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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Walter Nigg; Prophetische Denker

in Literatur im Verriß 01.12.2011 18:11
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Texte zu John Henry Newman, Kiekegaard, Dostojewski und Nitzsche. Auf 540 Seiten.
Ich habe freilich bei Dostojewski begonnen. Der Nigg bedient Klischees wie den Balaleika und Tee trinkenden russischen Bauern u.ä. allen ernstes. Dann kommt er ständig mystisch daher, um den christlichen Glauben anden Start zu bringen UND er will einem ernsthaft weis machen, dass all seine Protagonisten Seher und Propheten sind und damals bereits von all dem wussten, was da komme. Och nö. Habe ich es bei Nietsche nochmals probiert. Hm. Das gleiche Spiel. Und dann war er da - der Abbruch.

Brauchbar erscheint mir jedoch dieses Zitat daraus. Nigg muss ja nicht gegen Lichtblicke immun sein ;-)
„Die christlichen Worte waren im 19. Jahrhundert durch einen gedankenlosen Missbrauch abgegriffenen Münzen gleich geworden und vermittelten den Menschen kaum noch reale Kräfte. Die Christenheit stellte sich damals – und vielfach heute noch – nicht einmal dem Problem, die ewige Botschaft in neuen Zügen zu verkünden. Sie wiederholte nur ihre einst glutvollen, nun aber entleerten Formeln, was viele Menschen in den Nihilismus treiben musste.“


www.dostojewski.eu
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#2

RE: Walter Nigg; Prophetische Denker

in Literatur im Verriß 01.12.2011 23:22
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Von dem Nigg habe ich mal ein Buch über Nietzsche gelesen. War nicht gut. Wenn ich mich recht erinnere, versucht er die ganze Zeit, aus Nietzsche eine Art christlichen Mystiker zu machen ....




Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
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#3

RE: Walter Nigg; Prophetische Denker

in Literatur im Verriß 01.12.2011 23:26
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Ja ja - das sind bei ihm alle, die er kennt

Nigg, Walter; Buch der Büßer - Neun Lebensbilder
Das hatte ich auch einmal versucht. Mehr als versuchen war dann auch nicht. Mit den Propheten hat er seine zweite Chance bekommen. Aber er hat sie nicht genutzt.


www.dostojewski.eu
zuletzt bearbeitet 24.10.2012 19:22 | nach oben springen

#4

RE: Walter Nigg; Prophetische Denker

in Literatur im Verriß 05.11.2012 12:13
von fedja • 38 Beiträge

Walter Niggs "Der Christliche Narr" hat einst immerhin mein Interesse für Dostojewski neu entfacht.

Tja, und Bemerkungen wie das oben genannte Zitat haben ihn mir eigentlich ganz sympathisch gemacht. Aber seine Schwäche ist wohl tatsächlich, dass er unter bestimmten Themenstellungen Rundumschläge veranstaltet und dann jede noch so spröde Biografie in ein bestimmtes Schema zwingt.

Hmm, Dostojewski ein Prophet? Nicht in dem Sinne, dass er präzise Entwicklungen und Ereignisse voraussagt. Allerdings gibt eine Art "aufgeklärten Prophetenbegriff", wonach man den Begriff der prophetischen Rede weiter faßt. Indem Dostojewski z.B. sichtbar macht, dass die Verletzung der Rechte und der Würde des Individuums nicht durch einen "höheren Zweck" gerechtfertigt werden kann, ist er eine überzeugende Stimme gegen die Geburtsfehler und Auswüchse im "real existierenden Sozialismus". Genauso kann man ihn natürlich auch als Anwalt gegen den ungezügelten Kapitalismus benennen.

Die Stärke von D. ist die Universalität und die Zeitlosigkeit seiner Bücher, weil er tief in der Menschenseele bohrt und sich vor keiner Erkenntnis der Hässlichkeit scheut (weshalb die Spuren des "Schönen" in Figuren wie Aljoscha und Myschkin und in mancher "kleinen" Nebenfigur oder die "Reste" des Schönen in verkommenen Gestalten umso wirkungsvoller aufleuchten). Als Journalist und als Kommentator des politischen Zeitgeschehens würde ich ihn dagegen nicht ansatzweise in Prophetennähe rücken.

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