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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Liane Dirks: Falsche Himmel

in Literatur im Verriß 09.05.2010 16:22
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo,

mal ein literarisches Trauerspiel:

Liane Dirks: Falsche Himmel

Drei Jahre vor dem Desaster in Kopenhagen, der Klimakonferenz, erschien „Falsche Himmel“ von Liane Dirks. Leben in der Klimakatastrophe. Das Thermometer sprengt die 40 ° Grenze, Ozonwerte in schwindelnder Höhe, Bungeespringer stürzen absurd in die Tiefe, absurd ja, weil der Leser nicht weiß, warum sie das machen, außerdem dem Ozon rigoros ausgesetzt sind. Sie stürzen aus schwindelnder Höhe am Fenster des 18. Stockwerks vorbei, wo hinter dem Fensterglas ihr Tagebuch schreibt, ihr Leben schreibend irgendwie in den Griff zu bekommen, etwas festhalten vom Leben, damit es noch irgendeinen Sinn bekommt. Schon seit Monaten diese Hitze, vorher Wirbelstürme, Europa im Schlamm, weil Seen sich in Meere verwandelten. Nun gibt es kaum etwas zu essen, die Frau hat noch Gurken vorrätig, ihre Tochter schweift in leeren Straßen herum. Die Frau bekommt Besuch von diversen Bekannten, auch von Donati, der mal ein Marionettentheater hatte, Schauspieler war, nun aber sich nur noch um sein Kind zu kümmern hat, welches er übelweise zu lange unter dem tödlichen Licht der Sonne lässt. Mit der Frau schläft er bei einer Temperatur von 37°, Ozonwert: 394. Das wird wohl bald ihr letzter Tango, bevor die quälende Hitze und das verdammte Ozon ihrem Leben vielleicht einen garaus machen könnte.

Zitat von Dirks
Still. Die Welt neigt ihr Skelett gen Osten



Mir hat der Roman überhaupt nicht gefallen, nicht weil ich solch' lakonische Sätze, wie sie den Roman durchweben, nicht mag, sondern weil diese Sätze keinerlei innere Spannung erzeugen; will heißen, mir ist es nicht möglich die Hitze zu ahnen, selbst von der Bedrohung, die die Klimakatastrophe darstellt, ist kein Hauch zu spüren. Die Sprache dieses Romans ist verskelettitiert, ich spüre keine tieferen Dimensionen zwischen den Zeilen. Nur schwach, durchsichtige Bilder streifen meine Phantasie. Die Figuren völlig farblos, keine Charaktere. Und das ist wirklich so. Ich frage mich, wie kann man nur so einen Roman schreiben, zumal außerdem keine inhaltliche Stringenz aufzufinden ist. Es ist ein Desaster. Die Figuren scheinen so kahl und leblos, als sei durch die Hitze schon das Fleisch von ihren Knochen versengt.

Natürlich kann man hier immer mit Verteidigungen ankommen, die Autorin habe bewusst so karg geschrieben, weil sie eine karge brüchige Welt beschreibt. Da bin ich mir aber nicht sicher, denn Cormac McCarthy konnte eine postapokalyptische Welt unkarg darstellen, und es war trotzdem bedrohlich schön. Literatur muss auch immer irgendwie schön sein, auch wenn das karg ist, was beschrieben wird.

Ich gehe mal davon aus, dieser Roman war ein Ausrutscher der Autorin. Ihr Romanerstling „Die liebe Angst" gilt (nach Kiepenheuer &Wisch) „als Standardwerk zum Thema sexueller Missbrauch.“

Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 10.05.2010 11:43 | nach oben springen

#2

RE: Liane Dirks: Falsche Himmel

in Literatur im Verriß 09.05.2010 16:33
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Ich kenne Liane Dirks als Redakteurin literarischer Sendungen im Deutschlandfunk. In der Praxis scheint sie dann ja nicht so talentiert zu sein.




Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
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