HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Wenn ich an Madame Bovary denke, fällt mir ein Gedicht von Heinrich Heine ein:
"Das Fräulein stand am Meere...
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."
Auch Emma Bovary wird von Illusionen genarrt. Die Welt, die sie in Romanen aufgeschnappt hat, will sie in ihrem Leben zur Realität werden lassen. Das Pariser Leben, ein Ball, ein schöner Mann, der Vicomte - all das huscht an ihr vorbei. Sie kann sich mit dem langweiligen Leben in der Provinz nicht abfinden. Sie merkt nicht, wie Charles, ihr Mann, sie liebt, weil sie ihn nur langweilig findet. Bemerkenswert ist, dass er auch als Arzt eine Niederlage erleidet. Die Behandlung eines Klumpfußes führt einen Klienten fasst in den Tod, wäre da nicht ein (gescheiter) Arzt aus der Stadt gekommen. Auf dem Lande ist das Leben eben borniert, nicht so in Rouen oder Paris, wo auch die Wissenschaft weiterentwickelt ist.
Flaubert kritisiert die provienzielle Zurückgebliebenheit und verabschiedet sich (wie Heine, s.o.) von der Romantik. Träumereien und Illusionen führen am Leben vorbei, führen wie im Roman ins Verderben. Madame Bovary's Flucht in diverse Liebhaber sind nur hoffnungslose Versuche, der Eintönigkeit zu entkommen. Wie eintönig auch das Kaff Yonville ist, findet seinen Ausdruck in der Beschreibung des Ortes:
Für Rodolphe ist Emma nur eine Episode. Als Rodolphe später seine Briefe, die er von Frauen erhalten hat, anschaut, entströmmt im ein „Geruch nach feuchtem Staub und verwelkten Rosen“ und Emmas Züge verschwimmen in seinem Gedächtnis.
Die Not führt Emma Bovary zu bizarren Eigenheiten, die schon in der Beziehung zu Rudolphe zu Tage treten. Man mag auf den Gedanken kommen, Madame Bovary sei ein Opfer diverser Männer, einschließlich des geritzten Kaufmanns, der Emma in die Schulden lockt. Primär aber doch ist Emmas Seelenlage. Rodolphe sagte einmal zu Emma:
Flaubert wird noch genauer, wenn es um Emmas Seelenleiden geht. Sie verwechsele
Das ist das Grundursache innerer menschlicher Unzufriedenheit überhaupt, wenn das seelische Erleben abstumpft, der Mensch dann zum Materiellen greift, um den Verlust emotionalen Empfindens zu kompensieren. Madame Bovary kennt die Leidenschaften aus Kitschromanen, die sie während ihres Klosteraufenthaltes inhaliert hat, abonnierte Frauenzeitschriften und las über die Glitzerwelt der Reichen. Sie leidet an Realitätsverlust, wenn sie sich einbildet, Romaninhalte in die Wirklichkeit des Lebens zu transportieren. Sie las auch Walter Scott, der zu Flauberts Zeiten wohl noch sehr beliebt war. Balzac lässt in „Verlorene Illusionen“ seinen Protagonisten Lucien, einen Roman sogar im Stile Walter Scotts schreiben und die Bovary, nun, sie hätte dann gleich in der alten Burg aus irgendeinem Scott`schen Roman gewohnt. "Lucia di Lammermoor", diese Oper Donizettis sieht sich das Ehepaar Bovary in Rouen an, (dieser Ausflug sollte zur Entspannung von Emmas Nervenleiden dienen) und schon versinkt Emma in die Zeit ihrer Jugenlektüre zurück, das Jagdlied im ersten Satz versetzt sie in die Welt Walter Scotts (die Vorlage für das Libretto ist Scotts Roman „The Bride of Lammermoor“).
Sie flog dann in die Arme Léons. Es ist aber nicht so wie bei Eichendorff:
....
"Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus."
Martinus
"Das Fräulein stand am Meere...
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."
Auch Emma Bovary wird von Illusionen genarrt. Die Welt, die sie in Romanen aufgeschnappt hat, will sie in ihrem Leben zur Realität werden lassen. Das Pariser Leben, ein Ball, ein schöner Mann, der Vicomte - all das huscht an ihr vorbei. Sie kann sich mit dem langweiligen Leben in der Provinz nicht abfinden. Sie merkt nicht, wie Charles, ihr Mann, sie liebt, weil sie ihn nur langweilig findet. Bemerkenswert ist, dass er auch als Arzt eine Niederlage erleidet. Die Behandlung eines Klumpfußes führt einen Klienten fasst in den Tod, wäre da nicht ein (gescheiter) Arzt aus der Stadt gekommen. Auf dem Lande ist das Leben eben borniert, nicht so in Rouen oder Paris, wo auch die Wissenschaft weiterentwickelt ist.
Flaubert kritisiert die provienzielle Zurückgebliebenheit und verabschiedet sich (wie Heine, s.o.) von der Romantik. Träumereien und Illusionen führen am Leben vorbei, führen wie im Roman ins Verderben. Madame Bovary's Flucht in diverse Liebhaber sind nur hoffnungslose Versuche, der Eintönigkeit zu entkommen. Wie eintönig auch das Kaff Yonville ist, findet seinen Ausdruck in der Beschreibung des Ortes:
Zitat von Flaubert
Ansonsten gibt es nichts zu sehen. Die Straße (die einzige) reicht einen Flintenschuß weit, ist von ein paar Läden gesäumt und endet abrupt an der Biegung zur Landstraße. Wenn man sie zur Rechten läßt und am Fuß der Anhöhen von Saint-Jean weitergeht, kommt man bald zum Friedhof.
Für Rodolphe ist Emma nur eine Episode. Als Rodolphe später seine Briefe, die er von Frauen erhalten hat, anschaut, entströmmt im ein „Geruch nach feuchtem Staub und verwelkten Rosen“ und Emmas Züge verschwimmen in seinem Gedächtnis.
Die Not führt Emma Bovary zu bizarren Eigenheiten, die schon in der Beziehung zu Rudolphe zu Tage treten. Man mag auf den Gedanken kommen, Madame Bovary sei ein Opfer diverser Männer, einschließlich des geritzten Kaufmanns, der Emma in die Schulden lockt. Primär aber doch ist Emmas Seelenlage. Rodolphe sagte einmal zu Emma:
Zitat von Flaubert
Ja was, sagte er, wissen Sie denn nicht, daß es Seelen gibt, die in ständiger Ruhelosigkeit leben? Abwechselnd verlangt es sie nach Traum und Tat, nach den reinsten Leidenschaften, den wildesten Genüssen, und darum stürzen sie sich in Launen und Torheiten aller Art.
Flaubert wird noch genauer, wenn es um Emmas Seelenleiden geht. Sie verwechsele
Zitat von Flaubert
die Sinnesreize des Luxus mit den Freuden des Herzens, die Eleganz der Manieren mit den Feinheiten des Gefühls.
Das ist das Grundursache innerer menschlicher Unzufriedenheit überhaupt, wenn das seelische Erleben abstumpft, der Mensch dann zum Materiellen greift, um den Verlust emotionalen Empfindens zu kompensieren. Madame Bovary kennt die Leidenschaften aus Kitschromanen, die sie während ihres Klosteraufenthaltes inhaliert hat, abonnierte Frauenzeitschriften und las über die Glitzerwelt der Reichen. Sie leidet an Realitätsverlust, wenn sie sich einbildet, Romaninhalte in die Wirklichkeit des Lebens zu transportieren. Sie las auch Walter Scott, der zu Flauberts Zeiten wohl noch sehr beliebt war. Balzac lässt in „Verlorene Illusionen“ seinen Protagonisten Lucien, einen Roman sogar im Stile Walter Scotts schreiben und die Bovary, nun, sie hätte dann gleich in der alten Burg aus irgendeinem Scott`schen Roman gewohnt. "Lucia di Lammermoor", diese Oper Donizettis sieht sich das Ehepaar Bovary in Rouen an, (dieser Ausflug sollte zur Entspannung von Emmas Nervenleiden dienen) und schon versinkt Emma in die Zeit ihrer Jugenlektüre zurück, das Jagdlied im ersten Satz versetzt sie in die Welt Walter Scotts (die Vorlage für das Libretto ist Scotts Roman „The Bride of Lammermoor“).
Zitat von Flaubert
Lucia begann mit ernstem Ausdruck ihre Kavatine in G Dur; sie erging sich in Liebesklagen, sie wünschte sich Flügel. Und gleich ihr hätte Emma aus dem Leben fliehen, in eine Umarmung fliegen wollen.
Sie flog dann in die Arme Léons. Es ist aber nicht so wie bei Eichendorff:
....
"Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus."
Martinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 11.07.2008 13:07 |
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