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Flann O’Brien - At Swim-Two-Birds, (In/Auf) schwimmen zwei Vögel)
Flann O’Brien - At Swim-Two-Birds, (In/Auf) schwimmen zwei Vögel)
in Die schöne Welt der Bücher 21.07.2010 15:44von Patmöser • 1.121 Beiträge
Endlich und eigentlich seit langer Zeit überfällig, einige Gedanken zu:
Flann O’Brien - At Swim-Two-Birds, (In/Auf) schwimmen zwei Vögel.
Vorab - Ich beneide die glücklichen Menschen, die dieses Buch zum ersten mal lesen!
Denn ein so kluges, schon wahnversessendes, unwiderstehlich komisches, dabei nicht immer leicht zu lesendes und schon weise ver - rücktes Buch wie dieses, das dazu noch von einer so überbordend sprachlichen Intensität geprägt ist, das begegnet einem, in seinem Leseleben, wahrlich nicht allzu oft.
Flann O´Brien, also irgendwie doch mehr Brian O´Nolan heißend (geb. 05.10.1911 in Strabane – 01.04.1966 in Dublin gest.), also dieser Flann O’Brien schrieb ein Buch, in dem die literarischen Akteure derart lebendig werden, dass sie sich gegen ihren Autoren verbünden und die schon irrwitzig erscheinenden Romanfiguren schließlich zum Aufstand gegen ihren Schöpfer veranlasst.
Also eigentlich ein Buch, über einen Mann der ein Buch schreibt, der wiederum ein Buch…, denn schon am Anfang dieses schon faustischen Werkes werden drei Romananfänge vorgestellt, um dann unmittelbar mit dem „Vierten“ zu beginnen.
Nun schwebt in diesem Buch ein Meer von traumverhangenen Gestalten an uns vorüber. So Finn Mac Cool, natürlich Peggy und John Furriskey, oder König Sweeny, der verdammt ist in den Bäumen wohnen. Oder der pferdefüssige Pooka, dabei unvergesslich die gute und immer unsichtbare Fee, die so gerne dem Pokerspiel frönt. Allein dieses Szene, das Pokerspiel mit einer unsichtbaren, bigotten, ewig plappernden und vorlauten Fee, geprägt von allzu menschlichen Obsessionen, das ist schon literarisch ebenso genial wie einzigartig. Dazu tauchen dann immer wieder die unglaublichsten Figuren auf: Ein seltsamer Literat, der nur grün eingebundene Bücher liest, zwischendurch wird ein heldische Schlacht gegen Indianer geschlagen, die eigentlich keine sind. Oder Jem Casey, diesem urwüchsigen irischen Dichter, den O’Brien dann zum Anlass nimmt, um so herrlich lyrische Ergüsse wie dieses in sein Werk, ja sagen wir - mit einzuflechten:
Wenn alles schiefgeht und nichts funktioniert,
Ob man auch alles tut und probiert,
Wenn das Leben schwarz wie Nacht dir scheint,
IST EIN MAß DUNKLES DEIN EINZIGER FREUND
Oder:
Du bist nicht auf dem Damm, dir ist alles egal,
Und dein Gesicht ist bleich und fahl,
Ein Wechsel wäre gut, hat der Doktor gemeint,
EIN MAß DUNKLES IST DANN DEIN EINZIGER FREUND
Überhaupt ist dieses Buch von einer blumigen und typisch O’Brienschen Lyrik "duchflossen". Der in den Bäumen wohnende, urirische Sweeny liest sich dann so:
Gut ist sein grünliches Wasser,
Gut sein reiner, starker Wind,
Gut seine grüne Kresse,
Am besten seine weitverzweigte Bachbunge.
Oder so:
Kalt, kalt, ist mein Bett im Dunkel
Auf dem Gipfel von Glenn Boirche,
Ich bin gebrechlich, ohne Mantel
Und hause in einer scharfspitzigen Stechpalme.
Und dann das famos grandiose Finale bei, oder in, oder an den zwei schwimmenden Vögeln…, aber hier sei nun nicht zu viel verraten…
Also, taucht bitte ein in dieses kluge Verwirrspiel von irischen Mythen, kalauernden Skurrilitäten, humorigen Genialitäten und schier atemberaubenden, literarischen Phantasmagorien.
Kurz: In ein liebevolles und literarisches Universum, das natürlich höchst irisch und vielleicht dadurch so köstlich kosmopolitisch ist.
RE: Flann O’Brien - At Swim-Two-Birds, (In/Auf) schwimmen zwei Vögel)
in Die schöne Welt der Bücher 21.07.2010 17:03von LX.C • 2.821 Beiträge
Zitat von Patmöser
schrieb ein Buch, in dem die literarischen Akteure derart lebendig werden, dass sie sich gegen ihren Autoren verbünden und die schon irrwitzig erscheinenden Romanfiguren schließlich zum Aufstand gegen ihren Schöpfer veranlasst.
Mag ich sehr gerne. Metalepse nennt man das in Fachkreisen, oder auch narrativer Kurzschluss. Ein Wendung, die irgendwie gut zu dem von dir vorgestellten Buch passt. Hört sich jedenfalls verrückt an.
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[i]Poka![/i]