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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 27.09.2020 17:48
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Jean Raspail
„Das Heerlager der Heiligen“

„Da wir aus menschlichen Gründen den Lauf dieser Flotte nicht aufhalten dürfen, hat die französische Regierung beschlossen, mit ihren westlichen Partnern im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit einen sozialen Aufnahmeplan auszuarbeiten…“


Dieses Buch aus den 70er Jahren ist nahezu prophetisch (für die heutige Zeit der Migrantenpolitik) und beschreibt den Untergang Europas durch eine Invasion von Millionen Indern, die als Einwanderer mit brüchigen Schiffen an der Küste Frankreichs anlegen und „singend“ (wie in der Bibel) die westliche Welt erobern, indem sie das Mitleid, die christliche Nächstenliebe und die Fürsorge der dort lebenden Menschen ausnutzen, sich selbst dagegen an keine Regeln halten und weitere anregen, zu plündern, zu vergewaltigen und durch ihre Masse am Ende zu siegen. Unterstützt wird das alles von Politikern (siehe einleitendes Zitat) und anderen Möchtegern-Helfern, die verschiedene Absichten verfolgen oder Vorteile in einer Vermischung der Rassen sehen.

Verwiesen wird auf die typischen Hilfsaktionen, die lediglich den Tropfen auf dem heißen Stein bilden und im Grunde den Hass und die Verzweiflung solcher Menschen erst anstacheln. Bei Raspail ist das die Adoption indischer Kinder, durch die auch die Eltern Fuß in der westlichen Welt fassen (*), wobei nur die gesunden, nicht die entstellten Kinder eine Chance haben, oder die Verteilung von Reis, der kaum für alle reichen kann.


Dass eine solches Flotte (mit hundert rostigen Schiffen und einer Spur Toter) in See stach, war zuvor bekannt, wobei sowohl in Indien als auch in Frankreich nichts unternommen wurde. Die französische Regierung setzte auf Unterstützung und die Hoffnung, dass das Schiff nie Frankreich erreichen, sondern bereits vorher durch Sturm und Hunger untergehen oder andere Kontinente erreichen würde. Das ist jedoch nicht der Fall, und die Invasion nimmt ihren Lauf.

Schön verweist Raspail hier auf nicht durchdachte politische Entscheidungen, die Humanität gegen Wirtschaft und Ertrag abwägen. Es gilt, ein humanes Gesicht zu bewahren, ohne dass die grinsende Maske der Gleichgültigkeit durchschimmert. Politisch soll das Land von der Hilfe profitieren und besser als andere dastehen.
Die Medien dienen dabei als Waffe, um die Trägheit an Meinung aufzurütteln und auch den Durchschnittsbürger von der Richtigkeit der Aufnahme zu überzeugen. Appelliert wird medial mit Schlagworten an das Gewissen (so wie auch heute der angebliche Flüchtling nicht mehr so genannt werden darf oder Bezeichnungen wie Migrant, Schutzbedürftiger und ähnliches erhält, daneben nicht die tausend jungen Männer im Alter von 20 Jahren gezeigt werden, die Steine werfen und Feuer legen, sondern immer weinende Kinder und wenige Mütter mit verzerrtem Gesicht, gemacht und inszeniert für die Kamera).

Bei Raspail heißt es:

Zitat von Raspail
„Das Welttheater, das durch diese Hure Massenmedien frei Haus geliefert wird, bringt nur etwas Abwechslung in das absolute Nichts, in das sie seit langem abgesunken ist.“



Das betrifft besonders die Dekadenz des Westens, der sich gnädig zur Hilfe herablässt und dann von der blinden Fürsorge durch den Begünstigten überrannt wird, während der Großteil der Menschen ignorant dem Geschehen beiwohnt und das, was droht, nicht einmal auf sich bezieht oder erkennt, dass sich damit ein ganzes Leben verändert.

Gleiches gilt auch für das Radio:

Zitat von Raspail
„Im Krieg der Funkwellen verschleiert der Kommentar immer das Ereignis nach dem Prinzip, wonach der Hörer, der glaubt, beim Anhören des Meinungsmachers noch zu denken, auf die Dauer viel beeinflussbarer ist, als einer, der Zeit zum Nachdenken hat.“



Ziel solcher Medienaktionen bleibt natürlich die Manipulation. Der eine macht auf Menschlichkeit, der andere verwendet dafür „ein noch viel gröberes Wort“, das den Anschein einer Gegenmeinung erweckt. Das aufgebauschte Für und Wider im Angesicht rassistischer Hinterfragungen verfolgt dabei nur das, was von vorneherein gewünscht ist. Der Journalist spielt seine ihm zugewiesene Rolle und soll den Zuschauer/Zuhörer bei Laune halten und überzeugen. Manche geraten so zum „Sinnbild der Geistesfreiheit“, vom Publikum akzeptiert und geliebt. Das kostet später vielen den Kopf.
Raspail hält das für „geistigen Terrorismus“, der gleichzeitig an moderne Tabus gebunden ist. Der bezahlte Journalist erweckt immer nur den Schein einer kritischen Ansicht oder Gegenrede. Er kann sich meisterlich entrüsten, agiert aber im ihm vorgeschriebenen Grenzraum des Erlaubten.
„Gewiss, in unserer Welt sind Leute, die Meinungen fabrizieren (…), abhängig, weil sie davon leben müssen. Aber wenn ihnen je einfallen würde, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen, weil etwa der Baumeigentümer sie dazu reizt, so kann man sicher sein, dass sie bereits nach einem anderen Ast in der Nähe schielen.“

(Ich finde, besser kann man moderne Journalisten kaum ins Bild setzen. Sie werfen sich ins Zeug und denken vielleicht wirklich, sie retten die Welt. Dabei agieren sie nur im Scheinwerferlicht bestimmter Interessen und lassen sich gut dafür bezahlen. Eine käufliche Meinung ist nicht an Wahrheit interessiert.)

In Sachen Einwanderer gilt es im Roman nun, die Herzen aufzurütteln und aus ihrer Gleichgültigkeit zu reißen und für die Aufnahme zu plädieren.
„Seien Sie ein Mensch Ihrer Zeit! Kaufen Sie Ihr schlechtes Gewissen.“
Schließlich hat „ganz Frankreich die betäubende Droge geschluckt“, um sich die Beine absägen zu lassen. Und das wird ihm zum Verhängnis.


Der Roman befasst sich entsprechend mit der Hinterfragung, wieweit Mitgefühl bei einer solchen Masse an Menschen, die beschließen, ihre Welt zu verlassen und nach Europa zu kommen, angebracht ist, und welche Auswirkungen eine weitaus größere Menschenanzahl auf die wenigen Europäer tatsächlich hätte, die in der geringeren Geburtenrate deutlich unterlegen sind und die bedrohliche Welle gar nicht wahrnehmen, die erst sichtbar wird, wenn die Regierung Haushalte zwingt, in einer Dreizimmerwohnung zehn Inder aufzunehmen und versorgen zu müssen.(**) Und wenn dann noch Gewalt ausbricht, werden gerade diejenigen, die ihre Skepsis im Sinne der Sache todgeschwiegen haben, weil sie annahmen, es trifft die anderen, die, die wirklich „Ausbeuter“ und „Besitzenden“ sind, „nach ihrer stupiden Logik brüllen, weil sie den Tritt in den Hintern bekommen, der schon längst fällig war und den sie ehrlich verdient haben.“

Das heutige Geschäft korrupter Hilfsorganisationen ist bei Raspail zwar noch nicht das Problem, er verweist jedoch auf politische Fehlentscheidungen, die Ignoranz und Vogel-Strauß-Taktik des Durchschnittsmenschen und den Hass, der zwischen den Kulturen brennt und sich nicht wegdiskutieren lässt. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern mit dem Ungleichgewicht, in dem sich die Welt nun einmal befindet, und für das die Menschen, die einander dann hassen, nichts können, jedoch einen Schuldigen benötigen(***). Einige haben viel und leben in einer Wegwerfgesellschaft, andere kämpfen täglich ums Überleben und kennen Hunger und Elend als Normalzustand. Neid und Hass auf den Besitzenden ist genauso üblich wie die Abneigung des Gebenden gegenüber dem Hilfsbedürftigen. Es ist mehr eine Geste als eine Zuwendung, eher Mitleid als Solidarität. Und beide Parteien wissen das.

Bei Raspail arbeiten die Medien ebenfalls mit den uns auch heute bekannten Taktiken:

Zitat von Raspail
„Man zielt auf den Kopf, das ist alles, auf entfernte Gehirnzellen, von wo aus Gewissensbisse, Selbstanklage und der Ekel vor sich selbst, durch tausend Stiche gereizt, hervortreten und sich in einem gesunden Körper ausbreiten, wie wenn er plötzlich von der Leukämie befallen wäre.“



Aufgabe der Medien ist das Erregen von Mitleid, um die eigentliche Gefahr und Krise zu verschleiern, während an das christliche Herz der Nächstenliebe appelliert wird, die damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwört. Im Vorwort heißt es:
„Wohltätige, Organisationen und Massenmedien vernebeln hier eindeutig die Tatsache, dass alle Hilfen, abgesehen von einigen wirklichen Katastrophenfällen (Dürren, Missernten), bisher versagt und den Hunger eher noch vermehrt haben, weil solche gewohnheitsmäßigen Nöte nur durch eigene Arbeit und eigene Leistung der Betroffenen überwunden werden können, nicht aber durch milde Gaben anderer.“

Im Klartext bedeutet das, dass eine Gesellschaft und Kultur sich nur dann weiterentwickelt, bildet und erhält, wenn die dort lebenden Menschen selbst dazu beitragen und nicht auf Unterstützung von anderswo warten. Das aber ist in der dritten Welt der Fall. Das Leben stagniert oder bleibt von gleichen schwierigen Bedingungen betroffen, die sich auch mit Unterstützung nicht ändern lassen. Die Hoffnung auf die westliche Welt und deren Hilfe ist Teil des Prinzips. Wie schon Nietzsche sagte, ist die einzige Waffe der Schwachen das Mitleid, das ihr jammervoller Zustand erregt, und im Roman wird es zur Falle durch die Masse, die zur Bedrohung heranwächst, als sie beschließt, den Geldgeber persönlich aufzusuchen und sich seine Welt und seinen erreichten Wohlstand anzueignen. (****)

Noch einmal: Raspail geht es dabei nicht um Rassismus (auch wenn er einiges etwas überspitzter darstellt) oder um die Verurteilung der Menschen aus der dritten Welt, für die sein Bedauern ebenso groß ist. Es geht ihm um die Kritik an der (französischen) Politik, die durch ihre Unfähigkeit den Untergang des Abendlands heraufbeschwört und mittels Kapitalismus soziale Ungerechtigkeit verursacht, die dann den Hass der Hungrigen entfacht. Raspail als Monarchist träumte von einer idealen Gesellschaft, die sich kaum verwirklichen lässt. Als es um die Verteidigung der Küste geht und die Armada mit ihren hundert Schiffen vor den Augen des Heers liegt, das zur Abwehr geschickt wurde, sagt der Oberst nicht umsonst:
„Der wahre Feind ist immer hinter den Linien, in Ihrem Rücken, nie vorne und nie dazwischen.“

Und damit meint er all die, die diese Lage erst möglich gemacht haben. Raspail starb übrigens dieses Jahr, am 13. Juni 2020, im Alter von 94 Jahren. Sein Buch nimmt einiges vorweg, während es gleichzeitig als Fiktion gedacht ist. Erstaunlich jedoch die vielen Übereinstimmungen und das Wissen, das der Schriftsteller zeigt, indem er viele Vorgänge, besonders in Medien und Politik, gut durchschaut.

„Man hat das Volk schon zu sehr eingeschläfert, als dass es sich noch eine andere Art Krieg vorstellen kann als den, dessen man stumpfsinnig jedes Jahr gedenkt.“

Der moderne Krieg tobt auf einer anderen Ebene.


(Alle Zitate sind der Ausgabe: Jean Raspail "Das Heerlager der Heiligen", Hohenrain-Verlag, entnommen.)

--- Anmerkungen:
(*) = Das kennt man auch als heutige Problematik. Aus Afrika eintreffende Boote (wobei bestimmte Länder, Schlepper und Hilfsorganisationen hier ordentlich kassieren, so dass die Erwartungen der Migranten besonders hoch sind und entsprechend auch besonders hoch enttäuscht werden) sind oft mit vielen jungen Männern und einigen (fast immer) schwangeren Frauen bestückt, damit die Geburt in Europa stattfindet und das Kind legal als Europäer anerkannt wird.
Alles was der Europäer dagegen sieht, ist ein sinkendes Schlauchboot mit gefährdeten schwangeren Frauen, die er durch sein Mitgefühl retten möchte. Dass dahinter eine Taktik und Absicht steckt, wird ihm im Akt der Nächstenliebe nicht bewusst.

Die Schwierigkeiten liegen nicht bei den Migranten selbst, die sich lediglich eine bessere Zukunft erhoffen, sondern bei politischer Förderung solcher Bedingungen. Wäre all das nicht erwünscht, würde man gegen Schlepper, Ausbeuter und Hilfsorganisationen vorgehen, die am Geschäft verdienen und nicht auf freiwilliger Basis agieren. Im Gegenteil verdient aber auch so mancher Staatschef an der Einschleusung der Migranten und Wirtschaftsflüchtlinge in Europa.

Beispiel: Als in Griechenland Einwohner auf Lesbos endlich aufbegehrten und die organisierten Schlauchboote, die keinerlei Flüchtlinge, sondern nur Wirtschaftsmigranten enthielten, nicht an Land ließen, war die Welt empört, weil darin schwangere Frauen saßen. Die auf der Insel errichteten Lager führten schon vorher zu großen Belastungen und haben erneut Probleme bereitet. (Verwahrloste Menschen auf den Straßen, Kot und Müll. Gewalttätigkeit und Bandenkriege.) Jüngst (während der Corona-Krise) haben die Migranten ihr eigenes Lager auf Lesbos systematisch an mehreren Orten selbst angezündet, unterwiesen von verbrecherischen Mitarbeitern der Hilfsorganisationen, die ebenfalls ein Interesse daran haben, dass die Migranten die Insel verlassen und auf das Festland und in die europäisch geldgebenden Länder gebracht werden. In den Medien wurde das Feuer wie ein bedauerlicher Unfall ausgelegt.

Eine weitere Taktik ist, dass Flüchtlinge, bevor sie an Land kommen, ihre Pässe wegwerfen und dann nicht zugeordnet werden können, was die bürokratischen Dinge erschwert und gleichzeitig ein sofortiges Ausweisen nicht möglich macht.

---
(**) = Ein Lager auf einer Insel, das aufgrund politischer Entscheidungen deutlich mehr Migranten beherbergt als es Einwohner gibt, ist in etwa das Gleiche, besonders wenn diese losziehen, um zu plündern und Feuer zu legen, wobei die Einwohner das Nachsehen haben oder sogar überfallen werden und die Politik dazu schweigt oder „hilflos“ die Schultern zuckt.

---
(***) = Ein Mensch, der aus der dritten Welt kommt und viel Geld investiert hat, um nach Europa zu gelangen und dort in ein Lager gesteckt wird oder am Strand für seinen Unterhalt irgendwelchen Schund an Touristen verkaufen muss, beginnt den satten Weißen natürlich zu hassen und ihm die Schuld zu geben. Der Traum von Reichtum und Fülle zerplatzt an nicht umsetzbaren politischen Entscheidungen oder durch kriminelle Organisationen, die das Ganze ausnutzen und die Menschen ausbeuten. Solch ein Hass ist nachvollziehbar, da die Erwartungen andere waren und dann enttäuscht werden.

---
(****) = Einige glauben, dass die europäischen Völker durch die systematische und politisch geförderte Unterwanderung islamischer Migranten (aus Afrika und dem Nahen Osten) ausgetauscht und damit Europa zerstört werden soll, so beispielsweise der französische Schriftsteller Renaud Camus, der das in seinem Buch „Revolte gegen den Großen Austausch“ dargelegt hat. Houellebecq wiederum hat Camus in seinem Roman „Unterwerfung“ auftreten lassen, im Kontext von Partei und Identitäten.




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#2

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 30.09.2020 10:27
von Salin • 511 Beiträge

Statt nur für die Zukunft ein Szenario auszumalen, würden auch historische Wanderungsbewegungen guten Stoff für aktuelle Romane bieten. Vor etwa dreißig Jahren las ich in Michael Grants "Der Untergang des Römischen Reiches", dass ein wesentlicher Grund – wenn nicht gar der Hauptgrund – für jenen titelgebenden Untergang die Einwanderung von Germanen gewesen sei, die irgendwann einen Großteil des römischen Heeres stellten und entsprechend mehr und mehr Macht verlangten. Die Germanen wurden immer wieder ins Land gelassen, weil dies verglichen mit Konflikten an den Grenzen als das kleinere Übel betrachtet wurde. Um 400 n. Chr. hatte sich das Gleichgewicht im Reich zugunsten der Germanen verschoben. Das oströmische bzw. byzantinische Reich überlebte tausend Jahre länger und deren Migrationspolitik war lange Zeit eher restriktiv. Bei der Eroberung durch die Osmanen war allerdings auch in Konstantinopel der Anteil von aus dem Osmanenreich eingewanderter Muslime bereits recht hoch.
Man kann sagen, so ist der Lauf der Dinge, und wenn die meisten dies so wollen, bitte schön! Erstaunlich ist jedoch, dass Teile von Politik und Medien eine langfristige Veränderung ethnischer Mehrheitsverhältnisse zulasten der Allochthonen schlichtweg bestreiten und dabei auf die jeweiligen aktuellen Anteile an der Gesamtbevölkerung verweisen. Um eine diesbezügliche Dynamik zu erfassen, müsste man freilich eher auf die Grundschulen schauen. Gibt es nicht schon heute etliche europäische Großstädte, wo weit über 50% der Grundschüler Migrationsgrund haben? Wobei die Enkel einst zugewanderter "Gastarbeiter" nicht mehr enthalten sind und jene neue Mehrheit selten multikulti ist, sondern als eine religiös-kulturelle Einheit betrachtet werden kann.

Manche sagen, die Europäer und speziell die Deutschen würden das Ende der eigenen Kultur verdienen oder dass eine solche "jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar" sei, wie Aydan Özoğuz (SPD), oder fordern schriftlich: "Weg mit den Grenzen. Her mit den Flüchtlingen, egal wie viele, egal wie viele, egal woher sie stammen", wie Robert Menasse und Ulrike Guérot. "No Border! No Nation!"-Aufkleber finden sich auch hier an manchen Straßen. Sie denken offenbar selbst junge Leute, die noch mehr als sechzig Jahre vor sich haben.
Ein explizites Bekenntnis zur deutschen Kultur käme auch mir nicht über die Lippen. So sind viele hier im Land erzogen worden. Einige Migranten, die nach ein paar Jahren ein besseres Deutsch sprechen als so manche Einheimische, loben da schon eher. Ja, auch solche gibt es.
Mehrheitlich erwünscht scheint hierzulande allerdings eher die Aufnahme unqualifizierter "Hilfsbedürftiger" zu sein. Da fühlt man sich selbst besser. Wer dies auf Dauer finanzieren soll, fragt man besser nicht.
Zum Glück bin ich der Lage meinen Wohnsitz frei wählen zu können, solange es noch Staaten gibt, die Personen aufnehmen, die für sich selber sorgen können und einen monetären Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Dies hilft auch angesichts von Machtambitionen der einzigen politischen expliziten Gegner der aktuellen deutschen Migrationspolitik, deren hiesiger Landesvorsitzender von einem "Uomo virtuoso" träumt, "der nur als alleiniger Inhaber der Staatsgewalt ein zerrüttetes Gemeinwesen wieder in Ordnung bringen könne". Das Volk ist wankelmütig.

Raspail "Heerlager der Heiligen" wurde schon in den Achtzigern millionenfach verkauft, aber hier im Land selbst bei Erscheinen der erstmals vollständigen (Neu-)Übersetzung 2015 von vielen Medien ignoriert.

zuletzt bearbeitet 30.09.2020 12:49 | nach oben springen

#3

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 30.09.2020 17:36
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Ich bin ebenfalls Teil einer Generation, die bereits durch den in Deutschland ständig präsenten Schuldkomplex ablehnt, das Deutsche in irgendeiner Form (abgesehen natürlich von der Liebe zur deutschen Philosophie) zu verteidigen. Mir gingen und gehen Nationalisten und Fahnenträger immer auf den Geist, wenn dahinter nur ein Stolz oder eine fanatische Ideologie steckt. Was sich in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren in Europa jedoch getan und verändert hat, wird mir erst in Griechenland besser bewusst, auch weil ich hier mit Armut, Zigeunern und Migranten direkt konfrontiert bin und die dazu kursierenden verfälschen Bilder der Medien mit den echten auf YouTube abgleichen kann. Weil hier sichtbar wird, mit welchen Medienmethoden und dem Schlagwort "Rassismus" eine berechtigte Kritik von vornherein abgewürgt und der Mensch, der mit dem Dilemma zu leben hat, das Recht auf Mitbestimmung abgesprochen wird. Und das ist in Frankreich, Italien oder Deutschland nicht anders. Und Schweden, als wahres Willkommensland an unvoreingenommener Gutmütigkeit, steht als mahnendes Beispiel dafür, wie ein Land "friedlich okkupiert" werden kann.

Ich habe sicherlich kein Problem mit vereinzelten Frauen in Burkas, fühle mich aber beeinträchtigt, wenn Moslems Frauen ohne Burka als minderwertig betrachten und sich auch so verhalten. Schwierigkeiten habe ich aber vor allen Dingen mit der politischen Verschleierung und dem bewussten Appellieren ans Schuldgefühl und mit Gesetzen, die für uns alle gelten, für Migranten jedoch nicht. Das betrifft die Verharmlosung von Verbrechen genauso wie den zugestandenen Sonderstatus und die gesetzliche finanzielle Förderung, die Einheimischen nicht zusteht.

Während wir bei einer Reise unseren Pass vorzuweisen haben, wird der illegale Übergang weiter geduldet. Was uns bei Zuwiderhandlungen Strafe einbringt, macht sich der Illegale zunutze, indem er sich als Flüchtling ausgibt, unterstützt von daran interessierten Hilfsorganisationen. Und die Ansprüche wachsen oder werden als selbstverständlich angesehen, da Unterstützung zugesichert wurde und dann mit Vehemenz darauf gepocht wird.
Entsprechend habe ich ein Problem mit illegalen Einwanderern, die nach Europa kommen, um abzukassieren, ohne etwas beitragen zu wollen, die Drogenhandel und Gewalt fördern, und natürlich mit den Schleppern und Hilfsorganisationen, die sich eine goldene Nase verdienen und dafür sorgen, dass der Strom nicht abbricht und immer weitere Massen eintreffen, die mehr als deutlich sichtbar nicht aus Kriegsgebieten stammen, wobei selbst für Krisengebiete das Land als Aufnahmeort gilt, das als erstes betreten wird, bei Syrien dann beispielsweise die Türkei. Hier ist der Flüchtlingsstatus geltend, in den nachfolgenden europäischen Ländern nicht mehr.
Erdogan dagegen schickt alles rüber, was durchkommt, kassiert von der EU erpresserische Gelder, ohne sich an die daran gebundenen Abmachungen zu halten, und provoziert auch allgemein in griechischen Hoheitsgebieten (in letzter Zeit besonders unverfroren). Das alles wirkt zusammen und löst bei mir immer stärkere Bedenken aus.

"Rasse" als Wort hatte zu den Zeiten Raspails im Französischen eine andere Bedeutung und meinte eher Volk. Heute ist es weltweit negativ behaftet, da Linke und ihre Abkömmlinge das Multikulti fördern, vom Weltstaat ohne Grenzen träumen und jeden als gleich ansehen möchten. Das wäre in den Bürgerrechten natürlich die Voraussetzung, ist aber in Hinsicht auf Volk, Kultur und den einzelnen Menschen nicht zutreffend. Gerade die Unterschiede machen schließlich die Menschheit und Zivilisationen aus. Fakt ist jedoch auch, dass sich die Kulturen aneinander reiben und dass auch die Sichtweise verschieden ist. Während wir Gewaltfreiheit fordern, haben andere mit Gewalt und Brutalität kein Problem und bringen diese Einstellung bis nach Europa mit. Viele verachten dazu ihr Aufnahmeland und damit den verweichlichten Europäer in seiner Duckmäuserichkeit und Nächstenliebe. Er wird schlichtweg als naiv und zu blöde angesehen und nicht mehr respektiert. (Für mich übrigens auch in einer Aussage wie der von Özoğuz. Damit spricht er Deutschland das kulturelle Erbe ab (was nicht verwundert, da er eben türkischer Abstammung ist und einen anderen Bezug zu Deutschland hat, auch wenn er vorgibt, dieses zu vertreten. Das ist logisch durchaus nachvollziehbar, so wie sich ein afrikanischer Basketballspieler in einer griechischen Mannschaft solange als Grieche fühlt. solange er damit sein Geld verdient (sogar als Vorzeige-Grieche), bis er sich dann aber aufgrund von Konflikten für eines der Länder entscheiden muss und auf einmal kein Grieche mehr ist. Das nur als Beispiel.). Und solche wie Menasse gehören mitten in ein "annektiertes" Viertel in Neukölln in Berlin oder Wien gesetzt, um zu erfahren, wie es sich Nase an Nase mit den "egal woher" stammenden Migranten lebt. Aus weniger betroffenen Gebieten und gut abgesicherten Häusern lässt sich leicht so argumentieren.)
All das wächst zu einem Problem heran, wenn es um eine direkte Konfrontation geht. Die Masse und der Gewaltbereite siegen immer. Tatsächlich ist es kriminell, ein Zusammenleben von Völkern zu erzwingen, die einander verabscheuen, wobei es genügt, dass die Abscheu nur von einer Seite ausgeht. Und dem sind wir seit Jahren politisch ausgesetzt mit für mich bedenklichen Folgen.

Die Politik in Europa ist deutlich daran interessiert, die eigentliche Problematik des Multikulti totzuschweigen oder auf Integration zu verweisen, die natürlich bei einer kleinen Masse Migranten in eine große Masse Europäer möglich wäre. Jedoch haben sich die Zahlen schnell verändert und der Europäer ist der einströmenden Masse an Migranten, die dazu auch eine deutlich höhere Geburtenrate verzeichnet, die staatlich gefördert und bezahlt wird, entsprechend ein "Verdienst" -Anreiz ist, nicht mehr gewachsen. Daher kann von Integration keine Rede sein, die auch gar nicht gewünscht ist.
Da werden ganze Viertel vereinnahmt, während die dortigen Bewohner sich entweder ab bestimmten Zeiten nicht mehr auf die Straßen wagen oder, wenn das finanziell möglich ist, wegziehen. Nicht nur werden Moslems Moscheen gebaut, es werden auch christliche Symbole abgeschafft, dass diese sich nicht belästigt fühlen. Europa weicht dem Islam. So wird Santorini auf Bildern mittlerweile in den Kuppeln ohne Kreuze gezeigt. In England gelten in bestimmten Vierteln die Scharia-Gesetze. Und in der Türkei setzt das Staatsoberhaupt ein Zeichen durch die Umwandlung eines Kulturerbes in eine Moschee. Fast wirkt es, als ob WIR uns in die neuen Bedingungen integrieren müssen, und das auf "eigenem Boden".

Auf all das verweist beispielsweise auch Renaud Camus in seiner Schrift über den Großen Austausch (die hiermit eine Empfehlung ist). Er wird zwar als Rechtsextremist diffamiert (besonders von Wikipedia, der "vermeidlich basisdemokratischen "freien Enzyklopädie", die sich hoffnungslos in der Hand einschlägig motivierter Kettenhunde befindet, was politisch "umstrittene" Themen angeht" (Martin Lichtmesz), was sich auch in der Coronakrise schön bewahrheitet hat, wo ganze Beiträge oder sogar Menschen aufgrund ihrer Kritik gelöscht wurden), ist aber alles andere als das, auch in seinen experimentellen Büchern, die nun nicht mehr im Verlag erscheinen können, da er Missstände ansprach, die keiner laut aussprechen durfte. Er distanziert sich bewusst vom Rechtextremen und verteidigt vielmehr seine Liebe zu Frankreich, ähnlich wie der Historiker Dominique Venner durch Selbstmord in Notre Dame 2013 ein Zeichen setzen wollte.

Wir sind dahingehend erzogen, lieber nachzugeben und wegzuziehen als Empörung zu empfinden oder uns zu wehren. Manipuliert wird unser Scheuklappenblick durch die Medien und den aufrechterhaltenen Schuldkomplex und Anti-Rassismus. Was heute alles als "politisch unkorrekt" gilt, muss man wohl kaum erwähnen.
Es gilt nicht, einzelne Menschen zu verurteilen, sondern auf das zu blicken, was geschieht. Es wird, so geben einige zu bedenken, kein Vermischen stattfinden, sondern eine Eroberung, die sogar der algerische Präsident Boumedienne in den 70ern vorwegnahm, oder besser gesagt androhte, freilich ohne zu ahnen, dass der Versuch auch noch staatlich finanziell gestützt wird. Seine Drohung lautete:
»Eines Tages werden Millionen von Menschen die südliche Hemisphäre verlassen, um in die nördliche Hemisphäre zu wandern. Und sie werden nicht als Freunde kommen, sondern als Eroberer. Und sie werden sie mit ihren Kindern erobern. Die Bäuche unserer Frauen werden uns den Sieg verschaffen.«

Nicht umsonst führt Camus auch die ironische Aussage Brechts an, dass ein Volk, das einer Regierung nicht passt, einfach gegen ein anderes ausgetauscht wird. (Stichwort neue Wähler.)
Frankreich ist davon schon länger betroffen. Deutschland sicherlich auch im Vergleich zu Griechenland. Hier fällt es darum stärker auf, weil das Land so klein ist und die Schlauchboote täglich mit Massen an Menschen anlegen und verteilt werden.
Kein Europäer hat Schwierigkeiten mit der Aufnahme von Menschen, die Europa lieben und hier zu leben wünschen. Jedoch sind die tatsächlich eintreffenden und zumeist illegalen Migranten an ihnen versprochenem Geld interessiert, das bereitwillig immer weiter fließt, während der Einheimische nicht nur das Nachsehen hat, sondern dafür auch Steuern zahlt und aufkommen muss. Und solange Unterstützung zugesichert wird, nimmt auch der Strom nicht ab.
Zuerst ging es um günstige Arbeitskräfte, dann um Wähler, mittlerweile scheint das alles jedoch nicht mehr kontrollierbar zu sein.

Bei Camus heißt es :
"Was die Rolle der europäischen Institutionen angeht, so ist der Zorn der Patrioten, der treuen Verteidiger der Nation, der bedingungslosen Souveränisten und Isolationisten, nicht nur vollkommen nachvollziehbar, sondern unvermeidlich. Doch ihr Zorn sollte sich nicht weniger auf unsere eigenen nationalen Regierungen richten: Sie haben unsere Länder schutzlos den Invasoren preisgegeben, deren Eindringen nur scheinbar friedlicher Natur ist, in Wahrheit jedoch eine zutiefst spaltende Wirkung entfaltet."

Und irgendwann haben wir vielleicht nicht mehr die Möglichkeit, frei unseren Wohnsitz zu wählen und entkommen zu können. Das zerrüttete Gemeinwesen diktiert die Regeln ohne eigene Macht, einfach nur, weil es nicht nur zugelassen, sondern befürwortet wird. Darum ist auch wichtig, den Kritisierenden deutlich vom Extremen zu unterscheiden. Natürlich in beide Richtungen.




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#4

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 30.09.2020 21:23
von Salin • 511 Beiträge

Die größte Bereitschaft für die unbeschränkte Aufnahme von Armutsmigranten aus Kulturen, die in den letzten Jahrzehnten erhebliche Probleme mit sich brachten, gibt es bei jungen deutschen Frauen. Diese glauben oft an keinerlei negativen Folgen solcher Migration, noch nicht einmal an damit verbundene Verknappungen am Wohnungsmarkt. Wie Houellebecq geschildert hat, werden durchschnittliche Männer sich letztlich besser als Frauen mit Islamisierungstendenzen arrangieren können, auch wenn viele Araber Muslime anderer Abstammung für minderwertig halten. Soll ich diese Frauen vor sich selber retten? Für sie ist man ab fünfzig nicht mehr als "alter weißer Mann".
Wenn die Mehrzahl so verrückt ist, soll ich sie dann stoppen? Die größte Besorgnis angesichts dieser Art vom Migration höre ich von Leuten, die einst aus Osteuropa, Ostasien und Südamerika ins Land gekommen sind. Durch die erwähnten sich verändernden Mehrheitsverhältnisse unter großstädtischen Jugendlichen ist ein Zustrom aus den oben genannten sehr speziellen Kulturkreis nur noch schwer abwendbar Wer in Frankfurt oder Berlin dagegen auf die Straße gehen wollte, bräuchte Polizeischutz.

Ich kann nicht ändern, dass fast alle Parteien des Landes einen völlig anderen Standpunkt haben als die meisten ihrer europäischen Schwesterparteien, muss sie aber auch nicht unterstützen. Sicher, selbst in meiner Nachbarschaft ist nicht zu übersehen, dass etliche Paare nach Renteneintritt aus "Problemstädten" in NRW und Hessen hierher zogen, obwohl zuvor keinerlei Bezug zu dieser Stadt bestand. Hier wird zwar ein Mafiosi weiterhin betüdelt doch die Migranten aus dem Ausland, die hier leben, sind größtenteils Ärzte, daneben hier und da ein Banker oder Künstler. Und dass auch eine möglichst großzügige Armutsmigration befürwortende Politiker (Ministerpräsident, Ministerin) in dieser gentrifizierten Gegend wohnen, versteht sich wohl von selbst.

zuletzt bearbeitet 01.10.2020 07:21 | nach oben springen

#5

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 01.10.2020 00:11
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Migrantenpolitik und Corona-Maßnahmen gehen fast Hand in Hand. An beiden wird schön sichtbar, in welcher manipulativ kontrollierten Gesellschaft wir uns tatsächlich befinden und wie unsere Meinung gelenkt, zensiert und tabuisiert wird. Dazu folgen sie direkt aufeinander oder verlaufen vielmehr weiterhin parallel, während die eine Krise die andere überdeckt.
Es sind viele Erfahrungen, die zusammenkommen, die unseren Blick skeptischer machen, während junge Leute (und auch andere) die langfristige Problematik weniger einschätzen können, weil hier nicht nur Idealismus und falsche Pädagogik, Medien-Brainwash und fehlende Erfahrung (samt der natürlichen Ablehnung der Vorgenerationen) wirken, sondern sich gleichzeitig auch das Schulwesen so stark verändert hat, dass Wissensvermittlung mehr und mehr verflacht oder zumindest auf einer anderen Ebene stattfindet, während historische Aufklärung und Information immer stärker eingeschränkt (oder sogar verfälscht) wird. Zwar ist eine Recherche heutzutage für alle einfacher, andererseits droht die Reiz- und Informationsüberflutung, was nicht nur für Lernende ein Problem ist, sondern auch den Wust an Fakenews noch erhöht. Geschichte und Kenntnisse über das, was gewesen ist, sind jedoch die Voraussetzung, um die Gegenwart zu verstehen. Wie du sagtest, ist nicht einmal ein Zukunftsszenario notwendig, sondern der Blick in die Vergangenheit. Das moderne Schulwesen hat es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, das Vergessen zu fördern.

In Griechenland wird auf die Vermittlung historischer Ereignisse beispielsweise immer weniger Wert gelegt, um bestimmte politische Bündnisse als gerechtfertigt zu verkaufen oder die Bildung zurückzuschrauben. Auch lernen Kinder kein Altgriechisch mehr, was ich bedauerlich finde, weil die es viel einfacher hätten und gleichzeitig damit auch das Interesse an alten Schriften und Philosophie geweckt wird. Wie fast überall in Europa wird auch hier der Wert der eigenen Kultur und des eigenen Volkes herabgesetzt, weil zumeist Linke unterrichten und die eigenen Bestrebungen und Ansichten vermitteln. Das Erziehungssystem ist allerdings überall mehr oder weniger marode und angepasst worden oder auch "zu einem System des dezidierten Bruches mit der Überlieferung geworden", weil die "Überlieferung im Dienst der, wie es heißt, »Aufrechterhaltung des Status quo« und der Ungleichheit (der Klassen, der Herkunft) stehe." (Camus)
Das hat auch Hans Christian Andersen in einem unfertigen Manuskript als Szenario entworfen, das er "Ørop" nannte (das durchgestrichene O wird als "eu" ausgesprochen) und sich mit der Abschaffung der eigenen Geschichte eines Volkes befasst, das zugunsten der neutral erzogenen Sichtweise und Existenz die Geschichte als Bedrohung der künstlich erzeugten Gegenwart verwirft und sich damit selbst zerstört. (Auch als beeindruckende Geschichte bei Camus zu finden.)

Und daneben wirkt die mediale Verblödung und Zensur, die keinerlei kritische Meinung mehr zulässt, zumindest nicht, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben, gegen das Gesetz zu verstoßen, das permanent angepasst wird. So besprach sich Merkel vor einigen Jahren mit Zuckerberg, wie kritische Einträge zu ihrer Migrantenpolitik auf Facebook eingeschränkt und zensiert werden könnten. Und heute sehen wir, dass auch das freie Internet mehr und mehr unter Kontrolle gerät, freilich mit dem Verweis auf Notwendigkeit und Ordnung. In Coronazeiten haben wir schmerzlich erfahren, wie weit die Zensur bereits reicht.

Das Konzept ist keinesfalls neu. Kritik zu üben bleibt eine Herausforderung, die viele in der Öffentlichkeit Stehende erst einmal abwägen müssen, da die Ausgrenzung und ein auferlegtes politisches Abseits drohen. Klagen wegen Volksverhetzung, wie sie Camus erfuhr, sind dann keine Seltenheit. Verhaftungen, wie jüngst die von Schöning aus fadenscheinigen Gründen, auch nicht. Übrigens sehr schön, dein Verweis auf den "soften Lockdown" mit einem Preisschild von hunderten Milliarden Euro. Entweder sind die Leute für ihre Meinung herangekarrt oder einfach blind den Tatsachen gegenüber. Selbst in Bezug auf die tatsächlichen Einschränkungen kann man nicht gerade von "soft" reden. Das Ausgangsverbot oder die Ausgangssperre wurde nur anders bezeichnet und hieß "Ausgangsbeschränkung". Die Regeln waren nahezu dieselben und nach dem allgemeinen Lockdown dann noch strenger. Beim europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde nun übrigens Klage gegen das Maskentragen eingereicht. Wenn genügend Ärzte auf die Gesundheitsrisiken hinweisen, ist der Fluch vielleicht schneller zu Ende als gedacht. Noch hofft man ja.




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#6

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 01.10.2020 07:48
von Salin • 511 Beiträge

Mich verwundert ebenfalls, dass ich trotz der Debatten in den letzten Jahren und oft verbal bekundeter interkultureller Affinitäten bislang keine Person aus den der meinigen nachfolgenden Generationen getroffen habe, die als Nicht-Muslima oder Nicht-Muslim den Koran gelesen hat. Meine Koran-Übersetzung erwarb ich als Teenager und las sie kurz darauf erstmals in Gänze, und damals, nebenbei bemerkt, auch Gaddafis "Green Book". Anfang der 90er kamen Bücher von Idries Shah und Annemarie Schimmel sowie persönliche Bekanntschaften mit gut integrierten Kollegen und anderen Mitbürgern aus jenem Kulturkreis hinzu. Mal abgesehen von der Lyrik und der Belletristik. In dieser Zeit wollte ich sogar Arabisch lernen, was sich aus dem Schriftlichen heraus als nicht gerade einfach erwies, u. a. wegen verschiedener Schreibweisen von Buchstaben, je nachdem, ob isoliert, am Anfang, Ende oder in der Mitte stehend. Auch an jeweils drei verschiedene S- und T-Varianten kann ich mich noch erinnern. Ein polyglotter Professor sagte mir später, mündlich sei das Erlernen deutlich leichter.
Aber wie du bereits erwähntest, Bildung wird längst anders definiert.

zuletzt bearbeitet 01.10.2020 10:46 | nach oben springen

#7

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 01.10.2020 10:48
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Wie auch die Bibel oder die Upanishaden bleibt der Koran ein Auslegungssache. Fanatiker können darin ihre Rechtfertigung ebenso herauslesen wie der Gläubige daraus seine Kraft schöpft. ("Die Werke sind starre Formen: beseelt werden sie, wenn sich das Geheimnis der aufrichtigen Hingabe in ihnen findet." Ibn Ata'Allah al-Iskandari) Beeindruckend war für mich immer, dass der Islam den Menschen den tiefen Glauben vermitteln konnte. Mich faszinieren das Arabische, der Koran und natürlich auch einige bekanntere Weisen und Dichter ebenfalls.
Bei mir begann das Interesse, glaube ich, mit den Schriften von der zum Islam konvertierten Isabelle Eberhardt und ihren "Sandmeeren". Sie fand dort eine eigene Welt, die selbst durch Fanatiker mit Krummsäbel nicht beeinträchtigt wurde. (Als sie in einen Sufi-Orden eintrat, war sie Opfer eines Attentats, überlebte den Angriff.) In Männerkleidung durch die Wüste verlangt schon einiges an Stärke, wobei auch in ihren Tagebüchern die Liebe zum Islam sichtbar wird. Gegen ihre Weltflucht dagegen hat es auch nicht geholfen. Gaddafis Schrift kenne ich ebenfalls. Alleine schon, weil er nahezu gelyncht wurde, las ich darin. Und Schimmel zeigt eben hervorragend die andere Seite des Islams, besser gesagt, die wirkliche.




Art & Vibration
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#8

RE: Jean Raspail

in Die schöne Welt der Bücher 01.10.2020 11:29
von Salin • 511 Beiträge

Da heute soziologisch (im Unterschied zu biologisch) mit ungefähr jedem Jahrzehnt ein Generationenwechsel erfolgt, könnte ich das mit der nachfolgend fehlenden Koranlektüre natürlich anders formulieren, aber im persönlichem Umfeld mit direkter Begegnung fand sich tatsächlich niemand. Eine Studentin spielte mit dem Gedanken das Studienfach zu wechseln. Ich weiß nicht mehr, ob zu Orientalistik oder Islamwissenschaft. Den Koran gelesen hatte auch sie noch nicht.

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