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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:28
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Mal wieder einen Sprung in die zeitgenössische Literatur.
John Banville fesselt mich durch seine Sprache. Diese Poesie seiner Vergleiche, die freudig gestreuten Bilder, die auseinander strebendenden Beschreibungen, die aber dadurch, dass sie scheinbar nichts miteinander zu tun haben, um so drastischer wirken, sind mir Freude und Lesegenuss.
Man treibt in Realität, Phantasie, Rückblenden und Erinnerungen, gar Irrealität, Lüge und Wahrheiten, die auch wieder zurückgenommen werden. Man schweift sozusagen mit dem Schriftsteller in seinen Geist und verfängt sich gemeinsam mit ihm in seinen eigenen Wagnissen und Widersprüchen.
Banville ist ein irischer Autor, was in mir sofort den "Seufzer" in der Erinnerung an Joyce weckt, obwohl er natürlich nichts mit ihm gemeinsam hat.
Seine Bücher handeln meistens von betagten Menschen, die sich zurückerinnern und einen neuen Lebenswandel erfahren.

"Caliban" ist ein schönes Meisterwerk aus Banvilles Hand. Hier treffen wir Axel Vander, der in Wirklichkeit nicht Axel Vander ist, sondern sich nur den Namen seines verstorbenen Freundes angeeignet hat, um vor den Nazis zu flüchten und nach und nach ein bekannter Literaturwissenschaftler wurde.
Er sagt:

In Antwort auf:
Ich habe doch nur seine Identität angenommen, oder besser: Ich habe sie mir ausgeborgt, nachdem der Tod sie ihm ja bereits mehr oder minder geraubt hatte. Und was hatte ich denn schon davon, dass ich diesen Betrug ein halbes Jahrhundert lang aufrechterhalten habe? Den Ruf, den Axel Vander in der Welt genießt, den habe ich gemacht. Ich habe mich doch abgestrampelt, um es so weit zu bringen, so weit nach oben. Die Bücher habe doch ich geschrieben, die Preise eingeheimst, ich habe doch den richtigen Leuten Honig ums Maul geschmiert und meine Rivalen zur Strecke gebracht. Was hat er denn geleistet, was für ein Vermächtnis hat er hinterlassen?

und
In Antwort auf:
Was habe ich davon gehabt, dass ich Axels Identität angenommen habe? Es war, vermute ich, ganz einfach so, dass ich gar nicht unbedingt in erster Linie er sein wollte - obwohl ich durchaus er sein wollte, natürlich wollte ich das -, sondern dass es vielmehr mein dringender Wunsch war, nicht ich zu sein.

Der wahre Axel, das erfahren wir später, ist ein Mensch, den der Protagonist immer bewundert hat. Er war schöner, begabter, herablassender, als er selbst, wurde bevorzugt, während er selbst immer nur Schatten war.
In Antwort auf:
Warum nahmen sie ihn, den Ariel, wo sie doch in mir einen zu jeder Schandtat bereiten Caliban hatten?

Aus der Zeitung erfährt er schließlich vom Tode seines Freundes, der unbegründet bleibt. Es gibt nur am Ende des Buches einen Hinweis, dass er durch einen Freund vernichtet wurde.

Zwei Wochen später entkommt er durch sonderbare Zufälle dann der Deportierung. Ein anonymer Zettel war vorher unter der Tür der Familienwohnung durchgeschoben worden, worin er aufgefordert wurde, sich in einem Zug auf einem bestimmten Platz nach Brüssel zu begeben und dort angekommen, dann sofort wieder die Heimfahrt anzutreten. Der Protagonist befolgt diesen Ratschlag, trifft in diesem Zug einen Mann, dem haargenau das Gleiche passiert ist, und überlebt, kehrt in alle "Verlassenheit" seiner Strasse zurück, trifft dort auf den nächsten seltsamen Menschen, der ihm die Flucht ermöglicht. Auf dieser Flucht dann benutzt er immer häufiger den Namen des Verstorbenen, bis er vergisst, wann er das "Ich" gewechselt hat.

Diese Zeiten liegen längst hinter ihm, er ist alt und klapprig geworden, doch nun, durch den Brief einer jungen Frau, wird er wieder damit konfrontiert, denn sie weiß scheinbar um sein Geheimnis und kann ihm seine Identität so wieder nehmen.
Sie treffen sich in Turin, in der Stadt, in der Nietzsche wahnsinnig geworden ist, und nähern sich einander; der alte Mann und die junge, von einer Nervenkrankheit gezeichnete Frau namens Cass, und langsam wird Stück um Stück dieses vergangene Leben aufgedeckt, aber dabei auch ganz neue Gefühle entdeckt...

Hier ein paar Ausschnitte:

In Antwort auf:
Was mir auffällt, sind ihre erstaunlich schlanken Beine; sie altern von oben nach unten, die Frauen, …


In Antwort auf:
Es gibt weder „Geist“, noch Vernunft, noch Denken, noch Bewusstsein, noch Seele, noch Wille, noch Wahrheit: alles Fiktion …. stellt der verrückt gewordene Philosoph fest und schwingt seinen mächtigen Hammer.


In Antwort auf:
Die Ränder meiner Welt verschwanden nach und nach, lösten sich auf in jenem grauen Halbschatten aus weichem Schmutz.


In Antwort auf:
… ich kann mich einfach nicht an die zunehmende Nachtlosigkeit der Welt gewöhnen…


In Antwort auf:
War ich mehr als ein sich bewegender Komplex von Impulsen, Ängsten, zufälligen Vorstellungen?


In Antwort auf:
Die Geschichte ist doch sowieso nur ein Durcheinander von Anekdoten, die weder wahr noch falsch sind, was spielt es da für eine Rolle, wo sie sich angeblich zugetragen haben sollen?


In Antwort auf:
Ich bin fest davon überzeugt, dass mein blindes Auge im geschlossenen Zustand funktioniert.


In Antwort auf:
Ein Bettler kommt auf mich zu, zahnlos und stinkend, und ich verspüre den Drang, die Arme weit auszubreiten und ihn an mich zu drücken, ihn in einer brennenden, brüderlichen Umarmung an die Brust zu drücken, doch stattdessen schlängle ich mich natürlich an ihm vorbei, wende rasch den Blick ab, damit ich sein Elend nicht sehen muss, und lasse die fest geballten Fäuste tief in den Taschen.


In Antwort auf:
(… ) – wer hätte nicht seinen privaten Hades, in dem sich Schattenwesen drängen?


In Antwort auf:
Es gibt solche Zeiten, jeder Flüchtling kennt das, wenn man gleichsam in der Luft hängt, willenlos, man hofft nicht, und man ist auch nicht verzweifelt, man wartet einfach nur, was kommt.


In Antwort auf:
Die Hausfrauen packten die Gelegenheit beim Schopf und holen ihre Nerze raus, auf die sie rührend stolz sind; wenn sie diese dicken Pelze tragen, oder, wie es einem häufig scheint, von ihnen getragen werden, sehen sie mehr denn je wie große, exotische, verwöhnte Schmusetiere aus.


In Antwort auf:
Verwandeln wir uns denn nicht Tag für Tag bei unzähligen Gelegenheiten mühelos in dieses oder jenes Selbst, ohne auch nur Notiz davon zu nehmen?


Es ist auch interessant, den Blickwinkel von der jeweilig erzählenden Figur zu erfahren. Wenn "Axel" spricht, dann spürt man seinen Sarkasmus, das geistig Sprühende, den festen Schritt und starken Menschen, während Cass eher schüchtern und introvertiert wirkt, wenn Cass erzählt, nimmt sie Axel schwach und alt und zerbrechlich wahr, und steht selbst stark, wenn auch durch ihre "Stimmen" beeinflusst da.

Sie liebt ihn, spricht von ihrem Herzen, wobei der alte Mann dann ironisch einen "berühmten Schriftsteller" zitiert, was mich ja sofort aufhorchen lässt, denn es ist Pessoa, der hier im Worte spricht, ohne genannt zu werden:
"Wenn das Herz denken könnte, stände es still".
Im Buch selbst heißt es durch das Wort von Axel:
In Antwort auf:
"Wenn das Herz denken könnte, würde es aufhören zu schlagen."


Eine Liebe zwischen einer jungen Verrückten und einem uralten Mann, die Liebe ist und gleichzeitig auch nicht. Ein Begehren, welches das Herz packt und sich gleichzeitig wieder verflüchtigt. Cass weiß um ihre Krankheit, die Stimmen und Halluzinationen in ihrem Kopf, der alte Mann weiß um ihre Verrücktheit, ohne sie aber zu kennen, denn
In Antwort auf:
Wie hätte ich sie klar sehen können, ich, der ich triefäugig hinwegspähen musste über die Kluft der Jahre, die uns trennten?


Hier steht der Protagonist vor uns und berichtet sich selbst:
In Antwort auf:
Ich weiß jedoch, dass ich, der ich mein ganzes Leben in dem Bewusstsein oder sei es auch nur in der Illusion gelebt habe, ständig beobachtet zu werden, ständig unter Kontrolle zu stehen, nichts als Fassade bin; wenn Sie hinter die Fassade schauen, werden Sie nur Sägespäne finden und ein paar kümmerliche Triebe und einen Haufen Drahtgewirr. Im meinem ganzen Textkörper ist nicht ein einziger Knochen. Ich habe mir eine Stimme erschaffen, genauso wie ich mir vorher ein Ansehen erschaffen habe – aus lauter geklautem Material.

und von seinen Gedanken:
In Antwort auf:
Das menschliche Miteinander, wie seltsam es doch ist. Aber andererseits, warum sage ich das? An welchen unseltsamen anderen Formen des Miteinander messe ich es denn? Das Menschliche ist alles, was wir haben.


In Antwort auf:
Fassungslos stehe ich vor der unbestreitbaren Gewissheit, dass in hundert Jahren jedes Geschöpf, das jetzt auf dieser Erde lebt, mit Ausnahme von ein paar Riesenschildkröten und einer Hand voll winterfester Yakhirten auf den tibetischen Hochebenen, tot sein wird.


In Antwort auf:
Und eigentlich habe ich oft das Gefühl, nicht dass die ganzen Leute, die jetzt da sind, alle miteinander weg sein werden, entsetzt mich so, sondern vielmehr die Aussicht, dass an unsere Stelle einfach bloß neue Narren und Schurken treten, die dann auch ihre Bedürfnisse, ihre Lieben, Ängste und kleinen Tragödien haben werden.


Der grantige, alte Mann, der auf einmal sein Inneres spürt...
In Antwort auf:
… und mich auszuweinen, bis mein hartes Herz ganz trocken ist.



Nachdenklich bleibe ich zurück, denn erst muss ich entwirren, was da am Ende noch an versteckten Informationen auf mich einprasselt. Ein Doppelgänger, ein Harlekin, eine Liebe, ein Kind, Tod von Mutter und Kind. Zurück bleibt der Alte, der erkennt, was geschehen ist, der sieht, dass sein Schauspiel immer schon durchsichtig war, für einige wenige...
Die Entscheidung von Cass, sich in den Tod zu stürzen, obwohl sie ein Kind erwartet, oder gerade deswegen, weil sie um ihren verzerrten Geist weiß, offenbart auch das Bild der Verfolgung solcher Menschen, lässt kurz ein Tabuthema aufleuchten, um es mit einer Entscheidung wieder zu beenden, ebenso wird das Tabuthema des sexuellen Liebesverhältnisses zwischen so großen Altersunterschieden behandelt, und zwar so alltäglich, dass man darüber hinaus vergisst, was daran "tabu" sein soll.

Immer nur an sich selbst gedacht, immer nur für sich selbst gelebt, ohne er selbst zu sein, bleibt Axel Vander nur ein Abbild seiner selbst ohne Nachkommenschaft. Für einen kurzen Moment durchfährt ihn der Gedanke an einen Fortbestand seiner "Rasse", der Kern im Kinde, durch den seine getötete Familie weiterleben würde. Wo er als Egoist auftritt, bleibt hier wohl der einzige Moment zurück, an dem er ganz kurz "lebendig" ist, um dann wieder in sich selbst zusammenzusacken.

Die Befreiung seines Wesens erfolgt nicht durch alle Erfahrung, die er gesammelt hat, sondern höchstens durch den Tod.


So viel setzte sich in Rückblicken und Sprüngen zusammen, zeigte ein bisschen Klarheit, und gerade weil nicht alles gesagt wurde, lehne ich mich zufrieden zurück, denn das Buch ist Denkstoff, ein noch einmal für sich selbst Durchnehmen, was an Gedankenklotz hier von Banville geschaffen wurde.

Gerne werde ich zum nächsten Buch dieses Mannes greifen, um mich zwischen

... asthmatischen Taxen, Minuten, die knarrend vorüber gehen, Räumen mit leicht verschwitzter und keuchender Atmosphäre und einem Tag, der versucht zu regnen…

zu verlieren.




Art & Vibration
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#2

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:29
von Moulin
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Habe mir auf Grund dieser empfehlenden Worte gerade Banvilles Roman 'Die See' gekauft und freue mich darauf, in diese Geschichte aufgerissener Erinnerungen einzutauchen.

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#3

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:30
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Hallo Moulin,
aha, dann hat's dich also inspiriert, das ist schön. Bin gespannt, was du über "Die See" zu berichten hast.
Ich werde wohl demnächst erst einmal zum "Unberührbaren" greifen, danach auf jeden Fall auch das von dir erwählte Buch.

Sei lieb gegrüßt
Taxine

P.S. Hatte in letzter Zeit etwas wenig Atmung, freue mich aber, wenn du es wenigstens in meine Gefielde schaffst. Ich werde aber auch wieder in deine kommen. Versprochen. Die Zeit... die Zeit. Sie rennt...




Art & Vibration
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#4

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:32
von Moulin
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Oh, Banville, ein absoluter Perfektionist seiner eigenen, geschriebenen Sprache!

Zunächst möchte ich auf die Geschichte eigehen:
Ein Mann, dessen Frau gestorben ist, begibt sich an einen Ort, an dem er mit den Eltern seine Urlaube als Kind und Jugendlicher verbrachte. Ein Ort seiner ersten sexuellen Erlebnisse.
Im Buch laufen verschiedene Zeiten und Geschichten parallel, scheint für Banville, wie ich bereits gehört habe typisch.

Während des Lesens hatte ich nicht mit so einer Kühle gerechnet, mit so einer detailierten Beschreibung vieler Dinge, auch von (vermuteten) Nebensächlichkeiten, so dass ich zu Beginn etwas enttäuscht war, hatte ich überwiegend eine emotionalere Schreibweise , gerade bei diesem Thema erwartet, weniger diese trockene, zynische.
Auch fragte ich mich, was diese nebensächlich wirkenden, parallel laufenden Geschichten mit dem eigendlichen Thema zu tun haben und plötzlich, etwa 30 Seiten vor Ende des Buches laufen alle Geschichten in einer gesamten Auflösung zusammen.
Natürlich alles in allem sehr genial gemacht, doch war mir dann die Spanne der Auflösung zu zügig. Schade, gerade da hätte ich gerne noch etwas länger gelesen, das hätte ich lieber etwas mehr ausgebaut gelesen.
Aber auch hier ein 'Aber'. Das Buch wirkt immer noch nach. Es hat etwas, das ich momentan noch nicht beschreiben kann.

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#5

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:32
von Cora
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Ja, Banville's Sprache gefällt mir auch.
Er schreibt überaus bildreich und dennoch locker weg, dabei so lebendig, dass man das Gefühl hat, als wäre man der stete, stille Begleiter seines Protagonisten.
Zur Zeit lese ich "Der Unberührbare".

In Antwort auf:
Mitternacht. Mir ist das Bein eingeschlafen. Ich wünschte, mein übriges Ich würde ihm folgen. Aber es ist nicht unangenehm, so wach zu sein, wach und munter, wie ein nachtaktives Raubtier...



"Caliban" kommt nach deiner interessanten Einführung, Taxine, mit auf meine Wunschbuchliste.

LG
Cora

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#6

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:33
von Taxine
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Siehst du, bei mir ist es umgekehrt. Ich lese demnächst dann den "Unberührbaren". Danach "Die See". Habe auch sehr gute Kritiken darüber gehört. Und, ich mag ja das Verschachtelte. Ich mag überhaupt die Sprache und den inneren Monolog, das Durchdenken bestimmter Dinge.

Bei Banville bin ich vorher immer vorbeigegangen, weil der Einband so hässlich war. So schrecklich mittelalterlich, wie ein historischer Roman. Und dann findet man so ein großartige Geschichte darin.
Gerade dieses Zuschlagen und danach Sitzen und Nachdenken ist für mich immer wieder lohnenswert, wenn mich Literatur so packt.
Ich glaube "Caliban" ist aber einfacher als "Der Unberührbare". Mal sehen.

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#7

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:33
von Cora
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Hallo Taxine,
der Einband auf dem Buch hätte mich auch abgehalten, es zu kaufen, wenn ich damls nicht zuvor in der berliner-zeitung eine Rezension über das Buch gelesen hätte.

Ich habe die Fischer TB-Ausgabe, das Titelbild zeigt hier einen altmodisch gekleideten, schlacksigen jungen Mann, mit seltsam verkrümmter Fingerhaltung.

Zuerst hatte ich von Banville "Newtons Brief" gelesen, was mich nicht so sehr gefesselt hat.
Neben Caliban würde ich auch gerne noch
"Athena" lesen.
Davor oder danach "Die See" oder "Die Sonnenfinsternis".
Mal schauen, ob ich demnächst in der Bib. fündig werde.
Gruß Cora

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#8

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:34
von Taxine
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Hallo Cora,

ja, das Auge isst fast mit. Und wenn der Einband dann aufdringlich ist oder, wie bei dieser zeitgenössischen Literatur, rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat, dann läuft man ganz gerne mal vorbei.
Ich kriege ja vor diesen Regallängen in so mancher Buchhandlung, wo sich der Krimi und schnöde Historienroman abwechseln, immer so'n staubiges Würgen.
Für mich muss Literatur immer in die Gedankenwelt treiben, muss mit Sprache spielen und überraschen. So etwas finde ich selten in diesen fülligen, dicken Wälzern der (oftmals) reinen Fiktion. Diese Art zumindest meine ich.
Ich würde niemals Eco in diese Rubrik einordnen, aber, das ist wohl klar.

Aufgrund Banville's seltsamer Einbände, dachte ich eine ganze Weile, dass ich hier ähnliches finde. Zum Glück nicht!

"Newtons Brief" klingt irgendwie interessant. Was war denn so schlecht daran?

Liebe Grüße
Taxine

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#9

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:34
von Cora
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Hallo Taxine,
erstaunt stelle ich gerade fest, ich bin ja noch von gestern Abend eingeloggt.
Das spart "Bewegung"!

Zu deiner Frage:
Ich fand das Buch langweilig. Da konnten auch noch so schöne Formulierungen oder Vergleiche (mit denen hat Banville einen Sonderstatus im Lit.betrieb) nicht gegen anstinken.
Die Rezension des Buches ließ die ganze Zeit auf besonders eindrückliche Geschehnisse warten, die allerdings am Ende schnell erklärt waren, während der gesamte Inhalt mich an einen Billigroman erinnerte.
So gefiel mir fast die Rezension auf dem Buchrücken besser, als die Geschichte.

Ganz anders "Der Unberührbare".
Hier fesselt mich die Geschichte durch ihre gut u. anschaulich erzählte Prosa um Victor, einen älteren, geachteten Kunsthistoriker, den man plötzlich (durch Verrat eines Freundes) als Spion enttarnt
und der nun eine besinnliche Rückschau auf seine verwegene Vergangenheit hält.

LG
Cora

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#10

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:35
von Moulin
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@ Cora

In Antwort auf:
...Ich fand das Buch langweilig. Da konnten auch noch so schöne Formulierungen oder Vergleiche (mit denen hat Banville einen Sonderstatus im Lit.betrieb) nicht gegen anstinken.
Die Rezension des Buches ließ die ganze Zeit auf besonders eindrückliche Geschehnisse warten, die allerdings am Ende schnell erklärt waren...




Hallo Cora,
das ist ein interessanter Gedanke der mir klar macht, was mir z.B. an 'Die See' mißfallen hatte.
Zwar würde ich den Rest des Romans nicht unbedingt als Billigroman bezeichnen, doch konnte ich mich mit einigen Dingen nicht so ganz anfreunden.
Der alte Mann, der sein Dasein in einer alten Pension fristet und als 'Colonel' bezeichnet wird war mir definitiv zu sehr Klischee. Diese Figuren tauchen in vielen Romanen auf, genauso wie die Person der Haushälterin.

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#11

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:35
von Cora
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Hallo Moulin,

die vielen Vergleiche in Banville's Büchern, (auch in "Der Unberührbare") strecken zwar die Seiten, tragen aber nicht unbedingt dazu bei, den Roman mit Hochgenuss zu lesen.
Dennoch treibt mich hier die Ungewissheit, wie es wohl in Victors Vergangenheit weiter ging, dran zu bleiben.
Und das ist einer von Banville's Vorzügen, er weckt durch die Rückblende in seinen Romanen unsere angeborene Neugierde.

L. Gruß
Cora

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#12

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:36
von Martinus
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Hallo Taxine,

"Caliban" ist wirklich ein sehr bewegender Roman, der sich auch alleine wegen seiner Wortgewaltigkeit zu lesen lohnt. Eine Nietzschespezialist in Turin ist ja sowieso interessant, obwohl, soweit ich mich erinnere, dieses nur sekundär behandelt wird. Meine Lektüre liegt schon drei Jahre zurück. Ein Eindruck ist mir immernoch geblieben, ein reread würde sich lohnen, ach ja....da liegt noch "Der Unberührbare" ungelesen in meinem Regal.

Hallo moulin,

"Der See" von Banville hat mir leider nicht so gut gefallen. Die Sprache ist dort zu kunstvoll hochstilisiert, dass es mich kalt ließ. Ich finde den Inhalt von "Caliban" auch wesentlich reizvoller. Einfach toll.

Liebe Grüße
Martinus

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#13

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:36
von Taxine
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Hallo Martinus,

langsam habe ich den Verdacht, dass die Bücher von Banville sich hier sehr unterscheiden.
"Caliban" ist eigentlich einfach gehalten, aber mit schönen Bildern. "Der Unberührbare" soll schon schwieriger im Lesegenuss sein, "Die See" hat mehrere nicht so gepackt.
Dann habe ich wohl mit dem richtigen Buch angefangen.

Liebe Grüße
Taxine

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#14

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:37
von Moulin
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Scheinbar habe ich mit 'Die See' gerade das falsche Buch erwischt, doch hatte mich gerade die Thematik sehr interessiert. Schade. Vielleicht gebe ich ihm noch eine Chance, doch steht hinter Süskind, Böll auf der Warteliste.

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#15

RE: John Banville

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 21:37
von Taxine
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Ah... lass mich raten:

"Das Parfüm" und "Ansichten eines Clowns"?

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