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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#46

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 12.01.2012 22:09
von Zypresserich (gelöscht)
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Kann man sich eigentlich inzwischen auch irgendwo, z. B. auf dem Organmarkt, ein anderes Gehirn kaufen? Ich hätte gerne mal ein anderes ... ich denk irgendwie immer nur dasselbe ... ich würd gern mal irgendwie anders denken ...

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#47

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 13.01.2012 16:18
von Krümel • 499 Beiträge

1. Kapitel im I. Teil

Zitat von Damasio
Hätte die Subjektivität nicht ihren radikalen Auftritt gehabt, es gäbe kein Wissen, und niemand würde es bemerken; entsprechend gäbe es auch keine Geschichte … und keinerlei Kultur.



Subjektivität/Bewusstsein/Geist

Wie baut das Gehirn einen Geist auf?
Wie sorgt das Gehirn in diesem Geist für Bewustsein?

Nach 20 Jahren hat Damasio zwei Aspekte zum Bewusstsein verändert: Ursprung und Wesen von Gefühlen sowie Mechanismen zum Aufbau des Selbst.

Zitat von Damasio
Es gibt tatsächlich ein Selbst, aber es ist kein Gegenstand, sondern ein Prozess, …



Selbst-Prozess:
a. Lebensgeschichte gebildet
b. unsere Erfahrungen reflektiert

Das materielle Ich:

Zitat von Damasio
eine dynamische Ansammlung integrierter neuronaler Prozesse, die sich auf die Repräsentation des lebenden Körpers konzentrieren und in einer dynamischen Ansammlung integrierter geistiger Prozesse ihren Ausdruck finden.



Die wichtigsten Gedanken:

Zitat von Damasio
Der Körper ist das Fundament des bewussten Geistes.



Die Großhirnrinde kann nur mit Hilfe des Stammhirn arbeiten.

Körper und Gehirn bombardieren sich laufend mit Signalen - Resonanzschleife - diese ist von Dauer und wird erst mit dem Tod unterbrochen.

Das elementarste Produkt des Selbst sind die ursprünglichen Gefühle.

Zitat von Damasio
Der Aufbau eines bewussten Geistes im Gehirn beginnt nicht auf der Ebene der Großhirnrinde, sondern im Hirnstamm.



`Aber der bewusste Geist, wie wir ihn kennen, ist etwas ganz anderes als der bewusste Geist, der aus dem Hirnstamm hervorgeht - ... Die verschiedenen Teile der Großhirnrinde statten diesem Vorgang der Geistentstehung mit einer Fülle von Bildern aus ...`

Das Bewusstsein erwächst letztlich nicht aus einer bestimmten Stelle im Gehirn, sondern ... als Produkt vieler Regionen, ähnlich einer Symphonie, die aus den Ganzen Orchester entsteht.

Ab da wird es mir ein wenig zu kompliziert, seine kurze Vorstellung was im Buch abgehandelt wird, nochmals zu kürzen. Wir werden es ja lesen.

Zitat von Damasio
Die Verknüpfung von Persönlichkeit und Biologie ist eine Quelle unendlichen Staunens und Respekts für alles Menschliche.



Zitat von Damasio
Der Geist ist etwas Natürliches.



Wieder nur kurz meine Notizen

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#48

Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 16.01.2012 12:02
von Krümel • 499 Beiträge

Teil I. 2. Kapitel Von der Lebenssteuerung

Gehirnarten:
A. mit Verhalten V, aber ohne Geist G und Bewusstsein B (Meeresschnecke)
B. der Mensch hat alles V+G+B
C. V+G aber ohne B (Insekten)
D. ganz ohne Gehirn (Einzeller)

Danach wird das Pantoffeltierchen beschrieben und von ihm aus zu höheren Leben.

Dass dieses unbedingte Leben-Wollen auch bei Einzellern existiert war mir klar, der Schluss aber, dass diese gar kein Gehirn haben, darauf war ich noch nicht gekommen. Allerdings zählt der Lebenswille unbedingt zur Def. des Lebens und deshalb muss auch eine Pflanze diesen Willen besitzen, da sie eben lebt.

Neuronen machen sich die großen Ladungsunterschiede zwischen innen und außen (wie bei der Natrium-Kalium-Pumpe) zunutze, das führt zur Polarisierung und dadurch kommt es zur Fortpflanzungswelle.

Zitat
Neuronen sind auf den Körper ausgerichtet. Diese Gerichtetheit ist der Grund warum der unterschwellige Lebenswille unserer Körperzellen jemals mit einem Geist ausgestattet wurde und bewussten Willen umsetzen konnte.



Am Leben bleiben heißt:
- Energiegewinnung (ATP)
- Atmung
- Säuregehalt
- Temperaturregelung
Alles zusammen = Homöostase (Regulation des Lebendigen)

Biologischer Wert
- im gesunden Zustand zu bleiben mit physiologischer Effizienz

Zitat
Pflanzen haben keine Neuronen, und ohne Neuronen gibt es keinen Geist.

Persönlich denke ich hier, dass Pflanzen ein Bewustsein haben, ja vielleicht keinen Geist, so dass sie keine Schmerzen fühlen können (und das vielleicht aufgrund der Tatsache, da sie geerntet werden und ein schmerzschreiender Baum nicht so angenehm wäre), aber es gibt Untersuchungen wobei die liebevoll umhegte Pflanze bei gleichen Bedingungen besser gedieh als die ohne Liebe.

So! Jetzt kommen wir zu etwas ganz Wichtigem! Das war es, warum ich diesen Damasio schätze und lese:

Zitat
Es muss auch immer einen Anreiz zu etwas geben, sonst geschieht nichts!



Substanzen wie Cortisol und Dopamin sind Stoffe, die chemische Prozesse in Gang setzen, sie optimieren ein Verhalten, in dem sie den Reiz erhalten oder vermindern. Doch der Reiz, z. B. Gefahr ist der Auslöser!

Zitat
Die Homöostase und die damit verbundene Anreiz- und Vorhersagemechanismen schützen die Unversehrtheit des Lebendigen Gewebes in einem Organismus.

(Wir können es fühlen, wenn mit unserem Körper etwas nicht stimmt. Und das ist großartig! Auch hier wieder stehen Gefühle ganz oben!

Mittlerweile wird es dann ganz deutlich warum es Neurobiologie heißt, oder? Denn der Stoffwechsel im Gehirn ist im Grunde nichts anderes als der Stoffwechsel im Körper, und Neuronen sind Körperzellen nur mit einer anderen Funktion, zur Reizweiterleitung u.a,.

Zitat
Optimale Bereiche (der Homöostase) finden ihren Ausdruck im bewussten Geist als angenehme Gefühle; gefährliche Bereiche äußern sich als weniger angenehm bzw. schmerzhaft.



Zitat
Das Überleben in neuen Ökologischen Nischen wurde durch Gehirne begünstigt, die so komplex waren, dass sie einen Geist hervorbringen konnten.

zuletzt bearbeitet 16.01.2012 12:20 | nach oben springen

#49

RE: Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 17.01.2012 12:04
von Martinus • 3.195 Beiträge

Zitat von Krümel


Zitat
Pflanzen haben keine Neuronen, und ohne Neuronen gibt es keinen Geist.

Persönlich denke ich hier, dass Pflanzen ein Bewustsein haben, ja vielleicht keinen Geist, so dass sie keine Schmerzen fühlen können (und das vielleicht aufgrund der Tatsache, da sie geerntet werden und ein schmerzschreiender Baum nicht so angenehm wäre), aber es gibt Untersuchungen wobei die liebevoll umhegte Pflanze bei gleichen Bedingungen besser gedieh als die ohne Liebe.

Ökologischen Nischen wurde durch Gehirne begünstigt, die so komplex waren, dass sie einen Geist hervorbringen konnten.




In dieser Angelegenheit vertrete ich Damásio. Ohne Neuronen keinen Geist, kein Bewusstsein. Völlig klar. Schmerzen können sie auch nicht empfinden, weil sie kein Reizleitsystem haben. Unmöglich. Mag sein, das Pflanzen irgendwie auf Stofe reagieren, z.B. fleischfressene Pflanzen. All das, aber ohne Bewusst sein.. Pflanzen reagieren auf Liebe, na, ja, sie reagieren auf Pflege, nämlich darauf, wenn sie begossen werden. Dem Fadenwurm mit seinen 302 Neuronen traue ich auch keinem Geist zu. Was auch gut zum Fadenwurm passt, ein Zitat:

Zitat von Damásio

Es gibt einen Typ von Gehirnen, die Verhalten hervorbringen, offensichtlich aber weder Geist noch Bewusstsein besitzen.

Seite 43. Als beispiel führt Damásio das Beispiel der Meeresschnecke an. UND: Planzen haben überhaupt kein Gehirn. Da geht gar nichts. Damásio beschätigt sich mit den ganz einfachen Gehirnen ohne Geist, damit er dann den Unterschied zum menschlichen Gehirn aufzeigen kann, welches geist und Bewusstsein erzeugt.

Zitat von Damásio
Der wichtigeste Unterschied zwischen den Zellen der viellzelligen Organismen (Metazoen) und der Einzeller besteht darin, dass Einzelzellen für sich selbst sorgen müssen, während die Zellen vielzelliger Lebewesen in einer höchst vielgestaltigen, komplexen Gesellschaft zu Hause sind. (Seite 46)



Einzeller, ob wohl sie kein Gehirn haben, zeigen aber Entschlossenheit zum möglichst langem Überleben. Wie das funktioniert, ist mir ein Rätsel. ich kann mir Vorstellen, dass die Anlage hierzu sich im Zellkern befindet. Alles, was irgendwie lebt, will lange Leben. Das scheint ein Grundsatz in der Evolution zu sein. Ein Schwein bekommt Angst vor der Schlachtung, weil Schweine ein Nervensystem haben.

Die Neuronen sind auf dem Körper ausgerichtet. Selbst sehr eingache Gehirne, die nur aus Ganglienzellen (Nervenknoten) bestehen, unterstützen Neuronen Körperzellen (Ausschüttung chemischer Substanzen, Bewegung). Der unterschwellige Lebenswille der Körperzellen ist für Damásio ein Grund, warum das menschliche Gehirn Geist und Bewusstsein entwickeln konnte.

Homöostase ist die Selbstregulation des Körpers (z.B. chemische Regulation im Körper). Diese Homöostase begann schon bei den Lebenwesen, die ein Gehirn ohne Bewusstsein haben. Und auch bei Einzellern, den sie wollen ja auch lange Leben. Der Ursprung dieser regulation liebt in den Genen, Molekülen.

Da zu eine grundlegende Erkenntnis, was ein Naturgesetz zu sein scheint:

Zitat von Damásio
Aus meiner Sicht sind geordnete, mit einem gesunden Leben vereinbare chemische Verhältnisse in seinem Körper für jedes Lebenwesen zu jedem Zeitpunkt der wesentliche Besitz. Dies gilt für die Amöbe ebenso wie für den Menschen. Daraus ergibt sich alles andere. seine Bedeutung kann man gar nicht genug betonen. (Seite 57).




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 17.01.2012 12:06 | nach oben springen

#50

RE: Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 17.01.2012 12:33
von Krümel • 499 Beiträge

Teil II. Kapitel 3

Bilder, Karten und Geist

Wo wird der Geist gebildet? Im Rückenmark nicht, selbst bei Durchtrennung (wenn der Vagusnerv unversehrt bleibt) haben Menschen Geist, Beispiel: Christoph Reeve. Das Kleinhirn beteiligt sich auch nicht am Geist, auch nicht der Hippocampus. Klar die Großhirnrinde, dort findet man am ehesten Geist, aber die ersten Ausdrucksformen entstehen im Hirnstamm.

Zitat von Damasio
Zwei Kerne im Hirnstamm, (Nucleus tractus solitarius und Nucleus parabrachialis), wirken an der Erzeugung grundlegender Aspekte des Geistes mit, nämlich an den Gefühlen, ...


Zitat von Damasio
Gefühle sind aller Wahrscheinlichkeit nach die ursprüngliche Bestandteile des Geistes;



In den Inselrinden können Gefühle des Hirnstamms zu den anderen Aspekten in Beziehung gesetzt werden, ein komplexes Bild entsteht.

Zitat von Damasio
Die Vorstellung von einer Karte als fest umrissenes Gebilde ist nicht als eine hilfreiche Abstraktion. Hinter ihr versteckt sich eine ungeheuer große Zahl von Neuronenverknüpfungen, ..., ein gewaltiges Maß an Komplexität.



Mehr ist stets besser!



Zitat von Martinus
In dieser Angelegenheit vertrete ich Damásio. Ohne Neuronen keinen Geist, kein Bewusstsein. Völlig klar. Schmerzen können sie auch nicht empfinden, weil sie kein Reizleitsystem haben. Unmöglich. Mag sein, das Pflanzen irgendwie auf Stofe reagieren, z.B. fleischfressene Pflanzen.



Nö, da habe ich einen längeren Bericht drüber gesehen, dass es da Unterschiede gibt - gleiche Versorgung mit Pflege, Licht und Wasser usw., die einen Pflanzen ohne Wort und Tadel, die anderen aber mit Fürsorge, lieben Worten und Streicheleinheiten Na und welche Pflanzen waren üppiger und größer?

Mein persönliches Beispiel sind die Nordmanntannen, Karl-Gustav I. bis Karl-Gustav der Dritte (2011). Diese Tannen besitzen eine Pfahlwurzel, die als Weihnachtsbaum gekappt wird und zu 80% der Fälle, gehen diese Bäume ein. Bei mir haben bisher 2 überlebt, es gab auch nicht mehr, nicht dass hier jemand denkt alle anderen sind eingegangen Also Karl-Gustav III. hat es schwer, das gebe ich zu, er hat kaum etwas von seiner Wurzel behalten, aber er wird es schaffen, dank Notfalltropfen und einer ordentlichen Portion Liebe! (Ich liebe Bäume! )

Übrigens erinnere ich mich gerade an einen Bericht, in dem Wissenschaftler sogar "eine Art der Kommunikation" (durch Botenstoffe, ähnlich wie bei uns Hormone es tun) unter Bäumen entdeckt haben ... Daraufhin haben alle Bäume in dieser Umgebung ihr Antibiotika gegen X geändert. (Ja so war das.)

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#51

RE: Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 18.01.2012 15:26
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo Krümel

auf Seite 85 sagt Damásio noch etwas sehr interessantes, der geist kann bewusst oder unbewusst sein. Bilder (Karten) können auch unbewusst sein, trotzdem wird unser denken und Handeln von ihnen beeinflusst.Über den unbewussten Aspekt des Geistes sprichrt Damásio mehr noch in Teil IV. Interesssant ist das deshalb, weil es sich hier warscheinlich um das freud'sche Unbewusste handelt. Die neurowissenschaft belegt also manche Ideen von Freud. Ich habe das ja immer schon gesagt.

ich finde es schon erstaunlich, dass Damásio von der "Neurologie des Geistes" spricht. Wie sich das anhört, aber man darf es. Du hast ja schon gesagt, wo der geist zu finden ist. Neurologen kommen darauf, weil sie ERfahrung mit neurologischen Ausfällen haben. Bemerkenswert finde ich Damásios Beschreibung der Hydranenzephalie, dabei handelt es sich um Kinder, die ohne Großhirnrinde geboren wurden. Selbst Kinder mit dieser Diagnose haben einen Geist, sicher eingeschränkte geistige Fähigkeiten, aber nicht geistlos. Als ein exemplarisches Beispiel dafür, dass diese Patienten Geist haben, führt der Autor u.a. epileptische Anfälle an. Betreuer solcher Kinder merken ganz offensichtlich eine Bewusstseinsstörung, wenn die Kinder einen Anfall haben, ebenso ist für die Betreuer erkennbar, wenn ihr Bewusstsein vollständig zurückgekehrt ist. Von der größeren Geisteswelt sind natürlich diese Kinder abgekoppelt, aber der Hirnstamm, in dem der Ursprung des menschlichen Geistes liegt, ist ja funktionstüchtig. Von diesem Krankheitsbild habe ich hier erstmals erfahren.

Schlussfolgerungen: Anhand von neurologischen Krankheitsbildern, können Neurologen feststellen, wo der Geist des Menschen im Gehirn sitzt. Das ist bemerkenswert und faszinierend.

Krümel, ein Einzeller reagiert auch, weil er überleben will, obwohl er kein Gehirn hat. Uund ein Baum? Natürlich reagieren Blütenpollen, Botenstoffe auf irgendetwas, deswegen müssen sie keinen Geist haben. Na, ja. Ich bin in dieser Sache ein Skeptiker.

Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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#52

RE: Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 18.01.2012 15:45
von Krümel • 499 Beiträge

Zitat von Martinus
Krümel, ein Einzeller reagiert auch, weil er überleben will, obwohl er kein Gehirn hat. Uund ein Baum? Natürlich reagieren Blütenpollen, Botenstoffe auf irgendetwas, deswegen müssen sie keinen Geist haben. Na, ja. Ich bin in dieser Sache ein Skeptiker.



Einen Geist rechne ich ihnen ja auch nicht zu, aber ein Bewusstsein. Ne, denken können Bäume wohl nicht Ich habe mich oben aber auch total missverständlich ausgedrückt , aber so bin ich halt desöfteren.

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#53

RE: Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 18.01.2012 16:55
von Zypresserich (gelöscht)
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Alles durchzieht der Eine Geist. Der Rest = Trennung von: wem? was?

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#54

RE: Selbst ist der Mensch

in Sachen gibt's - Sachbuch 18.01.2012 17:11
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo Zyp,

hier geht es um den individuellen Geist der Menschen. Nicht um spirituelles Einssein in einem GEIST.

Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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#55

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 19.01.2012 12:01
von Krümel • 499 Beiträge

Teil II. 4. Körper im Geist

Zitat von Damasio
Gehirnkarten sind der Nährboden der geistigen Bilder, und deshalb hat das kartenerzeugende Gehirn die Fähigkeit, den Körper buchstäblich als "Inhalt" in den Geistesprozess einzubringen. Dank des Gehirns wird der Körper zu einem natürlichen Thema für den Geist.



Zitat von Damasio
Die Präsentation der Welt, die sich außerhalb des Körpers befindet, kann nur über den Körper ins Gehirn gelangen.



Zitat von Damasio
Das Gehirn kann in seinen somatosensensorischen Regionen bestimmte körperliche Zustände simulieren, als ob sie sich abspielen, ..., obwohl sie in Wirklichkeit nicht eingetreten sind.



Und das entweder aus eigener Erfahrung, oder Nachahmung, das funktioniert dann mit einer Als-ob-Schleife (der Körper tut so als-ob es geschieht). Dabei sind die ursprünglichen Gefühle wieder ein Auslöser. Vollbringen tun das Spiegelneuronen, die die Als-ob-Reaktion bewirken. Dies gibt uns die Möglichkeit andere zu verstehen und Mitgefühl zu entwickeln. Andere Vorteile für dieses System sind: schnelles erarbeiten, wenn man nur so tut als-ob und dennoch die Konsequenzen "fühlt", energiesparend, und es sorgt für eine enorme Verknüpfung im Gehirn.

Zitat von Damasio
Wir haben unseren Körper im Kopf, im Geist, weil uns das hilft, unser Verhalten in allen möglichen Situationen, welche die Unversehrtheit des Organismus gefährden und das Leben beeinträchtigen könnten, zu lenken.

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#56

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 20.01.2012 15:26
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hallo,

das was Damásio uns noch einmal vor Augen führen will ist, wie eng verknüpft Körper, Gehirn und Geist ist. Das Gehirn kartiert in integrierter Form seinen Körper. Das ergibt sich aus der Körper-Gerichtetheit unseres Gehirns und araus, das wird Damásio später noch ausführlich darlegen, daraus ergibt sich auch das Selbst.

Zitat von Damásio

Die Kartierung des Körpers ist ein Schlüssel für die Aufklärung des Bewusstseinsproblems

, sagt der Autor auf Seite 103.
Der Körper ist der zentrale Brennpunkt der Aufmerksamkeit des Gehirns, darum, so schlussfolgere ich einmal, würde ein Gehirn ohne einen Körper gar nicht funktionieren. In der früheren Enwicklung der Menschheit, so Damásio, war der geist noch nicht so entwickelt und konnte die kleinteilige, bruchstückhafte Realität unseres Körpers viel einfacher wahrnehmen. Hierzu führt der Autor als Beispiel die Ilias an, in der die Archäer nie vom ganzen Körper des Menschen sprechen, sondern nur von einzelnden Gliedmaßen.

Zitat von Damásio
Körper und Gehirn befinden sich in einem ständigen interaktiven Tanz. Im Gehirn umgesetzte Gedanken können emotionale Zustände auslösen, die im Körper umgesetzt werden, und umgekehrt kann der Köroper die Landschaft im Gehirn und damit den Nährboden für Gedanken verändern.Seite 107


Wie die Umwelt Einfluss auf Körper und Gehirn hat, sagt Damásio hier noch nicht.

Dass das Gehirn nun körperliche Zustände simulieren kann dient z. B. auch dazu, voraussichtliche Folgen einer Bewegung zu erkennen,um dann dann schneller und zu reagieren und Energie zu sparen. Bestimmte Bewegungen, z.B. Augenbewegungen, werden vom Gehirn praktisch präkogniziert. Ein Versuchsbeispiel veranschaulicht die Sache:

Affen werden Elektroden ins Hirn verpflanzt. Wenn ein Wissenschaftler die Hand hob, erfolgten bestimmte Reaktionen im Gehirn der Affen, die dann einsetzen, wenn Affen ihre Hände heben, aber im Experiment, hielten sie trotzdem ihre Hände still. Nervenzellen, die sich so verhalten nennt man Spiegelneuronen.

Liebe Grüße
mArtinus




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#57

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 21.01.2012 12:24
von Martinus • 3.195 Beiträge

Im nächsten Kapitel geht es um "Emotionen und Gefühle". Sehr ausführlich hat Damásio darüber schon in "Descartes' Irrtum" gesprochen. Die mechanismen von Emotionen und Gefühlen tragen zum Aufbau des Selbst bei. Im III. Teil des Buches wird der Autor darüber referieren. Jetzt geht es erst einmal um ihre Funktionsweise. Zuerst soll zwischen Emotion und Gefühl differenziert werden.

Emotionen sind komplex gesteuerte Programme für Handlungen, die durch ein kognitives Programm ergänzt werden. Vorgänge von Emotionen spielen in unserem Körper ab, z.B. im Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Veränderungen im Bereich von inneren Organen. Ergänzen möchte ich Damásios Definition, damit, dass die Handlungen, die von den Emotionen gesteuert werden, auch unerwünscht sein können, z.B. wenn jemand aus Wut eine MIng-Vase oder etwas anderes kaputt macht. Darum sind so starke Emotionen nicht unbedingt immer erwünscht.

Gefühle sind auf unserem Körper und Geist ausgerichtete Wahrnehmungen, wenn wir Emotionen haben. Ergänzend sei hier bemerkt, es ist eben eine große Kunst, seine Emotionen von außen her zu betrachten und damit sinnvoll umzugehen, sich also nicht zu Fehlhandlungen verleiten zu lassen.

Emotionsauslösende Abschnitte im Gehirn sind z.B. die Amygdala (Angst) und "besondere Abschnitte der Stirnlappen". Wird eine Auslöserregion durch im Gehirn verarbeitete Bilder ausgelöst, werden durch endokrine Drüsen und subkortikale Gehirnkerne chemische Substanzen ausgeschieden (bei Angst Cortisol).

Zitat von Damásio
Die Kerne der Amygdala senden Befehle an den Hypothalamus und den Hirnstamm, was zu mehreren parallelen Abläufen führt. Die Pulsfrequenz verändert sich ebenso wie der Blutdruck, die Atmung und der Kotraktionszustand des Darms. Die Blutgefäße in der Haut ziehensich zusammen. Cortisol wird im Blut ausgeschüttet, verändert das Stoffwechselprofil des Organismus und bereitet ihn damit auf zusätzlichen Energiebedarf vor.

usw. (Seite 126)
So etwas passiert beim Paniksyndrom.

Kommen wir nun zu den Gefühlen, die im wesentlichen Wahrnehmungen unserer Emotionen sind. Der wichtigste Teil im Gehirn, wo diese Gefühle entstehen ist die sog. Inselrinde, welche ein Teil der Großhirnrinde ist. Sie ist nicht nur eine Plattform der Gefühle sondern auch eine Auslöserregion von Emotionen. Die Ursache von Ekel liegt in der Inselregion. Verschiedene subkortikale Regionen wirken am Aufbau von Gefühlszuständen mit. Der zentrale Schnittpunkt zwischen dem Wechselspiel von Körper und Gehirn liegt im oberen Hirnstamm, dort, wo die Kartierung des Körpers vor sich geht.

Zitat von Damásio

Damit eine Verbindung zwischen dem Gefühlszustand und der Emotion hergestellt werden kann, müssen das verursachende Objekt sowie die zeitliche Beziehung zwischen seinem Auftauchen und der emotionalen Reaktion entsprechend berücksichtigt werden.

(Seite 133). Die andere Möglichleit ist die bereits erwähnte "Als-ob-Körperschleife."

Es gibt noch einen anderen Weg, Gefühlszustände aufzubauen, in dem man den Übertragungsweg vom Körper zum Gehirn verändert. Das geschieht z.B. mit schmerzstillenden Medikamenten. Der Schmerz wird nicht mehr an das Gehirn weitervermittelt, die Signalübertragung wird beeinträchtigt. Das Gehirn empfängt ein verzerrtes Bild des Körperzustandes.

Liebe Grüße
mArtinus




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zuletzt bearbeitet 21.01.2012 18:41 | nach oben springen

#58

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 22.01.2012 12:26
von Martinus • 3.195 Beiträge

Das sechste Kapitel beinhaltet "Eine Architektur für das Gedächtnis"

Ein kleiner Einblick:

Das Kapitel beginnt mit einer Szene aus "Zärtlich war die Nacht" von F. Scott Fitzgerald. In diesem Roman wird Diver Zeuge eines Mordes. Eine Frau erschießt ihren Geliebten, während ein Zug den Bahnhof St. Lazaire verlässt.

Diver sagt nun:

Zitat von Fitzgerald zitiert in Damásio

"Wird jemals wieder einer von uns einen Zug abfahren sehen, ohne ein paar Schüsse zu hören?"



Diver wird in Zukunft, wenn er einen Bahnhof betritt, in seinem Geist immer Schüsse hören. Besonders bei Erlebnissen, die einen tiefen emotionalen Eindruck hinterlassen haben, kommen solche Erinnerungen wieder hoch. Vielleicht hört Diver auch noch die Schüsse, wenn jemand diesen Bahnhof erwähnt. Das Gehirn reproduziert bei solchen Erinnerungen, Gefühle, Geräusche und anderes, so ähnlich, wie es damals war. Mit der Zeit werden die Erinnerung aber schwächer, mit Fantasie werden solche Erinnerungen dann ausgeschmückt.

Zitat von Damásio

Von dieser Fähigkeit zu lernen und uns zu erinnern, hängt unsere Fähigkeit ab, uns in der komplexen Welt um uns herum zurechtzufinden.

(Seite 144). Unser Gehirn kartographiert Abbilder, und kramt sie in unser Bewusstsein hervor, wenn wir diese aufgezeichneten Bilder brauchen. Es ist aber nicht so, dass Erinnerungen wie ein Film auf Zelluloid gespeichert werden, denn es wurde bereits erwähnt, Erinnerungen erblassen, wir schmücken sie aus.

Zitat von Damásio

Was wir normalerweise als Erinnerung an ein Objekt bezeichnen, ist in Wirklichkeit die zusammengesetzte Erinnerung an die sensorischen und motorischen Abläufe, die sich auf die Wechselwirkung zwischen dem Organismus und dem Objekt beziehen und sich während eines gewissen Zeitraums abspielen.

(Seite 146)

Bevor das Gehirn kartiert hat, reagierten Gehirne auf der Grundlage von Dispositionen, als in dem Sinne, wie verhält man sich, wenn das und das passiert. Solche Dispositionen sind vorgegeben. Als die Karten und Bilder dazukamen, wurden trotzdem Dispositionen nicht aufgegeben, so dass unser gehirn synergetisch funktioniert. Wir nehmen die Welt wahr, lernen, erinnern uns und manipulieren aber auch Informationen.

Schäden in bestimmten Bereichen der Rindenfelder verhindern nicht die Wahrnehmung, auch nicht die Erinnerung, sondern sie verhindern nur, die Einzigartigkeit der Erinnerung, d,.h. ich kann mich dann schon an eine Geburtagsfeier erinnern, aber weiß nicht mehr, wer damals geburtstag hatte oder wo das war. Nur Schäden an "geisterzeugenden frühen sensorischen Rindenfeldern" können komplette Erinnerungen auslöschen.

Damásio schlägt seine Theorie der Konvergens-Divergens-Zonen (CDZ) vor. Es geht um die Architektur neuronaler Neuronale Verknüpfungen in der Großhirnrinde die konvergente und divergente Signaleigenschaften haben. Die CDZ zeichnet Signale von Neuronen auf, die mit einer Karte verknüpft sind. Um zu erklären, wie eine urprüngliche Karte wiederaufgebaut wird, hat Damásio den Begriff der zeitarretierten Retroaktivierung vorgeschlagen. Um eine Aktivität anregen zu können, muss ein Prozess des Zurückgehens erfordert werden. Der Begriff zeitarretiert deutet an,

Zitat von Damásio
...dass die Bestandteile einer Karte ungefähr im selben Zeitraum retroaktiviert werden, so dass die Dinge, die in der Wahrnehmung gleichzeitig (oder nahezu gleichzeitig) geschehen sind, auch gleichzeitig ( oder nahezu gleichzeitig) wiederhergestellt werden.

(Seite 155).

Außerdem wird eine Arbeitsteilung zwischen Karten und Dispositionen angenommen.

Ich möchte Grundsätzliches herausgreifen, die für das CDZ-Modell sprechen:

1)Zahlreiche Studien belegen zweifelsfrei, dass die im Gehirn ausgelösten Aktivitätsmuster für visuelle, akustische und anderen mentalen Bildern sich weitgehend mit jenen Mustern decken, die bei tatsächlicher Wahrnehmung beobachtet werden (vgl. Seite 162)
2) Auch Untersuchungen an Spiegelneuronen unterstützen das CDZ-Modell: Scon wenn man eine Tätigkeit beobchtet, führt dieses zu einer Aktivität in motorischen Arrealen (vgl. 163).

Liebe Grüße
mArtinus




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zuletzt bearbeitet 22.01.2012 13:59 | nach oben springen

#59

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 31.01.2012 15:00
von Martinus • 3.195 Beiträge

Jetzt geht es um das Eingemachte, das Bewusstsein selbst. Damásio versteht unter Bewusstsein einen Geisteszustand, der da ist, wenn wir wach sind und wir ein Wissen um unsere Existenz haben, welche einen in einem bestimmten Augenblick in unserer Umgebung einen Platz ausmacht. Ähnlich wie Heidegger beim Begriff des Daseins die Umgebung mit dazurechnet („die Anderen“), Bezugszusammenhänge), bezieht Damásios Definition des Bewusstseins auch die Umgebung mit ein. Geisteszustände beziehen sich auf bestimmte Sinneseindrücke..

„Bewusste Geisteszustände werden gefühlt.
“ (Seite 170). Das Bewusstsein bezieht sich auch auf das Selbst, ohne ein Selbst das Bewusstsein nicht existieren kann.

Wenn wir in einem fremden Hotel morgens aufwachen und in den ersten zwei Sekunden nicht wissen wo wir sind, so zeigt uns dies, dass unser Geist zwar da ist, aber das Bwewusstsein noch nicht klar ist. Geist und Bewusstsein sind also nicht identisch. Ergänzend sage ich, Bewusstsein könne aber ohne einen Geist nicht existieren. Wenn wir also sagen würden, ein Baum habe ein Bewusstsein, dann müssten wir auch davon ausgehen, er habe auch einen Geisst und sein Selbstgefühl, mit so etwas aber ich nicht warm werde.

Das Bewusstsein und Wachsein nicht identisch ist, zeigt und die neurologische Störung des „vegetativen Zustandes“. Patienten in diesem Zustand sind in einem komaähnlichen Zustand und können auf ihre Umwelt nicht reagieren, haben also kein Bewusstsein. Trotzdem misst das EEG Zustande des Schlafen, Wachens, Träumens. Patienten im Wachzustand schauen leer in den Raum, ohne ein Objekt zu fixieren. Mit Hilfe von Magnetresonanztomographie konnten im Gehirn Aktivitätsmuster verzeichnet werden. Es gibt also eine geistige Aktivität, aber kein Bewusstsein.

Ein Beleg zwischen Trennung von Geist und Wachzustand mit dem Selbst ergibt sich anhand von Untersuchungen mit Patienten, die nach einer Absence eine Störung des epileptische Automatismus aufweisen. Das sieht folgendermaßen aus. Nach einer Absence vollführen diese Patienten automatisierte Handlungen durch, ohne sich einen Zusammenhang dieser Handlung innerhalb eines größeren Geschehens bewusst zu sein. Sie würden auch ein leeres Glas , welches vor ihnen steht ergreifen und zum Trinken ansetzen, obwohl kein Wasser enthalten ist. Auf Umwelteinflüsse wie Ansprache durch andere Personen reagieren sie nicht. Geist und Bewusstsein sind erhalten, aber das Selbst nicht, weil der Patient kein Gespür für seine Existenz und auch nicht für seine Umwelt hat.

Damásio unterscheidet zwei Begriffe:

1)Kernbewusstsein: Bewusstsein mit minimaler Reichweite nut auf das Hier und Jetzt bezohen und auf die Person (aber nicht Identität).
2)Erweitertes oder autobiografisches Bewusstsein: es geht um Personen mit Identität, die ein autobiografisches Bewusstsein haben; also eine wesentlich größere Reichweite des Bewusstseins tragen, als Wesen mit Kernbewusstsein.

Für die Leser dieses Threads ist es sicher interessant, was Damásio von Freuds Sicht des Unterbewusstseins hält. In seinem letzten Aufsatz von 1938 (Some Elementary Lessons in Psychoanalysis) nimmt Freud die Stellung, der Geist sei das Ergebnis der Evolution und zum größten Teil unbewusst., innerlich und verborgen. Durch das schmale Fenster unseres Bewusstseins wird er uns bekannt. Damásio schließt sich dieser Auffassung an. Damásio schlägt eine Bresche für Freud ein, obwohl er bei ihm zwischen Irritation und Bewunderung wankt, indem er zwar kritisiert, Freuds Ansichten vom Unterbewusstsein seien zwar von der Sexualität beherrscht gewesen, aber er war sich über die ungeheuer vielfältigen geistigen Prozesse im klaren, die unbewusst ablaufen. Träume bieten einen Anhaltspunkt für unbewusste geistige Prozesse und Freud widmete sich ihnen.




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#60

RE: António R. Damásio

in Sachen gibt's - Sachbuch 04.02.2012 11:34
von Martinus • 3.195 Beiträge

Der bewusste Geistes

Arbeitshypothesen
: Das Gehirn prduiert ein Bewusstsein, Innerhalb eines wachen Geistes erzeugt es ein Selbst.
Das Selbst ist stufenweise aufgebaut.
a) Protoselbst: Ein Ansammlung von Bildern, die den Körper beschreiben. Ursprüngliche Gefühle, d.h. Spontan kebende Gefühle des Körpers.
b) Kernselbst: Durch Interaktion zwischen Organismus und einem Objekt entsteht das Kernselbst. Ein zusammenhängendes Muster ergibt sich aus den abgewandelten Bildern von Objekten und dem Organismus.
c)Das autobiografische Selbst entsteht wenn mehrere Objekte als Erfahrung oder vorhergesehene Erfahrung aufgezeichnet werden. Diese TRETEN MIT DEM Protoselbst in eine Wechselbeziehung und erzeugen Impulse des Kernselbstes.


Die wichtigsten Bestandteile des Geistes sind der Wachzustand und die Bilder. Bestimmte Kerne im Tegmentum des Hirnstammes und im Hypothalamus sind für den Wachzustand verantwortlich. Diese Kerne beeinflussen auf neuronalem und chemischem Wege die Großhirnrinde.

Bilder im bewussten Geist sind die Quelle der zu kennenden Objekte, dabei es keine Rolle spielt, ob sich die Objekte in der Außenwelt befinden oder im Körper. Bilder sind nicht nur visueller Natur sondern können auch sensorisch im Gehirn verarbeitet werden.

Protoselbst

Im folgenden geht Damásio ausführlich über das Protoselbst ein. Das Protoselbst erzeugt Karten. Das sind Bilder des Körpers und gefühlte Bilder. Übergeordnete interozeptive Karten werden aus Signalen zusammengesetzt, die aus dem Körperinneren kommen (Milieu, Organe), und an das Zentralnervensystem weitergeleitet wird, so über den Zustand des Organismus informationen an das Gehirn weitergeleitet wird. Interorezeptive Signale melden auch, wenn wir Hunger und Durst habe. Diese Signale dienen einfach nur der körperlichen Wahrnehmung.

Karten des sensorischen Portals für die Außenwelt

Die sensorischen Karten sind dem Organismus untergeordnet. Die verschiedenen Karten des Organismus, der Gefühle und der Sinne koordinieren zeitlich zueinander. Gegenstand der jetzigen Forschung ist, wo sich diese Karten im Einzelnen befinden. Sensorische Pertale vermitteln die Perspektive und bereichern auch die Qualität des Geistes. Verblüffend wie Damásio offenbar selbstverständliche Dinge genau hinterfragt. Wir wissen, dass wir mit unseren Augen sehen, fühlen das aber auch. Es ist gar nicht selbstverständlich , dass wir das fühlen, denn wir sehen nur, weil visuelle Bilder von den Neuronen zur Netzhaut geleitet werden. Damit ist die Frage aber noch nicht beantwortet, warum wir wissen, wo die Netzhäute liegen. Trotzdem fühlen wir, wir sehen mit den Augen. Wir fühlen auch, wie der Schall in das Ohr gelangt. Ziemlich komplex sind die Vorgänge der Sinnesportale, darum sich Menschen wohl auch leicht täuschen lassen. Damásio gibt ein Beispiel für ein Quellenirrtum, die Behauptung, man sehe erst ein Objekt und dann hört man es. Die Reihenfolge ist in Wirklichkeit eine andere. Es gibt auch andere Irrtümer. Wenn die Polizei einen Tag nach einem Bankraub einen Zeugen fragt, welche Farbe hatte der Pullover des Täters. Gerade auch in den Farben erinnern wir uns schlecht und geben ohne es zu wollen eine Falschaussage ab. Wir lassen uns oft von unseren Sinnen täuschen.
Das Kernselbst

Durch Veränderungen des Protoselbst entsteht das Kernselbst

Zitat von Damásio

Jedes Mal,wenn der Organismus auf ein Objekt – auf ein beliebiges Objekt – trifft, wird das Protoselbst verändert...Am Ende des Kreislaufs gehören zum Geist auch Bilder, die eine einfache sehr häufige Ereignisfolge betreffen: Ein Objekt sprach den Körper an, weil es aus einer bestimmten Perspektive heraus angesehen, berührt oder gehört wurde, die Ansprache führte im Körper zu einer Veränderung, die Gegenwart des Objekts wurde gefühlt, und das Objekt wurde auffälliger gemacht.

(Seite 215/216)
Diese nonverbalen Vorgänge, diese Eindrücke, die von außen in uns diese Wirkung verursachen, haben uns auch das Ichgefühl in die Wiege gelegt, denn wir sagen, ich erlebe dies und jenes. Damásio spricht vom „materiellen Ich“ (Seite 216). Das Selbst hat sich aufgebaut vom Protoselbst, Kernselbst bis schließlich zum autobiografischem Selbst, welches im nächsten Kapitel besprochen wird. Die Entfaltung des Selbst ist also ein Prozess, der sich im Laufe der Menschheitsgeschichte vollzogen hat.

Damásio schreibt teilweise komplizierter, als ich es hier mache. Manche gehirnphysiologischen Dinge lasse ich weg. Mir geht es einfach um das Prinzip, wie sich unser Selbst entfaltet hat. Mir geht es auch um sorgsame Differenzierungen zwischen Geist, Bewusstsein und Selbst. Es gibt auch Forscher, die Bewusstsein mit Geist gleichsetzen. Das das nicht richtig ist, haben wir schon gesehen. Das Kernselbst entsteht einfach aus einer Wechselbeziehung zwischen viele Objekten und den Organismus, dadurch objektive Gefühle entstehen. Antonio Damásio hat schon in „Descartes' Irrtum“ darauf verwiesen, dass ein Gehirn für sich alleine niemals existieren kann. Es braucht den Organismus und die Umwelt.

Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 04.02.2012 11:36 | nach oben springen


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