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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 17.01.2010 11:37
von LX.C • 2.821 Beiträge

Das ist ein ganz interessantes Büchlein, das ich hier in der Hand halte. Schon auf dem Buchdeckel findet sich folgende Themenübersicht:
Methodenfragen einer marxistischen Literatur-Analyse
Die Sache mit der Literatur
– die Sache mit den Personen
Die Neueste Stimmung im Westen
Die Straße und das Theater
Abrichtung durch Germanistik
Der Staat als Kunstprodukt
Kritik der Warenästhetik
Baukasten zur Theorie der Medien
Elektronik und Klassenkampf

Liest sich doch, vielleicht etwas prähistorisch, aber spannend und sucht heute vielleicht auch schon wieder seinesgleichen. Diese Anthologie, oder soll man sagen Fach-Zeitschrift? wurde Jahrzehnte regelmäßig herausgegeben. Sie nennt sich „Kursbuch“, in diesem Fall Kursbuch 20.

Zur Diskussion möchte ich folgendes Zitat aus dem „Baukasten zur Theorie der Medien“ (1970) von Enzensberger stellen:

„Was bisher Kunst hieß, ist in einem strikt hegelianischen Sinn durch die Medien und in ihnen aufgehoben. Der Streit um das Ende der Kunst ist müßig, solange dieses Ende nicht als ein dialektisches verstanden wird. Die künstlerische erweist sich als der extreme Grenzfall einer viel allgemeineren Produktivität, und sie ist nur noch in dem Maß gesellschaftlich von Belang, in dem sie alle Autonomie-Ansprüche aufgibt und sich selbst als Grenzfall begreift. Wo die professionellen Produzenten aus der Not ihres Spezialistentums eine Tugend machen, aus ihm gar einen privilegierten Status herleiten, sind ihre Erfahrungen und Kenntnisse unnütz geworden. Für die ästhetische Theorie bedeutet das die Notwendigkeit eines durchgreifenden Wechsels der Perspektive. […]
Die panische Angst vor einem solchen Wechsel der Perspektive ist verständlich. Der Vorgang macht nicht nur fortgeschleppte Zunftgeheimnisse im Überbau zu Ladenhütern, er birgt auch ein genuin destruktives Moment.“


(Enzensberger, Hans Magnus: Baukasten zur Theorie der Medien, in: Kursbuch 20, Suhrkamp, Frankfurt/M 1970, S. 179-180.)


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 17.01.2010 11:45 | nach oben springen

#2

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 17.01.2010 12:47
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Ja, das ist schon interessant. Damals schrieben alle möglichen Leute Manifeste über den Tod der Kunst und dergleichen - was ist eigentlich daraus geworden? Wie ist heute die Situation der Kunst? Wer früher stirbt, ist länger tot? Oder inzwischen dialektisch wiederauferstanden?

Ich habe eher den Eindruck, daß jeder Künstler so vor sich hin wurschtelt, ohne sich um Theorien zu kümmern.

Oder gibt es heute theoretische Schriften zur Kunst, die ihren aktuellen Stand beschreiben wollen?

Seit einiger Zeit mühe ich mich übrigens mit Adornos Ästhetischer Theorie ab, allerdings geht es mir da eher um die Musik: Ich versuche zu verstehen, warum ich Adornos Ansicht nach als fortschrittlicher Mensch nur noch atonale Musikk hören darf. Bis jetzt konnte ich seine Argumentation immer noch nicht ganz nachvollziehen, und so höre ich erstmal weiterhin lieber Bach als Schönberg ...




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zuletzt bearbeitet 17.01.2010 12:48 | nach oben springen

#3

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 09:39
von Salin • 511 Beiträge

Manche von uns empfinden Akkorde und Harmonien der sogenannten Volksmusik als geschmacklos, weil abgenutzt. Für andere gilt dies für die gesamte Popmusik.
Bei Adorno setzte dieses Unbehagen bereits beim Hören jeglicher tonaler Musik ein.

Glücklicherweise bin ich musikalisch nicht ganz so hoch gebildet und genieße einiges von Johann Sebastian ebenso wie anderes von Schönberg oder Rihm.

Zum Ende der Kunst ...

Im Gewand des "Kunstzerstörers" kamen schon die Futuristen. Heute gilt als dessen Träger die gesamte Avantgarde. Und dazu braucht es auch nicht jene "Medien".
Wozu Enzensberger tendiert, scheint freilich eher eine Art Gebrauchsprosa zu sein.

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#4

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 11:59
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von Salin
Manche von uns empfinden Akkorde und Harmonien der sogenannten Volksmusik als geschmacklos, weil abgenutzt. Für andere gilt dies für die gesamte Popmusik.
Bei Adorno setzte dieses Unbehagen bereits beim Hören jeglicher tonaler Musik ein.





Na das wäre ja noch okay, wenn er nur von seinen persönlichen Vorlieben sprechen würde.
Aber er macht ja ein allgemeinverbindliches Programm daraus, indem er harmonische Musik mit der bourgeois-kapitalistischen Gesellschaft verkoppelt, so daß also jemand, der harmonische Musik hört, reaktionär sein muß, weil jeder, der den Kapitalismus überwinden will, atonale Musik hören soll ...




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#5

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 17:08
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Salin
Zum Ende der Kunst ...

Im Gewand des "Kunstzerstörers" kamen schon die Futuristen. Heute gilt als dessen Träger die gesamte Avantgarde. Und dazu braucht es auch nicht jene "Medien".
Wozu Enzensberger tendiert, scheint freilich eher eine Art Gebrauchsprosa zu sein.



Zahlreiche Strömungen der Moderne des 20. Jh. offenbarten durch Manifeste ihre Intention. Der DADAismus trieb dies auf die Spitze, indem er so viele widersprüchliche Manifeste in den Umlauf brachte, dass schon wieder deutlich wurde, worauf dessen Intention hinausläuft. Mit dem Ende der Kunst, dem „Bankrott der Ideen“ (Hugo Ball) begründet DADA selbst schon wieder eine neue ästhetische Konzeption, wenngleich eine solche als gescheitert und aufgelöst galt, die zudem, wie Enzensberger festhält, den neuen Medien ungeahnt vorgriff. Wenn das nicht Avantgarde ist.

Die avantgardistischen Strömungen der Moderne sind nicht intentions- und emotionslos gewesen, so wie man einen Deko-Art überfluteten Kunstmarkt heute empfinden muss, der sich nahtlos in die von Horkheimer/Adorno kritisierte Kulturindustrie einzufügen scheint, sondern reagieren auf bestimmte künstlerische/gesellschaftliche Tendenzen.

So auch der Futurismus. Marinettis „Futuristisches Manifest“ (1909) gilt als Beginn der Avantgarde und nicht als Ende der Kunst. Dass sich Strömungen dezidiert voneinander abgrenzen war schon immer der Fall. Goethe diskreditierte die Romantik als krank, was er nicht pathologisch, sondern ästhetisch meinte, gegenüber der Kunstauffassung der Klassik. Heute scheint es gar nichts mehr zum Abgrenzen zu geben. Bestenfalls noch ein paar Einzelerscheinungen.
Die Künstler des Futurismus, um bei diesem Beispiel zu bleiben, waren beeinflusst vom technischen Fortschritt, vom neuen, beschleunigten Lebenstempo, von der Dynamik der Moderne und eben in der Lage, dies konzeptionell umzusetzen. Sie sind also nicht Ende der Kunst, sondern der Versuch oder Wille einer Neuausrichtung der Kunst. Einer Kunst, die auf ihre Zeit reagiert. (Was daraus geworden ist soll hier außen vor bleiben.)

Enzensbergers Baukasten ist 40 Jahre alt. Seine Ansätze in Reaktion auf die Bewusstseins-Industrie kommen denen des Internets, welches es damals in der Form noch nicht gab, sehr nahe. (Avantgarde. Nicht wahr?) Aber auch das Internet gilt in seinem Grundgedanken ja inzwischen als gescheitert, wie ich gestern in der FAS las. Künstlerisch hat es aus meiner Sicht eher zu einer kraftlosen Zerstreuung als zu einer progressiven Mobilisierung der Kräfte geführt.

Wie Roquairol sagte kocht heute jeder sein Süppchen, und meistens ein belangloses dazu.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 19.01.2010 16:44 | nach oben springen

#6

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 18:09
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Eine mir dazu passend erscheinende Aussage, wurde bei „Lisbon Story“ von Wim Wenders gemacht, wo der Filmemacher verkündet, es wäre sinnlos, weiter Filme zu drehen, weil sie nur noch dem Verkauf dienen, nicht mehr der Kunst.

„Ein Bild, das nicht gesehen wird, kann nichts verkaufen. Es ist pur. (…) Nur ein einziger Blick auf das Bild, und die Sache stirbt.“

So ähnlich ist es auch mit der Kunst. Sie ist nicht tot, aber sie stirbt langsam vor sich hin, umgeben von all der Marktwirtschaft, die sie umzingelt. Aber was stirbt nicht. Ein Rückschritt ist unmöglich, es kann nur in das Nichts, in das völlige Umkehren und Sinnlose hinausführen, bis der Sättigungsgrad erreicht ist, und sich vielleicht höchstens an diesem Punkt etwas anderes bildet.
Solange sich der Künstler an einen Markt anpassen muss, wird sich die Idee nicht konsequent entfalten. Die Ideen, wenn sie denn noch ab und an aufflackern, beinhalten bereits den Markt, samt Politik, Moden und Geschmäcker (wirken als diese wie auch dagegen), was ja im Einfluss Mensch und seine Umwelt nun einmal unumgänglich ist. Darum ist die Kunst aber noch nicht tot, vielleicht der eine oder andere Künstler.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 18.01.2010 18:15 | nach oben springen

#7

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 19:22
von Salin • 511 Beiträge

Zitat
So ähnlich ist es auch mit der Kunst. Sie ist nicht tot, aber sie stirbt langsam vor sich hin, umgeben von all der Marktwirtschaft, die sie umzingelt.


Besonders in der Renaissance und auch in der Antike schufen Künstler, zumal die heute allgemein bekannten, in der Regel Auftragswerke.

Ob ein Artifex sich nun anpasst oder nicht: Kommt eine neue Idee bei einem Publikum an, wird sie auch alsbald vereinnahmt.
War Enzensberger nicht selbst ein Institutionalisierer?

Gewiss fällt es nicht schwer, sich mit H. M. E. über jenes Gerede vom "Tod der Kunst" zu amüsieren, das überlieferte Kunstverständnis wurde jedoch weniger durch "die Medien" aufgehoben, als durch die bereits erwähnten Avantgarden zerstört.

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#8

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 19:41
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Zitat von Salin
Ob ein Artifex sich nun anpasst oder nicht: Kommt eine neue Idee bei einem Publikum an, wird sie auch alsbald vereinnahmt.


... und stark verbreitert, sinnentleert, vereinfacht. Man möchte fast sagen: Bis jeder es kapiert!
(Aber damit kämpfte ja nun auch schon Cervantes.)

Was sich an Freiheiten durchgesetzt hat, hat an Handwerk verloren.
Kein Mensch hängt sich heute die Degeneration über die Couch.
Früher wurde die verbotene Nacktszene wenigstens noch hinter dem schweren Vorhang verborgen, trotzdem gekauft.
Kunst ist Galerieszene, wird danach irgendwo bis ins Rostbild gestapelt oder von Galerie und Museum weitergereicht.
Sie erfüllt in diesem Sinne keinen Zweck mehr.
So war es von der art pour l'art gewollt, so ist es gekommen.
Über die Ausmaße (oder Richtungen) muss man dann auch nicht mehr erschrecken.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 18.01.2010 19:43 | nach oben springen

#9

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 19:58
von Salin • 511 Beiträge

Zitat
Na das wäre ja noch okay, wenn er nur von seinen persönlichen Vorlieben sprechen würde.


Ob tonal oder atonal, hing für Adorno vom Stand der technischen Verfahrensweise ab. Angesichts "fortschrittlicherer" Möglichkeiten betrachtete er jene abgenutzten Klänge als "ohnmächtige Clichés". Welche Funktion sollte sie noch haben? Daher das Unbehagen.

zuletzt bearbeitet 18.01.2010 19:59 | nach oben springen

#10

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 20:29
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von Salin

Ob tonal oder atonal, hing für Adorno vom Stand der technischen Verfahrensweise ab. Angesichts "fortschrittlicherer" Möglichkeiten betrachtete er jene abgenutzten Klänge als "ohnmächtige Clichés". Welche Funktion sollte sie noch haben? Daher das Unbehagen.




Aber ein Freund der E-Gitarre war er auch nicht gerade ...

(Vielleicht sollten wir einen eigenen Adorno-Thread aufmachen? Hier geht schon einiges durcheinander .... )




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#11

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 18.01.2010 21:04
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Salin
das überlieferte Kunstverständnis wurde jedoch weniger durch "die Medien" aufgehoben, als durch die bereits erwähnten Avantgarden zerstört.



Wie genau begründest du das?


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[i]Poka![/i]

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#12

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 19.01.2010 08:38
von Salin • 511 Beiträge

Welches Kunstverständnis hatten "wir" vor den ersten Abstrakten und danach? Oder vor und nach den ersten Kubisten, Surrealisten, Minimalisten, den ersten Ready-mades oder den ersten (Art) Performern? Vor und nach Concept Art, Art brut, Décollage, Environment, Fluxus, Op Art, Land Art oder Installation Art?

Verglichen damit ist der "Verlust" durch Reproduktion wohl eher ein marginaler.

Zitat
Wo die professionellen Produzenten aus der Not ihres Spezialistentums eine Tugend machen, aus ihm gar einen privilegierten Status herleiten, sind ihre Erfahrungen und Kenntnisse unnütz geworden.

Zur Erinnerung: Was Enzensberger dem gegenüberstellte (als "sozialistische" und "emanzipatorische" Alternative!) nannte er "kollektive Produktion".
Nun hat es letzteres, sofern sich Produzenten was davon versprachen, wohl immer schon gegeben, doch "kollektiv" heißt letztlich "im Konsens" und dies bedeutet Mittelmaß.

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#13

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 19.01.2010 14:29
von LX.C • 2.821 Beiträge

Enzensbergers Gegenüberstellung bezieht sich zunächst auf die Medialität, was nicht zu verwechseln ist, mit einer kollektiven Kunstproduktion innerhalb der bildenden Kunst, sondern nur als Bedingung zu verstehen ist, unter der sich ein Verständnis von Kunst neu ausrichtet.
Zudem ist die von dir angeführte Gegenüberstellung nicht im Sinne einer sozialistischen Kollektivierung zu begreifen, wie sie in den realexistierenden sozialistischen Diktaturen praktiziert wurde; selbst unter diesen blieb der Künstler sein eigener Herr, der trotz und gerade wegen einer programmatischen Festschreibung neue Wege suchte und fand.
Enzensbergers emanzipatorische Alternative heißt: Dezentralisierung, Mobilisierung, Individualisierung bei Interaktion und Feedback, also in einem regen Austauschprozess, politischer Lernprozess und Selbstorganisation.
Der Begriff der Kollektiven Produktion ist dem der Produktion durch "Spezialisten" der Bewusstseins-Industrie gegenübergestellt und darf nicht in einen sozialistischen Kontext, wie du ihn vor Augen zu haben scheinst, bewertet oder interpretiert werden.
Im Gegenteil. Enzensberger distanziert sich von der marxistischen Linke und den Methoden der damals existierenden sozialistischen Gesellschaftsformen.
Sozialistische Strategie der Medien bedeutet für ihn: "die Isolation der einzelnen Teilnehmer am gesellschaftlichen Lern- und Produktionsprozeß aufzuheben […] Das ist ohne Selbstorganisation der Beteiligten nicht möglich." (Enzensberger, Hans Magnus: Baukasten zur Theorie der Medien, in: Kursbuch 20, Suhrkamp, Frankfurt/M 1970, S. 169.)
Du siehst also, das ist deiner Behauptung konträr. Enzensberger sollte man nicht unterschätzen. Ich hab’s lange getan. Er ist kein Institutionalisierter im "negativen" Sinne (wir alle sind institutionalisiert), sondern ein Geist, der sich zu diversesten Fragen der Gesellschaft einbringt, gerade das lässt ihn oft zwiespältig erscheinen.

Was die Kritik an der Avantgarde betrifft, so soll dir deine Meinung bleiben. Meine ist: Strömungen der Avantgarde der Moderne des 20. Jh. formulierten oftmals zwar das Anliegen, tradierte Vorstellungen von Kunst zu unterlaufen, vielleicht auch aufzuheben, zu zerstören (wie gesagt, das sind ritualisierte Abgrenzungsversuche, in diesem Fall vielleicht besonders radikal), das war der innere Anspruch.
Tatsächlich aber war sie selbst der Beginn einer großen und großartigen Kunstepoche, an der Künstler bis heute partizipieren. Der Avantgarde Stilvielfalt vorzuwerfen und Stilvielfalt (von Eindrucks- und Ausdrucksformen, darin liegt der kritisierte Mangel) mit Zerstörung, Zersetzung gleichzusetzen entspricht keinesfalls meiner Auffassung. In ihr ist vielmehr eine positive Erweiterung des Spektrums, des Kunstverständnisses zu sehen. Die Avantgarde in ihren vielfältigsten Strömungen erreichte eine Prägnanz, die heute bezogen auf einen künstlerischen Erneuerungsprozess undenkbar scheint. Die Ursachen eines Lähmungsprozesses sind aus meiner Sicht an anderer Stelle zu suchen.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 19.01.2010 16:45 | nach oben springen

#14

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 19.01.2010 17:30
von Salin • 511 Beiträge

"Kritik an der Avantgarde"?
"Der Avantgarde Stilvielfalt vorzuwerfen"?
"Stilvielfalt mit Zerstörung, Zersetzung gleichzusetzen"?
"Ursachen eines Lähmungsprozesses"?

Irgendwie schreiben oder lesen wir aneinander vorbei.

In Sachen Avantgarde und als Antwort auf den eingangs zitierten Streit (Ende der 60er!) um "das Ende der Kunst" schrieb ich:

Zitat
Im Gewand des "Kunstzerstörers" kamen schon die Futuristen. Heute gilt als dessen Träger die gesamte Avantgarde.

Gewiss fällt es nicht schwer, sich mit H. M. E. über jenes Gerede vom "Tod der Kunst" zu amüsieren, das überlieferte Kunstverständnis wurde jedoch weniger durch "die Medien" aufgehoben, als durch die bereits erwähnten Avantgarden zerstört.

Welches Kunstverständnis hatten "wir" vor den ersten Abstrakten und danach? Oder vor und nach den ersten Kubisten, Surrealisten, Minimalisten, den ersten Ready-mades oder den ersten (Art) Performern? Vor und nach Concept Art, Art brut, Décollage, Environment, Fluxus, Op Art, Land Art oder Installation Art?

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#15

RE: Ende der Kunst

in An der Kunst orientierte Gedanken 19.01.2010 18:04
von LX.C • 2.821 Beiträge

Kann passieren. Dann benutze doch einfach mal deine Tatstatur und versuche ein hinlängliches Textgewebe zu kreieren.


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[i]Poka![/i]

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