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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 21:06
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
In Anregung durch "Das Experiment" der Strugazkis, stelle ich mir folgende Fragen:

Wenn man den Menschen die Sorge ums tägliche Brot nimmt und ihnen nichts anderes stattdessen gibt, wird ihnen dann so langweilig zumute, dass sie rebellieren?

Und, wenn man ihnen stattdessen das Spiel gibt, ihnen die Ablenkung verschafft, die sie benötigen, werden sie dann besänftigt sein?

Kann man mit ausschließlich zufriedenen Menschen eine Gesellschaft aufrechterhalten?

Übersättigung entsteht immer dann, wenn dem Menschen suggeriert wird, dass sein Streben nach materiellen Dingen Befriedigung ermöglicht. Gerade, weil das Klammern an diese Dinge ein äußerer Zustand ist, hält er nicht lange an. Daraus entwickelt sich, trotz kurzzeitiger Befriedigung, Unzufriedenheit und Langweile.

Doch, in der Theorie: Wenn alle Menschen zufrieden wären, würden sie sich nicht mehr "lenken" lassen. Jeder würde in seinem Sättigungsgrad, den er für richtig hält, schmoren, ohne sich dem Allgemeinwohl zu verschreiben, denn das wiederum kostet ja wertvolle Zeit der Zufriedenheit. Außerdem wird durch den Grad der Zufriedenheit nicht die jeweilige Gier ausgemerzt, eher entfacht, denn meistens will der Zufriedene immer mehr. Zufriedenheit lässt sich nicht auf einer gleichen Ebene halten. Irgendwann wird sie zur Gewohnheit.
Oder, würden die Menschen vielmehr gerade aus ihrer Zufriedenheit die Nächstenliebe wahren?

(Nebengedanke: Zufriedene Menschen sind weniger aggressiv, es würde weniger Gewalt und Chaos herrschen, aber Chaos ist hilfreich, um regieren zu können. Wenn unter den Menschen Chaos herrscht, bleibt weniger Zeit, über Sinn und Sein nachzudenken oder die Gesetze in Frage zu stellen. Auch benötigt der ängstliche Mensch jemanden, der ihn führen kann oder "Sicherheit" verspricht, und akzeptiert mögliche "Entwicklungen". Ängstliche Menschen bilden immer zittrige Trauben an Masse und freuen sich darüber, wenn sie auf jemanden, der Verantwortung trägt, schimpfen können.)

So erscheint es doch, dass die Voraussetzung von Unzufriedenheit und Angst bewusst erschaffen wird, dass trotz aller Ablenkungen dem Menschen eine tiefe Unruhe eingepflanzt wird, damit man problemlos über ihn "verfügen" kann.



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 26.08.2007 22:41 | nach oben springen

#2

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 22:09
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Auch heißt es im "Experiment":

... es gibt keine völlig Zufriedenen. Es gibt nur völlig Unzufriedene.

Voraussetzung ist hier wieder: das Streben nach materiellen Wünschen und das Fehlen an innerem Einklang!



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 26.08.2007 22:13 | nach oben springen

#3

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 22:27
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo Taxine,

aus deinem Fragenkomplex ergibt sich noch eine andere Frage, ob ein zufriedener Mensch wirklich passiv ist in Bezug auf das Allgemeinwohl, z.B. in Bezug auf Hilfsbereitschaft. Oder frönt er glücklich und in seiner Selbstzufriedenheit? Nun, dass wäre ja ziemlich egoistisch und nicht erstrebenswert.

Ein zufriedener glücklicher Mensch kann doch eine besondere Energie entwickeln, sich für schöne Dinge einzusetzen ohne unzufrieden zu sein. Derweil, ich fände es schrecklich, wenn uns unser tägliches Brot hinterhergeworfen wird. Würden wir es denn dann noch wertschätzen? Ich glaube ein gewisser Lebenskampf (der übliche Kampf)ist auch irgendwie notwendig und liegt in der Natur des Menschen. So eine Zufriedenheit, die dann in Trägheit und Faulheit ausartet, wär' ja nichts. Menschen müssen sich irgendwie betätigen, damit sie physisch und geistig nicht einrosten.

Eine gewisse innere Zufriedenheit ist natürlich erwünscht, sonst sind wir diesem Wahn immer mehr haben zu wollen ausgeliefert, und bewegen uns von uns selber weg.

Liebe Grüße
Martinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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#4

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 22:39
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Es wäre natürlich herrlich, wenn sich aus einer allgemeinen Zufriedenheit des Einzelnen statt Übersättigung der Wunsch nach Hilfsbereitschaft und Streben für das Allgemeinwohl herauskristallisiert.
Wenn ich von solchen Menschen wie uns ausgehe, würden wir sicher mit Vergnügen der Literatur, Kunst, Musik, usw. frönen, wären damit völlig zufrieden und würden auch jedem Menschen das Beste wünschen.
Leider kann man in der "Masse" nicht jeden gleichsetzen. Immer gibt es die, die zum Beispiel nicht in der Lage sind, sich mit sich selbst zu beschäftigen, oder die es nicht mit sich selbst in einem Raum aushalten . Solche "Defekte" kommen häufig vor, und man fragt sich, wodurch sie genau entstehen. Erziehung, Druck, mangelnde Selbstkontrolle.

Und, du hast recht. Aus dem Zustand der völligen Zufriedenheit heraus, fehlt dem Menschen das Streben nach Idealen und nach Geistesbetätigung. Das heißt: er tritt irgendwann auf der Stelle.

Liebe Grüße
Taxine



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 27.09.2007 23:15 | nach oben springen

#5

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 22:55
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo,

das Unintelligenteste was in der Bibel steht, ist die Vorstellung vom Paradies, wo der Mensch neben dem Löwen faul herumliegt.

Menschen, die nicht allein sein können, denen fällt irgendwann die Decke auf dem Kopf. Die Ursache hierfür, tja, ist Langeweile, innere Leere. Es kann natürlich auch sein, ein Mensch ist so kontaktfreudig, dass er andauernd mit seinen Nachbarn quatschen muss, oder ähnlich. Es ist aber schön und gut, wenn man auch zumindest zeitweise alleine glücklich sein kann. Da schnappt man sich ein Buch und so. Neulich musste ich die Feststellung machen, es gibt Leute, die haben keinen CD-player. Ich würde das vermissen.

Bei uns Lesern besteht die Gefahr, dass wir uns zuviel Bücher kaufen und dann keine Zeit mehr haben, dies alles zu lesen. Ich drehe mir manchemal selber den Buchkaufhahn zu.

Liebe Grüße
Martinus




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#6

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 23:05
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Aber, dieses Phänomen, dass ein Mensch nicht mit sich alleine klar kommt, ist auch ein Zeit-Defekt, etwas Modernes. Oder gab es das schon bei den Jägern und Sammlern?
Dem Mensch wird eingeredet, dass er sich nicht selbst "retten" kann, dass er andere Hilfe benötigt. Dadurch gibt er viel Verantwortung nach außen ab und verhindert, dass er durch sich selbst zufrieden sein kann. Er macht seine Zufriedenheit von anderen abhängig.

Aus gleichen Voraussetzungen entsteht dann die Langweile.
Nur ein satter Mensch kann sich langweilen.

Lieben Gruß
Taxine



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 27.09.2007 23:15 | nach oben springen

#7

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 23:20
von Martinus • 3.195 Beiträge

War es bei den Jägern und Sammlern nicht gerade so, dass sie damals mehr in Gemeinschaft gelebt haben. Gemeinsames Jagen, gemeinsames Essen u.ä. Unsere Gesellschaft ist eine ganz andere. Menschen vereinsamen in Hochhäusern, alles ist anonymer. Trotzdem haben wir Menschen heutzutage genauso das Bedürfnis nach Gesellschaft, wie die Menschen im Neolithikum.

Heute spezifisch gilt eine Zunahme an psychischen Störungen, die natürlich eine tiefe Unzufriedenheit des Menschen in sich birgt; der Mensch sich irgendwie verlassen vorkommt und alleine sehr schwer aus dem Dilemma herauskommt, weil die eigenen inneren Kräfte fehlen. Das andere ist das Dilemma des immer mehr haben wollens, damit wird aber nur eine innere Leere überdeckt. Das sind durchaus Zeitdefekte.

Grüßerl
Martinus




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#8

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 26.08.2007 23:42
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Ja, das ist ein guter Hinweis. Dieses "Sich-Verlassen-Fühlen". Das alles wird auch ein bisschen "geschaffen", dem Menschen wird ständig eingeredet, dass er nicht sicher ist, dass er in Gefahr ist. Warnschilder, Blinklichter, Achtung! ... Vorsicht!. Zusätzlich wird ihm Sicherheit so vor die Nase gesetzt, dass sie käuflich sei. (Lebensversicherung, Rente ect.). Der Mensch glaubt, wenn er mit Geld bezahlt, wenn er ein dickes Schloß vor seine Tür hängt, wenn er eine Alarmanlage in sein Haus setzt, wäre er sicher. Ganz langsam bricht daraus aber immer wieder die alte Unsicherheit hervor, weil er ja trotzdem Angst hat. Dieses ganze Denken setzt sich tief im Inneren und Unbewussten des Menschen ab, liegt dann da... wie schwere Steine.

Liebe Grüße
Taxine



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 26.08.2007 23:47 | nach oben springen

#9

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 27.08.2007 00:10
von Martinus • 3.195 Beiträge
Und das Fazit der Geschicht,
wer zuviel hat,
ist glücklich nicht.

Das Glück will lächeln,
mein Herz ist froh,
ich muss nicht hecheln
mit Gier so roh.

Gute Nacht, Taxine,
der Herr muss sich zum Hypnos begeben,
der Müdigkeit wegen.

Martinus



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zuletzt bearbeitet 27.08.2007 07:20 | nach oben springen

#10

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 27.08.2007 23:09
von larifant • 270 Beiträge

Oft ist es der Hochmut, der für "Unzufriedenheit und Langeweile" sorgt.

"Wenn ich etwas mache, dann richtig" (also gar nichts); wenn man älter ist als fünf, braucht man mit einem Musikinstrument erst gar nicht anfangen, weil man kein Virtuose mehr werden kann; wer liest ist entweder faul (und die Welt ungerecht) oder es wird ängstlich nach dem Kanon geschielt. Auf allem muss gut sichtbar ein allgemein anerkanntes Qualitätsiegel pappen (z.B. "vom Nobelpreisträger"), jeder Griff muss sitzen, Gedanken bitte nur vom Meisterdenker, Ausprobieren ist unprofessionell, selbermachen sowieso und es geht immer um Zehntelsekunden.

Daher: kein Wunder.

Gruß,
L.

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#11

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 28.08.2007 13:32
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Ja, dieses unbedingte Streben nach Perfektion - ist im Wort wie auch im Tun lächerlich. Das kommt mir so bekannt vor. (Ich werde ein Buch schreiben, aber solange ich nicht wie ein Thomas Mann schreibe, hat es keinen Sinn sich hinzusetzen.)
Oder dieses "Sich-selbst-Malträtieren": Ich kann nur schöpfen, wenn ich leide! Als müsse man Unzufriedenheit künstlich erzeugen.
Oder: Ich kann alles, aber nicht richtig! - auch so ein Spruch, der für sich steht.

Unter den Bedingungen des aufgeklebten Qualitätssiegels ist auch diese absurde Anbetung, dieses devote Verehren von "Stars" nicht verwunderlich, dieser Fan-Kult. Menschen, die ihr ganzes Leben dafür geben, um ihrem Idol einmal die Hand zu küssen. Welch eine Verschwendung an Zeit und Energie.
Und noch schlimmer die, die nicht nach eigener Persönlichkeit streben, sondern nacheifern, aber nicht im Denken, sondern im Aussehen. Da werden selbst die Makel und "Eigenheiten" übernommen. Und wenn dann das gewünschte Ziel erreicht ist, entsteht die große Unzufriedenheit. Man sieht so aus, man trägt die gleichen Kleider, hat aber nicht den gleichen Erfolg. Dann hocken sie in ihren Zweizimmerwohnungen vor dem Spiegel und streicheln verbittert ihr zerbröckelndes Abbild.
Ansehen kommt eben nicht von an sehen...

Und die 15 Minuten Ruhm für Jedermann sind mittlerweile auf drei Sekunden geschrumpft!



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 28.08.2007 13:49 | nach oben springen

#12

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 31.08.2007 22:14
von Moulin • 395 Beiträge

Zitat Taxine

In Antwort auf:


Kann man mit ausschließlich zufriedenen Menschen eine Gesellschaft aufrechterhalten?

Übersättigung entsteht immer dann, wenn dem Menschen suggeriert wird, dass sein Streben nach materiellen Dingen Befriedigung ermöglicht. Gerade, weil das Klammern an diese Dinge ein äußerer Zustand ist, hält er nicht lange an. Daraus entwickelt sich, trotz kurzzeitiger Befriedigung, Unzufriedenheit und Langweile.



Ich glaube ganz sicher, dass es keinen Zustand der Übersättigung für einen Menschen gibt. Wäre das der Fall, würden wir schon längst den Zustand erreicht haben. Nehmen wir das in Vergleich zu anderen Kulturen, in denen ein Mensch täglich 20 Km laufen muß, um eine Wasserstelle zu erreichen. Wäre er in Europa schon übersättigt, wenn man ihn mit einem angeschlossenen Wasserhahn beglückte?
Ich denke nein, schon nach kurzer Zeit sieht er den Nachbarn, der einen zweiten mit warmem Wasser besitzt.
Das Streben nimmt kein Ende. Es ist endlos, solange ein Angebot herrscht. (Und das im wahrsten Sinne des Wortes!)
Gewollt ist die Konkurrenz unter Menschen, immer das Beste besitzen zu wollen, weil sie dadurch immer dazu neigen zu konsumieren. Das ist vielleicht angelernt, ursprünglich wußte der gute Mensch, wenn er viele Lanzen besitzt, kann er sich besser verteidigen.
Auf diesem System beruht doch unsere gesamte Wirtschaft. Nicht auszudenken wenn der Durschschnittseuropäer in 40 Jahren mit einem einzige Auto auskäme. :D

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#13

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 31.08.2007 22:33
von Martinus • 3.195 Beiträge

Zitat von Moulin
Gewollt ist die Konkurrenz unter Menschen, immer das Beste besitzen zu wollen, weil sie dadurch immer dazu neigen zu konsumieren.


so ist es, aber ich mache da nicht mit. Ich habe kein Handy, weil ich es nicht brauche. Jahrzehntelang bin ich ohne Handy ausgekommen. Wenn deswegen jemand Pleite macht, bin ich nicht dafür verantwortlich. Jetzt hecheln's die Leut hinter die neuen Digitalidingsfernseher hinterher und schmeißen fremden Leuten ihr Geld in den Rachen. Jeden Schnickschnack brauchen wir doch nicht. Ich glaube, dass die Leute, die in der Kapitalistengesellschaft von Neid besessen sind zu bedauern sind. Wir sind doch nicht gezwungen, jeden Mist zu kaufen.

Martinus




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#14

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 31.08.2007 23:59
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Zitat von Moulin
Ich glaube ganz sicher, dass es keinen Zustand der Übersättigung für einen Menschen gibt. Wäre das der Fall, würden wir schon längst den Zustand erreicht haben.


Lieber Moulin, der Zustand der Übersättigung ist in vielen Dingen schon längst erreicht.

Ein paar subtile Beispiele:
- ein Mensch, der vor einem Bild von Van Gogh steht uns sagt, es wäre Klischee. (Übersättigung durch ständige Konfrontation in Werbung und Alltag)
- ein Mensch, der seine 5 Gäste bekocht, sie mit einem teuren Seeteufelfilet bewirtet, und eines davon in den Müll wirft, weil es zuviel ist (Übersättigung durch Nichtkenntnis von Hunger oder billigem Essen)
Und weiter:
- ein Mensch, der gelangweilt die Nachrichten betrachtet, erfährt, dass durch ein Computerprogramm in einem sinnlosen, jedoch weit entfernten Krieg, Menschen erschossen werden, und dabei genüsslich Popcorn isst
- ein Mensch, der gelangweilt die Nachrichten betrachtet, in denen Menschen in der dritten Welt gezeigt werden, und in eine saftige Hähnchenkeule beißt (sich dabei aber empört, wie schlimm diese Menschen dort doch hungern)
- ein Mensch, der auf einen illegalen Markt geht, um sich Snuff-Videos zu besorgen, weil ihn der normale Horror/Gewalt/Porno Film nicht mehr genügt
- ein Mensch, der in seinem Beruf erfolgreich ist und sich privat gerne bis in die absurdesten Vorstellungen quälen und misshandeln lässt (scheinbar, um den Druck des Alltags zu verdrängen/loszuwerden)
- ein Mensch, der aufgrund seines eigenen Wohlstand den Penner auf der Strasse zu einem fragwürdigen Objekt erklärt
- ein Mensch, der gähnend in einen Juwelierladen läuft und sich einen Ring für 7 Millionen Euro/Dollar kauft, nur, um sich die Zeit zu vertreiben


Die Übersättigung in der heutigen Gesellschaft ist so weit gestreut, dass man sie sicherlich nicht in einfachen Stichpunkten erfassen kann. Alles birgt den Grad der Übersättigung. Jede Form an Dekadenz ist Ausdruck an Übersättigung.
Nur muss man zugute halten, dass diese Übersättigung kein ausschließlich moderner Zustand ist. Unter reichen Menschen existierte er schon immer. Die vertrieben sich - aus lauter Übersättigung - irgendwann damit die Zeit, dass sie kleine Jungen quälten und töteten, oder einfach mal Häuser niederbrannten.
Auch ein weiterer Stichpunkt:
- ein Mensch, der ein Haus niederbrennt, um in den Medien zu erscheinen
- ein Mensch, der einen anderen Menschen tötet, um in den Medien zu erscheinen und in die Geschichte einzugehen.

Wenn das keine Übersättigung ist, was ist es dann?

Liebe Grüße
Taxine



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 27.09.2007 23:16 | nach oben springen

#15

RE: Fragen zur Übersättigung

in An der Gesellschaft/dem Alltag orientierte Gedanken 01.09.2007 09:50
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo Moulin,

Zitat von Moulin
Auf diesem System beruht doch unsere gesamte Wirtschaft.


Ich bin sehr kritisch, was unsere Wirtschaft betrifft, weil ich in dieser Hinsicht negative Erfahrung gemacht habe. Da steht ein Telefonanbieter vor der Tür und meint, er müsse an mein Telefon. Ich habe darüber einen etwas frechen Dialog geschrieben, könnt ich ja mal ins Forum setzen (bei Interesse, ähem). Aufjedenfall finde ich so etwas frech. Und dann werde ich am Telefon mit Werbung vollgedröhnt, nur damit andere mehr ins Portemonnaie bekommen und ich weniger. Telefonwerbung ist ja verboten, und so reagiere ich entsprechend unfreundlich und drohe gleich mit Anzeige, obwohl das nichts nützt, da die Nummer des Anrufers verdeckt bleibt. Andere machen sich die Taschen voll, wenn sie Gammelfleisch verkaufen, oder der Hartz mit der Armutsreform macht auf Kosten des Konzerns Vergnügungsreisen. Es gibt Altenheime, dort werden Windeln abgezählt, die Menge, die jemand verbrauchen darf, und am Ende des Monats wird jedesmal dumm dahergejammert, dass zuviel verbraucht worden ist, und der Heimleiter vor Schreck wie im Parkinson zittert, weil er zuviel Geld herausgeschmissen hat.

Neulich stand ich auch vor der Wahl, ob ich 16000 kbits Internet mache oder bei 2000kbits bleibe. Ich bin unten geblieben, weil ich keine Filme im Internet anschaue. Ich habe einfach keine Zeit für so was. Immerwieder muss ich mich selber schützen, dass ich von Werbung nicht vollgedröhnt werde. Es ist doch auch eine Übersättigung des Geistes, wenn mein Geist mit Unsinn vollgedröhnt wird.

Das sind also ausführlicher meine Gründe, warum ich dem alltäglichen Wirtschaftsdenken kritisch gegenüberstehe.

Liebe Grüße
Martinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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