HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
|
War er nun wahnsinnig oder einfach nur "anders" als die Gesellschaft?
Zog er sich absichtlich zurück oder setzte der langsame Verfall sein Denken ausser Kraft?
Hölderlin ist wohl einer der bekanntesten, deutschen Dichter, gerade auch um die romantische Verklärung und Annahme, er sei dem Wahnsinn verfallen.
Das soll dies hier ein bisschen ins richtige Licht gerückt werden, denn wo behauptet wird, dass er an dementia praecox catatonica gelitten hätte, was "vorzeitiger Blödsinn" bedeutet, dann wäre das falsch, doch genauso falsch und umstritten ist Pierre Bertaux Annahme, Hölderlin hätte seinen Wahnsinn nur simuliert. Bertaux schríeb nun einmal zu einer Zeit, da die "Verrücktheit" eines Menschen schnell abgetan wurde, die siebziger brachten neuen Schwung in die Psychoananlyse, trotzdem hat er einiges an Fakten, die man nicht einfach abstreiten kann. Immerhin lebte der gute HÖlderlin 36 Jahre in seinem Turm und schrieb noch fleißig Gedichte. Zudem: Wer so lange mit sich alleine lebt (er führte ja auch ausgiebig Selbstgespräche), der wird auf jeden Fall ein bisschen "eigenartig".
Doch die Gedichte Hölderlins sind in ihrer Fülle so einzigartig, dass sie heute als schöner Teil der Literatur glänzen.
Art & Vibration
Mit Höderlin habe ich mich noch gar nicht so viel beschäftigt, nehme mir aber vor, sein "Hyperion" zu lesen.
Es wäre allerdings sehr interessant zu erörtern, ob er nun wahnsinnig war oder nicht.
Es grüßt
Jo
Ja... Taxinchen,
mit diesem Thema erwischt du mich aber kalt oder eher heiß. Ich verehre Hölderlin. "Wahnsinn" ist ja heutzutage ein weiter Begriff, darum glaube ich auch nicht an die Schizophrenie, die ihm unterstellt wird. Aber, ich glaube schon, dass bei ihm im Kopf etwas nicht gestimmt hat, auch aus Berichten von Zeitgenossen erfährt man seine Eigenwilligkeiten. Trotzdem lebte er da schon im Turm.
Bin gespannt, wie sich das Thema hier entwickelt, ist aber herrlich, dass du dich damit befasst.
Grüsse in Freude
Ferro
Wahnsinn? Der HölderlinGeyst war ein Genius. Hier anschließend ein Zitat aus einem seiner Briefe an Susette Gontard:
Weißt Du, woran es liegt, die Menschen fürchten sich voreinander, daß der Genius des einen den andern verzehre, und darum gönnen sie sich wohl Speise und Trank, aber nichts, was die Seele nährt, und können es nicht leiden, wenn etwas, was sie sagen und tun, im andern einmal geistig aufgefaßt, in Flamme verwandelt wird. Die Törigen! Wie wenn irgend etwas, was die Menschen einander sagen könnten, mehr wäre als Brennholz, das erst, wenn es vom geistigen Feuer ergriffen wird, wieder zu Feuer wird, so wie es aus Leben und Feuer hervorging. Und gönnen sie die Nahrung nur gegenseitig einander, so leben und leuchten ja beide, und keiner verzehrt den andern.
LG,
ein A