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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#16

RE: Umberto Eco

in Die schöne Welt der Bücher 08.01.2012 13:39
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Zitat von Roquairol
Jetzt erst gesehen: Heidegger ist in dieser Reihe völlig fehl am Platz...



Nicht nur Heidegger... Es sollte aus meiner Aufzählung durchaus ersichtlich sein, dass sie absichtlich übertrieben mit Namen jongliert. Ich sehe in ihr in diesem Sinne keinen einzigen Antisemiten (höchstens Fichte als Alibi-Figur). Weder Dostojewski noch Dickens noch Heidegger noch Strindberg (der zwar Weininger lobte, aber bestimmt nicht aufgrund seines Antisemitismus, sondern vielmehr aufgrund seiner Ansichten über die Frauen. Der dümmliche Vorwurf gegen ihn kam allerdings trotzdem auf.). In diese einspurige Richtung sind derartige Vorwürfe einfach ungreifbar übertrieben, was auch immer für unwichtige Bemerkungen gemacht wurden, die vielleicht zeitaktuell waren oder nicht. Und sicherlich wären an dieser Stelle dann auch ganz andere Namen zu nennen. Wer sich aus meiner Aufzählung Heidegger herausgreift, hat übersehen, worum es mir ging. Ich würde niemals behaupten, Heidegger sei ein Antisemit. Das wäre tatsächlich völliger Blödsinn.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 08.01.2012 16:19 | nach oben springen

#17

RE: Umberto Eco

in Die schöne Welt der Bücher 08.01.2012 14:25
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Zitat von LX.C
Nichts desto trotz steht Heidegger immer wieder als Sympathisant des Dritten Reichs im Fokus der Berichterstattung; wenn ich mich richtig erinnere. Was ist davon zu halten?


Das sagt zumindest nichts darüber aus, ob er Antisemit war. Hier muss man dann doch immer den Fokus der Zeit im Auge behalten. Hitler war nicht für alle durchschaubar, die Entwicklungen gleichfalls nicht. Dass damals ein eindeutiger, wirtschaftlicher Aufschwung herrschte, ist nicht zu bestreiten.
Wenn Heidegger z. B. vorgeworfen wird, er hätte zwar als Rektor die Bücherverbrennungen an der Universität und die Aufhängung des „Judenplakates“ nicht gestattet, aber andererseits auch nichts unternommen, um "die zunehmenden antisemitischen Ressentiments an der Universität einzudämmen", dann finde ich derartige Aussagen ziemlich schwammig und ungerechtfertigt, denn alleine in den ersten beiden Punkten hat er bereits etwas unternommen und inwieweit es ihm möglich war, dagegen anzugehen, ist eine andere Frage.
Immer wieder muss ich feststellen, wie einfach es ist, aus der heutigen, aufgeklärten Zeit zu argumentieren, während es sich inmitten des Geschehens eben nicht so einfach verhielt.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 09.01.2012 02:31 | nach oben springen

#18

RE: Umberto Eco

in Die schöne Welt der Bücher 08.01.2012 22:59
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von LX.C
Nichts desto trotz steht Heidegger immer wieder als Sympathisant des Dritten Reichs im Fokus der Berichterstattung; wenn ich mich richtig erinnere. Was ist davon zu halten?



Das wird in der Biografie von Safranski ausführlich behandelt: Die einzige Form von Politik, für die Heidegger sich jemals interessiert hat, war die Universitätspolitik. 1933 verfiel er auf den naiven Gedanken, er könne den nationalsozialistischen Aufschwung dazu nutzen, um die Freiburger Universität in seinem Sinne zu reformieren (also: mehr Geisteswissenschaften als technikbesessene Naturwissenschaften, in den Geisteswissenschaften mehr Alltagsbezug als fruchtloses Theoretisieren usw.), und zu diesem Zweck trat er in die NSDAP ein. Ein oder zwei Jahre lang mühte er sich dann mit seinen Reformversuchen ab, kam aber auf keinen grünen Zweig. Später geriet er immer mehr ins Abseits, irgendwann musste er dann einsehen, dass die Nazis von seiner Technik-Kritik einfach nichts wissen wollten, im Gegenteil ... Vor Kriegsende wurde Heidegger dann sogar zum Volkssturm eingezogen, wovon die meisten anderen Universitätsprofessoren verschont blieben.




Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
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#19

RE: Umberto Eco

in Die schöne Welt der Bücher 09.01.2012 12:01
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Taxine
Das sagt zumindest nichts darüber aus, ob er Antisemit war.


Habe ich eindeutig gesagt. Und eine Frage gestellt, die angesichts seiner Vergangenheit ganz legitim sein sollte. Man kann jedermanns Leistung im Einzelnen anerkennen, muss aber niemanden als ideologischen Saubermann per se hinstellen, der es vielleicht nicht war.

Euch vielen Dank für die Anstöße Heidegger betreffend.

Zitat von Taxine
Dass damals ein eindeutiger, wirtschaftlicher Aufschwung herrschte, ist nicht zu bestreiten.


Ich würde das bestreiten, angesichts der wissenschaftlich-materiellen und personellen Selektion, die seit 1933 stattfand. Geisteswissenschaftlich weitreichende Errungenschaften, mal von wenigen Persönlichkeiten wie Heidegger abgesehen, kamen hauptsächlich aus dem Exil/Ausland.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 09.01.2012 12:03 | nach oben springen

#20

RE: Umberto Eco

in Die schöne Welt der Bücher 10.01.2012 11:43
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von LX.C

Zitat von Taxine
Dass damals ein eindeutiger, wirtschaftlicher Aufschwung herrschte, ist nicht zu bestreiten.


Ich würde das bestreiten, angesichts der wissenschaftlich-materiellen und personellen Selektion, die seit 1933 stattfand. Geisteswissenschaftlich weitreichende Errungenschaften, mal von wenigen Persönlichkeiten wie Heidegger abgesehen, kamen hauptsächlich aus dem Exil/Ausland.



Ach wirtschaftlich! Hab ganz automatisiert wissenschaftlich gelesen... Eigenartig


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 10.01.2012 23:59 | nach oben springen

#21

RE: Umberto Eco

in Die schöne Welt der Bücher 10.01.2012 14:16
von Patmöser • 1.121 Beiträge

Umberto Eco...

Wirklich gefallen hat mir nur ein Buch, von ihm, und das war der Name der Rose. Dieses Buch habe ich mit Gewinn gelesen und es hatte viel Sinn, sehr viel Sinn. Sozusagen.

Aber dann..., der intellektuelle Überpathos des ewig pubertierten Avantgardisten..., ja, so würde ich das durchaus sagen, möchten, können, wollen...

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