HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
|
einmal galt Eugen Onegin als nicht zu übersetzen, ich habe manchen Russen, manche Russin getroffen die das bestätigten, ich bin trotzdem froh dass man es versucht und wenn es eine schlechte Übersetzung wäre, so wäre es für einen Faulpelz wie mich grade noch das Rechte,(ich könnte ja russisch lernen, nun ich habe es zwanzig jahrelang nicht geschafft serbokroatisch zu lernen) denn ich bin mir sicher dass sich irgendein Zauber Puschkins auch in einer schlechten Übersetzung einschleicht.
Eugen Onegin ist eigentlich eine Autobiografie Puschkins, was natürlich gar nicht stimmt, es ist das Poem einer Liebe, einer unterdrückten und einer zu spät erkannten Liebe.
Übrigens werde ich mich hier lächerlich machen, wenn RussInnen da sind, aber was solls,
ich hab Eugen Onegin zuerst in einem kleinen reclamheftchen gelesen, ungereimt.
Später gab es im Aufbau Verlag ein Bändchen, Eugen Onegin, gereimt und ich finde wunderbar und wenn das nur die Übersetzung ist und es ist nur die Übersetzung, wie machen dass die Russen, wie können die leben mit so einer Verzauberung, mit so einem Witz, mit so einer Leichtigkeit, mit so einer Poesie.
So und jetzt möchte ich schliessen, mit einer Leseprobe, oder mehr, einer Verzückung.
(aus: Alexander Puschkin "Jewgeni Onegin"; aus dem Russischen von Rolf-Dietrich Keil, Insel Verlag, 1999)
Ich schreib an Sie - muß ich's begründen?
Sagt dies nicht mehr, als Worte tun?
Sie dürfen, wenn Sie's richtig finden,
Mich strafen mit Verachtung nun.
Doch wenn Sie etwas mitempfinden
Mit meinem traurigen Geschick,
So stoßen Sie mich nicht zurück.
Erst wollt ich's schweigend auf mich nehmen;
Sie hätten niemals, glauben Sie,
Mich so beschämt gesehen,nie,
Könnt ich nur hoffen, daß Sie kämen,
Nicht oft, nur einmal wöchentlich,
Und schauten rein; es freute mich,
Nur Ihre Stimme mal zu hören,
Ein Wort zu wechseln, und alsdann
Bei Tag und Nacht zu denken dran,
Dran denken, bis Sie wiederkehren.
Doch heißt es, Sie sind menschenscheu;
Hier draußen kann Sie nichts zerstreuen,
Wir.....bieten auch nicht viel; dabei
Würd Ihr Besuch uns ehrlich freuen.
Warum kam Ihr Besuch zustand?
Im Kreis vergeßner Landdomänen
Hätt ich Sie sonst doch nie gekannt,
Hätt nie gekannt dies bittre Sehnen.
Der unerfahrnen Seele Stöhnen
Hätt ich beruhigt und wohl gar
Den Freund, der zu mir paßt, gefunden,
Mich ihm als Gattin treu verbunden
Und Mutter seiner Kinderschar.
Ein Andrer!...Nein! Niemand hienieden
Wär ich imstand mein Herz zu weihn!
Im höchsten Ratschluß ist's entschieden...
Der Himmel will es: ich bin Dein;
Mein Leben war dafür verpfändet,
Daß Du mich triffst und löst es ein;
Ich weiß es:Gott hat Dich gesendet,
Mein Hüter bis ans Grab zu sein...
Du bist mir oft im Traum erschienen,
Ich liebt' Dich, eh ich Dich gesehn,
Dein Zauberblick ließ mich vergehn,
Und Deine Stimme klang tief innen
Mir längst...das war kein Traum, viel mehr!
Kaum tratst Du ein, und ich erkannte,
Ich fühlte nichts mehr, ich entbrannte
Und sprach im Geiste:das ist Er!
Es stimmt doch, daß ich oft Dich hörte:
Sprachst Du mir nicht im stillen zu,
Wenn ich den Armen Brot bescherte
Und wenn ich im Gebet begehrte,
Daß meine Seele fände Ruh?
Und warst grad eben hier im Zimmer
Nicht Du das liebe Bild, der Schimmer,
Der, aus dem Dunkel auftaucht,
Zu meinem Kissen sanft sich neigte?
Warst Du's nicht, der mir Trost erzeigte
Und Lieb und Hoffnung zugehaucht?
Wer bist Du? Engel, der mich hütet?
Versucher, der Verderben brütet?
Mach mich von meinem Zweifel frei.
Vielleicht ist gar nichts dran an allem,
Ist's nur naive Schwärmerei,
Und anders ist das Los gefallen?
Wie dem auch sei! Mein Schicksal will
Ich Dir ab heute anvertrauen;
Vor Dir vergieß ich Tränen still,
Laß mich auf Deinen Schutz nur bauen....
Bedenke:Ich bin hier allein,
Kein Mensch ist da, der mich verstünde,
Und wenn ich keine Lösung finde,
Wird es mein stummes Ende sein.
Ich harre Dein: Mit einem Blicke
Laß Hoffnung neu ins Herz mir ziehn,
Wenn aber Vorwurf ich verdien,
Reiß meinen schweren Traum in Stücke!
Ich schließe! Schrecklich, was ich schrieb...
Ich sterbe fast vor Scham und Grauen...
Doch da mir Ihre Ehre blieb,
Will ich mich kühn ihr anvertrauen.
RE: Alexander Puschkin
in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2013 14:21von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Da gab es doch zwischen Nabokov und Wilson auch diesen Kampf um die geeignete Übersetzung Puschkins. Während Wilsons den Reim verteidigte, erklärte Nabokov, dass es keine Übersetzung gäbe, die auch nur annähernd an Puschkins Leichtigkeit heranreichen würde und dass, sollte man sich daran versuchen, der Reim nicht Notwendigkeit wäre, vielmehr das Spielerische und der Sinn in Prosa einfacher herübergebracht werden könnte, die sich, seines Erachtens nach, in jeder gereimten Übertragung, eben durch die Notwendigkeit des Reimen-Müssens, verlieren würden. Er hat Wilson in ihrem Briefaustausch ja etliche Beispiele vorgeführt, in denen die Übersetzer einfach für den Reim nicht nur Worte, sondern sogar den Sinn veränderten.
Nabokov hat sich dann natürlich selbst dran gesetzt, „Onegin“ zu übertragen und gleich auch einmal das ganze Leben Puschkins mit hineingelegt, den Versroman also in jeglicher Hinsicht mit dem Leben Puschkins, auf seine Erlebnisse, Gedanken, seinen gesamten Charakter abgestimmt. All das gibt es in deutscher Übersetzung, allerdings zu einem eher hohen Ladenpreis. Ich selbst hatte noch nicht das Vergnügen, Nabokovs Version zu lesen, werde es aber irgendwann tun. Nabokov soll sehr nahe herangekommen sein und in seiner Übertragung Puschkins Wesen und Vers bis ins kleinste Detail sichtbarer gemacht haben.
Art & Vibration
Ja dass es Nabokov übersetzt hatte, das wusste ich, von dem Kampf der Beiden wusste ich nichts, dabei habe ich die Briefe hier, besser das Buch..
Kaufen werde ich mir das auch irgendwann, kaufen, kaufen, kaufen, man sollte nur Bücher kaufen, oder besser nicht.
Ilse Aichingers Vater hatte einen totalen Buchsplean, die Familie hatte nix zu essen, aber er kaufe munter ein Buch, dass er bereits schon hatte, nur in einer anderen aUsgabe.
Da stellte ihn seine Frau vor die Wahl, entweder die Bücher oder die Familie.
Er entschied sich für die Bücher.
Frau Aichinger hat ihren Vater trotzdem sehr geliebt
RE: Alexander Puschkin
in Die schöne Welt der Bücher 15.08.2013 20:27von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Würde mich nicht wundern, wenn Frau Aichinger des Öfteren in das eine oder andere Buch gebissen hätte ...
Art & Vibration