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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Zerrbilder des Lesens

in Gedanken vom Tag 16.08.2007 15:34
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

So mancher würde auch sein Haus mit Büchern mauern, wenn denn der Wunsch nach Sesshaftigkeit sein Leben ausfüllt.

Diese Sesshaftigkeit aber bleibt mir immer ein Graus, eine Hinterfragung des "Was will ich finden?" So sehr ich auch den Wall an Büchern um mich herum liebe. Ich baue ein Haus, und was ist dann? Viel bleibt da nicht mehr. So manch einer erhofft sich aus dem Lesestoff eine Erklärung, was gar nicht so schlecht ist. Dazwischen der Taumel von Muster und Anordnung von Büchern. Anhäufungen an Besitztümern. Schmuck und Ordnungssinn. Alles um das Nichts zu füllen, irgendwie Bedeutungen zu legen, wie Zündschnüre. Andere tragen ihre Bibliothek im Kopf mit sich herum, um zu jeder Gelegenheit darauf zurückzugreifen. Auch das ist nicht schlecht.

Dazwischen dann die, die gar nicht lesen, die ihre Meinung aus dem herrlichen Gedankengut fremder Menschen zusammenklauen, als hätten sie keine eigene. Als benötigen sie diese Ladestation. Irgendwo angepasst an diesen Strom Gesellschaft, um sich mit einem leuchtenden, fremden Gedanken daraus hervorzuheben. Als könnten sie sonst nicht atmen. Mein Mitgefühl für diese Blutsauger.
Der eigene Gedanke, die eigene Idee. Was bewirkt sie? Nicht in erster Linie nur für die Menschheit, sondern für das eigene kleine Ego? Wie könnte man auch anders zufrieden laufen?
Die, die ihre Ansichten stückchenweise aus allen Ecken zusammenklauen, ersticken nie unter der eigenen Last ihrer Gedanken, denn sie sitzen oben auf, auf dem Haufen der Selbstmarter der Intellektuellen. Und gerade ihr kleines Gewicht führt zur zusätzlichen winzigen Belastung, die man mit Vergnügen wieder von sich stößt.

Aber zurück zum Echten, zum Lesen und alle Umsetzung:
Ja, den normalen Menschen überdauert die Zeit, irgendwie. Der empfindet diese Varianten an Leseformat als "originell". Schnaps im Buch oder in der Bibel. Schöne Rechtfertigung. Genauso wie die Revolte oder die Politik. Alles recht originell, alles so schön abgestimmt auf den Typ Mensch, moderne Erscheinungen. Immer mehr Nichts, verteilt auf mögliche Antworten auf das Leben. Hui, das treibt einen schön zwischen die Regale.
Und die, die ihre Bücher unter das Tischbein schieben, sind womöglich schon ausgestorben...
Alles nur noch Gesellschaft des Spektakels, und auch schon darüber hinaus.
Vielleicht dann auch das Buch in Bildern mit Störungen. Das wäre doch mal innovativ. Man schlägt es auf und sieht das Rauschbild des "Trends zum Lesen".
Und vom Lesen direkt ins Leben gesprungen. Denn da hadert man mit sich selbst zwischen allen Büchern, die nur bruchstückhaft eine winzige Antwort enthalten. Wo man erstaunt vor dem Standbild "Menschenansammlung" verharrt, weil ein Koch aus seinem Kochbuch vorliest?
Hm...




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