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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Schlechte Sätze der Literatur

in An der Literatur orientierte Gedanken 12.07.2013 14:48
von LX.C • 2.821 Beiträge

„Guten Tag, Awginja! Wie lange habe ich dich nicht gesehen! Ich dachte oft an dich!“
„Ich bin nicht wert, daß man an mich denkt“, antwortete sie und wollte sich damit vergewissern, ob sie vielleicht nicht doch wert wäre, daß Martyn an sie dachte.
„Aber ich habe an dich gedacht und … werde an dich denken.“
Awginja schlug die Augen nieder. Wie schön, daß Martyn an sie dachte und stets an sie denken würde.


(Kolas: Partisanen am Pripjat, Verlag Kultur und Fortschritt, 1960, 223f)

Schnulzfaktor kaum zu übertreffen und das in einem Partisanenroman. Als hätte der Autor oder der Übersetzer kurz einen Blackout gehabt und würde in einer Endlosschleife und -steigerung verharren Und wie gehts weiter? Das kann man sich denken:

"Was hast du denn über mich gedacht - Gutes oder Schlechtes?"

An vieles hat er natürlich GEDACHT GEdacht gedacht...

Dennoch ein guter, heute noch lesbarer Roman, wenn auch mit merklich agitatorischen Tendenzen, der 2012 sogar von Belarusfilm verfilmt wurde, wie man auf der russischen Wikipedia lesen kann.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 12.07.2013 16:05 | nach oben springen

#2

RE: Schlechte Sätze der Literatur

in An der Literatur orientierte Gedanken 12.07.2013 15:49
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Toll!!! Von diesen Sätzen finde ich bestimmt auch noch einige.




Art & Vibration
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#3

RE: Schlechte Sätze der Literatur

in An der Literatur orientierte Gedanken 13.07.2013 17:43
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Witzig. Es gibt tatsächlich einen Wettbewerb der komischsten Einleitungssätze schlechter Romane, die niemals geschrieben wurden, der sogenannte Bulwer-Lytton Fiction Contest, geprägt durch den schwülstigsten Anfangssatz in einem Roman des viktorianischen Autors Edward George Bulwer-Lytton mit dem Titel "Paul Clifford", geschrieben 1830. "Es war eine dunkle und stürmische Nacht ..."

Die Meßlatte liegt inzwischen hoch. Aber solche Sätze waren u. a. schon Gewinner:

"Die Heidekraut-überkrusteten Headlands, in Nebelschleier gehüllt, die so dicht waren wie der Qualm in einem überfüllten Pub, kauerten unbedenklich über den Mooren, ihre felsigen Ellbogen rutschten über die Kante der Landschaft, ihre knolligen, schroffen Nasen drückten sich in die Nordsee wie bärtige Männer, die über ihren Biergläsern einschlafen." (Gary Dahl)

Oder:
"Als er auf ihren üppigen Busen starrte, träumte er von den zwei Stromberg-Vergasern in seinem alten Triumph Spitfire." (Dan Mackay)





Ich bin mir aber doch sicher, dass wir in der geschriebenen Literatüüür noch bessere schlechte Sätze finden. Alles eine Frage der Zeit.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 13.07.2013 17:59 | nach oben springen

#4

RE: Schlechte Sätze der Literatur

in An der Literatur orientierte Gedanken 13.07.2013 21:24
von LX.C • 2.821 Beiträge

Hähä genau! Dieser Dahl strengt sich ja so sehr an, schlecht zu sein, dass es schon wieder gut ist


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 13.07.2013 21:24 | nach oben springen


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