HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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François Cavanna war gestern Ehrengast auf France Inter in der Sendung von Mermet, „Là-bas si j'y suis“. Schade, ich habe sie verpasst, die Sendung, war im Garten.
Inzwischen ist er auch schon 87. Einer der letzten großen Revoluzzer der Nation. Ein Unbequemer, einer mit viel Ironie und Menschlichkeit. Einer, wie ich sie liebe.
Sein Buch „Les Russkoffs“ war das Allererste, was ich an zeitgenössischer französischer Literatur gelesen habe, damals, im Frühjahr 1985. Und ich wurde sofort süchtig. Wirklich wichtige Literatur war das für mich. Dieses Buch zum Beispiel, das hätte ich gern übersetzt. Cavanna schildert darin seine Zeit im zweiten Weltkrieg, als er zum Arbeitseinsatz nach Deutschland zwangsdeportiert wurde. In der Fabrik, in der er damals arbeiten musste, traf er die große Liebe seines Lebens, Maria, eine russische Kriegsgefangene.
Vorhin habe ich danach gegoogelt. Nicht mehr nötig, gibt es schon. Auf deutsch heißt es „Das Lied der Baba“. Doofer Titel irgendwie, wird dem Wortspiel des Originals in keiner Weise gerecht. Und scheint in der deutschen literarischen Masse ziemlich sang- und klanglos untergegangen zu sein. So verschieden sind die Mentalitäten.
Grade habe ich in meinen diversen Regalen nach den "Russkoffs" gewühlt. Ich möchte es noch einmal lesen. Komisch. Alle anderen habe ich gefunden, nur dieses nicht. Verliehen, nicht mehr zurückbekommen? Bei einem Umzug vergessen?
Es wurde vor Kurzem neu aufgelegt - ich kauf es mir einfach nochmal!
Die Qualität der Übersetzung täte mich allerdings schon interessieren, vielleicht gelingt es mir irgendwann einmal, ein Exemplar davon zu ergattern. Offenbar wird es in Deutschland nur noch antiquarisch gehandelt.
RE: François Cavanna
in Die schöne Welt der Bücher 27.05.2010 12:39von Martinus • 3.195 Beiträge
Hallo Lennie,
herzlichen Dank für die Vorstellung des Autoren. Mir völlig unbekannt. Es ist wirklich so, in Frankreich wird oft ganz anderes gelesen als in Deutschland. So ist Magda Szabo bei euch bekannt, bekam sie doch den Prix Femina Étranger 2003 für "La porte". In Deutschland sträflich vernachlässigt, ungerecht. Darum finde ich es schön, wenn du Autoren vorstellst, die wir (oder ich) nicht kenne(n). Le Clézio kennen wir auch nur wegen dem Nobel, mannoman, muss man denn erst den Nobel bekommen, bevor man ein Buch eines Autoren ließt? (kleiner Spaß mit Träne im Geäug).
Wegen seiner Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg ist Cavanna als Zeitzeuge sicher von Interesse (vielleicht kennen einige von euch Robert Antelme: "Das Menschengeschlecht" oder Duras "Der Schmerz").
Außer dem Lied der Baba liegt antiquarisch noch vor
"Die Augen größer als der Magen. Die Memoiren eines alten Narren"
"Die Abenteuer Napoleons"
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: François Cavanna
in Die schöne Welt der Bücher 27.05.2010 21:54von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ja, ein Unding, wen man alles nicht kennt und wie viele bekannte und unbekannte Schriftsteller man leider nie lesen wird. Bin immer glücklich über Empfehlungen und Hinweise auf mir unbekannte Literatüüür.
Vielen Dank, liebe Lennie. Das Buch besorge ich mir.
Liebe Grüße
Taxine
Art & Vibration