Lolita
9) Nikos Kazantzakis: Griechische Passion
10)Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe
und ein unruhiges Gewissen, da einige Romane unter den 10 keinen Platz mehr gefunden haben (im LC sah meine Liste noch etwas anders aus, Listen wandeln sich eben).
Liebe Grüße
Martinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 12.03.2008 00:11von larifant • 270 Beiträge
@Taxine:
Zitat von Taxine
Wenn er sich hier in seinen "Vorlieben" an die Standardwerke hält, dann kann man ihn kaum als Kritiker ernst nehmen.
Fairerweise muss ich zugeben, dass mein Gedächtnis mir nicht verrät, unter welcher Überschrift und mit welcher Absicht Röck-Wawrutzki die Liste erstellt hat.
Seine ganz private muss er als Person der Öffentlichkeit sicherlich strenger Geheimhaltung unterwerfen.
Zitat von Taxine
Dann hätte ich zumindest noch einen Tschechow
Zehn ROMANE!
Zitat von Taxine
"Don Quixote" möchte ich übrigens auch noch lesen.
Bitte zuerst den von Pierre Menard, geht ganz schnell.
Gruß,
L.
@Martin mit den Zahlen:
Zitat von Martinus
(im LC sah meine Liste noch etwas anders aus, Listen wandeln sich eben).
DEINE Listen wandeln sich. Die von mir memorierte dagegen ist vermutlich unwandelbar von Äon zu Äon.
Aus deiner Liste habe ich nur die drei superberühmten Bücher außer Tante Lisbeth gelesen (obwohl mich die Superberühmt-Leser immer so ärgern).
Der Autor auf Platz 2 ist mir unbekannt.
Gruß,
L.
Zitat von larifant
@Martin mit den Zahlen:
Der Autor auf Platz 2 ist mir unbekannt.
Dezsö Kosztolányi (1885-1936) gehört zu den bedeutendsten ungarischen Autoren des 20. Jahrhunderts und wird seit einigen Jahren auch in Deutschland wiederentdeckt. "Anna Édes" ist ein Dienstmädchenroman. Die Unmenschlichkeit, wie man damals mit Dienstmädchen umgegangen wurde , wird hier aufgezeigt. Ein wunderbarer Erzähler, der auch Lyriker war. Er schrieb auch Erzählungen (in Ungarn kennt jeder die "Anna Édes").
Tschechows wohl einzigster Roman ist "Das Drama auf der Jagd" (sonst die sog. Kurzromane).
Liebe Grüße
Martinus
Erzähler und Lyriker klingt schon mal sehr gut.
Bevor ich die Lebensdaten gesehen habe, habe ich kurz an den gleichnamigen Bestseller-Autor gedacht.
Von Tschechow hast du wohl eine Jugendsünde (?) herausgefischt. Kenne ich noch nicht, obwohl mich einige seiner Erzählungen mehr beeindrucken als alles, was auf der Liste steht (inkl. Buddenbrooks und Prozess, und das will etwas heißen). Ist aber rein persönliche Präferenz - ohne literarisches Werturteil.
"Kurzromane" ist mehr eine Höflichkeitsfloskel von Leuten, die Erzählungen per se für minderwertig halten.
Gruß
L.
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 15.03.2008 00:29von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von larifant
Bitte zuerst den von Pierre Menard, geht ganz schnell.
Zuerst also dann den von Borges, dann Cervantes "Don Quichotte". Gefällt mir soweit in der Reihenfolge sowieso besser.
Art & Vibration
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 06.04.2008 18:30von Patmos • 17 Beiträge
Ja ja, diese Listen.
Vielleicht bin ich doch roh geboren, den den dünnen Ritter begann ich schon fünf mal (mindestens) und in den verschiedensten Übersetzungen, aber ich komme nicht weiter als bis Seite hundert, so ungefähr jedenfalls.
Dafür weiß ich, das ich in nicht allzu ferner Zeit den Shandy wieder lese, oder die Göttliche Komödie, oder den Siebenkäs, alles (mir) sehr merkwürdig, nicht wahr?
Liebe Grüße
Peter
RE: Die zehn besten Romane
in Die schöne Welt der Bücher 17.04.2008 23:55von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von larifant
Bitte zuerst den von Pierre Menard, geht ganz schnell.
Herr larifant,
Sie sind ein Meister der Ironie - das ist bekannt, und schade ist es, wenn sie in dem Moment nicht ganz so recht begriffen wird (ein beschämtes Deuten auf mich selbst!). Aber ist jetzt nachgeholt!
In Antwort auf:
Denken, Analysieren, Erfinden (...) sind keine anomalen Tätigkeiten, sondern der normale Atmungsvorgang der Intelligenz. Die gelegentliche Erfüllung dieser Funktion zu glorifizieren, antike und fremde Gedanken zu horten, sich voll ungläubigen Staunens dessen zu erinnern, was der Doctor universalis dachte, heißt nur, unser Welken oder unsere Barbarei eingestehen. Jeder Mensch muss aller Gedanken fähig sein...
(Borges)
Ich danke für den Tipp!
Lieben Gruß
Taxine
Art & Vibration