HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Charles Bukowski - Noch mehr Aufzeichnungen eines Dirty Old Man
Zitat
Wie stehen Sie zu der verbreiteten Ansicht, dass alle Gedichte politisch sind? - Nein, ich glaube, die meisten Gedichte sind Kühe mit großen durchhängenden leeren Titten.
Hahaaaaaaaaaaahahahahahaaaa.
Ja und zu dem, was allgemein mal so zu degressiver Lektürefluktuation anklang: So viele Bücher wie früher lese ich auch nicht mehr. Warum? Meine individuelle internale Analyse ergab, dass ich gar nicht mehr so viele Bücher wie früher lesen kann, seit ich den ganzen Tag dauer-online bin. Ständig alle neuen Artikel auf Spiegel-Online, auf Facebook alles lesen, was jeder so von sich gibt, geschäftlich etwa 10 E-Mails am Tag mit Links zu Geschäftlichem, was man dann auch wieder lesen muss ... Oh schnöde Welt. Prä-Internet war schön. Bücher überall, die rochen nach was, die hatten viele Zeilen ... doch ein Gehirn kann eben pro Tag vermutlich nur keine Ahnung sagen wir mal 1000000 Zeichen aufnehmen, und das wird bei mir inzwischen durch Internet-Leserei abgedeckt. Die Literaturforen haben ja auch nicht mehr die Klicks und Beteiligungen wie sagen wir mal vor 10 Jahren noch. Und: Inzwischen soll es ja auch, dank self publishing, mehr Autoren als Leser geben. Macht ja nix, schließe mich da nicht aus aus der Suppe. Zeiten ändern sich und mich und dich.
Und dann will man ja auch noch Musik hören und muss was arbeiten und Krimis gucken und sich mit der Frau beschäftigen und mit der Verwandtschaft, die Wohnung putzen etc. Also das mit dem Bücherlesen, das ist wirklich keine einfache Sache mehr in der heutigen Zeit.
Hi Phönix mit dem Namen Zypresserich.
Ansprechend Überlegung zur degressiven Lektürefluktuation. Man liest allenthalben, aber nur Fragmente, Schnipsel, Schrott - an dem bleibt man dann auch noch hängen. All das liegt zudem noch quer im Koppe rum, nimmt mehr Platz in der Birne als nötig ein. Und schon hat man sie, die Luftlöcher im Schädel.
In so einer Unruhe fühlt sich ein zu lesendes Buchzudem schlecht aufgehoben und lässt von den Synapsen Bescheid geben: Nen Buch - ach nö. Jetzt gerade nicht.
Mit diesem Do it - Konvolut "Und dann will man ja auch noch Musik hören und muss was arbeiten und Krimis gucken und sich mit der Frau beschäftigen und mit der Verwandtschaft, die Wohnung putzen etc." hat es vielleicht nix zu tun. Musik war früher" (ah! da ist es das Unwort!) bereits angesagt und der Rest war halt Party in all seinen Ausprägungen. Ich denke, Zeit ist / wäre gleich viel im Angebot . . . Who knows.
Achja, früher. Habe ich Bukowski mit Freude goutiert. Die Begeisterung ist seltsamerweise entschwunden.
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Ja, Jatman1. Vermutlich dann eher die 1000000-Zeichen-Theorie. Mein Online-Sein macht mir das Papierbücherlesen kaputt. Und das Spielen. Hab ich früher auch nie gemacht. Spiele inzwischen lieber agar.io online und fresse Zellen, statt Zeilen zu lesen. Aber Bukowski geht immer noch und immer wieder. Oder auch Ringelnatz. Oder Heine. Oder Hölderlin. Also eher Kurzes zwischendurch. Aber keine Wälzer mehr. Thomas Pynchons Bleeding Edge habe ich nach ca. 100 Seiten ins Regal gestellt, geht nicht mehr an mich. Erfundene Handlungen lesen ... nicht mehr so mein Ding. Lieber dann mal eine Zeitschrift wie Psychologie Heute.
Gruß
"Phönix" - hihihi
P. S.: Las letztens mal: Was Wie Warum lesen Sie diesen Monat? Ja ... also nicht mehr nur: Was lesen Sie? Sondern eher so: Ey, warum lesen Sie eigentlich noch? Fand ich lustig.
P. P. S.: Aber dann, vielleicht mal als Rentner ... Die ganzen Lesezeichen in den Unvollendeten ... wohlweislich nicht entfernt ... Vielleicht dann? Nee, dann vermutlich auch nicht, weil man sich dann seinen Ärzteplan und die Medikamentenbeipackzettel zu Gemüte führen muss ... wer weiß wer weiß ...
Lesezeichen gibt es bei mir nicht mehr. Geht es nicht, fliegt es in die Tonne. NIE habe ich ein Buch später "weitergelesen" und auch Jahre lang in die Warteschleife gesetzt. Und die Kraft für den Akt "Buch weg" ist inzwischen befreiend. Ich fühl mich ein Stück weniger mir gegenüber verpflichtet "vernünftig" zu sein.
Erfundene Handlung lesen - genau das ist es auch, was bei mir nicht mehr geht. Bei mir wäre es Vonnegut (der Einzige den ich vielleicht ein zweites Mal lese). Doch leider ist der tot und ich habe schon alles verschlungen.
Ist dieser Effekt ein persönlicher oder ein soziologischer? Man hastet mehr mit der Zeit und ihren hektischen Gewohnheiten, als man vermutlich wahrhaben will. Merke ich, wenn ich mal einen älteren Film sehe. Die haben da sehr viel Zeit, bevor ein Schnitt kommt. . .
Hier gibts was Kurzweiliges. War eines meiner skurilsten Konzerte.
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Zitat von Zypresserich im Beitrag #1
Charles Bukowski - Noch mehr Aufzeichnungen eines Dirty Old ManZitat
Wie stehen Sie zu der verbreiteten Ansicht, dass alle Gedichte politisch sind? - Nein, ich glaube, die meisten Gedichte sind Kühe mit großen durchhängenden leeren Titten.
Hahaaaaaaaaaaahahahahahaaaa.
Wo kommt das denn her? Kennt man den Inhalt nicht schon? Oder haben die irgendwas postdingens ausgekramt?
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[i]Poka![/i]
Zitat von Jatman1 im Beitrag #6
Ist dieser Effekt ein persönlicher oder ein soziologischer? Man hastet mehr mit der Zeit und ihren hektischen Gewohnheiten, als man vermutlich wahrhaben will. Merke ich, wenn ich mal einen älteren Film sehe. Die haben da sehr viel Zeit, bevor ein Schnitt kommt. . .
Das ist so, ja. Habe gestern auch darüber nachgedacht, wie viel doch Kafka geschaffen hat, trotz seiner nur ca. 40 Lebensjahre, Ärztepläne und Medikamentenbeipackzettel. Und bin zu eben jenem Schluss gekommen, dass man noch ZEIT hatte und nicht unter übermäßiger Zerstreuung litt. Wir leiden bewusst, die meisten unbewusst an der medialen Pluralisierung. Und wenn ich bedenke, dass man sich die Abhörgeräte der "Stasi" heute schon freiwillig in den Raum stellt, am besten in jeden eines, Schlafzimmer und Bad eingeschlossen, und dafür auch noch bezahlt, dann sträuben sich mir die Kopfhaare zu Fragezeichen. Schöne neue blasierte Welt.
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[i]Poka![/i]
So und vermutlich aus den selben Gründen dümpel ich auch schon ewig am Schloss rum. Am, nicht im, denn ins Schloss kommt man ja faktisch nicht. Aber bald is geschafft. Dann befreie ich mich von Kafka, am besten ganz und gar, aber diese Entscheidung steht noch aus. Und kümmere mich endlich um den mir so am Herzen liegenenden John Fante. Einer der wenigen (Gegenwarts)Autoren, die selbst Bukowski bewundert hat.
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C im Beitrag #7Jap, postdingens, Inhalte kannte ich noch nicht. Seine Kolumnen. Musste mal googeln oder amazonen: Aufzeichnungen eines Dirty Old Man, Noch mehr Aufzeichnungen eines Dirty Old Man und Das weingetränkte Notizbuch (was ich als nächstes ordere) sind wohl Erstveröffentlichungen.
Wo kommt das denn her? Kennt man den Inhalt nicht schon? Oder haben die irgendwas postdingens ausgekramt?
Erstveröffentlichungen nach dem Tod.
Gab es bei Vonnegut auch, habe ich mir bestellt. Und - ein herber Reinfall. Alles sehr frühe Texte. Da habe ich aus, wie ich dachte, "alter Disziplin" alles gelesen. Ich hätte es mir sparen können. Dass Vonneguts Oeuvre bei mir mit einem leidigen Abgang sein Ende fand bedauer ich noch immer.
Erich Valentin - Mozart > riecht nach imaginärem Lesezeichen . . .
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Zitat von Zypresserich im Beitrag #13Zitat von Jatman1 im Beitrag #12HAHA Es gibt allerdings auch nichtgelesene, hoffnungslose Bücher, da war ich irgendwann konsequent. Thomas Manns Zauberberg zB landete letztendlich doch im Altpapiersack. No chance @ me.
riecht nach imaginärem Lesezeichen . . .
konsequent find ich das nicht, eher dumm
Glückwunsch zu Deiner Konsequenz, Zypresserich! Das nenne ich ehrliche und folgerichtige Entschlossenheit.
Dummheit kann man es beileibe nicht nennen. Bedenklicher erscheint mir eine dogmatische Ergebenheit vor dem Kulturgut Buch und vermeintlich großen Namen. Was brauchbare Kultur zu sein scheint und welcher Autor groß zu titulieren ist, entscheidet jeder höchst selbst für sich. Und für die entscheidende Person, kann seine Entscheidung immer nur RICHTIG sein. Dumm nie.
Wer zu Mohn- und Käsebrötchen gekommen ist, weil er meinte, dass er sie doch mal probieren könnte, da sie allenthalben hoch gelobt und gern gegessen werden und zu dem Schluss kommt, dass sie ihm überhaupt nicht schmecken und sie darauf in der Bio-Tonne entsorgt – dem macht doch auch niemand Vorwürfe wie, Lebensmittel schmeiße man nicht weg, er respektiere die Arbeit des Bäckers nicht, er könne die hohe Qualität der Brötchen doch nicht negieren. Und wenn es denn sein müsse, dann solle er sie doch zumindest auf ewig aufbewahren.
Käme jemand auf derartige Ideen, man würde ihn vielleicht in einem unbedachten Moment dumm nennen.
Wer seine Brötchen jedoch tatsächlich aus besagten Gründen aufbewahrt mutet etwas außergewöhnlich an, aber selbst jenen gilt es keinesfalls dumm zu schellten. Es wäre dumm ;-)
(Die gendergerechte Version des Textes liefer ich nach, wenns mal passt )
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