HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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"Es heißt immer, der schlimmste aller Kriege sei der Bürgerkrieg, weil man da seinen eigenen Bruder umbringt. Aber alle Menschen sind Brüder, und alle Kriege sind Bruderkriege. (...) Und ein Krieg zwischen Nationen ist immer nur ein Krieg zwischen Regierungen, das Volk gewinnt ihn nie."
(Françoise d'Eubonne "Rebell Rimbaud")
"Was einen deprimiert, ist die vollkommene Ruhe, mit der hier alle vom nächsten Krieg reden, als handelte es sich um eine ausgemachte Sache, die man hinnehmen müsse. (...)
Schön, Europa hatte immer seine Kriege, aber wir sollten uns aus dem, der kommt, heraushalten. Wenn jemand Krieg will, weil er wissen will, wie es im Krieg zugeht, oder aus Liebe zu irgendeinem Land, soll er allein gehen."
(Ernest Hemingway)
"Beinlose, Armlose, völlig verunstaltete Menschen in schäbigen Uniformmänteln und allerlei Lumpen lungerten, auf kleinen Wagen sitzend, mit Krücken und Blindenführern, obdachlos und ohne Hoffnung, auf Bahnhöfen und in Zügen herum, drängten in Gaststätten und Imbissstuben, erschütterten die Herzen mit trunkenem Gebrüll und Weinen. Was erwartete einen jeden von ihnen, wie konnte man an ihnen wiedergutmachen, was nie wiedergutzumachen war?"
(Aichmatow "Ein Tag länger als ein Leben")
"Krieg war nicht die Folge, sondern die Ursache aller Konflikte. Krieg war die unbewußte Sehnsucht nach Blutvergießen, welche Gründe er immer vorschützte. Krieg war Adams Sohn, der Kain im Menschen."
(Franz Werfel "Der Stern der Ungeborenen")
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"Volk und Volk – sie hassen einander nie, sie hassen einander unsicher nur die fünf Minuten, in denen es gelungen ist, sie zu verblenden und aufzuhetzen."
"Immer mehr verliert sich das Gefühl, ein Soldat sei da, um Sinnvolles zu leisten. So viehmäßig ist das Ziel alles Soldatischen, der Krieg, daß er gewissermaßen nur ausbalanciert werden kann durch vollkommen sinnwidriges Dahinleben in den Mordpausen."
"Eine Granate zerreißt ihn so, daß nichts mehr übrig bleibt, was man mit einem Menschennamen belegen könnte."
(Alexander Moritz Frey "Die Pflasterkästen")
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"Wie jede Industrie vermag heute auch die Filmindustrie sich jederzeit auf den Krieg umzustellen. Patronenstreifen aus Zelluloid! Bedenken Sie, was es heißt, meine Herren: Das Maschinengewehr des Films liefert zwanzig Hetzbilder in der Sekunde. Ein wirklich gut gemachter Hetzfilm eliminiert die Gerechtigkeit aus den Köpfen der Zuschauer. Seine Wirkung auf die Kultur ist konzentrierter als die des Gases."
(Heinrich Eduard Jacob "Blut und Zelluloid", 1930)
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"Die größten Wunder militärischer Disziplin, die der Gegenstand des Erstaunens aller Kenner waren, wurden der Gegenstand meiner herzlichsten Verachtung; die Offiziere hielt ich für so viele Exerziermeister, die Soldaten für so viele Sklaven, und wenn das ganze Regiment seine Künste machte, schien es mir ein lebendiges Monument der Tyrannei."
(Brief von Heinrich von Kleist an seine Schwester)
"Mit dem Krieg ist es so: Nicht Alexander Blok gegen Rainer Maria Rilke, sondern Kugel gegen Kugel."
(Marina Zwetajewa, "Über Deutschland", Ausgewählte Werke, Bd. 1)
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