HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ich mache keine Buchvorschläge ... Ich sage nur, lese Nabokovs Sachen, vergiss was ich schreibe, aber lese Nabokov, ich lese
insbesondere VORTRÄGE ÜBER WESTLICHE EUROPÄISCHE LITERATUR ...... Ich weiß auch nicht, wie ich Buchvorschläge machen kann
Es ist dumm von mir, vergiss es einfach, lies Nabokov und vergiss, was ich geschrieben habe. Na gut, ich will mehr schreiben, obwohl ich nicht mehr schreiben kann.
Literaturvorlesungen können schrecklich langweilig sein, bis man freiwillig ein Maskenschutz anzieht, damit man die Worte des Vortragenden nicht mehr so gut versteht,
bei Nabokov ist das anders, aber wie anders? Vielleicht weil er weiß was er sagt, was er tut, worüber er schweigt. Er schreibt über Kafka und er wirft dabei den Rest der
LIteratur nicht in die Tonne, aber Langweiler wie Thomas Mann sind nicht weit von der Tonne entfernt, aber sie können selbstverständlich jederzeit wieder hervorgeholt werden. So weit so gut, wie gehts weiter, es geht nicht weiter, ich kann nicht mehr :-)
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 03.10.2020 17:38von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Hahaha. Die gibt es auch noch für die russischen Werke. Den Schriftsteller als Mensch mag ich nicht so gerne, aber als Uniprofessor hätte ich ihn gerne gehabt. Der konnte seinen Studenten herrlich vermitteln, wie man "richtig" liest.
Nabokov ist mir jetzt natürlich auch wieder ein Dorn im Auge oder ein Funkeln. Letzteres trifft besser zu. Ich ging gestern meine Liste an gelesenen Büchern von ihm durch und dachte, ich hätte schon alles durchgeblättert (von Sekundärliteratur einmal abgesehen, da wartet auch noch Dieter E. Zimmer mit "Nabokov reist im Traum in das Innere Asiens", ein Buch, das auch Teil der tollen Gesamtausgabe von "Rowohlt" ist, die mit den weinroten Einbänden) und musste dann erstaunt feststellen, dass ich dann nach einem Durchgang fast aller Werke zwei Erzählbände ausgelassen habe und "Das wahre Leben des Sebastian Knight", obwohl ich mich eigentlich daran "erinnere", es gelesen zu haben, ohne den Inhalt rekapitulieren zu können.
Na gut. Ich lese es einfach noch einmal, wie auch "Durchsichtige Dinge". Auch das, glaube ich, ist schon irgendwo im Herz gespeichert, aber das verfluchte Gedächtnis macht nicht mehr mit. Daher schreibe ich mir mittlerweile alles auf, was ich lese, wie ich es fand und was der Inhalt war. Rettet mich seit Jahren und macht auch die Auseinandersetzung mit den Büchern interessanter. Zudem kann ich sehen, ob sich bei einem eventuellen Wiederlesen die Ansicht verändert hat. Nabokov jedenfalls steht auf der Liste. Vielleicht wirklich noch einmal seine schönen Literatur-Schimpfereien. Die sind ja immer wieder eine Bereicherung.
Art & Vibration
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 03.10.2020 19:44von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
„Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses.“ Das hat Kafka in irgendeinem Brief an Pollak geschrieben. Und dann noch seine Briefe an Milena oder Felice. Meine beste Erinnerung an Samsa ist und bleibt das „frühzeitige Aufstehen“, das einen ganz blödsinnig macht. Da hat er mir ganz aus der Seele gesprochen.
Art & Vibration
wahrscheinlich nicht nur dir, allen Handelsreisenden und Bürovorstehern.
Gefallen tun mir bei Nabokov die Zeichnungen die er macht oder selbst machen lässt, bei Dr Jekyll und Mister Hyde hat er.
ich glaube es war ein Student von ihm, genau aufgezeichnet wer wo wohnt und wie Gregor Samsa aussah übernahm Herr Nabokov selber
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 03.10.2020 23:02von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Der hat auch so gelesen. Indem er jeden in der Literatur beschriebenen Raum geistig ausgemalt hat. Wie bei "Bleak House" von Dickens. Nach dem Lesen wußte er noch, welches Bild in welchem Raum neben dem Eingang und über der geblühmten Couch hing und welche Topfpflanze daneben stand. Ja.ja. Und ich habe dann auf seine Empfehlung hin "Bleak House" gelesen und es nicht bereut. Obwohl ich nicht sagen könnte, was auf jenem Bild war, aber das Teppichmuster habe ich mir gemerkt. So kann's gehen. Ich finde ja, Pnin ist auch irgendwie gezeichnet. Und wie lieb man ihn gewinnt.
Lese übrigens gerade Olga Martynova. Kennst du die? Wenn nicht, wird sie dir bestimmt gefallen. Schön experimentell. Das Buch heißt "Mörikes Schlüsselbein" mit solchen Sätzen :
"Hinter einem harmlos aussehenden Haus beginnt plötzlich die Leere."
oder
"Egal wie gepflegt das jeweilige Leben ist, direkt neben ihm ist Draußen. "
oder
"Der Herbst ist untrinkbar." usw. usf.
Wie es der Zufall will, den es ja gar nicht gibt, wird darin natürlich auch etwas von Nabokov zitiert, wenn auch nur aus "Lolita":
Zitat von Nabokov
"Der schmale Saal wurde von demselben trüben, unwahrscheinlich granatfarbenen Licht überschwemmt, das in Europa vor langer Zeit die Bordelle auszeichnete, hier aber einfach in einem anständigen Familienhotel Stimmung machte."
Nabokov hat in Amerika anscheinend interessante Details festgestellt. Dafür muss man ein Auge haben. Aber er wohnte ja auch sein Leben lang im Hotel. Da verwundert das nicht. Da bleibt der Blick sozusagen wach.
Art & Vibration
das Hotelleben scheint mir....keine Ahnung, ich konnte im Hotel nie besonders schlafen, allerdings
bin ich weder Udo Lindenberg noch Nabokov....
Die Olga Martynova kenne ich nur vom hörensagen, der Satz macht einen natürlich schwindlig und man
möchte ihn an sich drücken, also gilt das Buch wohl als bestellt
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 04.10.2020 11:55von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
In ihrem ersten Roman "Sogar Papageien überleben uns" erzählt sie über die sowjetischen Verhältnisse, so als eine Art Vorgeschichte (noch weniger experimentell) . Auch dort wird Nabokov erwähnt, um den heimlichen Traum der Russen nach Freiheit zu verdeutlichen, bevor dann die Welt, z. B. Leningrad, durch Werbung bunter wurde, freilich ohne die Ware dazu, die angepriesen wurde.
Zitat von Martynova
"Nabokov, er war (in unserem Bewusstsein) schlechthin von früher, hörte Ende der 60er, es gebe in Leningrad einen Josif Brodskij, einen jungen Dichter, einen hervorragenden, einen Liebling von Anna Achmatova, der mit der Obrigkeit Schwierigkeiten habe. Was tut Nabokov, ein Schachspielästhet, ein Wörtersnob, ein Schmetterlingsdandy? Er lässt dem jungen Genie Blue Jeans schicken. Und das war gut so. Das junge Genie hatte damit ein Stück der freien, besseren Welt auf seinem Hintern."
Art & Vibration
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 04.10.2020 19:42von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ich glaube, Schwäne auch. Deshalb gucken die immer so erhaben aus der Ferne.
Ach nee, die bleiben nur ein Leben lang zusammen. Deshalb die Erhabenheit. Man könnte es (sogar) Arroganz nennen. Schwan essen die Gourmets nicht so häufig. Papagei auch nicht. Und Möwe schmeckt anscheinend gar nicht. Das sind die wirklich Überheblichen. Für die sind Menschen nur Störfaktoren in der Landschaft.
Art & Vibration
Zitat von Taxine im Beitrag #10
Ich glaube, Schwäne auch. Deshalb gucken die immer so erhaben aus der Ferne.
Ach nee, die bleiben nur ein Leben lang zusammen. Deshalb die Erhabenheit. Man könnte es (sogar) Arroganz nennen. Schwan essen die Gourmets nicht so häufig. Papagei auch nicht. Und Möwe schmeckt anscheinend gar nicht. Das sind die wirklich Überheblichen. Für die sind Menschen nur Störfaktoren in der Landschaft.
Erhabenheit und Arroganz gehen Hand in Hand...
Aber Schwäne sind wirklich vornehm........Enten sind treue an Fäden gebundene Tiere, sie können fliegen, manchmal hab ich den Eindruck sie
vergessen es....
Vespen und Bienen können sich nicht lieben, hab ich gelesen, halte ich aber für Mainstreampropaganda und wo ist
jetzt Nabokov?
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 05.10.2020 17:49von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Erhabenheit hat eine natürliche Ausstrahlung, Arroganz eine künstliche.
Mit Nabokov müssten wir notgedrungen zu den Schmetterlingen übergehen. Ob er die gesammelt hat, um kein Erdbeben auszulösen?
Art & Vibration
RE: Nabokov immer nur Nabokov
in Buchvorschläge 06.10.2020 11:56von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Nabokov fing im Schmetterling
die Kindheit ein.
Die grenzenlos zerteilte Zeit
schimmert als Gefängnis.
Die Vibration des Flügelschlags
ist auf das Brett gebannt.
Und verstaubt, wie die Jahre.
Art & Vibration
Zitat von Taxine im Beitrag #14
Nabokov fing im Schmetterling
die Kindheit ein.
Die grenzenlos zerteilte Zeit
schimmert als Gefängnis.
Die Vibration des Flügelschlags
ist auf das Brett gebannt.
Und verstaubt, wie die Jahre.
Ich bekomme heute den Film über ihn, bin gespannt, aber
sehen kann ich ihn erst morgen, was bedeutet dass
ich das hätte morgen schreiben sollen, denn
dann hätte ich etwas gewichtiges dazu sagen können,
was ich natürlich nicht getan hätte
wahrscheinlich schrieb ich
der film war gut, ja gut, irgendwie gut