HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Zu Weihnachten mir gegönnt, oder gegönnt worden:
Kleist: Dichter, Krieger, Seelensucher - Biographie, von Peter Michalzik, List Verlag. Faszinierender Mensch, dieser Kleist, durch die Zeiten
Erschriebene Unendlichkeit: Briefe (Jean Paul), von Helmut Pfotenhauer, Carl Hanser Verlag. Jean Paul - nach so vielen Jahren immer noch - mein Jean Paul
Schiller - Sämtliche Werke in 5 Bänden, Hanser Verlag (bei mir schillert es zur Zeit mächtigst)
Michel de Montaigne - Nebst des Verfassers Leben Gebundene Ausgabe, 3 Bände, die gebundene Ausgabe vom Diogenes Verlag, immer noch ein "Kopfkissenbuch". Die Taschenbuchausgabe ist schon arg zerlesen und zerfingert.
Goethe - Schiller, Der Briefwechsel: Text und Kommentar in zwei Bänden (Reclam Bibliothek), hier die zweibändige und kommentierte Ausgabe, meine Vorgänger-Ausgabe war da etwas unvollständig und irgendwie zu "anti-quarisch".
Etwas anderes als die guten "Alten" kann und mag ich zur Zeit nicht lesen. Das "Moderne" ist mir zu aufgeregt, zu seifenblasig, diese retroapokalyptischen Eiferkollektive nerven einfach nur noch und sowieso und überhaupt...
Ich schwelge gerade in Haseks "Schwejk". Da kommt der Leser auf seinen Lachmuskel-Geschmack, zumindest auf den ersten Seiten.
Zitat von Hasek
"Schwejk betrachtete inzwischen mit Interesse die auf die Wände gekritzelten Inschriften. Da gab es eine Inschrift, in der ein unbekannter Arrestant einen Kampf mit der Polizei auf Leben und Tod gelobte. Der Text lautete: "Ihr werdet es euch auslöffeln." Ein anderer Arrestant hatte geschrieben: "Steigt mir am Buckel, Hornochsen." Ein anderer wiederum stellte einfach die Tatsache fest: "Ich bin hier am 5. Juni 1913 gesessen, und man ist anständig mit mir verfahren. Josef Maretschek, Kaufmann aus Wrschowitz." Ferner gab es hier eine Inschrift, die durch ihre Tiefe erschütterte: "Gnade, großer Gott -" und darunter: "Leckts mich am A." Der Buchstabe "A" war jedoch durchgestrichen, und an der Seite stand mit großen Buchstaben "Rockschoß".
usw. usf.
Und wenn ich jetzt so das Jahr rekapituliere, dann muss ich sagen, hier thronte wahrlich die Lektüre von Tiziano Terzani. Dessen Bücher haben mir wunderschöne Lese-Stunden verschafft. "Das Ende ist mein Anfang" gibt es übrigens auch als Film. Terzani wird von Bruno Ganz dargestellt. Das kann ja dann nur gut sein.
Art & Vibration
Goethe - Schiller, Der Briefwechsel: Text und Kommentar in zwei Bänden (Reclam Bibliothek)
Da bin ich seit über zwei Jahren dran. Immer in Phasen. Unterhaltsam aber auch anstrengend. Ich mag die Sprache.
Mich würde es interessieren, ob Du tatsächlich MIT Kommentar liest. Ich fänd` das wär der Hammer und Du müsstest die Biographien nachts um drei geweckt, umgehend rückwärts aufsagen können ;-)
. . . . denn der Kommentar ist der härteste, den ich je gesehen habe.
Kleist: Dichter, Krieger, Seelensucher - Biographie,
Habe dieses Jahr mal eine kleine Bio gelesen. War nicht so angetan, vermutlich aber von der Bio > die war so ehrlich. Unentwegter Tenor: Quellenlage ist dürftig. So sah es dann auch aus: hochgradig interpretativ und spekulativ. Mir schien es wirklich sehr weit hergeholt. Nicht zu Ende gelesen.
mit Rekapitulieren komm ich nur bis zum zuletzt gelesenen Buch: Bianka Pietrow-Ennker - Russlands >neue Menschen< / Die Entwicklung der Frauenbewegung von den Anfängen bis zur Oktoberrevolution
Obwohl eine Habilitationsschrift liest es sich wunderbar flüssig UND es ist kein verkrampfter Feministen-Scheiß, sondern eine nüchterne wohlfeil ausgewogene Bestandsaufnahme / Entwicklungsbeschreibung. Kurzweilig und sehr aufschlussreich.
Haseks "Schwejk" habe ich mal als Kind gelesen. Habe keinerlei Erinnerung mehr - nur noch an das Buch-Cover. Das giefiel mir sehr
www.dostojewski.eu
Zitat von Jatman1 im Beitrag #18
Goethe - Schiller, Der Briefwechsel: Text und Kommentar in zwei Bänden (Reclam Bibliothek)
Da bin ich seit über zwei Jahren dran. Immer in Phasen. Unterhaltsam aber auch anstrengend. Ich mag die Sprache.
Mich würde es interessieren, ob Du tatsächlich MIT Kommentar liest. Ich fänd` das wär der Hammer und Du müsstest die Biographien nachts um drei geweckt, umgehend rückwärts aufsagen können ;-)
. . . . denn der Kommentar ist der härteste, den ich je gesehen habe.
Naja, so mit Kommentar sind manche, wirklich großen Werke(Ausgaben) irgendwie verständlicher, denn Dantes Göttliche Komödie würde uns ohne Kommentar so ziemlich ratlos zurücklassen. Bei Hölderlin (WBG-Ausgabe) ist der auch ganz nützlich und der Faust, in den zweibändigen Ausgabe mit dem Kommentarteil (Albrecht Schöne), da wird dann der Kommentar selbst wieder zu einem eigenständigen Werkchen.
Was die Kleist-Biogaphie betrifft, ich bin da einfach neugierig, mal sehen wie sich das anlässt. Bei diesen Dichtern denke ich immer daran, was sie wohl noch so alles geschrieben, hätten sie Goehtes Alter erreicht. Schiller hätte wohl irgendwann den Elia gemacht und sich sozusagen ästhetisch in lauter Wohlgefallen aufgelöst, samt Entrückung in das ewige Himmelblau göttlicher Wohligkeiten. Kleist hätte olle Shakespeare in den Schatten gestellt und Kafka den mannischen Thomas endgültig als bunt lackierten Affen dastehen lassen.
(Diese, meine Meinung ist natürlich immer verhandelbar...)
Bei Werken kann ich mir das vorstellen, doch konkret die Kommentare zu den Briefen haben mich voll im Regen stehen lassen. Schon kurz überlegt, ob ich den Kommentar-Band einfach wegwerfe ;-)
(Diese, meine Meinung ist natürlich immer verhandelbar...)
schön formuliert
www.dostojewski.eu
Jetzt gehe ich auch den Geburtstags-Weihnachts-Bücherstapel an, beginnend mit Navid Kermani, Zwischen Koran und Kafka
Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
Zitat von LX.C im Beitrag Oktober 2015
Ich bleibe ganz spanisch und lese über eine "verlorene Zeit", über die Tristesse der Krisenjahre in Spanien: Rafael Chirbes - Am Ufer . Bis jetzt ein klasse Roman!
Eine harte Nuss, die ich am Ende des Jahres nun doch noch geknackt habe. Im Grunde passiert nichts, außer das Leben – rückblickend vom Bürgerkrieg bis zur Erzählzeit, der Wirtschaftskrise. Die Leiche am Anfang, nur der Aufhänger, denn über den Vorgang der Selbsttötung kann uns der Erzähler und Hauptprotagonist natürlich nichts erzählen. Am Ende bleibt der Eindruck eines einzigartigen Werkes über die Wirtschaftskrise in Spanien und ihre unmittelbaren, länderspezifischen Ursachen und Folgen. Wahrscheinlich einer DER Romane, zum Thema Immobilien- / Banken- und Wirtschaftskrise unserer Zeit; auch wenn ich persönlich den Roman etwas gestrafft hätte. 80-100 Seiten weniger, insbesondere auf der privaten Ebene des hauptsächlichen Erzählers Esteban, hätten ihm gut getan.
Damit geht ein sehr gutes, ein tolles, ja streckenweise großartiges Jahr zu Ende, in dem ich weniger gelesen, dafür aber meinen "eigenen Roman" fortgeschrieben habe
Ich wünsche Euch allen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2016, bleibt gesund. Prost!!!!
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[i]Poka![/i]