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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 06.06.2011 15:42
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo,

Dieses Buch verfrachte ich nicht in die Welt der schönen Bücher. Der Roman erschien 1950 und soll ein Welterfolg gewesen sein. Natürlich kann man mir vorwerfen, ich habe den Roman ja nur bis zum Satz "- Ich habe Nina für immer verloren -", (also noch nicht mal ganz die Hälfte) gelesen, darauf ich entgegne, diese Rezension soll auch nur eine Rezension von dem sein, was ich gelesen habe, im Übrigen glaube ich, mag es durchaus auch mal interessant sein, warum ein Buch abgebrochen wird.

Der Inhalt sei nur grob angerissen: Im Jahre 1929 verliebt sich Herr Dr. Stein in die neunzehnjährige Nina Buschmann. Sie ist seine Patientin, 20 Jahre jünger. Nina will aber keine feste Bindung eingehen, naja, sie ist noch nicht mal zwanzig. 18 Jahre später schickt Dr. Stein, immer noch allein gelassen, der Nina sein Tagebuch, daraus auch der Leser erfährt, wie der Mediziner unter dieser unerfüllten Beziehung sein Leben lang gelitten hat und setzt seinem Leben ein Ende. Der Roman hat autobiografische Züge, so war Nina Buschmann wie die Autorin während des Krieges eine Zeit lang im Gefängnis und Nina wird nach dem Krieg eine erfolgreiche Autorin.

Dr. Stein kommt von seinen illusionshaften Träumereien nicht los, mit Nina vielleicht doch noch eine Liebesbeziehung aufbauen zu können. Obwohl er die Sinnlosigkeit seiner Träumereien erkennt, kommt er von der Frau nicht los und leidet.

Zitat von Tagebucheintrag des Dr. Stein, 18. 01.1933
- Meine verzweifelte Torheit ist so weit fortgeschritten, daß ich diesen Unsinn wirklich glaube. Ich hoffe allen Ernstes darauf, Nina heiraten zu können.



Das Gefühl arbeitet gegen den Verstand. Aus dieser Falle kommt er nicht heraus.

Abgesehen davon, dass ich über solch verschrobenen Liebesneurotiker nichts mehr lesen mag, enttäuscht mich das sprachliche Potential der Autorin, die einfach so banal hinschreibt, wie banal tragisch und seelenkrank das Schicksal des armen Dr. Stein ist. Kein Satz der bewegt, kein Anreiz für Überlegungen. Selbst das geflügelte Wort

Zitat von Luise Rinser

Leidenschaft vergeht, und Liebe ist dauerhaft



ist keine neue Erkenntnis. In einem ganz anderen Zusammenhang schnappte ich folgendes auf: Leidenschaft schafft Leiden - das ist so weil in der Leidenschaft die Gier des Besitzenwollens drin steckt. Wenn ich am Wegesrand eine schöne Blume sehe, muss ich diese auch nicht gleich herausrupfen, sondern ich berachte sie, nehme ihren wunderbaren Geruch war und gehe weiter meines Weges. Dr. Stein klemmt in der Leidenschaft fest, darum leidet er.

Dem Leser wird gewährt, eine Kostprobe von Nina Buschmanns literarischem Können zu kosten, eine Erzählung aus dem Krieg. Es wäre ja interessant gewesen, wenn Luise Rinser für NIna einen anderen Stil erfunden hätte, der sich vom Luise Rinser-Stil abhebt. Doch wir lesen hier keinen Stilbruch, der hätte gewollt sein können. Nina schreibt wie Luise Rinser. Vergleichen wir Ninas literarische Ergüsse mit dem frühen Heinrich Böll, dann bleiben wir lieber bei Böll. Allerdings muss gesagt werden, dass Luise Rinser sich in späteren Werken sprachlich gesteigert hat.

Ich frage mich, warum dieses Buch mal so erfolgreich war, doch bei manchen Büchern, die heute so erscheinen, frage ich mich das auch.

Liebe Grüße vom erbarmungslosen Critiker
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 06.06.2011 15:55 | nach oben springen

#2

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 06.06.2011 17:09
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Hallo Martinus,
die Rinser habe ich vor 20 Jahren gelesen (wenn auch nicht dieses Buch), jetzt reizt sie mich schon lange nicht mehr, deshalb kann ich deinen "Verriß" ganz gut nachvollziehen.
Hast du eigentlich diese jüngste Debatte über ihre NS-Vergangenheit (bzw. die "Fehler" in ihrer Biografie) verfolgt?

Viele Grüße,
Roq




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#3

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 06.06.2011 17:55
von Martinus • 3.195 Beiträge

Zitat von Roquairol

Hast du eigentlich diese jüngste Debatte über ihre NS-Vergangenheit (bzw. die "Fehler" in ihrer Biografie) verfolgt?



Ja, habe ich.
Es geht um diese Biografie: José Sánchez de Murillo: Luise Rinser, Ein Leben in Widersprüchen

Ziemlich unschön. Lobgedichte auf Hitler, Verehrung des nordkoreanischen Diktators Kim-Il-Sung. Beschönigte ihre Biografie im Dritten Reich...

weiteres hier
und hier

Die Biografie von Murillo reizt mich schon....

Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 06.06.2011 19:30 | nach oben springen

#4

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 06.06.2011 19:47
von Roquairol • 1.072 Beiträge
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#5

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 06.06.2011 19:56
von Martinus • 3.195 Beiträge

Ach ja, mit Kleeberg fing es an. Danke.
Was "Der Spiegel" so alles aufs Tablett bringt, ist sowieso Topjournalismus.




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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#6

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 00:17
von LX.C • 2.821 Beiträge

Ja, unschöne Sache. Und dennoch, Ihr seid päpstlicher als der Papst - und als der Spiegelautor selbst:

"Im Blick auf jene Jahre sind uns sukzessive Wille und Fähigkeit abhandengekommen, die Graustufen wahrzunehmen, in denen das menschliche Leben sich im Allgemeinen abspielt. Zwischen Tätern und Opfern, zwischen Gegnern und Mitläufern ist im Blick zurück kein Platz mehr [...]
Auch deshalb wurden so viele deutsche Intellektuelle zu Gefangenen ihrer geschönten Entnazifizierungsdokumente. Irgendwann ab den sechziger Jahren war die Ambivalenz der Wahrheit offenbar nicht mehr zu vermitteln."


Kleeberg, Michael: Luise Rinsers Vergesslichkeit

Das ging dann wohl genau gegen solche undifferenzierten, aus dem Kontext gerissenen Polarisierungen:

Zitat von Martinus
Ziemlich unschön. Lobgedichte auf Hitler, Verehrung des nordkoreanischen Diktators Kim-Il-Sung.



Anfang der 80er Jahre gab es noch den Eisernen Vorhang und Nordkorea war ein Rädchen in einem Gesamtgefüge. Rinser war auch in der DDR als politisch Links orientierte Autorin angesehen, wen soll solch eine Äußerung also wundern, die zudem als Teil eines Romans, also einer fiktionalen Form gekennzeichnet ist, bei der jede Art von Übertreibung zulässig ist.
Man darf aus einem Gefängnisaufenthalt wegen denunzierter Wehrkraftzersetzung, wie es heute in den offiziellen Nachschlagewerken richtig nachzulesen ist, auch nicht gleich eine Widerstandskämpferin machen. Todesängste, die sie angesichts dessen im Gefängnis ausgestanden haben will, würde ich ihr deshalb trotzdem niemals absprechen wollen.
Dass sie sich bezüglich der NS-Zeit nie zur Wahrheit bekannt haben, diese verleugnet oder geschönt haben soll, ist eine andere Sache. Da bleibt dann gewiss ein schändlicher Fleck. Und doch einer, über den sachlich zu diskutieren wäre. Ohne Rufmord. Denn Rinser war keine Verbrecherin.

Danke für den interessanten Spiegel-Link.


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zuletzt bearbeitet 07.06.2011 00:20 | nach oben springen

#7

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 05:25
von Martinus • 3.195 Beiträge

Zitat von LX.C


Das ging dann wohl genau gegen solche undifferenzierten, aus dem Kontext gerissenen Polarisierungen:

Zitat von Martinus
Ziemlich unschön. Lobgedichte auf Hitler, Verehrung des nordkoreanischen Diktators Kim-Il-Sung.



Anfang der 80er Jahre gab es noch den Eisernen Vorhang und Nordkorea war ein Rädchen in einem Gesamtgefüge. Rinser war auch in der DDR als politisch Links orientierte Autorin angesehen, wen soll solch eine Äußerung also wundern, die zudem als Teil eines Romans, also einer fiktionalen Form gekennzeichnet ist, bei der jede Art von Übertreibung zulässig ist.




Wieso fiktional? Ihr Nordkoreanisches Reisetagebuch ist nicht fiktional. Und wenn sie in Gedichten (oder in einem Gedicht) vom "großen Führer" spricht, ist das keineswegs fiktional. Hitlers Anhänger hat sie als "Todtreu verschworene Wächter heiliger Erde" apostrophiert (Quelle ).

Zitat von LX.C

Dass sie sich bezüglich der NS-Zeit nie zur Wahrheit bekannt haben, diese verleugnet oder geschönt haben soll, ist eine andere Sache. Da bleibt dann gewiss ein schändlicher Fleck. Und doch einer, über den sachlich zu diskutieren wäre. Ohne Rufmord. Denn Rinser war keine Verbrecherin.



Natürlich war sie keine Verbrecherin. Es geht nur um Fakten.

Ich zitiere mal aus dem biografischen Lexikon "Literatur in Nazi-Deutschland" von Hans Sarkowicz, Alf Mentzer, Europa-Verlag, Erweiterte Neuausgabe, März 2002:

Zitat
Rinser hatte schon 1930 begonnen, kleine Abhandlungen in Lehrerzeitungen zu veröffentlichen. "Die ersten dichterischen Arbeiten", heißt es in ihrem Lebenslauf (ebenfalls vom 24.1.1940), "druckte die Zeitschrift Herdfeuer der Hanseatischen Verlagsanstalt, 1933/34-36, die durch Zufall ein Gedicht von mir in die Hand bekommen hatte." Neben Gedichten und Erzählungen im Blut-und Bodenstil erschien dort auch eine Reportage Rinsers über ein von ihr initiiertes BDM-Führerinnen-Lager. Über ein den "großen Führer" feierndes Gedicht, Junge Generation, das unter ihrem Namen im Januar 1935 im Herdfeuer erschienen war, kam es in den sechziger und siebziger Jahren zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Rinser behauptete zunächst, nicht die Autorin des Gedichts gewesen zu sein, und bezeichnete es später als Satire, die sie zusammen mit anderen NS-Gegnern im Arbeitsdienst geschrieben hätte. Eine satirische Absicht ist nicht zu erkennen (Seite 337).



Zitat
Die Chance, sich und ihren Lesern in ihrer Autobiografie Den Wolf umarmen (Frankfurt am Main 1981) ehrlich Rechenschaft über die eigenen Aktivitäten während der NS-Zeit zu geben, hat Rinser nicht genutzt. Sie stilisierte sich zu einer von Anfang an überzeugten Antifaschistin, die alle Parteigliederungen mied und wegen ihrer politischen Einstellung den Lehrerdienst verlassen musste (Seite 338).



Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 07.06.2011 07:19 | nach oben springen

#8

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 12:25
von LX.C • 2.821 Beiträge

In der Abhandlung "Lesen unter Hitler" von Christian Adam spielt sie wiederum keine Rolle. Es kommt also immer auf die Gewichtung an.

Rinser hat als junge Frau im Dritten Reich gelebt, als sie das Gedicht schrieb war sie Anfang zwanzig. Sie hat anscheinend versucht, sich den Gegebenheiten anzupassen, war erst angetan, begeistert auch, meinetwegen, bis Aufklärung und die Ernüchterung kamen. Das ging vielen so, ich nenne nur das Beispiel Gottfried Benn. Auch Erich Kästner hat einen Aufnahmeantrag an die Reichsschrifttumskammer gestellt. Drehbücher hat er auch geschrieben und harmlose Unterhaltungsprosa in der Schweiz veröffentlicht.
Ich denke nicht, dass Rinser der nationalsozialistischen Ideologie nachhing, bestenfalls der immensen Aufbruchstimmung, die die Zeit suggerierte. - Darin unterschied sich die junge Rinser von dem erfahrenen Kästner. - Sonst wäre eine Erzählung wie Jan Lobel aus Warschau nach dem Krieg und in der Form nicht möglich gewesen.

Du greifst dir einzelne Fakten heraus, die Dein Urteil mit heutigem Kenntnisstand verstärken und Dich in deinem Urteil bestätigen, ohne das Leben Rinsers aus ihrer Zeit heraus zu betrachten. Nordkorea beispielsweise ist bis heute ein "Blender". Niemand weiß wirklich was hinter den Kulissen geschieht. Wie soll es Rinser gewusst haben, die in dem Spiegel-Ausschnitt, auf den ich mich bezog, den "herzensguten Mann" in einem Roman Christian Klippels aufgrund seiner architektonischen Leistungen preist. Heute würde den Diktator Nordkoreas natürlich niemand mehr preisen. Im Ostblock tat man es; und vielleicht sogar auch wir im Staatsbürgerkundeunterricht?

Rinser scheint auf vielen Hochzeiten getanzt zu haben, war an Religion und am Weltgeschehen sehr interessiert, mit vielen Irrungen und Verwirrungen, für die sie nicht in jedem Fall geradestand, so wie wir es uns heute wünschen würden, um sie als aufrechte Autorin in Erinnerung behalten zu können. Ich bin für Aufklärung, wie es im Spiegel-Bericht geschieht, dann soll man sehen, welchen Bestand ihre Literatur für sich hat und ob sie überhaupt einen hat - nicht für Verurteilung.


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zuletzt bearbeitet 07.06.2011 12:54 | nach oben springen

#9

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 12:35
von LX.C • 2.821 Beiträge

Ich hab übrigens ein Bildband von 2006. "Die totale Erinnerung. Kim Jong Ils Nordkorea" und sage dir auch heute noch: Beeindruckend! – Nur heute weiß man eben, dass alles nur Fassade ist. Darin liegt der Unterschied.


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#10

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 13:50
von Martinus • 3.195 Beiträge

Zitat von LX.C


Du greifst dir einzelne Fakten heraus, die Dein Urteil mit heutigem Kenntnisstand verstärken und Dich in deinem Urteil bestätigen, ohne das Leben Rinsers aus ihrer Zeit heraus zu betrachten.



Ich greife Fakten heraus, die mir zu Hause zur Verfügung stehen. Es geht natürlich auch um die Biografie von José Sánchez de Murillo, mit dem Titel: "Luise Rinser, Ein Leben in Widersprüchen", wie gesagt, "Ein Leben in Widersprüchen". Ich werde das Buch lesen, wenn die Antiquariatspreise dafür heruntergegangen sind, werde aber keine Hausarbeit über Rinsers Jugenjahre im Nationalsozialismus schreiben. Davon abgesehen urteile ich nicht über Luise Rinser, ich habe sie auch nicht verurteilt. So etwas steht mir gar nicht zu. Ich weiß auch nicht, wieso du mir so etwas zu unterstellen versuchst. In jeder Rezension, die man über Murillos Biografie lesen kann, stehen diese Infos, wie sie teilweise auch von mir genannt oder von mir verlinkt worden sind.

Davon abgesehen, ich dürfte nie über Bismarck reden oder über Gottfried von Straßburg, denn jeder könnte mir einen Vorwurf machen, ich hätte mich mit der damaligen Zeit nicht genügend auseinandergesetzt und dürfte/könnte darüber nichts sagen. Mit diesen simplen Trick kann einem Diskussionspartner ein Maulkorb vor die olle Nase gesetzt werden. Das ist auch nichts, nicht wahr?

genug geplappert
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 07.06.2011 13:51 | nach oben springen

#11

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 20:39
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Gottfried Benn hat gerade mal ein Jahr lang den Nationalsozialismus unterstützt, von 1933 bis zum Röhm-Putsch 1934, also das ist in diesem Zusammenhang ein schlechtes Beispiel.

Zitat von LX.C

Du greifst dir einzelne Fakten heraus, die Dein Urteil mit heutigem Kenntnisstand verstärken und Dich in deinem Urteil bestätigen, ohne das Leben Rinsers aus ihrer Zeit heraus zu betrachten. Nordkorea beispielsweise ist bis heute ein "Blender". Niemand weiß wirklich was hinter den Kulissen geschieht. Wie soll es Rinser gewusst haben, die in dem Spiegel-Ausschnitt, auf den ich mich bezog, den "herzensguten Mann" in einem Roman Christian Klippels aufgrund seiner architektonischen Leistungen preist. Heute würde den Diktator Nordkoreas natürlich niemand mehr preisen. Im Ostblock tat man es; und vielleicht sogar auch wir im Staatsbürgerkundeunterricht?




Aber sie lebte doch nicht im Ostblock! Deshalb ist da nichts "aus ihrer Zeit heraus zu betrachten", denn auch in ihrer Zeit herrschte hierzulande keine Begeisterung für Kim Il Sung. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass Rinsers Schwärmerei für Nordkorea auch schon in den 80er-Jahren in Westdeutschland nur verständnisloses Kopfschütteln auslöste.




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#12

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 22:11
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Roquairol
Gottfried Benn hat gerade mal ein Jahr lang den Nationalsozialismus unterstützt, von 1933 bis zum Röhm-Putsch 1934, also das ist in diesem Zusammenhang ein schlechtes Beispiel.



Erich Kästner war bewusst noch ein viel schlechteres. Hättste den moniert. Aber gut. Benns Vergangenheit wurde ausführlich diskutiert und Rinser zu rehabilitieren liegt mir fern. Was ich sagen wollte drückt meine Meinungsäußerung deutlich genug aus. Ich halts also mit Martinus.


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#13

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 07.06.2011 22:14
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Roquairol
Aber sie lebte doch nicht im Ostblock! Deshalb ist da nichts "aus ihrer Zeit heraus zu betrachten", denn auch in ihrer Zeit herrschte hierzulande keine Begeisterung für Kim Il Sung. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass Rinsers Schwärmerei für Nordkorea auch schon in den 80er-Jahren in Westdeutschland nur verständnisloses Kopfschütteln auslöste.


Na ja warum wohl. Weil sie eben einer anderen politischen Meinung nachhing.


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#14

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 08.06.2011 23:22
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Roquairol
Aber sie lebte doch nicht im Ostblock! Deshalb ist da nichts "aus ihrer Zeit heraus zu betrachten", denn auch in ihrer Zeit herrschte hierzulande keine Begeisterung für Kim Il Sung.


Ich will doch noch mal klarstellen, dass ich aus meiner Sicht diesen Einwand nicht gelten lassen kann. Rinser hatte eine politische Einstellung. Und der Ostblock stellte damals noch eine politische Meinungsmacht dar, die heute nicht mehr existiert.
Von daher kann man durchaus Rinsers Aktivitäten aus der damaligen Zeit heraus betrachten. Ob sie im Ostblock lebte oder nicht spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Die Frage ist vielmehr, wer oder was ihr Weltbild formte. Als Kapitaluismus-Kritikerin ist sie ja nun mal in die Literaturgeschichte eingegangen. Und wie man mit Systemkritikern in der BRD umging, zeigt sich an Böll nicht minder; auch ohne Lobgesang auf Kim Il Sung.


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zuletzt bearbeitet 08.06.2011 23:28 | nach oben springen

#15

RE: Luise Rinser: Mitte des Lebens

in Literatur im Verriß 09.06.2011 10:03
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von LX.C

Von daher kann man durchaus Rinsers Aktivitäten aus der damaligen Zeit heraus betrachten. Ob sie im Ostblock lebte oder nicht spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Die Frage ist vielmehr, wer oder was ihr Weltbild formte. Als Kapitaluismus-Kritikerin ist sie ja nun mal in die Literaturgeschichte eingegangen. Und wie man mit Systemkritikern in der BRD umging, zeigt sich an Böll nicht minder; auch ohne Lobgesang auf Kim Il Sung.



Das würde darauf hinauslaufen: Kapitalismuskritik = Sympathie für Kim Il Sung. Stimmt aber nicht, stimmte auch vor 30 Jahren nicht. Ich war damals auch schon kapitalismuskritisch, kannte sehr viele Gleichgesinnte und habe die politische Szene sehr genau beobachtet. Es gab da nur einen einzigen Menschen auf weiter Flur, der mit Nordkorea sympathisierte, und das war Luise Rinser. Deshalb wurde sie von uns auch politisch nicht richtig ernst genommen, sondern galt eher als ein bißchen gaga ...




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