Durch Dowlatow "Die Unsren" habe ich mich nun durchgequält. Irgendwie enttäuschend, bis zum Schluss.
"Mit Kolja schließt dieses Buch. Ich hoffe es ist klar geworden, daß es hier vor allem um ihn ging." (Was für ein Schlusssatz!)
Mir ist das ehrlich gesagt überhaupt nicht klar, wo Kolja auf der letzten Seite kurz und schmerzlos abgefrühstückt wird. Dabei ist Dowlatow unbewusst sein größter Kritiker: "Nach der Abreise meiner Frau und meiner Tochter entwickelten sich die Ereignisse in beschleunigtem Tempo. Wie im Roman eines unerfahrenen Schriftstellers, der die letzten Seiten in Eile herunterschreibt." Nicht anders kommt einem Dowlatow in diesem Werk vor. Die inhaltlichen Sprünge, die kurzen Erwähnungen ohne in die Tiefe zu gehen, die Hast, mit der Ereignisse abgehandelt werden, der durchweg kurze Satzbau ohne Bindewörter, die lieblose Abschlussgeschichte.
Literarisch meiner Meinung nach eine schlechte Leistung, die inhaltlich hin und wieder ihre Glanzpunkte hat und belustigen kann. Am besten fand ich noch die Geschichte, wie er seine Frau kennen gelernt hat. Sie ist literarisch besser erzählt, als andere Geschichten in "Die Unsren". Und auch hier hast Du Recht, Taxine, sie weicht von der Geschichte in "Der Koffer" deutlich ab, was natürlich kein Problem darstellt und für einen Autor legitim ist, den Erzähler jedoch etwas unglaubwürdig macht, da er ja stets bemüht scheint, Authentizität herzustellen („unzuverlässiges Erzählen“ nennt man so etwas).
Na ja. "Der Koffer" sollte man unbedingt, "Die Unsren" muss man nicht gelesen haben.