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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Wenn das Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:18
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Von bestimmten Ängsten wird der Mensch geleitet. Tief bauen sie sich Stein für Stein im Unterbewusstsein zusammen. Alles kann auf einmal den Schreck entfachen, dass das Wesen sich unruhig von einer Seite auf die andere wälzt.
Angeblich lässt man vor dem Einschlafen den Tag ausklingen, durchläuft noch einmal alles Erlebte, seufzt dabei oder lässt jeden Wirbel der Euphorie immer und immer wieder neu auferstehen. Die Brust dehnt sich vor Zufriedenheit oder fällt in sich zusammen, wenn der Alltag als klobige Last sich auf einen legt.
Als Kind hatte man Angst, nicht wieder aufzuwachen, und im Älterwerden kommt es ab und zu vor, dass man sich davor fürchtet, dass das Herz auf einmal zerplatzt. Zumeist aber stirbt dieser Schrecken mit der Müdigkeit, die der Alltag dem Menschen aufbürgt.
Immer weniger denkt der Mensch an den Tod, viel eher packt ihn das Leben, seine Sorgen und die Suche nach Lösungen. Man hat vielmehr Angst vor der Angst, und die Vorstellung, nicht mehr aufzuwachen, verliert ihren Schrecken, zerfließt zwischen dem Schließen der Lider.
Darum die Diskussion um folgendes Zitat von Juri Andruchowytsch aus dem Roman "Zwölf Ringe":

Bekanntlich sind Gedanken an den Tod unmißverständliche Symptome einer Lebenskrise.

Richtig oder falsch? Ist es so, dass ein glücklicher, zufriedener Mensch nicht an den Tod denkt während ein trauriger, unzufriedener Mensch immer wieder unbewusst auf dieses Thema stößt?



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 08.02.2009 23:53 | nach oben springen

#2

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:19
von Martinus
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Richtig oder falsch? Eine sehr schwierige Frage.

Die Unheimlichkeit des Schlafes begeitet mich öfters, auch wenn es für mich kein Problem ist. Einschlafen tue ich ja doch, und wache wieder auf. Aber was passiert im Schlaf? Eine tiefere Bewusstlosigkeit. Das ist das Unheimliche.

Nun, wenn man sich zu sehr des Todes grämt und zuviel herumgrübelt, kann das schon eine Krise sein, bei Depressionen z.B.

Wenn man sich aber Gedanken macht, einfach so nachdenkt über den Tod, so meine ich, dass das keine Krise ist. Natürlich denken Menschen mal daran. Wir sollen uns bewusst sein, das Leben hört auch mal auf.

Vielleicht vertritt Andruchowytsch die Theorie, die Gegenwart des Lebens zu genießen, genieße den Augenblick. Dass ist natürlich schön. Aber, wer kann das wirklich?

Ich gehöre zu denen, die auch an den Tod denken, seit der Kindheit schon. Deswegen bin ich aber kein Grübler. Ich glaube, es liegt am Maß, wie oft man darüber denkt. Schließlich leben wir auch und wollen leben.

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#3

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:19
von Jo
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Nach diesem Zitat wäre mein ganzes Leben wohl eine Lebenskrise. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich beschäftige mich sehr viel mit ihm.
Wenn Ernst Jünger behauptet, der Tod wäre nur eine Bruchstelle, kein Ende, dann beruhigt mich dieser Gedanke nicht. Viel einfacher wäre es vielleicht wirklich, wenn alles auf einmal endet. Aber, der Mensch kann sich nicht an ein völliges Verschwinden gewöhnen. Noch besser wäre es, wenn man wissen würde, was passiert. Diese Ungewissheit ist das, was uns ängstigt.

Ich glaube nicht, dass das Zitat zutrifft, denn ich denke, der Mensch ist so unterschiedlich in seinem Denken, dass der eine eher zu solchen Gedanken neigt und der andere einfach weniger. Manche vielleicht sogar überhaupt nicht.

Darum möchte ich ein weiteres Zitat anbringen, nämlich das von Max Frisch, der sagte:
Zitat:
Das klare Todesbewusstsein von früh an trägt zur Lebensfreude, zur Lebensintensität bei. Nur durch das Todesbewusstsein erfahren wir das Leben als Wunder.


Jede Sache wird erst in ihrem Gegenteil sichtbar. Hier stimme ich Frisch unbedingt zu. Dadurch, dass ich mich mit dem Tod auseinander setze, wird mir bewusst, warum ich das Leben letztendlich schätze.

Es grüßt
Jo

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#4

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:20
von Taxine
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Ja, der Gegensatz ist ein schönes Beispiel (die Macht der Waage), dass hier das Leben in seiner Pracht erst erfassbar ist, wenn man den Schrecken vor dem Tod durchlebt hat. Ebenso wird die Angst das Leben zu verlieren erst wahrhaftig, wenn man das Leben zu schätzen weiß.
Für mich gilt tatsächlich, dass ich mich als Kind nur vor dem Tod gefürchtet habe. Allem anderen gegenüber war ich völlig unvoreingenommen.
Ich konnte nicht begreifen, dass ein Mensch einfach "verschwindet".
Desto älter ich aber wurde, desto weniger dachte ich an den Tod, viel eher habe ich mir schließlich eine eigene Möglichkeit für ein Leben nach bzw. vor dem Tod zurechtgelegt.
Rein physikalisch gesehen geht nichts verloren, all das, was wir sind, ist ebenso Energie. Und Energie geht nicht verloren. Der Tod ist für mich also eine Schnittstelle, ein Wandel in etwas anderes, nichts, was einfach beendet ist.

Der Gedanke an den Tod - nun, hier sehe ich schon Parallelen, dass ein Mensch, der glücklich ist, vielleicht verliebt, keinen Sinn für den Tod aufbringt, keinen Gedanken daran verschwendet. Dagegen bleibt der unglückliche Mensch in seiner düsteren Welt gefangen, und was wäre diese Welt wohl ohne den Tod? Das müssen gar nicht unbedingt Depressionen sein, so manch einer holt sich den Tod als Erlösung heran, wenn ihm das Leben als Schreckensgespinst erscheint, als unausweichbarer Kummer.
Hier möchte ich Hermann Hesse zitieren, dessen Gedanken um den Tod mir schon früh zu denken gegeben haben.
Einmal verkündete er:

In Antwort auf:
Todesruf ist auch Liebesruf. Der Tod wird süß, wenn wir ihn bejahen, wenn wir ihn als eine der großen, ewigen Formen des Lebens und der Verwandlung annehmen.



Schön auch dieser Gedanke:

In Antwort auf:
Sterben heißt ins kollektive Unbewusstsein eintreten, sich darin verlieren, um in Form, in reine Form verwandelt zu werden.



Es ist doch so, dass ein Zustand in den anderen wechselt. In den kleinsten Gegebenheiten ist dies Gesetz, und als Menschen, die wir in dieser Hülle existieren, wird ebenso ein einfacher Wechsel bevorstehen. Nichts, was wir hier in Genauigkeit erfassen können. Man legt irgendwie Stück für Stück "Körper" ab und gewinnt an Einsicht und Erkenntnis. Ich finde, so gesehen, ist das eine ganz fantastische Belohnung.

Trotzdem kommt der Gedanke an den Tod eher auf, wenn der Mensch sich in einer ungewissen Situation, in einem Unglück befindet, oder gar mit dem Tod selbst konfrontiert wird. Der glückliche Mensch weiß nicht, was Tod ist, was der Gedanke an den Tod überhaupt bringen soll.
So kann ich dem Zitat ein bisschen zustimmen. Noch nicht in aller Kraft, aber doch mit einem gewissen Verständnis.

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#5

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:20
von Jo
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Ich weiß nicht. Der Idee vom Wechsel des Zustands erscheint mir so "menschlich". Dass alles Denken Energie ist, kann ich für mich nicht begreifen. Ich kann mir genauso gut vorstellen, dass der Körper stirbt, und weil er stirbt, eben auch der Geist. All das, was hier Reaktion ist, sind doch nur Nervenbewegungen. Natürlicher Prozess an Organ und Blutstrom.
man sieht es doch an dem Patienten, der im Koma liegt. Wenn das Herz nicht mehr schlägt, ist noch etwas zu retten, wenn aber das Gehirn alle Funktion verloren hat, wird der Mensch als "tot" bezeichnet. Wo soll da der Zustand wechseln?
Die Menschen sind auf der Suche nach der Seele, können sie aber nicht erfassen.
Das Herz wird zum Zentrum des Gefühls erklärt und ist nur Muskel.
Alles, was wir empfinden ist eine Reaktion, ein Reagieren auf Geruch, Sehen und später dann vielleicht auch schmecken.
Was soll sich denn da lösen, wenn dieser ganze Körper schließlich altert und stirbt?

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#6

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:21
von Martinus
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Alles was wir empfinden wird von Nerven hervorgerufen. Hirntod heißt nichts empfinden, kein Bewusstsein. Sogar im tiefen Koma spüren wir nichts, weil das Bewusstsein ausgeschaltet ist (natürlich wünschen wir uns gerne was anderes )

Im Übrigen überlasse ich Rilke das letzte Wort
Zitat:
Blüht ein Baum, so blüht so gut der Tod in ihm wie das Leben, und der Acker ist voller Tod, der aus seinem liegenden Gesicht einen reichen Ausdruck des Lebens treibt,..


Liebe Grüße
Martinus

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#7

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:21
von Taxine
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Aber, woher wissen wir das? Was die Ärzte "lesen" können, sind nur Reaktionen.
Was an Geist der Mensch auftürmt, ist doch gar nicht fassbar. Vielleicht lebt der Gedanke in Ewigkeit, vielleicht existiert die Wiedergeburt. Vielleicht stehen wir selbst da, in einer Art an Energie, und kreieren unser eigenes Leben mit allen Stolperfallen, die uns nur Schwierigkeitsgrad bedeuten.
Was macht der Mensch am liebsten? Er ergibt sich dem Spiel. Auch die Literatur ist nur Spiel an Denken.
Dieses alles in den Nervenstrang zu verlegen, ist einerseits völlig "natürlich", anderseits aber bedenklich. Was gibt es nicht alles, was wir nicht deuten können?
Wenn die Welt sich durch die eigene Vorstellung kreiert, kann auch der Tod nur eine Kreation sein. Man verlässt Hülle und nimmt andere Daseinsform an.
Ich meine, so manch einer stirbt schon während des Lebens unzählige Tode.

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#8

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:21
von Martinus
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ja nun, ich gebe dir recht insofern, dadd, wenn wir alles nur an den Nervensträngen festmachen würden, wie verhält es sich mit den Auswirkungen des Christentums auf die Geistesgeschichte der letzten 2000 Jahre. Da steht die gewaltige Kathedrale in Chartres und Rouen, da ist das Chorwerke des J.S. Bach. Es ist an für sich schwer zu fassen, wenn es nicht geben sollt etwas Metaphysisches. Wenn jemand vielleicht einen Menschen kennt, der an Alzheimer leidet, fragt man sich dann doch, was ist jetzt aus dem Geist dieses Menschen geworden. Was bleibt dann, wenn man hinübergegangen ist? Die Physis wird zu Erde, man sagt ja Gottesacker.

Während des Lebens erleben wir unzählige Tode. Zellen sterben, neue Zellen entstehen.

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#9

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 15.08.2007 18:22
von Jo
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Und, der Tod ist doch ein so natürlicher Prozess. Werden und Vergehen - all das ist notwendig, in Zellen und Daseinsform. Das Leben ist begrenzt, zum Glück. Wer hielte die Ewigkeit aus? Was danach kommt, sollte uns an für sich nicht belasten. Tut es in den meisten Fällen auch nicht. Aber doch bleibt der Tod ein unausweichliches Ereignis, mit dem man sich abfinden muss und, wie ich finde, auch kann, völlig egal, was danach kommt. Die Angst entsteht eher vor dem Leben, nicht wahr?

Es heißt ja nicht umsonst:
Hüte dich vor den Lebenden, nicht vor den Toten!

Es grüßt
Jo

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#10

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 12.09.2007 12:10
von ascolto • 1.289 Beiträge
Werte Dame, werte Belegschaft,

Meynereygen: wer sich die Gedankchen des Körperende nicht uins Bewußtsein spiegelt, der beginnt net zu Leben!

Die unsägliche Angst, die "aus dem Land wo Niemand wiederkehrt/Ham.letto", ist die uns Schnürende, uns uim Bewußtsein Fesselnde oder unbewußt Manipulierende, es ist das jagen der Geystesblitze durch die Unruhe. Hinzu der Atem bebt und fleucht, sucht eine Lösung? Ruhe? Ein wirres Neuronenspiel um Gestrig und Zukunft fesselt im Hier und negiert dadd Jetzt!

Eyne Projektion täuscht die Nächste und so verblenden wuir unsere klare Betrachtungen. Zögern uns zu dem Aufzuschwingen dessen wir berufen. Unser Ego, das aus der Angst genährt, schlingert und kurvt durch die Leerheit seyner Selbsttäuschung und bläht suich uim Leid, auf der Suche nach dem projeziertem Glück?

Ist es nicht kostbarstes Glück, dem Tod die Hand ohne Furcht zu reichen? Wenn ja, warum erregt meyst die Unruhe den Geyst? Sind nicht alle Lösungen schoan vorgegeben und in Achtsamkeit anzunehmen? Oder erschaffen wir alles Neu?

Suind wuir alleinig oder Eins?????

Für den eynsam Betrachtenen existiert der Tod, für den uim Eins Annehmenden, lebt es suich ohne diese Angst! Er atmet uim Jetzt!

Herzelich,
dadd A
zuletzt bearbeitet 12.09.2007 12:23 | nach oben springen

#11

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 12.09.2007 13:40
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Namaste ... wertet sehendes Wesen,

Zitat von ascolto
Unser Ego, das aus der Angst genährt, schlingert und kurvt durch die Leerheit seyner Selbsttäuschung und bläht suich uim Leid, auf der Suche nach dem projeziertem Glück?



Was für ein vortrefflicher Satz. So viele "blähen" sich in ihrem Leid, halten es immer und immer wieder aufrecht, klammern sich an das Denken an die Vergangenheit/Zukunft und beschwören damit eine unsinnige Angst herauf.
(Auch die Vorstellung von Glück ist fragwürdig, denn wie unterschiedlich wird hier das Glück verstanden!!!)

Das Befassen mit dem Tod macht die Wunsch nach Leben sichtbar. Das kann man wohl schon so behaupten. Wer nie den Tod als kleine Bedrohung gesehen hat, weiß das Leben in seiner Vielfalt nicht zu schätzen.
Überhaupt ist es doch in der modernen Zeit so, dass dem Menschen wahrhaft vermittelt werden MUSS, dass er leben möchte. Nur das ist die Voraussetzung, dass er das Leben auch genießen kann. Wenn man auf die Welt kommt, heranreift und sich erst einmal bewusst machen muss, dass das Leben schön ist - das hat schon etwas Tragisches. Da schaffen sich einige schon zu Lebzeiten ihre eigene "Hölle".

Um einem herum tobt die Trennung, nur in einem selbst herrscht der Kreislauf, der ewige Fluss. Viele geraten durch diese Trennung des Außen in ihrem Handeln und Denken durcheinander, erschaffen ein Chaos, eine Unruhe, die sich nicht so leicht eindämpfen lässt, wenn man den inneren Ruhepunkt nicht gefunden hat.
Die Vorstellung an den Tod ist nicht Erlösung, sondern einfach nur Notwendigkeit und Wechsel in einen anderen Zustand. Das ewige Befassen mit den Tod bleibt Spekulation, nur das Stapeln an Ahnungen, die das Genießen der Gegenwart verhindert - ganz genau, werter Ascolto.

Und, was sagt unser verehrter Herr Miller dazu?
Zitat von Sexus
Sich an die Vergangenheit geklammert vorwärtszubewegen, ist, als würde man Fessel und Eisenkugel mit sich schleppen.



Sei herzlich gegrüßt
Taxine

P.S. Es gibt in Thailand einen Stamm mit einer eigenen Sprache, in der es kein Wort für Wunsch und Zukunft gibt. Vielleicht ist das gar nicht so verkehrt.



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 13.09.2007 00:42 | nach oben springen

#12

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 14.09.2007 13:10
von ascolto • 1.289 Beiträge
Werthe Dame,

vielleycht üsch dadd Körperende, hier folgend Tod tituliert, net ein Würkliches? Vielleycht beruhigt suich ja unser geystiges Kontinium sobald es um die Leerheyt dedd Körper klahrt?
Eyn muir sehr willkommende Kontemplation und Übung ist die Frage nach meinem Ich? Da rätsel uich schoan lang darüber und kann et net fünden!
Somidd, wenn meyn Geyst dadd Ich net fündet, wie kann Es uin den Tod treten?
Der Körper üscht vielleycht nur eine Erdform uim Kreislauf des Vergehen und Werden? Eyn chemischer Prozeß der dem geystigem Kontinium die Plattform der weyteren geystigen Nahrung/Übungen ermöglicht? Und wie wür ja vermuten, allet lößt suich net ENDGÜLTIG auf, es zerfällt maximal nur uin seyne kleynsten Teyle?
Uin diesn Gedankchen zu treyben verhülft vielleycht um aus der Unwissenheyt über den Hass, Neid und die Gier heraus zuwachsen und somidd weise und mitfühlende Handlungen zu tätigen?
Denn die sünd ja vielleycht dadd große Glück? Eyn würkliches kostbares Glück: Frey von Unruhe die durch negative Gedanken dessen Wurzel die Drei Egopotenzer bülden!
Wer dadd Glück uin Materie, also dem Vergänglichem sucht, der fündet letzendlich Nano`s und Quak`s!
Somidd eyn suich verflüchtendes Glück dadd nur uin Nanosekündchen dadd Herz danzen läßt.

Lebt es suich uin Demut, also uin Dankbarkeit und Achtsamkeit uin diem zauberhaften Körperkosmos, uin Freude über die Geystesblüte und am Geben, ergo, erfreut es suich am Glück und somidd nücht Leyd der anderen Wesen, da kömmt man aus dem Herztaumel net mehr raus!


Net nur dadd der "olle Miller" auch uin der Dharma suich eynen Eynlauf verpasst, er schmieret ja außerürdentlich schoan uim Erstlüng: Paris uin Gier und er büsch obenhün dabey, somidd middendrin

Uim Wendekreis-Lauf

eyne freudige herzliche Umarmung,
der A nfängergeyst
zuletzt bearbeitet 14.09.2007 13:13 | nach oben springen

#13

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 25.09.2007 22:46
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Werter Herr,

die Suche nach dem Ich scheint mir aus meiner Sicht der Dinge und meiner Art des Befassens mit den Dingen einfacher, als die Vorstellung an den Tod in seinem Wechsel, den ich so nicht fassen kann, ausser, indem ich mir diese zahlreichen kreisenden Atome vorstelle, die sich neu formatieren und somit in einen anderen Zustand führen, den ich aber als Mensch weder bewusst erfassen noch verstehen kann. Es ist die gleiche Ahnung, die ich von Zeit und Raum habe.
So ist aber der Tod im eigentlichen Sinne nicht existent, wenn man damit ein endgültiges Auflösen meint, denn etwas Anderes wird entstehen, was sich uns nicht als Bild eingibt. Ein Zustand von Energien kann nicht verloren gehen.
Dieses Thema ist aber ein wunderbar weitschweifendes, womit ich den Gedanken weitertreiben möchte, und zwar mit den herrlichen Zitaten von Mark Rutherford (auch bekannt als William Hale White), der in seiner Biografie zum einen anführt:

Zitat von Rutherford
(…) Gerne riefe ich aus: Was gilt mir das ewige Leben ohne das Bewusstsein jener Ewigkeit in jedem Augenblick! Das ewige Leben kann von diesem Augenblick an ganz gegenwärtig in uns sein. Wir leben es von dem Augenblick an, wo wir darin einwilligen, für uns selbst zu sterben, jene Entsagung von uns zu erlangen, die sogleich die Auferstehung in der Ewigkeit ermöglicht.


Und zum anderen vielleicht noch etwas klarer:
Zitat von Rutherford
(…) Ich möchte mir nicht erlauben, etwas für oder gegen die Lehre von der Unsterblichkeit zu sagen, ich sage nur dieses eine: dass die Menschen auch ohne sie, und zwar selbst in Zeiten schweren Mißgeschicks, glücklich sein konnten, und dass es eine Übertreibung jener Narrheit ist, wenn man die einzige Triebfeder unserer Handlungen hier auf Erden immer nur in der Unsterblichkeit sehen will, - jener Narrheit, die uns alle unser ganzes Leben lang täuscht mit einer immer wieder aufgeschobenen Hoffnung, so dass der Tod kommt, ohne dass wir uns einer einzigen Stunde ganz hätten erfreuen können.



Und, vielleicht ist es gerade in diesem Abschnitt ganz simpel und schön ins Wort gefasst:
Zitat von Rutherford
(…) Als ich älter wurde, verstand ich besser, wie närrisch diese ewige Jagd nach der Zukunft, diese Gewalt des Morgen, dieser Aufschub, dieses Vortragen des Glückes von einem Tag zum anderen war. Als es schon fast zu spät war, lernte ich endlich, im gegenwärtigen Augenblick zu leben, zu begreifen, dass die Sonne, die mich heute bescheint, in diesem Augenblick ebenso schön ist, wie sie es je sein wird, mich nicht unaufhörlich um die Zukunft zu sorgen; in meiner Jugend aber unterlag ich jener Täuschung, die die Natur aus irgendeinem Grunde in uns nährt, und die bewirkt, dass wir an dem strahlendsten Junimorgen gleich an Julitage denken, die noch strahlender sein werden.


... denn hier sehe ich wieder bestätigt, wie wichtig das Leben in der Gegenwart bleibt, dass das Denken an Tod und Danach einfach in tiefes Vertrauen wechseln muss, dass der Augenblick in seiner Ewigkeit mit aller Begierde auszukosten sei, wo immer man läuft und lacht und lebt. Wenig Blick zurück und kein allzu weiter Blick nach vorn; ... wenn der Zustand wechselt, werden wir erkennen.

Sei ebenso umarmt
tAxine



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 15.11.2007 21:25 | nach oben springen

#14

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 03.04.2008 22:37
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge
Zu diesem Thema äußerte sich auch Lukrez, indem er sagte, der Tod sei genaugenommen nichts. Ist man tot, kann man den Tod nicht erleiden.
Die Angst vor dem Tod besteht natürlich nur im Leben (zumeist in jungen und dann wieder reiferen Jahren). Sich damit ständig zu befassen, ist fatal, sich damit gar nicht zu befassen, leichtsinnig, weil sich dabei, indem man herausfinden will, was da endet, auch erschließt, was man ist.
Wenn Hegel sagt:
In Antwort auf:
Jedes Bewusstsein verfolgt den Tod des anderen.

... dann wird mir bewusster, dass wir, die wir uns von "innen" kennen (auch das wird abgestritten, aber ich setze es einmal zumindest bei mir selbst voraus), die Zeit und Entwicklung von dort aus langsamer wahrnehmen, als in den äußeren Umständen und Begegnungen. Anhand dieser anderen Menschen erkennen wir erst, dass die Zeit fortschreitet und wie schnell sie sich bewegt, welche Veränderungen sie schafft. In der eigenen "Spiegelbetrachtung" bleibt die Veränderung zunächst unsichtbar. Mit dem Blick auf die Welt und die anderen Menschen wird einem bewusst, dass hier eine Veränderung geschieht, un damit setzt man es schließlich auch bei sich selbst voraus und kann es dann auch erkennen. Ähnlich ist es mit dem Tod. Wir lernen von Kindheit an, dass alles Leben mit dem Tod endet. Wir werden mit Todesfällen konfrontiert und machen uns über diese Konfrontation bewusst, dass wir ebenso davon betroffen sind. (Was wäre, wenn wir kein Bewusstsein vom Tod hätten?) Wir können nicht glauben, dass morgen alles endet, und trotzdem wissen wir, dass es so sein könnte. Den Tod als Bedrohung zu empfinden, ist nur die Angst, die immer die Dinge verschlimmert, bevor sie eintreffen, so wie die Angst vor dem Schmerz größer ist, als der Schmerz selbst. Und während andere Menschen um uns herum sterben (auch einbezogen die täglichen Nachrichten und Unfälle), bleibt trotzdem dieser Funken, dass es einen selbst nicht in diesem Moment des Denkens betrifft.
Die Vorstellung an das eigene Sterben ist unmöglich!



Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 03.04.2008 22:48 | nach oben springen

#15

RE: Wenn ds Herz platzt...

in An der Philosophie orientierte Gedanken 07.04.2008 22:57
von Moulin • 395 Beiträge
Ich kenne ihn, den Tod, in vielen Facetten.

Wer wie ich in einem Krankenhaus arbeitet ist allgegenwärtig damit konfrontiert, aber es sind in der Regel die Anderen, die es trifft.
Am vorletzten Freitag saß ich zu Hause auf der Couch, war völlig ruhig, zumindest hatte ich das empfunden und verspürte plötzlich so einen starken Druck im Brustbereich. Ich habe dann meinen Puls gemessen und der lag bei 140. Beim zweiten Mal nachmessen waren es dann schon 170.
Da war mir plötzlich klar, dass der erste Gedanke, dass das gleich weggehe sich nicht bewahrheiten würde.
Ich rief im Krankenhaus an, in meinem Krankenhaus, ließ mich schnell dort hinfahren und mein Chefarzt erwartete mich schon. Ich kam an einen Monitor auf der Intensivstation und sah dort meinen Puls, der inzwischen auf 192 war.
Die Situation, dass man etwas hat, was unter Umständen das Leben bedroht ist tatsächlich gewaltig. Zum ersten Mal habe ich so etwas empfunden, diese Gewissheit darüber, dass es mich jetzt erwischen könnte, mit 42!
Ich war nun in guten Händen, bekam eines Spritze injiziert und es änderte sich nichts. Das war die nächste Phase. Der Gedanke daran, dass ich nun in guten Händen bin, ein High Tech Medikament bekomme und das nichts nützt.
Das war der Moment, in dem ich den Tod ganz nah verspürte. Ich dachte es sein nun vorbei. Der gedanke daran, dass man doch mit 42 nicht einfach verstirbt verblasste plötzlich. Das war der Moment, in dem mir Tränen aus den Augen schossen weil ich merkte, dass ich nicht groß genug bin über mein eigenes Leben zu bestimmen.

Nach zwei weiteren Injektionen kam ich wieder in den normalen Sinusrhythmus und der Spuk war vorbei.
Inzwischen sind alle organischen Ursachen ausgeschlossen. Die Ärzte meinen, dass es das Ergebnis länger bestehenden Stresses sei.
Medizinisch gesehen war das eine Tachyarrhythmia Absoluta. Sie führt in der Regel nicht zum Tod, auch wenn es sich so anfühlt.
Manche Menschen haben so etwas oft, andere nur einmal im Leben.
Was mir aber sehr bewusst geworden ist, sind die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben, und die wir wegen der Alltäglichkeit oft nicht mehr so wahr nehmen. Und das werde ich jetzt erst mal wieder leben, das Leben. Das Wirkliche und Wahrhaftige.
Und zwar ohne mich davon beeinflussen zu lassen, dass es wieder passieren könnte, sonst würde ich unfrei.
zuletzt bearbeitet 08.04.2008 08:30 | nach oben springen


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