HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ich bin immer wieder baff, was Du so an Bücherstoff weghaust, aufnehmen kannst. Vermutlich hast Du ein beneidenswertes Gehirn. Wie meine Frau auch. Die kann stundenlang auf der Couch liegen, ohne sich zu regen, Buch in der Hand, und bleibt dran am Text. Ich bin inzwischen zu zappelig für das. Sudoku geht noch, Fernsehen, Sport. Aber so stundenlang mit einem Buch in der Hand, nee nee nee, das geht bei mir nicht mehr.
Na so viel lesen ich ja auch nicht. Immer nur ein bisschen, dafür kontinuierlich. Immer nach dem Aufstehen, oft auf Arbeit und manchmal zum Einschlafen, um den Kopf frei zu kriegen. Wenn was fürs Studium aufkommt, dann etwas mehr. Oder wenn ich allein und krank bin, so wie jetzt Alles klar? Das Formular lese ich natürlich nebenbei auch noch
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C im Beitrag #4
Und wahrscheinlich kommt Dir das auch nur so vor, weil ich nur noch der Einzige in diesem Forum bin
Nein, bist du nicht, nur, was soll man schreiben, wenn man an einer langanhaltenden Leseblockade leidet, leidet, leidet..., das Einzige was ich überhaupt noch lesen kann, das sind die "Alten".
Und so lese ich den Mann ohne Eigenschaften sehr langsam und still vergnüglich, aber dafür mit vielen wundervollen Einsichten.
Leider geht es mir momentan genauso. Kaum Bücher, kaum Zeit, und wenn, dann nur solche seltsamen "historischen" Klopper. Diese dann aber irgendwie mit Freude. Es ist erschreckend, wie viele Bücher ich anlese und wieder zuklappe, nur weil der Geist momentan einfach nicht mit dem Inhalt bestimmter Themen, gar Poesie, übereinstimmt.
Naja... wird hoffentlich wieder anders. Was war es denn alles... "Die Vermessung der Welt" war schön, hatte ich ja schon irgendwann mal erwähnt. "Melodien" von Krausser lese ich gerade, davor Ransmayrs "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" über die Nordpolarexpedition von 1873. Wunderschön geschrieben, wie alles von diesem Autor. Auch die Illustrationen fand ich herrlich.
Neues? Hm ... Magdalena Tulli fand ich nicht schlecht. "Getriebe". Sehr interessant im Experimentellen.
Und besonders zu empfehlen: Jurij Wynnytschuks "Im Schatten der Mohnblüte"
Wer Ausdauer hat, im Sinne russischer Literatur und das übliche Thema Stalin: "Die weiße Gewänder" von Dulinzew (über die Ärzte-Schauprozesse) und "Die Kinder vom Arbat" von Anatolij Rybakow. Letzteren Roman fand ich etwas besser.
Art & Vibration
Gelegentlich schaue ich mal vorbei und seit langem stoße ich dann bei Dir LX gleich auf die Armen Leute.
Zu den Armen Leuten las ich neulich erst einen Text von Maja Nemere (in Verführerische Lektüren in der Prosa des russischen Realismus), da nimmt sie Arme Leute auseinander, dass einem die Ohren wackeln.
Wenn Sie Recht hat (und es mutet so an) liest fast die ganze Welt ein anderes Arme Leute, als es Dostojewski gewollt haben könnte.
Kann ich leider nicht nacherzählen, Habe mich schon gefreut, dass ichs beim Lesen verstanden habe ;-)
Derzeit sind die Briefe von Goethe und Schiller dran. Anfang fand ich nur die Sprache schön. Habe ein Buch über die Freundschaft der beiden (Rüdiger Safranski - Geschichte einer Freundschaft > Super Buch) dazwischen geschoben. Jetzt macht das Lesen der Briefe doppelt Spaß.
Und noch eine aktuelle Enttäuschung. Hatte von Kurt Vonnegut nahezu alles gelesen. Nun gab es einige Bücher mit Kurzgeschichten von ihm. Kurz Abzocke. Das hat nichts mit DEM Vonnegut zu tun. Da haben sie uralte Sachen von ihm ausgegraben.
Ein Trauerspiel. Vonnegut over alles galt immer und nun werde ich keinen neuen Vonnegut mehr lesen können. Ich bin echt SEHR enttäuscht. Habe die Teile auch schon wieder zum Verkauf gestellt.
Also Vonnegut NUR Ja - mit der Ausnahme seiner Kurzgeschichten.
www.dostojewski.eu
Wenn Sie Recht hat (und es mutet so an) liest fast die ganze Welt ein anderes Arme Leute, als es Dostojewski gewollt haben könnte.
Macht nichts, fast die ganze Welt liest Literatur anders, als es Autoren mal gewollt haben könnten. Ein entscheidendes Merkmal von Literatur als solche.
Persönlich muss ich sagen, dass ich noch nie viel Freude an Dostojewski empfunden habe. Er ist sehr gehaltvoll, aber auch quälend.
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[i]Poka![/i]