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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

E.T.A. Hoffmann Der goldene Topf

in Literatur im Verriß 16.11.2011 20:55
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Es ist ein Graus - ein gar garstiger. Ein wahrlich wirres Geschreibsel. Die hatten früher vermutlich andere härtere Drogen als die Kifferei. Auch zu damaliger Zeit kann das nicht der Durchschnitt gewesen sein. Dagegen besitzen Goethe/Schiller-Briefe ja die Stilklarheit ala Bauhaus. Ein Märchen wird es genannt. Waren Grimms Märchen für die Behindertenwerkstatt oder Hoffmanns für selbstverliebte Intellektuelle?!
Selbst Emilia Galotti von Lessing besitzt dagegen die Klarheit eines Gebirgsbaches und das kam mir schon befremdend vor.
Wie muss man gestrickt sein, um soetwas HEUTE goutieren zu können.
Um mit Helge Schneider zu sprechen: Das ist einfach eine ganz andere Generation.
Oder eben mit der Floskel: Dazu habe ich keinen Zugang.
Ich weiß ja kaum, was der Dichter schreibt - schon garnicht was er uns denn damit sagen will. Stellt man diese Story neben ein abstraktes Gemälde, muss dem Gemälde das Adjektiv(?) abstrakt aberkannt werden.
Wenn das hohe Kunst ist - bin ich ein literarischer Gollum.
Schönen Dank auch E.T.A.!


www.dostojewski.eu
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#2

RE: E.T.A. Hoffmann Der goldene Topf

in Literatur im Verriß 16.11.2011 21:20
von Martinus • 3.195 Beiträge

Zum Hoffman habe ich auch noch keinen Zugang gefunden. Mit einigem bin ich auch nicht klar gekommen. Beim "Fräulein von Scüderi" hatte ich schon zu wenig Geduld. Manches von Hoffman ist einfach schwer. Tja, vielleicht hat er wie Poe Drogen genommen, wer weiß?




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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#3

RE: E.T.A. Hoffmann Der goldene Topf

in Literatur im Verriß 17.11.2011 07:04
von LX.C • 2.821 Beiträge

Kunstmärchen sind mit den Volksüberlieferungen, wie sie vorwiegend von den Grimms aufgegriffen wurden, nicht gleichzusetzen. E.T.A. Hoffmann schrieb Kunstmärchen und innerhalb dieses Genres der Romantik des ausgehenden 18./ beginnenden 19. Jahrhunderts die anspruchvollsten. Für ihn war das eine Art Flucht aus dem gehassten bürgerlichen Leben (die er unter anderem durchaus auch mit Drogen betrieb, wie man weiß), was wiederum im dualistisch aufgebauten "Der goldene Topf", Realität/Phantasie, zum Ausdruck kommt.
Darin zeigt sich vor allem, dass die Realität gegenüber der phantastischen Welt unseren Wünschen, Erwartungen und Ansprüchen nicht genügen kann. Der Mensch scheitert an den Anforderungen der Realität, die ihn aufreibt, an den Erwartungen der Außenwelt, die den eigenen innersten, tiefsten Bedürfnissen stets konträr ist, in der "Der goldene Topf" vor allem auch an dem engen Verstand der Mitmenschen, für die Anselmus ein Sonderling bleibt (von seinen Zeitgenossen wurde Hoffmann auch "Gespenster-Hoffmann" genannt). Nur in der phantastischen Welt kann der Protagonist Anselmus seinen innersten, tiefsten Bedürfnissen Genüge tun und sie ausleben, hier vor allem am Beispiel der Liebe exemplarisiert. Er zieht die geistige der körperlichen Liebe vor, die ganz platt gesprochen uns Männern den Verstand vernebelt, und entscheidet sich für einen Seelenbund mit der Schlange Serpentina, die ein höheres Ideal verkörpert, statt der Liebe zu Veronika, der Tochter seines Mentors. Mit dem Menschen als unvollständiges Gebilde bleibt Hoffmann dann auch der romantischen Intention treu, die sich gegen das idealistische Bild der Klassik gewandt hatte.
Hoffmann betreibt in seinen Kunstmärchen, insbesondere auch "Der goldene Topf" geradezu eine Analyse der Seele. Das kann man mit Grimms Märchen natürlich nicht vergleichen. Dem muss man sich hingeben wollen, sonst bleiben diese Texte einem verschlossen. Ich fand es auch ein bisschen anstrengend, besser gefallen hat mir "Der Sandmann" vielleicht versuchst Du es damit noch einmal oder Du versuchst mal eins von Tieck, die sind nicht ganz so anspruchsvoll und den Volksüberlieferungen schon näher, teilweise hat er solche sogar parodiert.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 01.12.2011 12:37 | nach oben springen

#4

RE: E.T.A. Hoffmann Der goldene Topf

in Literatur im Verriß 17.11.2011 17:59
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Von den Drogen wusste ich nix. Aber nach dem Text glaube ich es sofort. Da klärt sich einiges für mich.
Die Romantik sit nicht zu übersehen - für mich aber völlig "verquast". Es ist jedenfalls beruhigend, dass ich mit meinen Schweirigkeiten nicht allein bin.


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