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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 07.01.2024 15:45
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

"Allein dass das Pergament dieser Kodices so bemerkenswert haltbar war, hielt Denken und Gedanken der Alten am Leben; andererseits bot, wie die humanistischen Bücherjäger wussten, auch die Haltbarkeit des Schreibgrunds keine Garantie dafür, dass die Texte nicht untergingen. Oft löschten die Mönche mit Messern, Bürsten und Lappen die alten Schriften aus – Vergil, Ovid, Cicero, Seneca, Lukrez – und schrieben an deren Stelle die Texte, die sie auf Anweisung ihrer Oberen zu kopieren hatten."

Ganz im Sinne des Bibliophilen erzählt Stephen Greenblatt in seinem Buch "Wende" die Geschichte Poggio Bracciolinis, der etliche antike Schriften in den Klöstern aufspürte, wo sie wahrscheinlich überschrieben worden wären, da die heidnischen Werke den Christen als Sünde galten. Poggio rettete Handschriften und Werke von Cicero, Lukrez und anderen (*) und fertigte von ihnen Kopien an, durch die sie der Nachwelt erhalten blieben, während zuvor schon so viel verloren ging. Von Lukrez' Gedicht "Von der Natur" wurden etwa 50 Abschriften gemacht und eine Kopie landete in der von Michelangelo für die Medici gestalteten Bibliothek:

"Das Buch, eine der Hauptquellen der Neuzeit, präsentiert sich als bescheidener Band, gebunden in das inzwischen verblasste, ramponierte rote Leder mit Metalleinlagen, das die Medici für ihre Handschriften ausgewählt hatten; am unteren Rand des hinteren Buchdeckels ist die Kette befestigt, mit der die Handschriften an den Lesepulten festgemacht waren."

" Wende" ist einfallsreich und sachkundig geschrieben (der Titel, im Original "Swerve", meint eher den plötzlichen Ruck bzw. die kleinste zufällig abgelenkte Bewegung der Atome, durch die immer neue Formen entstehen). Greenblatt befasst sich besonders mit dem Epikureismus und stellt die These auf, dass das Christentum das Streben nach Lust (das falsch interpretiert wurde) in über tausend Jahren ausmerzte und den gläubigen Menschen zur Demut und Unterwerfung umerzog.

Der Fund von Lukrez' Gedicht "Von der Natur" stellte das gesamte geistige Denken des 15. Jahrhunderts infrage und leitete so die Renaissance ein, in der eine Wiederbelebung der Antike begann, die vorher abgelehnt wurde. Lukrez war ein Schüler Epikurs und vermittelte dessen Lehre weiter, dass die Seele nach dem Tod wie der Körper stirbt und dass sich das Sein aus Atomen (die "Keime der Dinge") zusammensetzt, als eine zufällige Anordnung. Für ihn lebten die Götter getrennt vom Menschen, so dass sie auch nicht durch Riten und Kulte besänftigt werden können, weil es schlichtweg keine Verbindung zwischen den Welten gab. Die Katholische Kirche empfand einen Gott, der kein Interesse an Bestrafung und Belohnung hatte, als Bedrohung. Das Buch ist ein großartiger Lesebeginn 2024. Überhaupt will ich mich mehr mit der Renaissance beschäftigen.

---
(*) Im Vorwort zu Poggios "Facezien", eine Sammlung an Anekdoten, die häufig das Leben am Hof der Römischen Kurie sarkastisch aufs Korn nimmt, wo er als Sekretär und Schreiber des Papstes tätig war, heißt es, zitiert aus einem seiner Briefe:

"O, wer beschreibt meine Freude, als ich den Fund betrachte und des Valerius Flaccus Argonauten entdecke! Im nämlichen Kloster fand ich auch die sämtlichen Bücher von Quinctilian in Staub und Moder. Erzählen muß ich noch, wie ich Catulls Gesänge auf einem Speicher fand."

Er sah die antiken Schriften wie Menschen, die gerettet werden müssen, vielleicht auch, weil er die als Ketzer verbrannten Prediger Jan Hus und Hieronymus von Prag nicht retten konnte, die u. a. forderten, dass der Reichtum der Kirchen an die Armen verteilt werden sollte.)




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#2

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 15.01.2024 12:35
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Ganz im Sinne der aktuellen Lage:

"Weh euch dann, die ihr den Menschen ihren einzelnen ächten Werth raubtet, um Lücken mit ihnen auszustopfen; wenn ihr es nöthig fandet, Moräste mit ihnen auszudämmen, damit dem stampfenden Roß ein Weg zum Feinde gebahnet sey – die ihr um einer Chimäre, um eines allgemeinen abstrakten Begriffs willen, den ihr Staatskörper nennt, den Menschen nicht mehr um sein selbst, sondern bloß um dieser Chimäre, um dieses abstrakten Begriffs willen, wollt existiren lassen! "

Das stammt aus dem wunderbaren Werk "Andreas Hartknopf - eine Allegorie", das ich genauso liebe wie den "Anton Reiser". Und nun lese ich von Karl Philipp Moritz "Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 - 1788".




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#3

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 26.01.2024 20:52
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Moritz Reiseberichte sind wirklich großartig. Man reist mit ihm nicht nur nach Italien oder England, sondern in der Zeit. Und was ihm alles so auffällt, ist ebenso faszinierend. Hier z. B. ein Auszug aus "Reisen eines Deutschen in England im Jahre 1782":

"Die Englischen Särge sind sehr ökonomisch gerade nach dem Zuschnitt des Körpers eingerichtet; sie sind platt, oben breit, in der Mitte eingebogen, und unten nach den Füßen zu laufen sie spitz zusammen, ohngefähr wie ein Violinkasten.
Einige schmutzige Träger suchen sich mit dem Sarge, so gut sie können, durchzudrängen, und einige Trauerleute folgen. Übrigens bekümmert man sich so wenig darum, als ob ein Heuwagen vorbeiführe."




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#4

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 26.01.2024 22:20
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Durch die Reise nach England und seinen gelungenen Bericht darüber, wurde Moritz allmählich in Deutschland bekannt. Er trifft als erstes in London mit seinen von Ruß geschwärzten Häusern und prächtigen Squares ein und begibt sich dann Richtung Windsor, um wieder atmen zu können. Auch erzählt er, dass in England das Taschenbuch schon gang und gäbe war, so dass auch das gemeine Volk las, was in Deutschland zu seiner Zeit noch den Gebildeten vorbehalten blieb. Er freut sich über die günstigen Buchpreise und dass das Buch so praktisch in seine Rocktasche passt.

Es gibt sehr schöne Erinnerungen an ihn von Karl Friedrich Klischnig, der ihn dort Anton Reiser nennt und die im autobiografisch gehaltenen Roman festgehaltenen Geschehnisse fortsetzt, als der Traum einer Theaterkarriere platzt. Klischnig lebte die letzten drei Jahre vor seinem Tod mit ihm auf engstem Raum zusammen und berichtet auch viel von seinen düsteren Launen und seiner Unruhe. Auch deutet er in den Erinnerungen an, dass Moritz in England aufgrund seiner Armut in einige beschwerliche Situationen geriet, beispielsweise, weil er zu Fuß unterwegs war und nicht, wie alle anderen, in einer Kutsche. So hielt man ihn teilweise für einen Vagabunden, Obdachlosen, Straßenräuber bzw. für eine suspekte Person. Hier Moritz selbst dazu:

"Ich war nun auf Oxfordroad, einem sehr breiten und schönen Wege, wo mir viele Fuhrwerke und Postkutschen begegneten, die denn doch zuweilen, wegen der Hitze einen etwas beschwerlichen Staub verursachten. Die schönen grünen Hecken, welche die Landstraßen in England einzäunen, tragen sehr viel zur Annehmlichkeit derselben bei, welches auch hier der Fall war, und wenn ich müde war, setzte ich mich zuweilen in den Schatten einer solchen Hecke und las im Milton. Allein es ward mir bald beschwerlich, daß mich die Vorbeireitenden und Fahrenden immer mit einer solchen Verwunderung angafften, und solche bedeutende Mienen machten, als ob sie mich für einen Verrückten hielten, so sonderbar mußte es ihnen vorkommen, einen Menschen an der öffentlichen Landstraße sitzen, und in einem Buche lesen zu sehen.".
(...)
"Ein Fußgänger scheint hier ein Wundertier zu sein, das von jedermann, der ihm begegnet, angestaunt, bedauert, in Verdacht gehalten und geflohen wird, wenigstens ist es mir auf meinem Wege von Richmond bis Windsor so gegangen."

(e. d.)




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#5

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 31.01.2024 21:23
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Wie aus dem Leben gegriffen:

"In der ganzen Menge, die zuschaute, wie man den Häftling (Oscar) Wilde vorführte, gab es nur einen, der ihm ins Gesicht spuckt und nur einen, der vor ihm den Hut zog. - Alle anderen sahen zu."

(Marina Zwetajewa, Ausgewählte Werke, Bd. 3 "Ich sehe alles auf meine Art", Unveröffentlichte Notizbücher, Suhrkamp Verlag)




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#6

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 08.02.2024 20:21
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Ich habe nun in den Briefwechsel von Hermann Hesse und Peter Suhrkamp hineingelesen. Beide sind schon recht betagt und in ihren Charakteren sehr sichtbar. Der Briefwechsel beginnt 1945. Suhrkamp ist aus dem Konzentrationslager zurück und versucht, unter den schwierigen Umständen die Verlagsarbeit wieder aufzunehmen. Hesse ist in der Schweiz und zeigt sich besonders in seiner Ungeduld und in Forderungen, die aufgrund der schwierigen Zeiten kaum zu leisten sind. Immer wieder betont er, dass er nur ungern in Deutschland gedruckt sein möchte. Interessant sind Suhrkamps Beschreibungen über die damaligen Zustände, darunter über die Berliner Blockade 1948. Wir, also unsere jetzige Zeit kennt ähnliche Bedingungen, wenn er erzählt:

"Ein Blick in die Straßen macht melancholisch und weckt düstere Ahnungen, gegen die man sich schwer wehren kann. Die Gesichter der Menschen in Untergrund- und S-Bahn haben wieder die uns bekannten Zeichen von Entbehrung, Kümmernis und Furcht. Aber jeder weiß, daß wir alle vollständig ohnmächtig sind und die Pläne der Weltpolitiker über uns hinweggehen, höchstens sind wir ein Objekt ihrer Propaganda. Diese Erkenntnis realisieren aber wohl die wenigsten. Der Tag ist voll von dem politischen Geschrei der Parteien, aber sie treiben nur Politik wie eine Schülerklasse."

Ähnlich auch Hesse selbst. Mit seinem Essay "Brief über Kriegsangst" löste er 1950 eine kontroverse Diskussion aus. In seinen Briefen sagt er dazu:

"Schließlich zielt mein Aufsatz ja mehr nach Amerika als nach dem deutschen Westen, der ohnehin fast ein Anhängsel von Amerika ist. Und in der Schicht von Menschen, die mich lesen und auf mich hören, sind eben sehr viele, die von den Mechanismen und Methoden der Kriegspolitik keine Ahnung haben und denen man sagen muß, daß es Leute und Kreise gibt, für die der Krieg ein Geschäft und die Kriegsangst eine wichtige Mehrung ihres Credits ist."

Schon alleine darum lohnt sich das Lesen, um die Zeiten zu vergleichen. Mögen wir auch moderner und chaotischer sein, das politische Geschehen bleibt träge Wiederholung.




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#7

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 16.02.2024 03:33
von Sokolow • 197 Beiträge

Ja in den Briefen mag ich ihn sehr, den Hesse. Döblin hat ihn als langweilige Limonade beschrieben, manche mögen langweilige Limonade, ich mag Döblin und ich mag Hesses Briefe

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#8

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 16.02.2024 10:34
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Hesse ist ja irgendwie eher ein Jugendautor, aber sein "Glasperlenspiel" mag ich noch heute. Ich hatte gesehen, dass es von Hesse eine sehr schöne Briefausgabe gibt, ich glaube, mit fünf oder sechs dicken Bänden. Im Gespräch mit Suhrkamp fasziniert, wie die Freundschaft entstand und wie die Verlagsarbeit voranschritt. Mir waren beide sympathisch, zumal Hesse und seine Bücher wohl entscheidend mit dazu beigetragen haben, dass Suhrkamp seinen Verlag nach dem Ende mit Fischer neu aufbauen konnte. Der Briefwechsel entwickelt eine eigene Spannung und endet mit Suhrkamps Tod. Über Tod und Krankheit wird allgemein viel geredet, aber dass ist bei Thomas Mann und seinen Tagebüchern ja auch so.

Kennst du das Buch "Ich werde immer Ihr Freund sein" von Eveline Hasler? Da geht es um die Freundschaft zwischen Hugo Ball, Emmy Hennings und Hermann Hesse. Ich wusste gar nicht, dass Ball so früh gestorben ist. Hesse war schon ein merkwürdiger Mensch, in seinen Beziehungen und Ansprüchen. Und weil einige Gedichte von Hennings ganz gut waren, lese ich jetzt von ihr "Gefängnis/Das graue Haus/Das Haus im Schatten". Das ist der erste von zwei Bänden. Bekannter ist sie durch "Das Brandmal". Sie schreibt eine Art Gedankenstrom, der alles reflektiert, so die Zeit, als sie im Gefängnis war. "Das graue Haus" wiederum wurde von Verlagen abgelehnt, weil es zu düster war.
Hier ein schöner Einblick in beide Bücher.




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#9

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 16.02.2024 16:07
von Sokolow • 197 Beiträge

Lies die Prosa von Hennings, da ist sie ein echter Schatz, die Gedichte finde ich auch nicht so doll, aber als Dadaistin war sie groß.

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#10

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 31.03.2024 18:18
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Osterzeit ist Friedenszeit. Daher sei hier, zur Erinnerung, Kant zitiert:

"An dem Tage, wo Krieg ausbricht, hat die Regierung sofort freiwillig die Macht niederzulegen, denn sie hat bewiesen, daß sie Das nicht zu verhindern imstande ist, was hintan zu halten der ganze Sinn ihres Amtes war."

Gefunden habe ich das in den Schriften von Theodor Lessing, der für seine Kritik am Prozess gegen den Serienmörder Haarmann von den Medien übelst diffamiert wurde. Nicht umsonst bemerkte er treffend "die unsinnige Geistesverwirrung großer Menschenmassen durch Zeitungen, Halbbildung, Partei- und Staatspolitik (die selbst nichts anderes ist, als das organisierte Verbrechen und von Staats wegen das züchtet, was sie von Privat wegen – wenn es herauskommt – bestraft) ...", was sich bis heute nicht geändert hat bzw. in aller Idiotie wieder aufblüht.

Über Haarmann gibt es übrigens auch eine großartige Graphic Novel, mit wirklich beeindruckenden Zeichnungen von Isabel Kreitz, in denen die düstere Zeit der Nachkriegsjahre wieder zum Leben erwacht.




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#11

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 03.04.2024 18:23
von Sokolow • 197 Beiträge

Hier kommt sie, keine Buchbesprechung, nicht einmal ein Tip, eher ein Wunsch, jeder der Literatur liebt möge dieses Buch fest an sich drücken,
möge all den unglaublichen wundersamen Unsinn vergessen, der in diesem Land erscheint, er und sie (vereint durch die guten Bücher) mögen
dieses Buch durch die Stadt, durch die Umlaufbahn an sich drücken, dunkle Ränder hinterlassen eine Spur, die wieder verschwindet, alles verschwindet,
nur die guten Romane nicht.
Das Buch stammt von Janko Polic Kamov, bei Polic gehört ein Häkchen über das c, aber das krieg ich nicht hin.
Was ich hinbekomme, immer noch hinbekomme ist begeistert sein und dieses Buch ist was es ist, was es sein soll, ein Wunder, es
heisst Austrocknen, und hier kommt eine Leseprobe...
"Gäbe es keine Religion, würden die Leute morden und stehlen"
"und warum morden und stehlen sie heute?"
"Weil sie keine Religion haben."
"Und warum haben sie sich früher umgebracht?"
"Weil sie keine hatten"
"Und wann sollen sie eine gehabt haben?"
"Noch nie"

Um was drehen sich die Seiten des Romans Herr Hut?
Nun, ich würde sagen sie drehen sich um Herrn Arsen, ein völlig
abgedrehter Künstler, der sein Leben für ein Schlamassel hält.
Das Buch mit der Schule der Dummen zu vergleichen, wäre seltsam, aber sprachlich
ist es die Fortsetzung davon.

https://www.guggolz-verlag.de/buecher/austrocknen

zuletzt bearbeitet 03.04.2024 18:29 | nach oben springen

#12

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 03.04.2024 21:50
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Deine Begeisterung ist wirklich ansteckend, und bei diesem Verlag kann man sowieso nichts falsch machen. Also ist es schon bestellt. ✌️🙂

Ich bin gerade gefangen in der "Suche nach der Vorherbestimmung oder Der siebenundzwanzigste Lehrsatz der Ethik" (was für ein Titel) von Boris Strugatzki. Der Roman beginnt sehr eigenartig und gewinnt enorm gegen Mitte des Buches, wenn man dann endlich kapiert, worum es überhaupt geht. Strugatzki hatte ihn bereits 1994 geschrieben, ins Deutsche übersetzt wurde er 2018. Hier dann deutlich weniger versteckte, sondern explizit sichtbare Kritik am Sowjetsystem, oft mit sarkastischer Einlage und ironischer Traurigkeit:

"Nach achtundsechzig jedoch hatte sich ihre Dummheit endlich verflüchtigt und war verschwunden, das Große Ziel aber auch. Jetzt stapelten sich hinter ihnen die unschuldig Ermordeten, ringsum erhoben sich die beschissenen und stinkenden Ruinen der großen Ideen, vor ihnen aber lag überhaupt nichts mehr. Die Geschichte hatte ihren Lauf beendet ... "




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#13

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 03.04.2024 22:05
von Sokolow • 197 Beiträge

die autoren sind wohl geschwister :-)

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#14

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 03.04.2024 22:23
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Meinst du die Strugatzkis? Ja, das waren sie, Arkadi starb allerdings schon 1991. Sie haben sehr viele Bücher zusammen geschrieben (hier einige Rezensionen), der von mir genannte Roman ist nur von Boris. Ich bin ein großer Fan dieser beiden Russen. "Picknick am Wegesrand" von ihnen hat z. B. Tarkowskij als Vorlage zu "Stalker" gedient. Die Strugatzkis mochten die Filmversion nicht besonders, wir dagegen lieben sie. So kann's gehen. 🙂




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#15

RE: Januar, Februar, März 2024

in Lektüreliste 03.04.2024 22:38
von Sokolow • 197 Beiträge

:-) nein, eigentlich meine ich Herrn Kamov und Herrn Strugatzki, besser bekannt als die Strugatzkis, Dompteure der Sprache,
Akrobaten der Literatur. Ich meinte fast alles was du über das Buch des Herr S schreibst, trifft durchaus auch auf das
Buch von Herr K zu, übrigens hat Herr Jergovic das Nachwort geschrieben, auf das kann man sich auch noch freuen...

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