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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Julian Barnes

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 22:08
von Taxine • Admin | 6.714 Beiträge

Julian Barnes - ziemlich unterschiedlich in seinen Büchern. Hier nun aber ein paar Einblicke in das großartige Buch
"TOUR DE FRANCE".

Inhalt:
(Klapptext)

Zitat
Ob Charme oder Chanson, Kunst oder Küche, französische Lebensart oder Literatur - Julian Barnes weiß fast alles über Frankreich. Er ist schon als Junge mit seinen Eltern als Tourist nach Frankreich gereist. Auf den Fahrten im Familienwagen durch die Provinz nahm er das Land auf der anderen Seite des Kanals jedoch anfangs mit der Überheblichkeit des typischen Inselbewohners wahr - eigenartig schmeckender Käse, blutiges Fleisch, undefinierbare Soßen, bitterer Kaffee und viele Kathedralen. Doch dieser hartgesottene junge Brite kann letztlich dem Zauber der französischen Zivilisation nicht widerstehen.



Was mir am meisten gefallen hat, waren Barnes tiefe Einblicke in die französische Kultur und die Literatur. Man erfährt einiges über Baudelaire, Flaubert, Mallarmé, Sartre, Truffaut, Godard, Brel, Courbet, usw. usw.
Ganz großartig, diese Blicke auf besondere Details.

Hier jetzt ein paar Auszüge:

Die Jugend:

Zitat
Ich hatte das Selbstbewusstsein eines ganz normalen Jugendlichen in der Pubertät – mit anderen Worten, Hemmungen ,die so schwer wogen wie ein Rucksack voller Steine und mit denen anderer Leute überhaupt nicht zu vergleichen waren. Der Gang über die Strasse zum Geschäft war ein heldenhaftes Abenteuer, auf Schritt und Tritt lauerten Gefahren von Knoblauch kauenden zwielichtigen Gestalten, die zum Frühstück Rotwein tranken und ihr Brot – und die Kehlen kleiner Kinder – mit dem Taschenmesser aufschnitten. „Le jounal de la région“, murmelte ich wie ein Mantra vor mich hin, (… ) Ob ich die Worte dann überhaupt ausgesprochen oder irgendeinem nikotinverseuchten Kinderschänder nur mit dem Schrei „Stimmt so“ meine Münzen hingeknallt habe, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich an nichts als schiere Angst, absolute Verlegenheit und das Ausbleiben überschwänglicher elterlichen Lobs bei meiner wohlbehaltenen Rückkehr.





Tote auf Urlaub

Zitat
Man komme mir nicht mit Janis Joplin, Jim Morrison, Brian Jones, Jimi Hendrix, dem verstorbenen Beach Boy oder anderen zweitrangigen Pop-Rock-Toten. Eine Überdosis Drogen, ein zum „Leben auf der Kippe“ verklärter, bedröhnter Plumps ins Leere, eine zum größten Verlust der Musikwelt seit Schuberts frühem Tod hochstilisierte Episode melodramatischen Sichgehenlassens – das gibt mir keinen Nekro-Kick.




(Die Chanson-Sänger)

Zitat
Alle drei waren in den frühen fünfziger Jahren erstmals in Erscheinung, als Jacques Canetti, der Bruder des Nobelpreisträgers Elias, ihre ersten Platten aufnahm. Vian, sarkastisch und urban, trat der Welt mit der ganzen Schärfe hämischer Ungläubigkeit entgegen. Brel, eindringlich und leidenschaftlich, trat der Welt entgegen, als könne man sie mit Musik zur Vernunft bringen, sie mit einer stimmlichen Umarmung von ihren Torheiten und Brutalitäten erlösen. Brassens, vertraulich und förmlich, trat der Welt entgegen, als sei sie eine alte Geliebte, die einem bis zum Überdruss vertraut ist und von der man nicht allzu viel erwarten darf.



Der "Schrecken" über die Engländer:

Zitat
Als Paul Valéry 1986 den sonst immer sehr korrekten englischen Dichter W. E. Henley kennen lernte, stellte er mit Entsetzen fest, dass der Engländer ständig idiomatisch richtige und genau akzentuierte Obszönitäten von sich gab. Wie sich herausstellte, hatte Henley sein Französisch bei Rimbaud und Verlaine gelernt.



Zitat
… und bei abtrünnigen Evangelisten ist immer Vorsicht geboten.



zu Brel:

Zitat
Er sang vom Norden, davon, dass man sich betrinkt (im Norden), sexuell betrogen wird (und sich daraufhin betrinkt, im Norden), Witwer wird (und am Tage der Beerdigung herausfindet, dass man sexuell betrogen wurde, und sich daraufhin betrinkt – wahrscheinlich im Norden).


Ich habe Tränen gelacht.

Zitat
Wir müssen uns sehr ins Zeug legen,
um alt zu werden, ohne erwachsen zu sein.



Ohne Technik bleibt eine Begabung – auch eine nahezu geniale – nur eine üble Angewohnheit.
(Brassens)


Zitat
Wenn etwas rührselig wird, ist etwas schief gegangen – wenn alles stimmt, bekommt man ein wahrheitsgetreues Bild vom Elend des Lebens.



„In einem Jaguar flennt es sich besser als in der Metro.“(Truffaut über "Erfolg")


Über Baudelaire:

Zitat
In diesen letzen Jahren, die er in Belgien verbrachte, tritt auch ein unerwarteter Humor zutage, als habe Baudelaire die Welt mit ihren Schwachsinnigkeiten so lange und so vehement verabscheut, dass die Erschöpfung den Hass zu einem griesgrämigen Kichern verdünnt hat.



Über Rubens und Belgien:

Zitat
„Rubens ist die einzige Art Edelmann, die Belgien hervorbringen konnte, das heißt ein in Seide gekleideter Grobian.“ (… ) „Meine Reise nach Belgien wird mir nur drei Dinge eingebracht haben: die Bekanntschaft mit dem dümmsten Volk der Erde (… ) und schließlich die Gewohnheit einer andauernden gänzlichen Keuschheit (… ), die übrigens ohne jedes Verdienst ist, in Erwägung, dass der Anblick des belgischen Weibchens jede Vorstellung von Lust verjagt.“



(Anmerkung: Baudelaire und Flaubert haben eine zeitlang ein regelrechtes Parallelleben.)

Zum Ursprung der Welt

Zitat

Courbets L’Origine du Monde gehörte einst
Madame Jacques Lacan und kam durch Steuer-
Tricksereien ins Musée d’Orsay.
Schauen Sie sich’s dort an. Unter buschigem Schamhaar – Ein dichter Rorschachklecks -, unter bleichen Schenkeln
Von fülliger, bräutlicher Willigkeit
Sagt eine rosig gewölbte Spalte: „Ici!“


(Aus John Updikes Gedichte mit dem bezeichnenden Titel: „Zwei Fotzen in Paris“ )

Zitat
Der Einzelne kann müde und deprimiert werden, kann spüren, wie seine Begabung Schaden nimmt, und seine Lebensjahre entschwinden sehen; der Staat dagegen wird kaum müde und von Zweifeln an seiner Moral geplagt.




„Zeichne nicht den Gegenstand, sondern seine Wirkung!“
(Mallarmé)

über Mallarmé:

Zitat
Er war fleißig und geschickt; jeden Tag hielt er auf kleinen sorgfältig gerissenen Zetteln seine sprachlichen Entdeckungen fest und bewahrte sie mit anderen zusammen in einer großen hölzernen Teekiste für den Moment auf, da sie in ein Gedicht eingefügt werden sollten.
Denn beim Schreiben selbst ging er methodisch vor; er konstruierte ein Gerippe, vielsagende Worte, die mit Bedacht über das jungfräuliche Blatt verteilt wurden, vorgefertigte Reimschemata … und innerhalb dieser Grenzen brauchte das Gedicht sich dann nur selbst zu erschaffen.



Über Flaubert:

Zitat
Im Alter von sechs oder sieben Jahren kam er an einer unlängst benutzten Guillotine vorbei und erblickte blutverschmierte Pflastersteine: „Jedes Kind schleppt ja mindestens eine unerträgliche Erinnerung mit sich herum, selbst wenn Guillotinen und Körbe mit abgeschlagenen Köpfen heutzutage nicht mehr so leicht zu finden sind.“ (Lottman – Biograf)



Die Verliebtheit von Vargas Llosas zu Madame Bovary (Die ewige Orgie – Flaubert und Madame Bovary):

Zitat
Der Überdruss an Emma, den Flaubert in seinen Briefen äußert („eine Frau der falschen Poesie und der falschen Gefühle“ ), und Vargas Llosas Lobgesang auf eine Frau, die sich in seiner Vorstellung und Erinnerung zu Flamenco Klängen bewegt, reizen zu einem sarkastischen Vergleich. Wenn Emma Bovary von den Seiten herab und in Vargas Llosas Leben getreten wäre, hätte sie sein Geld in wenigen Monaten durchgebracht, ihn mit ihrem Geschwätz zu Tode gelangweilt und sich mit seinem besten Freund davongemacht. Doch man spürt, dass er sich dessen wohl bewusst ist und die Demütigung beinahe genießen würde.





Barnes mag Sartre nicht besonders, trotzdem erlaubt er ein paar Einblicke in Sartres Buch über Flaubert "Der Idiot der Familie", was ich auch sehr interessant fand.


Über Georges Sand:

Zitat
Georges Sand sah dem Tod gelassen entgegen.
Wenn ich für andere nicht mehr nützlich und angenehm bin, dann möchte ich mich friedlich und ohne Seufzer davonmachen, oder doch nur mit einem Seufzer über das arme Menschengeschlecht: Es taugt nicht viel, aber ich bin ein Teil davon, und vielleicht tauge ich auch nicht viel.



Zitat
Entrüstung ist der Stab, der die Marionette aufrecht erhält.





"Ich habe immer versucht in einem Elfenbeinturm zu leben; aber ein Meer von Scheiße schlägt an seine Mauern, genug, ihn zum Einsturz zu bringen."


Mehr Empfehlungen für diesen Schriftsteller unter: Die neusten Buchtipps




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 14.07.2009 22:55 | nach oben springen

#2

RE: Julian Barnes

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 22:11
von Taxine • Admin | 6.714 Beiträge
Ja, ja, der Herr Julian Barnes, ein seltsamer Mensch. 1991 den Roman "Darüber reden" verfasst, noch roh und etwas lapidar formuliert, nicht in gleicher Sprache, wie ich es von ihm gewohnt bin. Und doch, hier sehen wir drei Menschen, die nicht miteinander sprechen, sondern mit uns, dem Leser. Sie erzählen ihre Geschichte. Es geht um zwei ungleiche Freunde, die sich gegenseitig ein bisschen runterputzen, bei denen man aber auch die Zuneigung merkt, die sie füreinander verspüren. Dann, wie sollte es auch anders sein, platzt eine Frau in ihr Leben, und schon herrscht Chaos. Der eine, bidere Bankangestellte heiratet das holde Weib, und der andere, exzentrische In-den-Tag-Lebende verliebt sich in sie.
Hier bemerkt man, dass der Schriftsteller seine Sprache noch nicht gefunden hat. Ich las das Buch an einem Tag durch, nicht unbedingt voller Spannung, eher, weil mir irgendwo die Charaktere zusagten. Aber, sollte ich das Buch empfehlen, würde ich sagen: Kann man lesen, muss man aber nicht!

Nun aber, denn ich will ja nicht so sein, es hat mich wohl doch ein bisschen gepackt, entdecke ich in meinem Regal (irgendwann gekauft und dort abgestellt) ein weiteres Buch von ihm, das gleiche Thema, die gleichen Protagonisten. Der zweite Teil! Na gut, denke ich mir. Zwischen diesen Büchern liegen neun Jahre, bis hier muss doch etwas passiert sein, der Autor gereift, sein Wissen erweitert, Dutzende an Büchern gelesen worden sein, ... und tatsächlich. Die Sprache ist so, wie ich sie kenne. "Liebe usw." spricht mich viel mehr an, schön auch, dass die Charakere gleich sind. So kann ich sagen, dass, wer sich auf eine solche Geschichte einlassen möchte (wie oben erwähnt, "Tour de France", ein Lesegenuss erster Güte!), der sollte am besten direkt zum zweiten Teil greifen, denn Herr Barnes fasst auch noch einmal zusammen, nur in schönerer Sprache, mit mehr Spiel und unterhaltsamen Abschweifungen. Gegen dieses Buch wirkte das andere noch ein bisschen plump, doch, wer sollte es ihm verübeln. Die ersten Schreibversuche, die ersten Veröffentlichungen in Buchformat. Da kann man dann ruhig (auch aus Sympathie für sein weiteres Werk) ruhig mal ein Auge zudrücken.



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 15.08.2007 22:11 | nach oben springen

#3

RE: Julian Barnes

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 22:18
von Martinus
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Hallo,

danke für die wärmsten Empfehlungen für die "Tour de France". Das ist was für mich.
Das einzigste, was ich von Julian Barnes gelesen habe, ist der Erzählungsband

Der Zitronentisch ,

Geschichten zum Thema Alter. Sehr humorvoll, grotesk, natürlich auch mal traurig. Die kurze Geschichte des Haarschneidens erzählt amüsant die Stufen des Lebens. Es ist natürlich ein Friseur, der sich das alles anhören muss , denn dort quatschen Menschen sehr gerne.

Wer glaubt, im Alter passiere nicht mehr viel, der sei hier eines besseren belehrt, und schon lernen wir zwei Witwen kennen, die sich regelmäßig in einem Lokal zum Frühstück treffen. Merrill schwärmt von ihrem verstorbenen Mann, der sehr beliebt gewesen sei und „ noch alle Zähne im Mund hatte, als er starb." Janice macht gute Miene zum Spiel. Sie weiß, dass dieser Kerl ein Ekel war, der als „Campus-Fummler" gegenüber Frauen nicht vor sexueller Gewalt zurückschreckte. Merrill hat offenbar keine Ahnung davon.

Ein Konzertbesucher denkt sich immer schrulligee Methoden aus, damit die Zuhörer eines Konzertes endlich ruhig sind. Lustig, der Plot aber ein wenig überzogen. Der Leser des Büchleins wird auch mit einer Geschichte belohnt, die die Legende von Falun variiert. Man weiß, E.Th.A. Hoffmann gab sich ebenfalls dieser Thematik hin.

Der Höhepunkt des Bandes ist eine rührende Erzählung über Turgenjews späte Liebe.

Liebe Grüße
Martinus

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#4

RE: Julian Barnes

in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2007 22:19
von Taxine
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Hallo Martinus,

das ist ja toll, dass du hier ein bisschen Einblicke in dieses Buch verschaffst. Danke. Ich hielt es auch schon ein paar Mal in der Hand.
Ich habe hier noch ein anderes von Barnes herumstehen, das nennt sich "Vor meiner Zeit", mal sehen, was da auf mich zukommt.

"Tour de France" wird dir bestimmt gefallen, wir Frankophilen, die wir uns zu einer Reise durch dieses Land immer wieder verführen lassen. Ist wirklich ein bisschen wie Urlaub, aber toll sind eben die literarischen Dinge, die Barnes so herrlich offenlegt. Hat mir sehr gefallen.

Gut's Nächtle
Taxine

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#5

RE: Julian Barnes

in Die schöne Welt der Bücher 01.06.2025 13:29
von Taxine • Admin | 6.714 Beiträge

Julian Barnes - "Der Mann im roten Rock"

"Warum drängt es die Gegenwart ständig, über die Vergangenheit zu urteilen? Sie muss ziemlich neurotisch sein, diese Gegenwart, die sich der Vergangenheit überlegen fühlt und dabei die nagende Furcht nicht loswird, dass sie es womöglich doch nicht ist."

Ähnlich wie in "Flauberts Papagei" oder "Tour de France" trumpft Barnes hier mit Kunst- und Literaturwissen rund um die Belle Epoque und den Fin de Sicle auf. Mich spricht so etwas immer an, wobei ich häppchenweise auch die Tagebücher der Goncourts weiterlese, die am Stück für mich nicht zu ertragen sind. Mittlerweile habe ich den dritten Teil beendet, in dem auch die Übersetzung wechselt und in meinen Augen deutlich besser ist (in der Gesamtausgabe gibt es drei Übersetzer).

Barnes' Blick wiederum fällt auf das von John Singer Sargent gemalte Gemälde des Arztes Samuel Pozzi, der ein Zeitgenosse von Oscar Wilde, Flaubert, Joris-Karl Huysmans, den Brüdern Goncourt, Proust und Sarah Bernardt war, mit der er wohl auch ein kurzes Verhältnis hatte, und von dem Alice, die Prinzessin von Monaco, sagte, er wäre "ekelerregend gutaussehend ", dem man, mit Blick auf die Portaits und Bilder, geneigt ist, zuzustimmen. Pozzi war ein moderner Arzt und Gynäkologe, der vor allem die Damen der Oberschicht behandelte und so manche Untersuchung auch als "Vorspiel" nutzte. Der Maler, der ihn im roten Rock porträtierte, ist bekannt für den Pariser Skandal um Madame X, der heute übertrieben scheint, zumal er sie lediglich mit nackten Schultern und verrutschtem Träger zeigte. Man sagte ihm nach, er wäre ein großer Maler, hätte jedoch keinen Geschmack, so der Dandy und Graf Robert de Montesquiou- Fezensac, um den es in diesem Buch auch geht. Dieser war immerhin die Vorlage zu Des Esseintes aus "Gegen den Strich". Auch Proust hat ihn als Baron Charlus verewigt, während Pozzi bei ihm wiederum zum weniger schmeichelhaften Doktor Cottard wurde. Aber Barnes verweist auch darauf, dass Figuren ein Eigenleben haben und in ihnen auch immer der Schriftsteller selbst sichtbar wird. Wie wir wissen, bediente sich Proust für eine Figur oft an mehreren Charakteren.

Auch über die Tochter Catherine Pozzi wird viel erzählt, die acht Jahre mit Paul Valery zusammen war und deren Aufzeichnungen ich damals mit Gewinn las, in denen ich in den Anmerkungen übrigens auch auf Mario Praz' "Schwarze Romantik" stieß. Sie hasste ihren Vater, den unverbesserlichen Verführer, der dann ausgerechnet durch die Kugel eines verrückten Patienten starb, den er nicht von seiner Impotenz heilen konnte. Hier imitiert das Leben die Kunst, wobei eine solche Story im Roman wahrscheinlich unglaubhaft wirken würde.

Barnes Buch ist nicht unbedingt stilistisch gut geschrieben, und auch das Nachwort mit der Kritik am Brexit hätte er sich sparen können. Aber das Thema war klasse, und schön war auch diese Anmerkung über Oscar Wilde:

Zitat von Barnes
"Doch Oscar Wilde war oft niedergeschlagen, und er gestand Fénéon, dass er sich mit Selbstmordgedanken getragen habe und in dieser Absicht zur Seine hinuntergegangen sei. Auf der Pont Neuf habe er einen merkwürdig aussehenden Mann getroffen, der ins Wasser hinabschaute. Oscar Wilde hielt ihn für ähnlich verzweifelt wie sich selbst und fragte ihn: »Sind Sie auch ein Selbstmordkandidat?« »Nein«, erwiderte der Mann, »ich bin Friseur!« Fénéon zufolge fand Oscar Wilde nach dieser absurden Antwort, das Leben sei immer noch so komisch, dass es zu ertragen wäre."



(Alle Zitate stammen aus der Ausgabe: Julian Barnes "Der Mann im roten Rock", Kiepenheuer & Witsch)




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