HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ich wurde durch das Blättern in Frischs "Stiller" direkt auf Ernst Jünger geworfen. Habe "Auf den Marmorklippen" gelesen und bin nun mitten in seinen "Strahlungen". Hat man ja so herumliegen, so'n Zeugs. Erstaunliche Resonanz: Ich bin begeistert! Jünger, trotz seiner zeitweise bedenklichen, politischen Ansicht, ist ein Poet.
Zitat von Jünger in Marmorklippen
Sein Grundsatz war, dass jede Theorie in der Naturgeschichte einen Beitrag zur Genesis bedeute, weil der Menschengeist in jedem Alter die Schöpfung von neuem konzipiere - und dass in jeder Deutung nicht mehr an Wahrheit lebe als in einem Blatte, das sich entfaltet und gar bald vergeht.
Zwischendurch oder nebendran liegt (ein weiterer Herr dieser Kategorie): Benn. Wie immer.
Art & Vibration
Danke für den Blick auf Jünger. "Auf den Mamorklippen" und "In Stahlgewittern" möchte ich auch noch lesen (bin bisher bloß nie dazu gekommen).
Heute habe ich mit dem Romanerstling von Jens Petersen begonnen. Aktueller Bachmann-Preisträger. Der Roman heißt "Die Haushälterin". Bin gespannt, ob das ein vielversprechender Autor ist..
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Zitat von Martinus
"Auf den Mamorklippen" und "In Stahlgewittern" möchte ich auch noch lesen (bin bisher bloß nie dazu gekommen).
Mich interessieren vor allen Dingen seine späteren Werke und seine Erzählungen. Demnächst dann "Gläserne Bienen".
Art & Vibration
Ich les grad literarisch gar nix (kaum was), aber Sach. Gehört zwar hier nicht her, aber macht ja nix.
Larry Winget - Halt den Mund, hör auf zu heulen und lebe endlich. Der Tritt in den Hintern für alle, die mehr wollen.
Julia Friedrichs - Gestatten: Elite. Auf den Spuren der Mächtigen von morgen.
Ansonsten hänge ich (es darf gelacht werden) noch immer in meinen Pynchons rum (Enden der Parabel z. B.). Warum? Ich lese eine Seite Pynchon und bin dann dermaßen inspiriert, dass ich selber schreiben muss. Brauche wahrscheinlich für die Parabel noch zwei, drei Jahre.
Gruß
Langsamleser
Zitat von LennieHab aber noch nich gelesen. Weiß noch nich, ob's gut is. Jedenfalls eins fand ich schon mal mir entsprechend (aus dem ersten Buch): "Geben Sie die Hoffnung auf." So ist es.
Klingt gut !
aus Winget: "Wenn Sie das Buch nicht gut finden, dann brauchen Sie mir das bitte nicht mitzuteilen. Es ist mir egal. Wirklich, es ist mir absolut egal. Ich habe kein Interesse an Ihrer Kritik oder gar an Ihren Ideen oder Meinungen." Hm, na, das wird ja sehr merkwürdig ...
Zwischenleserei: Die Liebesbriefe von Dylan Thomas. Herrlich!
Zitat von Dylan Thomas
Ich hätte gerne Ordnung in meinem Kopf, aber das ist so selten der Fall. Gerade schwirren dort die Fäden von halb gegenwärtigen Ideen, die Fragmente von halb präsenten Fakten. Irgendwie kann ich mich heute nur unbeholfen und linkisch ausdrücken, mit gespreizter Feder.
Nebenbei: Hugo v. Hofmannsthal "Der Brief des Lord Chandos"...
Art & Vibration
Hallo an alle. Die Eine und der Andere kennen mich ja schon. Möchte mich gerne zu euch gesellen. Dies scheint mir doch eine kleine aber feine Runde zu sein.
Zitat von Martinus
Exodus - Das zweite Buch Mose
Nach dem Neuen Testament bin ich nun beim Deuteronomium angelangt.
Im Juli habe ich bisher ausgelesen:
Heine - Harzreise
Büchner - Briefwechsel
und lese momentan
Büchner - Dantons Tod
Böll - Ende einer Dienstfahrt
Weitere langfristigere Leseprojekte, über die ich brüte, sind:
Grimmelshausen – Simplicissimus
Wegehaupt – Die Insel (Wegehaupt ist übrigens ursprünglich Kunstmaler)
und Büchner-Preisreden von 1951-2007
In Antwort auf:
Nebenbei: Hugo v. Hofmannsthal "Der Brief des Lord Chandos"
Für jeden, der irgendwie was mit Literatur studiert, ein Muss. Daher sicher auch für das private Studium kein Neben(bei)werk ;)
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[i]Poka![/i]
Ich hatte einmal mit irgendeiner Kurzgeschichte ein Büchlein gewonnen, in dem verschiedene Schriftsteller diesen Brief interpretiert haben. Der Brief war darin abgedruckt. Nun fand ich zwischen meinen Sachen Hofmannsthals Schriften zur Literatur (beinhaltet auch den Brief). Ich könnt' ihn ja irgendwie immer wieder lesen...
Art & Vibration
Zitat von L.CX
Wegehaupt – Die Insel (Wegehaupt ist übrigens ursprünglich Kunstmaler)
In welche Richtung geht "Die Insel"? Ich bin ja immer begeistert, wenn der Künstler sich in die Literatur wirft, ähnlich wie bei Kubin. (Der allerdings geht eher in die Phantastik und ins Surreale!) Die meisten Künstler zeigen sich ja eher in Briefen oder in egozentrisch, eitlen Tagebüchern, wie z. B. Dalí oder in Gedichten wie Picasso.
De Chiroco hat ein schöne Enzyklopädie unter dem Namen Alberto Savinio "Neue Enzyklopädie" angelegt, fällt mir gerade ein.
Ich bin so unzufrieden mit den Enzyklopädien, dass ich mir diese hier für meinen persönlichen Gebrauch geschrieben habe. Arthur Schopenhauer war so unzufrieden mit den Philosophiegeschichten, dass er sich eine eigene für seinen persönlichen Gebrauch schrieb.
...sagt er im Vorwort. Und so unrecht hat er ja nicht...
Art & Vibration
Die Insel von Wegehaupt ist ein DDR-Epos, das so sang- und klanglos wieder verschwand, wie es erschienen war. Völlig unbeachtet von jeglicher Kritik. Das Clevere ist, dass der Autor in einer Art Mikrokosmos, eine kleine Ostseeinsel ist Zentrum des Geschehens, so besteht wenig Gefahr, sich zu verlieren (ein Fischerdorf, ein Neudorf, ein FDGB-Ferienobjekt), die Funktionsweise des Systems abbildet und vorführt. Von der Mangelwirtschaft bis zu den Machenschaften der Stasi, die Liebe darf natürlich auch nicht fehlen. Das Werk ist keineswegs eine Schönfärberei oder eine Romantisierung der DDR, sondern eine offne Darstellung, die durchaus kritisch zu lesen ist.
Die zentrale Figur ist ein Maler, der Unsmoler genannt wird, der sich so weit wie möglich den Mechanismen des Systems zu entziehen versucht, was ihm immer weniger zu gelingen scheint. Durchaus möglich, dass hier viel biographisches des Autors, der wie gesagt Maler ist, widerspiegelt. Der Autor soll den Roman bereits in den 70er Jahren zu schreiben begonnen und ihn erst nach der Wende vollendet haben.
Teilweise ist mir aber alles zu gedehnt, der Schauplatz der Insel nutzt sich über 1000 Seiten doch ganz schön ab. Aber ich denke dennoch, dass der Roman in einem Atemzug mit Bräunigs Rummelplatz und Tellkamps Turm zu nennen wäre. Ich denke auch, dass die ernstzunehmende literarische Aufarbeitung gerade erst beginnt, während in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Buchmarkt eher die satirische Erscheinungen dominierten.
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[i]Poka![/i]