HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Wenedikt Jerofejew
in Die schöne Welt der Bücher 02.02.2012 15:00von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Diesen wunderbaren Autor, der uns leider nur zwei (noch zu erhaltene) Büchlein hinterlassen hat, will ich nun auch hier erwähnen, weil er großartig schreibt, weil er mich zwischen aller Tragik der Geschehnisse in Tränen, in Lachanfälle geführt hat.
Wenedikt Jerofejew hat "Aufzeichnungen eines Psychopathen", eine Satire, ein sozialkritisches Theaterstück und
DIE REISE NACH PETUSCHKI (Ein Poem) hinterlassen, das ich hier gerne vertiefen möchte. Er starb im Alter von 52 Jahren an Kehlkopfkrebs. Sein Leben schien drastisch zu sein.
Wenedikt wuchs im Kinderheim auf, während sein Vater im Gulag saß, absolvierte ein Studium der Geschichte, wo er mehrfach wegen "moralischer Zersetzung" ermahnt wurde, und schlug sich als Gelegenheitsarbeiter und Säufer durch.
Seine Aufzeichnungen begannen schon in jungen Jahren, und durch den Titel erinnern sie an Gogols "Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen", doch sie sind zerstückelte Eindrücke, herrliche Bisse, poetische Überlegungen, etwas Größenwahn. Und wo der "Wahnsinn" dem Sonderling Narrenfreiheit und dem Schriftsteller poetische Freiheit ermöglicht, so ist auch dieses Buch ein Lesespaß.
Aber zurück zur "Reise nach Petuschki".
Tut er diese Reise wirklich? Wird er je ankommen? Ein herrlicher Reisebericht mit einer feuchtfröhlichen Fahrt, den Koffer voll Schnaps an die Brust gedrückt und den Kopf voller Philosophie und Ängstlichkeit, dass der Koffer bald ohne Inhalt ist. Dazwischen Begegnungen und ein herzlicher Humor. Man lacht fast das ganze Buch hindurch, obwohl auch der ernste Funke dazwischen flackert. Das Buch war in der Sowjetunion bis 1988 verboten, weil es ein für das Land gravierendes und unlösbares gesellschaftliches Problem behandelt: den Alkoholismus. "Das Handlungsgerüst bildet ein Tag im Leben des mit dem Autor namensgleichen Alkoholikers und Ich-Erzählers »Wenja«. Er besteigt am Morgen in Moskau den Zug in das ca. 120 km entfernte Petuschki, um seine Geliebte zu treffen. Der Zielort wird von dem erwartungsfrohen Helden zu einem Paradies auf Erden idealisiert, in deutlichem Kontrast zum düsteren Moskau. Im Verlauf der Zugfahrt betrinkt sich Wenja haltlos. Unter dem Einfluss des Alkohols schildert der Erzähler seine immer surrealistischer werdenden Gedanken, die sich teilweise mit der Realität vermischen. So erscheinen ihm monströse Fabelwesen und apokalyptische Dunkelheit senkt sich herab, während der Zug unversehens nach Moskau zurückfährt." Am Ende kommt er wieder am Ausgangspunkt an. Ausgangspunkt der Reise, Ausgangspunkt des Lebens, Ausgangspunkt des Todes.
Schon im Vorwort sehen wir den Humor des Autors, der über den Weg seines Poems spricht:
Die erste Ausgabe von „Moskau-Petuschki“ war schnell vergriffen, zumal nur ein Exemplar davon vorhanden war. (… )
Wenja ist ein starker Trinker. Er bedarf des Alkohols, um überhaupt denken, sprechen, reisen zu können. Er trifft allerdings in den frühen Morgenstunden kaum auf Möglichkeiten, seine Sucht zu befriedigen. In den Lokalen wird häufig nicht einmal Alkohol ausgeschenkt, zumindest nicht um diese Zeit. Hier beginnt die Tortur.
Zitat von Jerofejew
Ach, wenn die ganze Welt, wenn jeder in der Welt so wäre wie ich jetzt: still und ängstlich und so wie ich von nichts überzeugt; nicht von sich selbst, nicht davon, dass sein Platz unter der Sonne irgendwelche Bedeutung hat – wie schön wäre das! Keine Enthusiasten, keine Heldentaten, kein Fanatismus! Allgemeine Kleinmütigkeit.
Bevor es losgeht, muss sich Wenja stärken, das heißt, auf ein ertragbares Dasein bringen und das erste harte Gesöff herunterkippen.
Der erste Schluck gegen den Kater bewirkt Kotzkrämpfe. Im Zug überlegt er dann, wie die Menschen, die im Zug sitzen, wohl sein Würgen auf dem Bahnsteig aufgenommen haben, wenn er sich jetzt zu ihnen setzt:
Zitat von Jerofejew
Könnten sie nicht beobachtet haben, was ich eben draußen auf der Plattform aufgeführt habe … von einer Ecke in die andere purzelnd, wie der große Tragöde, Fjodor Schaljapin, mit der Hand an der Gurgel, als hätte mich etwas gewürgt?
Und wenn schon, was soll’s. Selbst wenn es einer gesehen hat – was soll’s. Ich könnte zum Beispiel irgendwas geprobt haben. Ja… In der Tat. Vielleicht das unsterbliche Drama „Othello, der Mohr von Venedig“. Für mich allein und alle Rollen gleichzeitig.
Es ist doch amüsant zu sehen, welchen Kopf Wenja sich über die fremden Blicke macht, die ihn vielleicht gar nicht wahrgenommen haben.
Das gesamte Werk ist durch den Humor des Autors sehr bewegend und lustig. Da tauchen absurd experimenelle Rezepte für Alkohol-Cocktails auf (Man(n) muss sich eben zu helfen wissen...), bei deren Zusammenstellung man Tränen lacht und die auch in dieser Form nur in Russland, wo kaum etwas erhältlich ist oder die Menschen es sich nicht leisten können, zu finden sind. Eines der Rezepte soll hier noch festgehalten sein, samt der darauf folgenden Empfehlung:
Zitat von Jerofejew
Kurz, ich empfehle euch den Cocktail „Schweinegekröse“(…) Was ist das Wunderbarste der Welt? Der Kampf um die Befreiung der Menschheit. Aber noch wunderbarer ist das hier (schreibt auf):
100 g Shiguli-Bier
30 g Haarshampoo „Nacht auf dem kahlen Berge“
70 g Anti-Schuppenmittel
30 g 13-F-Kleber
20 g Bremsflüssigkeit
Alles zusammen lässt man unter Zugabe von Zigarrentabak eine Woche lang ziehen und serviert es dann…
Also, das „Schweinegekröse“ ist serviert. Beginnt zu trinken, sobald der erste Stern am Himmel aufgeht, in großen Schlucken. Bereits nach zwei Gläsern werdet ihr eine solche Vergeistigung an euch feststellen, dass man euch aus anderthalb Meter Entfernung eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung in die Fresse spucken könnte, ohne dass euch das tangieren würde.
Das gesamte Buch wird in der Erinnerung bleiben. Es ist Kult in Russland und jeder, der sich auf diese etwas eigenwillige Reise einlässt, wird mit feuchten Augen aus den Zeilen tauchen, die sowohl von tiefer Bewegung als auch von einem herzlichen Lachen herrühren.
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Aus dem "Viktor Jerofejew" - Ordner in "Wenedikt Jerofejew" übernommen:
Zitat von Patmos
Wo nehmt ihr nur die vielen güldenen Talerchen für eure Bücher her? Oder habt ihr einen heißen Draht zu den liebreizenden Feen geheimnisvoll mystischer Bücherwelten?
Eine lang erprobte Auswahl und Frequentierung verschiedenster (zuhauf virtueller) Antiquariate erleichtert sowohl die Buchsuche als es auch den Geldbeutel viel weniger belastet.
Und wenn wir schon dabei sind, bei den guten Russen, Patmos: Der andere Jerofejew - Wenedikt Jerofejew "Die Reise nach Petuschki" - lohnt sich auch. Dieses Buch ist ein Highlight aus Gedanken, menschlichen Verwirrungen und Abgründen, aus Reise durch Russland (die womöglich gar nicht stattfindet) und Suff. Ein wunderbar urkomisches Lieblingswerk von mir. Zusammenhänge, Auszüge und Orte der Handlung findest du hier .
Art & Vibration
Zitat von Taxine
Jerofejew "Die Reise nach Petuschki" - lohnt sich auch. Dieses Buch ist ein Highlight aus Gedanken, menschlichen Verwirrungen und Abgründen, aus Reise durch Russland (die womöglich gar nicht stattfindet) und Suff. Ein wunderbar urkomisches Lieblingswerk von mir.
Das ist dann wohl experimentell. Da schaue ich auch mal rein, wenn genehm
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RE: Wenedikt Jerofejew
in Die schöne Welt der Bücher 02.02.2012 17:01von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Genehm... selbstverständlich. Sehr genehm.
Nein, nein, ist nicht experimentell, ist eher eine Art langer, betrunkener, innerlicher Monolog. Aber wirklich... herrlich zu lesen. In Russland und auch sonst... einfach Kult.
Art & Vibration
RE: Wenedikt Jerofejew
in Die schöne Welt der Bücher 02.02.2012 17:55von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von Taxine
Zusammenhänge, Auszüge und Orte der Handlung findest du hier .
Gekauft, gekauft, gekauft!
Allein schon wegen:
Dazu singen ihm die Engel was vor:
"Lauf ein wenig herum, dann wird dir leichter. Und in einer halben Stunde öffnet das Geschäft. Wodka gibt es zwar erst ab neun, aber Roten geben sie dir gleich."
"Roten?"
"Roten", antworteten singend die Engel des Herrn.
"Weisst Du was? Du könntest ins Bahnhofsrestaurant reinschauen. Könnte ja sein, dass es da was gibt. Die hatten gestern abend Sherry, den können sie schliesslich an einem Abend nicht ganz ausgetrunken haben..."
Ich mag das! Das ist so schön Shandysch, genau mein Geschmack.
Taxinchen, du bist ein Engelchen, wusste ich doch schon immer...
RE: Wenedikt Jerofejew
in Die schöne Welt der Bücher 02.02.2012 18:34von Patmöser • 1.121 Beiträge
Weiter:
"bis einschliesslich der neunten wurde ich zusehends weicher in den Knien. Ich wurde so weich, dass mir bei der zehnten Dosis unweigerlich die Augen zufielen. Und was dachte ich in meiner Naivität? Ich dachte, dass ich mich mit Willenskraft dazu zwingen müsste, den Schlaf zu besiegen und die elfte Dosis zu trinken. Dann, meinte ich, müsste sich eine Rückgewinnung der Männlichkeit einstellen. Aber nein, nichts dergleichen! Keinerlei Rückgewinnung, ich hab's versucht.
Ich schlug mich drei Jahre mit diesem Rätsel herum, täglich, und schlief doch täglich nach der neunten Dosis ein.
Des Rätsels Lösung war schliesslich ganz einfach, nämlich: ihr müsst, nachdem ihr die fünfte Dosis getrunken habt, die sechste, siebte, achte und neunte in einem Zug trinken, allerdings ideell, das heisst, in der Vorstellung. Mit anderen Worten: ihr müsst durch pure Willenskraft und in einem Zug die sechste, siebte, achte und neunte nicht trinken.
Nach einer Pause geht ihr dann unmittelbar zur zehnten Dosis über, und genauso wie die Neunte Sinfonie von Anton Dvořák, die faktisch Neunte, üblicherweise als die Fünfte bezeichnet wird, genauso müsst ihr es machen: ihr müsst die Sechste einfach als die Zehnte bezeichnen, und dann, glaubt mir, von da an werdet ihr ungehindert an Männlichkeit zunehmen und zunehmen, von der sechsten (zehnten) bis hin zur achtundzwanzigsten (zweiunddreissigsten). Das heisst, ihr werdet so lange an Männlichkeit zunehmen, bis ein Stadium erreicht ist, wo Besinnungslosigkeit und Schweinerei ihren Lauf nehmen."
Das ist so herrlich wahnvollendet.
Und so richtig irre wird es, wenn man diesen Text parallel mit dem Tod in Venedig liest.
Besser kann man YIN und YANG nicht veranschaulichen...
Zitat von Taxine
Nein, nein, ist nicht experimentell
Naja, die Beschreibung auf Amazon weist schon durchaus Merkmale auf, die sein Werk in eine experimentelle Richtung verorten lassen:
Zitat
immer surrealistischer werdenden Gedanken, die sich teilweise mit der Realität vermischen. So erscheinen ihm monströse Fabelwesen und apokalyptische Dunkelheit senkt sich herab (...) Am Schluss lässt der Autor deutliche Parallelen zum Leiden und Sterben Christi anklingen. (...)
Die teils pathetischen, teils vulgären, durchweg aber poetischen Trinkermonologe seines Helden sind für Jerofejew ein Mittel zur radikalen Kritik des Sowjetsystems. Indem er seinen heruntergekommenen Erzähler die typischen Parteiparolen und ideologischen Satzhülsen in den Mund legt, erziehlt der Autor einen grotesk-parodistischen Effekt. Zugleich wird die Illusion eines kommenden kommunistischen Paradieses – eine der symbolischen Bedeutungen des »unerreichbaren«, in der Realität aber trostlosen Petuschki – ad absurdum geführt.
Struktur: Die Kapitel entsprechen den Stationen der Zugreise, wodurch das Inhaltsverzeichnis den Charakter eines Fahrplans erhält. Ein weiteres strukturelles Merkmal des Buches sind die unzähligen Zitate aus der Weltliteratur, die das Werk, das Jerofejew im Untertitel Poem nennt, zu einer Collage unterschiedlichster Versatzstücke werden lassen. In einer Situation, in der das sowjetische Regime den Künstlern das Reden verbot, bediente sich Jerofejew demonstrativ »fremder« Stimmen. Der häufig von Lesern geäußerte Eindruck, man habe etwas Vertrautes vor sich und die Weltliteratur sei gerade in diesem kleinen Werk in besonderer Weise lebendig, ist ein Resultat dieser Technik.
(Aus dem Buch der 1000 Bücher, Harenberg Verlag)
http://www.amazon.de/Die-Reise-nach-Petu...28208987&sr=8-1
Das alles in Technik und Struktur kann man anders als bei Dowlatow durchaus als experimentell bezeichnen. Aber ich werd mir schon bald ein eigenes Bildchen machen
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Zitat von Taxine
Genehm... selbstverständlich. Sehr genehm.
Nein, nein, ist nicht experimentell, ist eher eine Art langer, betrunkener, innerlicher Monolog. Aber wirklich... herrlich zu lesen. In Russland und auch sonst... einfach Kult.
Du hast Recht, experimentell ist der Roman nicht. Ein Trinkerpamphlet sondergleichen, das natürlich schon in der Tatsache ansich viel Sprengstoff im Sinne von Zeitkritik birgt. Meine Lieblingsszenen sind bisher, wie er aus der Bahnhofskneipe rausgeschmissen wird, wie er die Arbeitsabläufe auf Montage und Planwirtschaft am eigenen Beispiel erklärt und wie die Suffis im Zug über Autoren und Alkohol diskutieren, insbesondere die Stelle über Goethe - super.
Ja, Generation P habe ich wie gesagt schnell wieder abgebrochen und zurück gebeben (Wie war das, hatte Dir das Buch sehr gefallen?) Petuschki aber liest sich authentisch und trägt trotz des Sujets den Untertitel "Ein Poem" zu Recht.
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RE: Wenedikt Jerofejew
in Die schöne Welt der Bücher 10.02.2012 13:32von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von LX.C
Ja, Generation P habe ich wie gesagt schnell wieder abgebrochen und zurück gebeben (Wie war das, hatte Dir das Buch sehr gefallen?)
Ja, mir hat es gefallen. Aber ich lese auch Matias Faldbakken und lache mich tot. Kann sein, dass die jungen Wilden nicht jeden ansprechen. Pelewin gehört auch zu dieser Generation und der Blick auf die russische Werbeindustrie, die mit dem Nichts (denn es gibt nichts, was sich vermarkten ließe) hantiert, fand ich sehr gelungen.
Art & Vibration
Zitat von LX.CZitat von Taxine
Jerofejew "Die Reise nach Petuschki" - lohnt sich auch. Dieses Buch ist ein Highlight aus Gedanken, menschlichen Verwirrungen und Abgründen, aus Reise durch Russland (die womöglich gar nicht stattfindet) und Suff. Ein wunderbar urkomisches Lieblingswerk von mir.
Das ist dann wohl experimentell. Da schaue ich auch mal rein, wenn genehm
Das ist wirklich das grausamste Roman-Ende, das ich seit langem gelesen habe. Ist das ganz plakativ gemeint, der Gegensatz zwischen Kulturnation und der Rohheit des Russischen Volkes? Oder hat es noch einen tieferen Hintergrund. Was könnt Ihr dazu sagen?
Wäre schön, wenn sich jemand dazu äußern möchte. Ich war überrascht und erschüttert, damit hätte ich nach all dem wirklich nicht gerechnet.
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RE: Wenedikt Jerofejew
in Die schöne Welt der Bücher 23.02.2012 14:32von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Durch das Ende habe ich die ganze Reise in Frage gestellt. Petuschki erschien mir schon vorher eher wie eine Art Illusion, wie die Hoffnung - dort könnte alles besser werden. Dort wartet die Geliebte, ein anderes Leben. Auch der Koffer spielt eine wichtige Rolle. Man könnte all das als "letzte Reise" betrachten, die möglicherweise gar nicht mehr in der Wirklichkeit stattgefunden hat, eher eine Rekapitulation war? Vielleicht saß er die ganze Zeit schon betrunken auf dieser Treppe?
Allerdings muss ich das Buch wirklich noch einmal lesen, meine Eindrücke sind, was das Gesamtbild angeht, doch eher verblasst. Werde mich dann noch einmal dazu äußern.
Art & Vibration
Zitat von Taxine
Man könnte all das als "letzte Reise" betrachten, die möglicherweise gar nicht mehr in der Wirklichkeit stattgefunden hat, eher eine Rekapitulation war? Vielleicht saß er die ganze Zeit schon betrunken auf dieser Treppe?
Oder war die ganze Zeit schon im Koma, ohne Moskau je verlassen zu haben. Er schreibt ja, dass er nicht mehr aufwachen würde.
Zitat von Taxine
Durch das Ende habe ich die ganze Reise in Frage gestellt. Petuschki erschien mir schon vorher eher wie eine Art Illusion, wie die Hoffnung - dort könnte alles besser werden. Dort wartet die Geliebte, ein anderes Leben.
Aber ich denke, genau das ist ja die Kritik. Diese ewigen sozialistischen Versprechen eines besseren Lebens - und dagegen die Realität, der totale Sumpf. Nicht umsonst werden ja sozialistische Parolen wie "Dein Morgen wird hell sein, heller als dein Heute" oder "lernen, lernen und wieder lernen" aufs Korn genommen. Nein, also das Konzept, die Reise stelle ich gar nicht in Frage, sie ist eine Allegorie. Sie ist der Aufbruch in eine Bessere Welt ohne ein Ankommen, noch schlimmer sogar, ein sich im Kreis drehen. Die Zukunft wurde verschlafen
Letztlich würde ich doch sagen, dass das Buch experimentelle Züge trägt. Die Herangehensweise an das Thema ist doch sehr ungewöhnlich und das zunehmende Abdriften ins Delirium kaum deutbar, ohne genaueres Hintergrundwissen. (Vielleicht würdest Du auch einfach sagen surrealistisch? - Ich nenne es mal experimentell.)
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