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Du böses Plagiat!
in An der Literatur orientierte Gedanken 22.02.2010 13:54von LX.C • 2.821 Beiträge
Zitat von Martinus
Sekundäres zum Plagiatsfall Helene Hegemann
Quasi die Vorgeschichte
Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte. Kröner, Stuttgart. 578 S., 26,90 Euro
siehe auch hier
Zitat von Bea
Also das Buch ist schon interessant, Martinus. Mir ist das persönlich bei Nietzsche aufgefallen...(Fall Freud?) Aber wo fängt das Alles genau an? Gedanken von Anderen in sich aufzunehmen ist ja legitim, aber gleich alles kopieren ohne dies anzugeben, nein also da hört aller Spaß auf!
(Ich war mal so frei, zu plagiatieren, ach so, die Quelle ist ja angegeben, zu zitieren )
Wo fängt der Spaß an, wo hört er auf. Bei den Poststrukturalisten fängt der Spaß genau da an, wo er für unser Verständnis aufhört. Beim Text als "Konglomerat aus Zitaten", was sinngemäß so zu verstehen ist, dass auch das unbeabsichtigte Plagiat einem jedem Text selbstverständlich innewohnend ist.
Die Poststrukturalisten beiseite gelassen, muss man natürlich zwischen Intertextualität und Plagiat hinreichend unterscheiden. Intertextualität zielt ja (wie alle hier wissen) geradezu darauf, dass Textstellen in direkter oder indirekter aber immer erkennbarer Weise auf andere, meist bekanntere Werke/Autoren verweisen, diese in Beziehung zueinander setzen, was dem eigenen Text gewiss zugute kommen soll, aber den Primärtext gewöhnlich nicht unter den Scheffel stellt oder absichtlich verschweigt. Ist also ein legitimes Verfahren, das, wie der Journalist des Artikels ganz richtig hervorhebt, auch den Fortbestand der Literatur sichert.
Ein Plagiat dagegen basiert auf niederen Motiven, wie man es vielleicht in der Sprache der Juristerei ausdrücken könnte.
Aus diesem Grund verstehe ich auch nicht, warum nirgends die Frage gestellt wird, ob sich die Autorin Hegemann zu verantworten hat? (Oder geschieht das konsequent? Ich verfolge den Fall wenig.)
Irgendwo hatte ich sogar gelesen, dass der Blogger, der, wie Taxine an anderer Stelle richtig schrieb, auch ein Buch zu seiner Geschichte herausgegeben hat, sehr zufrieden mit der Umsetzung Hegemanns sein soll. Ist da ein Umdenken im Gange?
Dann fällt mir noch etwas Anderes dazu ein. Vor längerer Zeit las ich einen Artikel über Zuschussverlage. Journalisten hatten Zuschussverlagen ein Manuskript aus Plagiaten zugespielt, um deren Seriosität zu testen. Das Resultat kann man sich leicht vorstellen. Ohne Zuschussverlage in Schutz nehmen zu wollen, keineswegs, aber es scheint mir doch bedenklich, dass auch "normale" Verlage nicht in der Lage zu sein scheinen, Auffälligkeiten zu hinterfragen.
Hat man etwa die Misere zugunsten des Kommerzes billigend in Kauf genommen? Das wäre natürlich dann ein Schlag in die Magengrube der Literaturwelt.
Wie mir scheint, gibt es ja doch einigen Gesprächsbedarf zu diesem Thema (vielleicht ist er auch schon wieder verebbt). Soweit dennoch in Kürze meine Gedanken, nach der Lektüre des Artikels, auf den Martinus hingewiesen hat und den Beiträgen der letzten Tage.
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[i]Poka![/i]
RE: Du böses Plagiat!
in An der Literatur orientierte Gedanken 22.02.2010 22:29von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ich kann mir vorstellen, dass der Blogger nur darum zugestimmt oder damit einverstanden war, weil sein Buch durch den "Skandal" nun mehr Beachtung findet. Für ihn ist das alles natürlich eine gute Werbung.
Ins Virtuelle zu rutschen und die Quellenangaben und Zitate ganz allmählich immer weiter verblaßen zu lassen, scheint der neue Trend zu sein. Hier muss man aufpassen, um nicht verklagt zu werden, dort ist sogar das Plagiat beinahe schon salonfähig. Gibt noch einen Buchpreis, dann ist die Sache abgerundet und kaum noch der Rede wert.
Art & Vibration
RE: Du böses Plagiat!
in An der Literatur orientierte Gedanken 23.02.2010 21:08von Zypresserich (gelöscht)
Künstlich plagiiert hat jetzt noch der da, nicht ganz unoriginell: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...,679857,00.html
RE: Du böses Plagiat!
in An der Literatur orientierte Gedanken 24.04.2010 16:38von LX.C • 2.821 Beiträge
Auch die Autorin Andrea Maria Schenkel hatte sich bezüglich ihres erfolgreichen Romans "Tannöd" (2006) einem Plagiatsvorwurf zu erwehren. Das wegweisende Urteil des Landgerichts München kann man in folgender Pressemitteilung nachlesen:
http://www.justiz.bayern.de/gericht/lg/m...01417/index.php
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[i]Poka![/i]