HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
|
Zitat von Patmöser
Ich versuche nun schon, seit längerer Zeit, Tarkowskijs - Die versiegelte Zeit zu erstehen. Ich meine jetzt, im euronisch aushaltbaren Rahmen, nüscht, aber auch nüscht nich...
Ach ja... das Werk ist so gigantisch und tief und überhaupt... Steht auf meiner Liste liebster Bücher an zweiter Stelle, nach Pessoas Unruhe. Auch "Martyrolog" ist sehr zu empfehlen, seine Tagebücher. 1970 bis 1986.
"Die versiegelte Zeit" gibt es bei booklooker gebraucht ab 11 Euro und bei Amazon (Antiquariate dort) ab 14 Euro.
Oder hier, fast wie neu: booklooker und sogar als erweiterte Neuausgabe! (Günstiger habe ich das Buch leider auch noch nie gesehen.)
Ich habe noch die alte Ausgabe vom Kiepenheuer Verlag, 1988.
Art & Vibration
Zitat von Patmöser
Bykaus Thema ist der Krieg, aber nicht die blutigen Schlachten bilden hier den Mittelpunkt, sondern mehr das Hinterland und seine Menschenschicksale, und immer erzählt mit einer großen Meisterschaft.
Ich mag seine Art des Erzählens.
Das stimmt, das kennzeichnet auch "Zeichen des Unheils". Eigentlich ist es ja genau das, was Literatur leisten soll. Reduziert auf den Mikrokosmos des Bauernhofes werden Willkür und Terror der Besatzer im Zeichen des Krieges exemplarisch deutlich. Damit treten Opfer aus der anonymen Masse heraus und bekommen ein Gesicht. "Die Brücke von Kruhljani" werde ich mir dann auf jeden Fall auch noch anschauen. Danke für den Tipp.
--------------
[i]Poka![/i]
Zur Zeit mache ich einen kleinen Lesezyklus von Regensburger Autoren. Der Protagonist lernt seine Ehefrau in dem Einkaufszentrum kennen, in dem ich oft rumspaziere, weil ich dort wohne.
Michael Schmid: Fragmente des Wahns (Psychothriller)
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Zitat von Martinus
Der Protagonist lernt seine Ehefrau in dem Einkaufszentrum kennen, in dem ich oft rumspaziere, weil ich dort wohne.
Du wohnst in einem Einkaufszentrum?
Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
Nachdem mich "Tschok Tschok" weniger beeindruckt hat, wenn auch sehr gut geschrieben ist, mich lediglich vom Thema nicht sonderlich interessiert, lese ich das schon in den Anfängen mir näher liegende Werk "Psalm" von Friedrich Gorenstein.
Art & Vibration
Lang ersehnt und endlich erstanden: Valerij Tarsis "Botschaft aus dem Irrenhaus". Tarsis war einer der Russen (wie z. B. auch (der Sohn von Jessenin) - Alexander Jessenin-Volpin, Michail Nariza oder Valentin Owetschkin), die bei voller geistiger Gesundheit aus politischen Gründen (da sie ihr Werk im Ausland veröffentlichten oder Kritik am russischen Regime übten) in eine Irrenanstalt eingewiesen wurden. Tarsis machte diese Erfahrung 1962, wurde, aufgrund der öffentlichen und weltweiten Entrüstung, dann wieder freigelassen. Das alleine könnte schon genügen, aber Tarsis schreibt und schimpft dazu auch noch herrlich... (Weitere Bücher auf Deutsch sind "Die blaue Fliege" und "Rot und Schwarz", beides bissige Satiren.)
Alleine der Beginn von "Botschaft aus dem Irrenhaus" ist schon... irre...:
Es war September - die Zeit des Welkens. Die Blüten der Herbstzeitlosen röteten sich
und die Schwermut spaltete die Tage mit dumpfem ungewissen Klang in graue Splitter
wie eine schwere Streitaxt, die in Eichenbalken fährt.
Ich erwarte das Beste.
Art & Vibration
Zitat von Taxine
Es war September - die Zeit des Welkens. Die Blüten der Herbstzeitlosen röteten sich
und die Schwermut spaltete die Tage mit dumpfem ungewissen Klang in graue Splitter
wie eine schwere Streitaxt, die in Eichenbalken fährt.
Das ist schon Poesie. Echt klasse, ja.
Meine Lektüre: Bartholomäus Grill: Ach, Afrika - Berichte aus dem Inneren eines Kontinents (morgen schreibe ich wieder im Thread darüber).
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Alexej Remisow "Gang auf Simsen". Wenn einer Fantasie hat und von seiner Emigration spricht, während die Wirklichkeit dabei ins Surreale und Phantastische verrückt, dann Remisow. Das Buch handelt von seinem Leben in Berlin, Prag und Paris. Remisow hat eine ganz eigenwillige Art zu erzählen. Da kann es vorkommen, dass in seinem Zimmer eine Spinne ihr Netz spannt und alles einsammelt, was ihr vor die Nase kommt, darunter Spielzeug, Bücher und sogar Menschen. Oder er spricht von heiligen Mäusen, die Kirchenschätze bewachen. Eigenartig und dennoch faszinierend. Erinnert im Vermischen von Wirklichkeit und Fantasiewelt ganz vage (sehr... sehr vage und auch weniger im Stil, als in der Art) an Gabriel García Márquez.
Mir gefällt's!
Art & Vibration
Remisow ist wahrlich Symbolismus pur, so sehr, dass man nur die Hälfte versteht. Besser noch fand ich "Geräusche der Stadt". Bei z. B. Andrej Bely findet man allerdings doch mehr, so mein Geschmack. Zumindest versteht man, worauf er hinaus will und wird völlig in seinen Kosmos eingelullt. Remisow spielt herum. Sein Spiel wird noch einmal Spiel und reicht weiter ins Phantastische. Dennoch habe ich seine Schöpfungen gerne gelesen und werde es ... irgendwann... sicherlich noch einmal tun.
Nun, nach Anatoli Kim () - einer wunderbaren Neuentdeckung von mir -, lese ich erst einmal Wladimir Makanin "Der Schreck des Satyr beim Anblick der Nymphe" - eingeleitet mit:
An der linken Saalwand: Jean Antoine Watteau: "Satyr und erschrockene Nymphe". ("Der Schreck") Beachtenswert sind das flirrende Farbenspiel und die großartige Inszenierung. Und wie immer bei Watteau die besondere introvertiert psychologisierende Darstellung. Wer ist eigentlich erschrocken? Wo sieht man den Schreck?... Beachten Sie, wie scheu, verwirrt und beklommen der arme Satyr ist. Und wie verzückt das Gesicht der erschrockenen Nymphe."
Danach Anatoli Kim "Eichhörnchen".
Art & Vibration