HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Art & Vibration


Hallo Taxine
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Wo soll denn der Zauber sein, wenn wir das Ende vom Lied schon kennen? Wenn wir wissen, wie es ausgeht, würden wir uns meist anders oder überhaupt nicht entscheiden. Wir wären in vielen Handlungen gehemmt und wir ließen unser Leben viel zu sehr von der Zukunft beeinflussen. Ein gegenwärtiges bewusstes Leben wäre doch gar nicht möglich. Ich bin froh, dass wir nicht soviel wissen. Oft gehen Dinge schief, die wir beginnen. Wenn ich all das schon vorher weiß, ist jeder Zauber verflogen.
Liebe Grüße
Martinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)


Ich bin mir sicher, dass wir unter diesen Voraussetzungen den ersten Schritt nicht tun würden, es sei denn, aus reiner Langweile oder einfach dann, wenn es "gut" ausgeht.
Wer das Ende kennt, setzt den ersten Schritt bedacht, also voreingenommen, vielleicht in der kleinen Hoffnung, das Gesehene in andere Bahnen zu lenken (denn, auch das ist möglich). Aber, gerade dieser Zauber der Nichtkenntnis, der Schritt ins Ungewisse macht jeden Gang aufregend und kehrt ihn zunächst in ein "Alles ist möglich!". Darum sollten wir unsere Nichtkenntnis viel mehr zu schätzen wissen und viel weniger zögern.


Art & Vibration

Wäre diese Voraussetzung gegeben, dass man erkennen könnte, wie alles ausgeht, wie würde man dann weiter handeln?
Zum Beispiel.
Man trifft auf einen Menschen und erschafft aus dem eigenen "Schwindel" in ihm ein Ideal, ist also verliebt. Dann sieht man, dass nach zehn Jahren die Beziehung/Ehe in die Brüche geht. Dieser Bruch entsteht aber erst im neunten Jahr, weil etwas Tragisches vorfällt.
Würde man dann trotzdem die schönen Jahre "mitnehmen", oder von vorneherein darauf verzichten?

Art & Vibration


Also meine liebe Taxine!!!
jetzt muß ich aber bei der Assoziation: Verliebt = eigener Schwindel schmunzeln!
Ich würde die 9 Jahre auskosten, bis zum Geht nicht mehr und im zehnten das Ende verhindern.
Das Ganze wird aber absurd, wenn ich mir die ganze Beziehung schon vor dem ersten Jahr als Schwindel definiere.

Allerdings ist die Gewissensfrage groß, ob man dann überhaupt Kinder in die Welt setzen sollte. Lieber nicht....
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)

mit dem Schwindel - wohlgemerkt - meinte ich nicht den Trug, sondern den Taumel, das Kribbeln, diesen Schwebezustand des Verliebtseins. Ich setzte ihn in Anführungszeichen, weil ja nicht nur der Schwindel das Erschaffen des Ideals bewirkt, sondern noch andere Aspekte.

Ich hinterfrage hier wirklich und weiß auf meine eigene Frage noch keine Antwort. Wahrscheinlich - im Moment - würde ich von vorneherein abbrechen und "andere schöne Jahre" suchen. Vielleicht ist aber das, was du sagst, lieber Martinus, genau der Knackpunkt: Es ist absurd, etwas Schönes nicht mitzunehmen.
Hm...

Art & Vibration


Werte Belegschaft,
ist der Weg in den linearen Logos (irdischer Humanus-Ratio=Das ICH), also unsere Projektion auf unsere vermeintliche Umwelt wahrhaftiges Wissen (Weiß ich detailiert um jeden zukünftigen Schritt)? Oder ist Wissen die Erkenntnis dass so viele Geistesuniversen wie Lebewesen parallel zu der Eigenprojektion das gegenwärtige wahrhaftige Wissen bilden?
Und userer Geist diese Weisheit nur erkennt wenn er sich aus der Frage um die Zukunft oder Vergangenheit löst um in voller Achtsamkeit die Gegenwart anzunehmen?
Wer also versucht (ersehnt zu erkennen) um den zukünftigen Schritt zu wissen, erkennt die Leerheit des Schrittes nicht!
Euch, Herzensgrüße.
Ein A

Man wird von einem Gesamten geleitet, was den eigenen, nur für sich bestimmten Schritt undefinierbar macht, weil er in irgendeiner Weise immer etwas nach sich zieht und mit etwas anderem verbunden ist. So müsste man, könnte man wirklich vorhersehen, was passiert, nicht nur den eigenen Schritt, das eigene Geschehen sehen, sondern unendlich viele, um dazwischen die eigene Entwicklung zu erfassen.
Aber simpel gedacht:
Den Schritt zu kennen, würde die ganze Entwicklung in die gegangene Richtung blockieren, eben weil man um den Ausgang weiß. Hier wäre jede Handlung nicht mehr frei, sondern gesteuert.
Wenn ich mir vorstelle, man müsste jeden Schritt wohl überlegen und wüsste genau, was der nächste auslöst, dann hätte ich keine Lust mehr, mich großartig zu bewegen. Es wäre mühselig und nicht von dieser wunderbaren Leichtigkeit des Nichtwissens.
Und doch ist dem Menschen dieses Bauchgefühl gegeben (Warum hast du gelöscht, Ferro?

Viele verstehen auch nicht, hier zu reagieren, unterschätzen oder mißachten dieses Vorgefühl. Zumeist ist die Ahnung aber richtig. Sie ist darum richtig, weil man selbst seine Schritte lenkt und sich somit auch selbst in der eigenen Ahnung bestätigt.


Art & Vibration

Werte Dame,
vielleycht is dadd Bauchgefühl ja nur eine Ablagerung (Speicher) der emotionalen Aggregate zu projezierten Objekten, dadd Ratio ein Speicher zum verknüpfen und bewerten der Geystesspiegelung der Eygenperspektive, und dadd Herz (Intuition)? Vielleycht der Ort der Verbindung auf dem Weg zur Erkenntnis um Klarheit?
Herzsutra:
maha prajna paramita hrdaya sutra
Bodhisattva Avalokitashvara
erkennt in der Übung der Prajna Paramita
dass alle fünf Skandhas leer sind
und überwindet so alles Leiden
Shariputra
Form ist nicht verschieden von Leerheit
Leerheit ist nicht verschieden von Form
Form ist Leerheit Leerheit ist Form
das Gleiche gilt für Empfindung
Wahrnehmung Wollen Unterscheidendes Denken
Shariputra
alle Dharmas sind ausgezeichnet durch Leerheit
sie entstehen nicht und vergehen nicht
sind weder rein noch unrein
nehmen weder zu noch ab
daher gibt es in der Leerheit
keine Form keine Empfindung keine Wahrnehmung
kein Wollen kein Unterscheidendes Denken
weder Auge Ohr Nase Zugen Körper noch Denken
keine Farben Geräusche Gerüche
keinen Geschmack keine Berührung
und kein Objekt des Denkens
weder einen Bereich des Sehens und so fort
noch einen Bereich des Denkens
weder Unwissenheit
noch ein Ende von Unwissenheit
weder Alter und Tod
noch ein Ende von Alter und Tod
kein Leiden
keinen Anfang kein Ende
keinen Weg kein Erkennen
und auch kein Erreichen
weil es nichts zu erreichen gibt
der Bodhisattva hat Prajna Paramita
und sein Geist ist ihm kein Hindernis
daher ist er ohne Furcht
fern von allen Verblendungen weil er in Nirvana
alle Buddhas
der Vergangenheit Gegenwart und Zukunft
haben Prajna Paramita
und erwachen zu Anuttara Samyak Sambodhi
wisse daher
dass Prajna Paramita
das grosse transzendente Mantra ist
das grosse strahlende Mantra
das unübertroffene Mantra
das unvergleichliche Mantra
welches alles Leiden beendet
dies ist wahr und ohne Falschheit
verkünde das Prajna Paramita Mantra
verkünde das Mantra das lautet
gate gate paragate parasamgate bodhi svaha
gate gate paragate parasamgate bodhi svaha
gate gate paragate parasamgate bodhi svaha

das ist ein interessanter Gedanke.
Geist = projeziert Außen-Erfahrung und eigenes Sehen und teilt diese Dinge in die inneren Empfindungen
Herz = innerer Kern, der aus dem Urgefühl/Urwissen greift,
somit ist das Bauchgefühl = Ablagerung der Emfpindungen aus Geist und Herz, also ist hier das Sichtbare mit dem Unsichbaren vermengt und breitet sich als Emfpindung aus. Somit ist das Bauchgefühl also nur Schnittpunkt.

Vielen Dank für das Herzsutra, das den Schritt im Jetzt sichtbar notwendig macht und verdeutlicht, dass hier die Voraussetzung für das Streben nach Leere liegt.
Und darin auch: Alles bleibt weder gut noch schlecht, weder muss man wollen noch nichtwollen, alles, was geteilt wird, strebt auseinander, ist nicht Einklang, kann also den Menschen selbst auch nicht in Einklang mit sich selbst zurücklassen. Strebt er nach einer Seite, bleibt er sich gleichzeitig der anderen bewusst, was ihn wiederum blockiert.
Das Streben nach vielen Dingen verwirrt den Menschen, macht ihn somit unruhig. Gleichzeitig weckt es in ihm ein Gefühl von Sehnsucht = Unzufriedenheit mit dem Jetzt. Darum bleibt die Konzentration auf das Jetzt so notwendig, denn hier ist man gelöst. Wer das schafft, hat keine unerfüllten Wünsche mehr. Ist man wunschlos, ist man zufrieden.


Art & Vibration

In Antwort auf:
Und doch ist dem Menschen dieses Bauchgefühl gegeben (Warum hast du gelöscht, Ferro? ).
@ Taxine
Weil es deine Idee war, Teuerste.

So manch einer sagt aber auch, dass das Herz nur ein Muskel ist und das Urgefühl tatsächlich eher in der Bauchgegend (wenn überhaupt) liegt. Viel eher wohl noch in der Seele. Das Bauchgefühl ist vielleicht nicht nur Speicher oder Schnittstelle, sondern tatsächlich Urempfinden, auf das der Mensch aber nicht hört, weil er in seiner Entwicklung des Fortschritts immer mehr davon abtötet.
Es grüßt
Ferro
