HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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"Der Trinker", 1944
Zitat von Hans Fallada
„Schnaps ist etwas sehr Gutes – wie schade, daß ich so viele Jahre versäumt habe, in denen ich hätte Schnaps trinken können.“
Alles andere als beruhigend ist Hans Falladas Biografie, der Zeit seines Lebens drogensüchtig war und auch ein Alkoholiker. Sein posthum erschienener Roman „Der Trinker“, den Fallada 1944 in einer Entziehungsanstalt verfasste, ergreift die Tragik seines Lebens: Die Sucht nach der Flasche. Im Roman wird Erwin Sommer beschuldigt, seine Frau angedroht zu haben, sie zu erwürgen. Vor der Niederschrift des Romans wurde Fallada wegen versuchten Totschlags an seiner geschiedenen Ehefrau angeklagt.
Erwin Sommer ist Kaufmann, steht kurz vor der Pleite, er leidet auch unter seiner Frau Magda, die eine starke Persönlichkeit ist, er sich ihr gegenüber untergraben fühlt, Magda nun bemüht ist, die Firma Erwin Sommers wirtschaftlich wieder hochzupäppeln, währenddessen Herr Sommer aber immer öfter zur Flasche greift, zu Schnaps und Korn, Fallada den rasant schnellen Absturz des angesehenen Kaufmanns erzählt, der hoffnungslos seiner Sucht verfällt.
Hans Fallada hat die Suchtkrankheit selbst durchschaut, sonst hätte er den Roman, so wie er uns vorliegt, nie schreiben können. Er kennt die Tricks, wie man Alkoholika versteckt und erzählt, wie man als Trinker den Blick für die Realität verliert bis hin zu wahnhaften Zügen. Im Film versteckt Harald Juhnke Flaschen im Spühlsystem der Toilette. Was für ein Einfall, wer sieht dort schon nach? Heimlich zu trinken in unmittelbarer Nähe anderer, vor allem in unmittelbarer Nähe seiner Frau, stellt für Herrn Sommer einen besonderen Reiz dar und führt zu grotesken Szenerien:
Zitat von Hans Fallada
Einmal als mir gar nichts anderes einfiel, ging ich sogar soweit, daß ich heimlich in ihrer Gegenwart – der Schreibtisch deckte mich gegen Sicht – die Flasche entkorkt auf den Boden stellte, dann den Radiergummi zu Boden fallen ließ und ihn mir umständlich suchte., zuletzt auf allen vieren, wobei ich unter der Wölbung des Schreibtisches, sehr vergnügt über meine List, beträchtlichen Kognak in mich hineingluckern ließ.
Erwin Sommers Aufenthalt im Gefängnis und in der psychiatrischen Heilanstalt fand ich nicht mehr so interessant. Der Roman wird immer aktuell bleiben, weil Hans Fallada sehr realistisch die Auswirkungen der Alkoholsucht darstellt, und am Beispiel des Herrn Sommers aufzeigt, wie Trinker agieren, wie tief sie fallen können. Was man in Fachbüchern trocken nachlesen kann, wird hier lebendig. Wenn ich an die Heilanstalt zurückdenke, macht mich nur eines stutzig und erinnert mich daran, dass der Roman im Jahre 1944 entstand. Die Insassen der Anstalt sind unterernährt, unsauber. Es grassiert Furunkulose, Tuberkulose. „Irgendwelche Gefühle wurden an einem Erkrankten oder Sterbenden nicht verschwendet.“, heißt es. Dem Oberpfleger schienen Kranke unnütz. Fallada lässt Erwin Sommer betätigen, der Oberpfleger habe damit nicht einmal unrecht. Was für eine vergiftete Zeit.
In der Warteschleife liegt bei mir noch "Jeder stirbt für sich allein".
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Während meines Studiums empfahl uns ein Geschichts-Prof mal Falladas Roman "Bauern, Bonzen und Bomben". Das Buch ist wohl weniger bekannt? Gelesen habe ich es bis heute nicht, aber angeblich soll es gut sein ...
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"Bauern, Bonzen und Bomben" kenne ich nicht, habe bisher auch nur den Trinker gelesen. "Jeder stirbt für sich allein" interessiert mich, weil es ein Widerstandsroman eines Nichtemigranten ist. Übrigens nach einer wahren Begebenheit.
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Ich habe bis jetzt nur "Ein Mann will nach oben" gelesen, was mir sehr gut gefallen hat. Danach habe ich sogar die DVD-Box mit der Fernsehserie von 1977 gekauft, die ich mir damals wohl mit meinen Eltern angesehen hatte - ich konnte mich allerdings fast gar nicht mehr erinnern ... Aber auf jeden Fall empfehlenswert.
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