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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst

#1

sebastian

in Prosa 16.05.2024 21:39
von Sokolow • 195 Beiträge

Elke, eine atemberaubend schöne 28-jährige Frau, ist verwirrt, als sie Sebastian sieht, er hat keine Mütze auf und sieht so alt aus, er ist reich, das stimmt wohl, aber außer diesen Charakterzug hat er keinen, er nimmt nicht einmal Drogen.
Sebastian erzählt dass er sich mit der RAF auseinandergesetzt hat, aber als die schöne Elke ihm erzählt, dass sie ein Bändchen mit ruhigen Gedichten von Gudrun Ensslin gekauft hat, reagiert er nur mit einem Kopfnicken

Sebastian scheint jedoch etwas zu verbergen. Er nimmt ständig ein Sonnenbad, trägt eine Sonnenbrille und hat eine seltsame Vorliebe für Spinat, so wie ihn seine Mutter früher gemacht hat. Er denkt oft an seine Mutter und sieht sie sogar in seinen Träumen.

Elke hat das Gefühl, am Rande eines Berges zu stehen und zu versuchen, etwas zu erreichen, das unvorstellbar weit entfernt ist. Ihr letzter Freund sei Alkoholiker gewesen, erzählt sie ihm, aber so etwas sei er doch nicht, oder? Er scheint ihre Frage nicht zu verstehen. Er sagt, dass er ab und an mal was trinkt, aber nur in seinen Romanen, dort geht er in die „Linse“ das ist eine frivole anarchistische Kneipe. Dort lernte er den koreanischen Schriftsteller kennen, der versucht mit ihn in Verbindung zu treten.

Ich stecke in Schwierigkeiten, ruft der koreanische Schriftsteller. Er würde gerne noch sagen, das Sebastian besser auf Yülan aufpassen soll.
Elke kommt lächelnd in Sebastians Zimmer. Er schreibt einen Roman über Yülan, der in Deutschland von den Deutschen nie anerkannt wurde und ständig rassistischen Angriffen ausgesetzt ist. Elke schlägt vor, dass er den Roman von einem Ki schreiben lässt.

Sie schlägt vor das Yülan ins Gefängnis muss, unbedingt, er hat nichts angestellt, aber er sitzt drin und denkt, wie früher alles besser war. Er möchte den Mond einfangen und Rabattmärkchen sammeln.
Elke schlägt vor, dass Sebastian darüber nachdenken sollte, den Roman aus der Perspektive eines koreanischen Schriftstellers zu schreiben, um die Erfahrungen der Figur aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Sebastian ist einverstanden, er versteht zwar nicht was ein koreanische Schriftsteller mit Yülan zu tun hat, aber vielleicht war der koreanische Schriftsteller mal auf Lesereise in einem Gefängnis. Der koreanische Schriftsteller heisst Matwick, ein ganz und gar untypischer koreanischer Name für einen Koreaner, aber Schriftsteller waren schon immer eigen. Elke erzählt von einem der Lieder mit Kerzenwachs schrieb.
Sebastian ist müde. Er findet das Elke zu viel redet. Er fürchtet sich ein wenig vor ihr. Trotzdem schreibt er weiter. Er schreibt über Yüsal der einen koreanischen Schriftsteller entführt hat, er stellt keine Forderungen, er will einfach nicht mehr so einsam sein. Elke erzählt ihm, dass sie sich zu gleichaltrigen nie richtig verstanden gefühlt hat, entweder sie mussten so uralt sein wie er oder noch gar nicht auf der Welt.
Yüsal fühlt sich missverstanden.
Versehentlich hat Sebastian sich ins Gefängnis gesetzt und Yüsal ist draußen, er trinkt einen schwachen schwarzen Tee und zählt die Kastanien, die vom Dach ins Nebelrohr landen und von dort aus werden sie vergessen. Sebastian erzählt ihr von seiner Ex-Freundin Gudrun, die ebenfalls Aktivistin war, und wie sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hat. Elke hört aufmerksam zu, er lügt, dass sich die Balgen biegen, denkt sie, genau wie ich. Elke schlägt Sebastian vor, den Roman aus der Perspektive einer koreanischen Schriftstellerin zu schreiben. Er blickt sie traurig an, das alles fängt an, gegen seine Vorstellungen zu gehen.
Warum muss sie denn nun eine koreanische Schriftstellerin sein.
Weil sie Yüsal besser verstehen kann, auch legt sie ihren Oberschenkel über seinen, nun schreib schon und denke daran, dass sie einen wertvollen Salzstreuer hat, den er natürlich fallen lässt, als er sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank holen will.
Frilie, die junge bosnische Schriftstellerin trinkt mit Elke einen Kaffee, sie reden von Sebastian und Yüsal.
Ich glaube sie sind eine Person.
Und Matwick?
Das bist du und ich bin auch du, es ist alles sehr einfach, aber schwer zu verstehen.

zuletzt bearbeitet 17.05.2024 13:03 | nach oben springen

#2

RE: sebastian

in Prosa 17.05.2024 00:21
von Taxine • Admin | 6.692 Beiträge

Wir alle sind alle und jeder lebt in der gleichen Welt und alle kämpfen gegen alle und gegen sich selbst, dabei könnte alles so einfach sein und alle sind alle, weil sie erkennen, das dieser Riss zwischen allem allmählich alles verschlingt. Und dann sind da noch die, die alle durch KI ersetzen möchten. Dann läuft wieder alles glatt, aber Sebastian ist dann auch Elke und Elke nicht mehr Elke.




Art & Vibration
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#3

RE: sebastian

in Prosa 17.05.2024 13:02
von Sokolow • 195 Beiträge

Zitat von Taxine im Beitrag #2
Wir alle sind alle und jeder lebt in der gleichen Welt und alle kämpfen gegen alle und gegen sich selbst, dabei könnte alles so einfach sein und alle sind alle, weil sie erkennen, das dieser Riss zwischen allem allmählich alles verschlingt. Und dann sind da noch die, die alle durch KI ersetzen möchten. Dann läuft wieder alles glatt, aber Sebastian ist dann auch Elke und Elke nicht mehr Elke.

ich seh schon, du hast dieses zarte furchtbare prosastück verstanden, wahrscheinlich bist du die einzige, nur dass du zu gudrun ensslin schweigst....

zuletzt bearbeitet 17.05.2024 13:02 | nach oben springen


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