HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Bei "Trost" hat er einen ja etwas auf die Foltergespannt. Aber die Auflösung ist so vom feinsten. Wie freundlich kann man denn ausdrücken, dass dieses ganze Gejammer um die vermeintlichen degenerativen Entwicklungen der Menschheit Unfug ist. Der Mensch bewegt sich immer auf gleichem Niveau, nur sein Lebenskontext wird immer diffiziler. Das verzerrt das Wesen des Menschen halt nur oder verschleiert es oder lässt mehr Ausflüchte zu. Aber der Lec schrumpft die Zivilisation ein und gelangt zum Eigentlich. SO einfach kann das sein.
Große Klasse. In dem Stil kannst Du den Leuten alles verkaufen. Nie wird man ihn einen Zyniker nennen. Eigentlich auch noch ein Beleg dafür, dass sich der Vorwurf des Zynismus lediglich an der Form und weniger am Inhalt ausrichtet.
Nochmal – schöne Sache das
Alt und neu > geht komplett an mir vorbei. Plakativ wie ein Wahlposter.
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Jurij Brezan in Mein Stück Zeit
DAS Gefühl braucht man nach seiner Arbeit und zwar generationsunabhängig:
"Aber nichts war schöner, als nach einem langen, harten Erntetag vor dem Hoftor zu sitzen und den Tag zu spüren: dass man seine Schwere so leicht zu tragen vermochte."
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Und es geht gleich weiter bei Brezan:
Ihn lernten zwei Kindesfreunde, "dass intellektuell keine höhere Stufe von intelligent ist."
Wenn der so weiterschreibt (bin auf S. 28) wird das hier noch eine Blog-Form annehmen ;-)
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Cool. Gucke mir das Buch gleich mal an. Ich lese auch gerade ein schönes Stück "Zeit". Und zwar das von Tiziano Terzani, der seinem Sohn, bevor er dann an Krebs starb, seine Lebensgeschichte erzählt. Das Buch heißt "Das Ende ist mein Anfang ...". Da könnte man sich echt blöd zitieren. Was er über den Krieg, Journalismus, das Leben sagt. Ich mag ihn so sehr.
Hier z. B.:
"Alles wiederholt sich, weißt du, und doch ist es stets, als habe die Geschichte gestern erst begonnen, als habe die Menschheit kein Gedächtnis."
Oder
"Der erste Schritt in den Krieg ist immer die Entmenschlichung des Feindes, vergiss das nicht!"
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Und noch ein wunderschönes Zitat aus demselben Buch:
„Ich mag den einfachen Menschen, der noch Kontakt zur Natur hat. Der ist ein echter Mensch. Die Leute in unseren Städten aber, die in klimatisierten Kästen zur Welt kommen und in klimatisierten Kästen arbeiten, die immer nur von einem Kasten in den anderen wechseln und täglich vom Gift des Fernsehens berieselt werden – sind das noch Menschen? Manche haben noch nie eine Ameise gesehen! Was ist von denen schon groß zu erwarten?“
(Tiziano Terzani "Das Ende ist mein Anfang")
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Nochmal zu Brezan.
Bücher über die Zeit des dritten Reiches sind nicht mein Ding. Ich kann es nicht ertragen.
Das war im Wesentlichen auch ein Buch über diese Zeit - aber eben seine Zeit in dieser Zeit. Und so wie er es beleuchtet, ist es spannend, interessant, erhellend, anregend, nüchtern und eben auch poetisch. Etwas, was ich SO noch nicht kannte.
Aus Feuerstein "Die 9 Leben Feuersteins". (Bekommt übrigens eine 3 Plus, weil gut unterhaltsam aber ein gutes Viertel zu lang.)
Ein Zitat, das er auch nur zitiert: "So lange es den Tod gibt, gibt es noch Hoffnung".
Ich find` den prima.
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Für mich hochgradig überraschend:
"Im Gegensatz, zum Theater, zum Drama ( . . . ) war der Roman im damaligen Frankreich (um 1800 plus x) eine noch sehr junge, kaum entwickelte und auch wenig angesehene literarische Gattung."
Aus Willms- Balzac
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"Der Mensch, seine Selbständigkeit, seine Würde, das heißt sein Menschsein, verschwinden im Tauschwert aller Waren: er wird selber zum manipulierbaren Ding, zur Ware, zum Bestandteil einer riesigen Maschinerie! Der Mensch wird zum Automaten seiner Sinne verkümmern. Unsere Kinder werden alltäglich von einer Flut von Bildern überschüttet, dass sie aufhören werden, selber irgend etwas von Bedeutung zu sehen."
(Fred Wander "Das gute Leben")
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"Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang. Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind. Zu leben bedeutet, jede Minute geboren zu werden. Der Tod tritt ein, wenn die Geburt aufhört."
(Erich Fromm)
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"... Erst im letzten Satz kommt Hölderlin zur Sache, deren Dringlichkeit ich so gut verstehe - Herr Schiller, drucken Sie gefälligst mein Gedicht, denn es ist großartig! Aber wie er es sagt, ist größer als das Gedicht selbst: 'Sollten Sie das Blatt würdigen, in Ihrer Thalia zu erscheinen, so würde dieser Reliquie meiner Jugend mer Ehre widerfahren, als ich hoffte.'" (Kermani, Dein Name)
Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
„Jene, die den Begriff vom Menschen erschlugen, mögen Bildhauer haben, die ihnen Denkmäler errichten, Moralisten, die wissenschaftlich die Notwendigkeit einer politischen Chirurgie nachweisen; sie mögen ihre Presse haben – Zeitungen, die alle Tatsachen dem Zinsfuß ihrer Auftragsgeber zuliebe verfälschen, (…) eine ganze Armee von zweckmäßigen Weltanschauungen mag in ihrem Auftrag aufgeboten werden nicht bloß eine – und dennoch: unter diesen Siegen, Festbanketten und Feuerwerken, unter dem Dröhnen der Kirchenglocken und der Rotationsmaschinen, unter dem bezahlten Rummel und dem Alltagsgetriebe der Dummheit und Nichtswürdigkeit liegt die unumstößliche und unbezweifelbare Wahrheit: der gemordete, massakrierte, geschändete Begriff vom Menschen.“
(Miroslav Krleza "Ohne mich", S. 248, Fischer Verlag)
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"Ich möchte in leicht angesengten Gras liegen" fuhr er fort, "ich wünschte mir glühende Sonne und ausgedörrte Erde, und strohgelbe brüchige Halme mit vielen kleinen Tieren, außerdem trockenen Moos. Man legt sich auf den Bauch und betrachtet alles. Dann müsste noch ein Wall aus Steinen und verkrüppelten Büschen und kleinen Blättern da sein, das wäre herrlich"
Boris Vian Der Schaum der Tage, erschienen bei Wagenbach