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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Valeria Narbikova

in Die schöne Welt der Bücher 17.08.2013 22:08
von Sokolow • 197 Beiträge

Kissa ist verheiratet, das macht nichts, sie verliebt sich in
einen Deutschen, sie versteht ihn nicht, sie lieben sich
oder vögeln miteinander, das weiß man nicht, aber man weiß
dass sie dazu keine Sprache brauchen.
Sprache ist gezwitscher, kann ein Spiel sein, ein feines Spiel mit
akrobatischen Zügen. Zügen die von dort nach dort fahren, die ankommen und
den Ehemann bringen, der keine Ähnlichkeit mit Puschkin hat, aber trotzdem
wie Puschkin heißt.
Wem es nach nüchterner Sprache verlangt, der muss um das Buch einen riesen Bogen machen, ansonsten ist man leider gezwungen das Buch zu Ende zu lesen und dann gleich wieder anzufangen, oder man kauft die anderen drei Bücher die es noch von ihr gibt und auch bei jenen wird es nicht anders sein, man fängt an und hört nicht auf, man glaubt immer nur man höre auf, man hört nicht auf, man denkt es, das ist alles.
Valeria Narbikova, die Reise, erschienen bei Suhrkamp.

und das schreibt der Verlag zu dem Buch

Inhalt
Kissa ist mit Alexander Sergejewitsch verheiratet. Zum Haushalt gehört auch ihr Bruder Serjoscha. Die drei leben in Deutschland, wo Alexander Sergejewitsch Russischunterricht erteilt und Serjoscha als Ingenieur arbeitet. Eines Tages lernt Kissa Herrn Iw. kennen, einen Deutschen, der nicht ein Wort Russisch spricht. Die beiden verlieben sich, ohne eine gemeinsame Sprache zu haben. Kissa betrügt ihren langjährigen Ehemann und nutzt dessen Reise nach Moskau, um zu Herrn Iw. zu ziehen. Was macht Kissa zur Ehebrecherin? Etwas Trotzig-mephistophelisches liegt in ihrer Natur; das zeigen auch die sechs Geschichten von ihren früheren Seitensprüngen, die ihr Verhalten analysieren und offenbaren, daß es ihr weniger um Liebe als um Sex ging, um das lustvolle Spiel der Körper.

http://www.suhrkamp.de/buecher/die_reise...kova_40870.html

zuletzt bearbeitet 17.08.2013 22:25 | nach oben springen

#2

RE: Valeria Narbikova

in Die schöne Welt der Bücher 18.08.2013 15:26
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Du machst mich fertig, Sokolow. Gut. Ist bestellt. Bin gespannt.

Alleine schon deswegen:

Zitat von Sokolow
Wem es nach nüchterner Sprache verlangt, der muss um das Buch einen riesen Bogen machen, ansonsten ist man leider gezwungen das Buch zu Ende zu lesen und dann gleich wieder anzufangen, oder man kauft die anderen drei Bücher die es noch von ihr gibt und auch bei jenen wird es nicht anders sein, man fängt an und hört nicht auf, man glaubt immer nur man höre auf, man hört nicht auf, man denkt es, das ist alles.






Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 18.08.2013 15:28 | nach oben springen

#3

RE: Valeria Narbikova

in Die schöne Welt der Bücher 30.09.2013 19:38
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Ja, klingt verdächtig gut. Macht neugierig. Eine Vorstellung habe ich jedoch nicht. Kannst Du vielleicht eine Leseprobe einstellen . . und wenn nur ein paar Sätze?!
. . . oder wo man mal reinlesen kann?


www.dostojewski.eu
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#4

RE: Valeria Narbikova

in Die schöne Welt der Bücher 25.08.2014 15:44
von Sokolow • 197 Beiträge

Leseprobe
Anfang
1.

Es fuhr einmal zur strengen Winterszeit ein Zug. In einem Abteil saßen zwei Herren. Sie fuhren beide auf dasselbe Ziel zu. Aber Herr Iw., der in Fahrtrichtung saß, sah die eine Landschaft, und Serjoscha, der gegenüber saß, sah eine ganz andere Landschaft. So waren sie die ganze Zeit über, die sie sich im selben Raum befanden, also in diesem Abteil, Augenzeugen völlig verschiedener Bilder, die vor dem Fenster vorbeihuschten. Alles, was Herr Iw. beobachtete, geriet absolut nicht in Serjoschas Blickfeld. Und alles, was Serjoscha sah, blieb Herrn Iw. verborgen. Als ob man aus dem Abteil die augenscheinliche Seite der Welt betrachten könne, doch zugleich auch ihre Kehrseite.

Natürlich wußte Serjoscha nicht, daß dieser Herr da Iw. hieß. Serjoscha schaute bald aus dem Fenster, bald zu Herrn Iw. hinüber. Er konnte dessen Alter nicht bestimmen. Er war irgendwie ewig, dieser Herr. Er hätte dreihundert Jahre alt sein können, aber mit seinen dreihundert Jahren sah er aus wie vierzig. Und er sah gut aus. Er war vielleicht nicht schön, doch seine äußere Erscheinung ließ einen stutzen. Seine beiden Augen schienen nicht auf gleicher Höhe zu sitzen. Das rechte saß tiefer. Und das linke gewissermaßen ganz an der Oberfläche, ja, es schwamm fast in der Luft. Außerdem schien es, als sähe dieses Auge nicht. Wenn Serjoscha den Blick dieses Herrn auf sich spürte, dann nur den des einen Auges, des rechten. ...


Die Reise, Valeria Narbikova, erschienen bei Suhrkamp

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