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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Die Heiden von Kummero

in Prosa 06.02.2010 17:48
von Bea • 680 Beiträge

Nach der Wende beschlossen wir gemeinsam einen Urlaub zu verbringen. Zwei meiner Geschwister machten spontan mit und so fuhren wir mit unseren Familien in den Urlaub Richtung Bayern.
Wir mit einem gelben Trabi, den wir gehegt und gepflegt haben.
Rote Schonbezüge aus Plüsch schmückten das Innenleben und wir waren stolz auf unser gutes Stück.
Also fuhren wir drei Familien los um die große Freiheit endlich zu genießen.
Unser Trabi hielt die acht stündige Fahrt reibungslos durch, obwohl bei meinem Mann Schweißperlen im Gesicht zu sehen waren.
Als wir endlich angekommen waren, teilten wir uns auf, weil wir nur unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten bekamen.
Mein Mann ging voraus mit zwei schweren Koffern und ich folgte mit unseren beiden Mädels schniefend einen Berg hoch.
Eine Dame empfing uns freundlich und sagte zu mir in einem netten Ton: „Ihr Chauffeur kann die Koffer hier abstellen!“
Mein Mann bekam einen roten Kopf und ich musste innerlich schmunzeln.
Wir wurden liebevoll aufgenommen und es herrschte eine ruhige Atmosphäre.
Die Zimmer waren mit nostalgischen Möbeln ausgestattet und die Betten luden gleich zum schlafen ein.
Aber wir gingen eine große hölzerne Treppe hinunter in den Speiseraum. Es wurde uns ein deftiges Essen serviert und man hatte eine große Auswahl.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gingen wir zu meinen Geschwistern um einen gemeinsamen Plan zu schmieden, welche Sehenswürdigkeiten wir uns anschauen wollten.
Mein ältester Bruder fand eine Burg und so beschlossen wir kurzerhand sie zu besichtigen.
Es war eine alte Burg mit vielen altertümlichen Dingen und plötzlich rief jemand laut: „Es fehlt nur noch eine echte Gräfin!“
Auf einmal ging eine Türe auf und eine gut gekleidete ältere Dame kam auf uns zu und sprach mit uns über dies und jenes.
Sie machte uns das Angebot ihre Kapelle zu besichtigen und wir nahmen augenzwinkernd diese Einladung an.
Plötzlich wie aus der Luft schritt ein junger Gentleman auf uns zu mit einem großen Schlüsselbund in der Hand.
Er öffnete die Tür und wir gingen auf leisen Sohlen durch den Raum, weil er uns etwas befremdet vorkam.
Als wir uns angeregt unterhielten kam dieser gut gekleidete Gentleman auf uns zu und sprach mit uns.
Ich musste immer auf seine vielen goldenen Ringe schauen.
Aus heiterem Himmel fragte er uns auf einmal ob er uns bekehren könne und mein Bruder antwortete spontan: „Nein Danke, wir sind die Heiden von Kummerow!“
Lautes Lachen fiel in den Raum und die Dame und der Gentleman verabschiedeten sich von uns in einer höflichen Form.
Wir müssen heute noch über dieses Erlebnis schmunzeln.




Der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen beruht im Wohnen. Bauen/ Wohnen/ Denken - Heidegger Martin

zuletzt bearbeitet 07.02.2010 18:30 | nach oben springen


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