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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#16

RE: Oktober/November/Dezember 2021

in Lektüreliste 29.12.2021 00:58
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Zitat von Sokolow im Beitrag #15
Es gibt diese wunderbare Geschichte, das zwei Blinde in der Nationalbibliothek von Argentinien gearbeitet haben, einer von ihnen
war Borges, kann es eine größere Liebeserklärung für die Literatur geben als diese Zwei?


Ja. Und weißt du, wen ich auch liebe? Canettis Protagonisten in "Die Blendung", der seine Bibliothek im Kopf herumträgt, die dadurch zum riesigen Hinterraum wird. Ich bin oft durch alte Bibliotheken in Palästen und Klöstern gelaufen und habe mich satt gestaunt an der äußerlichen Schönheit und Vielfalt solcher Regalbauten. Und so sehe ich diese Gedankenbibliothek, die uns weitaus mehr schenkt als reine Regale, gefüllt mit Büchern in edlem Einband und Konvolut hinter Glas.
Denn unsere Bibliothek ist nicht auf Raum und Zeit beschränkt, nicht unerreichbar oder unvollständig. Sie ist allgegenwärtig und eine Hochachtung vor dem Handwerk des Schreibens, dieser Kunst, ein Erlebnis zu schenken oder eine neu gelenkte Sichtweise. Und wir steigen jederzeit in unsere Gedanken und Eindrücke wie in einen Saal an Büchern und Erinnerungen. Und aus den Büchern steigen wir wieder hinaus, glücklich und gefüllt mit Gedanken, egal was um uns herum ist. Und das ist ein Elfenbeinturm, den ich jederzeit akzeptiere.




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#17

RE: Oktober/November/Dezember 2021

in Lektüreliste 30.12.2021 18:20
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Zitat von Taxine im Beitrag #6
Als kleiner Rückblick: die besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe:

- Antonio Lobo Antunes „Elefantengedächtnis“
- Elio Vittorini „Gespräche in Sizilien“
und „Im Schatten des Elefanten“
- Ricardo Piglia „Künstliche Atmung“
- Arno Schmidt „Leviathan“
- Milena M. Flasar „Herr Kato spielt Familie“
- Edward Bulwer-Lytton „Vril“
- Emmanuel Carrière „Limonow“
- Jewjenij Vodolazkin „Laurus“
- Kerouac/Ginsberg „Ruhm tötet alles – Briefe“
- Burdett Osbert „William Blake“
- Jean Rhys Werke 1 und 2
- Gerard Reve „Die Abende“


Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.


Und zum Schluss der 2021-Favoriten-Liste noch hinzugefügt - Goran Petrovic "Die Villa am Rande der Zeit"

Ein edel eingebundenes Buch wird dem Lektor Adam Lozanić zur Überarbeitung übergeben. Er soll darin bestimmte Änderungen vornehmen, die ihm noch mitgeteilt werden. Es sind Aufzeichnungen eines bereits verstorbenen Autors, in denen zunächst nur eine blühende Landschaft beschrieben wird und keinerlei Handlung existiert.
Dieses Buch steht gleichzeitig in Verbindung mit der betagten Natalija Dimitrijević, die Bücher nutzt, um zu reisen und um sich zu erinnern, indem sie synchron mit ihrer Gesellschafterin Jelena liest, die dadurch mit in der Lage ist, diese Welten zu betreten.
Jenes edle Buch stammt von dem Autor Branica und war das letzte, das Natalijas Vater las, als er sich nach dem Tod der Ehefrau in eine Bibliothek zurück zog und diese auch nicht mehr verließ, um dann auf einmal spurlos zu verschwinden. Natalija beginnt ihre Erinnerungen zu verlieren und vergisst damit auch den Titel des Buches.
Von unterschiedlichen Orten können sich Menschen darin treffen, wenn sie das gleiche Exemplar lesen. Nach und nach taucht darin eine Villa auf, die zum Schauplatz des Geschehens wird, jene am Rande der Zeit, in der Branica lebte, bevor er Selbstmord beging.

"Bücher sind wie Schwämme. Ihr löcheriges, poröses Gewebe scheint auf den ersten Blick unbedeutend, aber dieses Gewebe ist fähig, eine unendliche Menge an Schicksalen aufzusaugen."




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