HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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#31
von Freigeist • 36 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 26.01.2009 23:04von Freigeist • 36 Beiträge
Gewiss bedarf es einiges an Arbeit, am Anfang im (noch) unbewußten ("unreifen")Zustand mehr und quälender, doch mit der Zeit, mit zunehmender "Reife" immer leichter. Was am Anfang nur erahnt, wird zu Zeiten dann Gewissheit.
Ich möchte ebenso betonen, Arbeit (prinzipiell) als etwas positives zu sehen. Schade nur, dass es so oft als unangehm betrachtet zu werden scheint.
Gruß
Ich möchte ebenso betonen, Arbeit (prinzipiell) als etwas positives zu sehen. Schade nur, dass es so oft als unangehm betrachtet zu werden scheint.
Gruß
zuletzt bearbeitet 27.01.2009 01:02 |
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#32
von Freigeist • 36 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 27.01.2009 00:41von Freigeist • 36 Beiträge
An Annelie
Danke für deine ausführliche Antwort und dass du mich an deinen Gedanken teilhaben lässt. Soviel Reaktion hatte ich nicht erwartet. So fällt es mir auch nicht einfach, zu allem Stellung zu nehmen. Ich versuche deshalb eine Quintessenz herauszuziehen. Deine von dir erwähnte "Zerrissenheit" ist förmlich zwischen den Zeilen zu lesen, du hättest es nicht erwähnen müssen. Ich für meinen Teil, kenne dieses Gefühl oder Phänomen auch zur Genüge. Vielleicht weniger was die Lyrik oder Poesie angeht, als vielmehr die Malerei oder das Leben schlechthin.
Obgleich ich die "Qual" vor oder auch während dem "Schöpfungsakt" nicht gerade schätze, so muss ich dennoch gestehen,
dass sie der "Kunst" durchaus förderlich ist. Ja ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ich in Zeiten dieser sog. Qual,
also in eher traurig-depressiven Phasen, meine kreativsten Einfälle habe. Aber auch das ist nichts Neues. Die Kunst, also auch die Lyrik ist wohl wie der Mensch, welcher sie erschafft. Manchmal verstörend und schmerzhaft, manchmal heiter und froh und manchmal, da hast du sicher recht, vollkommen unsinnig und oberflächlich - eben gleich-gültig.
Alles hat gleiche Gültigkeit, meine Lebenseinstellung, nicht immer einfach;-)
Du schreibst:
...Der große und mächtige Augenblick, wenn er überwältigt, begeistert, erschüttert, irritiert, selbst… wenn er aus „heiterem Himmel“ auf einmal ein zärtliches Gefühl auslöst (denn auch das ist ein großer Augenblick oder kann zu solch einem werden), dieser verführt erst zum Gedanken, zum Verfassen und Dichten.
Klar, das ist eine Möglichkeit. Ich habe aber auch den umgekehrten Fall erlebt. Beides hat seine Berechtigung, wenn es nur zum "Guten" führt.
Du sprichst auch, sinngemäß die "satte Selbstgefälligkeit" an, welche kaum der Lyrik dienlich ist. Würde ich grundsätzlich auch so sehen, jedoch im überspitzten, sarkastischen Sinne, könnte derlei Lyrik (Abart?)den Menschen
ebenso nachdenklich stimmen, in einer Art Selbstbespiegelung.
Aber was schreibe ich da. Lese ich deine letzten Zeilen, so muss ich erkennen, dass es dir wirklich ernst ist. Du ein wahrhaftiges Anliegen hast, an dich, die Menschen und die Lyrik. Einerseits dauert mich dein "Gären", andererseits bewundere ich dich dafür, denn leider "brodelt" es in mir nur allzu wenig, sodass ich feststellen muss, vielleicht gar nicht der richtige Ansprechpartner für dich zu sein. Denn wer nicht (mit) fühlen kann, kann auch nicht (mit) schreiben/malen. Soll heißen, ich fühle wohl nicht in gleicher Intensität wie du. (?)
Wie auch immer.
Liebe Grüße
Danke für deine ausführliche Antwort und dass du mich an deinen Gedanken teilhaben lässt. Soviel Reaktion hatte ich nicht erwartet. So fällt es mir auch nicht einfach, zu allem Stellung zu nehmen. Ich versuche deshalb eine Quintessenz herauszuziehen. Deine von dir erwähnte "Zerrissenheit" ist förmlich zwischen den Zeilen zu lesen, du hättest es nicht erwähnen müssen. Ich für meinen Teil, kenne dieses Gefühl oder Phänomen auch zur Genüge. Vielleicht weniger was die Lyrik oder Poesie angeht, als vielmehr die Malerei oder das Leben schlechthin.
Obgleich ich die "Qual" vor oder auch während dem "Schöpfungsakt" nicht gerade schätze, so muss ich dennoch gestehen,
dass sie der "Kunst" durchaus förderlich ist. Ja ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ich in Zeiten dieser sog. Qual,
also in eher traurig-depressiven Phasen, meine kreativsten Einfälle habe. Aber auch das ist nichts Neues. Die Kunst, also auch die Lyrik ist wohl wie der Mensch, welcher sie erschafft. Manchmal verstörend und schmerzhaft, manchmal heiter und froh und manchmal, da hast du sicher recht, vollkommen unsinnig und oberflächlich - eben gleich-gültig.
Alles hat gleiche Gültigkeit, meine Lebenseinstellung, nicht immer einfach;-)
Du schreibst:
...Der große und mächtige Augenblick, wenn er überwältigt, begeistert, erschüttert, irritiert, selbst… wenn er aus „heiterem Himmel“ auf einmal ein zärtliches Gefühl auslöst (denn auch das ist ein großer Augenblick oder kann zu solch einem werden), dieser verführt erst zum Gedanken, zum Verfassen und Dichten.
Klar, das ist eine Möglichkeit. Ich habe aber auch den umgekehrten Fall erlebt. Beides hat seine Berechtigung, wenn es nur zum "Guten" führt.
Du sprichst auch, sinngemäß die "satte Selbstgefälligkeit" an, welche kaum der Lyrik dienlich ist. Würde ich grundsätzlich auch so sehen, jedoch im überspitzten, sarkastischen Sinne, könnte derlei Lyrik (Abart?)den Menschen
ebenso nachdenklich stimmen, in einer Art Selbstbespiegelung.
Aber was schreibe ich da. Lese ich deine letzten Zeilen, so muss ich erkennen, dass es dir wirklich ernst ist. Du ein wahrhaftiges Anliegen hast, an dich, die Menschen und die Lyrik. Einerseits dauert mich dein "Gären", andererseits bewundere ich dich dafür, denn leider "brodelt" es in mir nur allzu wenig, sodass ich feststellen muss, vielleicht gar nicht der richtige Ansprechpartner für dich zu sein. Denn wer nicht (mit) fühlen kann, kann auch nicht (mit) schreiben/malen. Soll heißen, ich fühle wohl nicht in gleicher Intensität wie du. (?)
Wie auch immer.
Liebe Grüße
zuletzt bearbeitet 27.01.2009 01:01 |
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#33
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 27.01.2009 01:49von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Hallo Freigeist,
nein, ganz im Gegenteil. Ich habe mich sehr gefreut, dass jemand einen kritischen Blick auf den theoretischen Entwurf des „Was ist Lyrik?“, „Was erwarten wir von Lyrik?“, „Was muss sie beinhalten!“ geworfen hat, denn darüber zu reflektieren vergisst man manchmal, wenn man abstrakte Varianten von „Wie könnte es sein!“ aufstellt. Man versucht sich an spaßigen Betrachtungswinkeln oder versucht einen überhöhten Anspruch an Unmöglichkeiten oder durchaus auch Möglichkeiten zu kreieren. All das ist das Ideal, das sich an der Wirklichkeit reibt, und reagiert jemand mit einer anderen Variante, dann wird man sich wieder bewusst, was man eigentlich sagen möchte, dann setzt man sich wieder ernst damit auseinander und erkennt überdeutlich, was man für sich selbst erwartet. Was könnte besser sein?
Alles hat gleiche Gültigkeit (schön zerlegt, das Wort, so wird es ganz anders sichtbar ), da stimme ich mit dir völlig überein, denn alles bleibt letztendlich doch nur unser eigenes Sehen, unsere Art, uns auszudrücken und hat keinerlei Beständigkeit. Was mir sinnvoll erscheint, muss bei einem anderen nicht ebenso sinnvoll sein, was ich für sinnlos halte, ist in anderen Augen vielleicht eine Form der Rettung. Alles, was der Mensch tut, ist einfach eine Form der Beschäftigung. Das Ergebnis reicht nicht über Ewigkeiten hinaus. Es ist sogar – vielleicht – nur ein Zeitvertreib, so viel Wert und Aussage man auch hineinlegt. Es bleibt und ist alles Leben. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Mensch, der in den Himmel guckt, die Wolken betrachtet und sich dabei wohlfühlt, hat genauso viel begriffen, wie ein Künstler, der sich abmüht und Befriedigung in einem erschaffenen Werk findet. Vor der Welt hat alles gleiche Bedeutung. Nur wir legen hinein, was uns wichtig erscheint.
Man stellt eben Ansprüche, und sieht sich irgendwann von ihnen umzingelt, bis man sie dann mit einer weiteren Erkenntnis wieder zertrümmert. Und gleich danach setzt man sich neuen oder reiferen oder auch völlig anderen Herausforderungen aus. Der Mensch ist sein eigener Widerspruch, und genau das gefällt mir daran. Er entwickelt Theorien, Ideen, hat Einfälle und will etwas ausdrücken, und all das landet in einem „Werk“, steht als ein Bestandteil der Welt und des eigenen Ichs, und man hat sogar die Möglichkeit, gegen die eigenen Ideen neue zu entwickeln. Das ist ein ewiges Fluten, denn Stillstand gibt es nun einmal nicht. (Das wäre übrigens eine interessante Ausdrucksform. Man erschafft ein Bild und malt dann den Gegensatz dazu. Sollte man vielleicht einmal ausprobieren.)
Das Befassen, egal mit welcher Kunst, zwingt uns regelrecht in diese Betrachtungen, in das, was wir wollen, was uns wichtig und sinnvoll erscheint. Der Augenblick der kreativen Phasen beflügelt, die Arbeit, wie du es sagst, ist durchaus etwas Positives, denn man hat sich dafür entschieden, und diese Momente müssen nicht nur von Zerrissenheit, Traurigkeit und ähnlichen Gefühlszuständen bestimmt sein. Es reicht, wenn ein Gedanke im Kopf tobt oder ein Gefühl.
Die Verbitterung der Poeten, die in ihrem Schädel keinen Ausweg mehr finden, die ist genauso verheerend, wie die Übersättigung. Beides macht schwer und träge, den Gang, das Denken, das Sehen in die Welt. Beides führt in nur eine Richtung. Das Loslassen in bestimmten Momenten, dieses „Alles über den Haufen werfen“ – warum auch nicht? – und dabei fröhlich ein „Nichtsnutz“ zu sein, ist ebenso wichtig, denn aus dieser Leichtigkeit entsteht erst wieder der neue große Moment.
Fühlen kann man übrigens in allen möglichen Abstufungen, die Intensität spielt vielleicht kaum eine Rolle. Verschiedene Gefühle müssen nicht zwangsläufig darauf hinausführen, einander nicht zu verstehen. Es sind eben – zum Glück – verschiedene Meinungen und Welten, und nur in der Betrachtung vieler, verschiedener Ansichten, erkennt man für sich, was man will und entwickelt sich dadurch immer weiter.
Liebe Grüße
Taxine
nein, ganz im Gegenteil. Ich habe mich sehr gefreut, dass jemand einen kritischen Blick auf den theoretischen Entwurf des „Was ist Lyrik?“, „Was erwarten wir von Lyrik?“, „Was muss sie beinhalten!“ geworfen hat, denn darüber zu reflektieren vergisst man manchmal, wenn man abstrakte Varianten von „Wie könnte es sein!“ aufstellt. Man versucht sich an spaßigen Betrachtungswinkeln oder versucht einen überhöhten Anspruch an Unmöglichkeiten oder durchaus auch Möglichkeiten zu kreieren. All das ist das Ideal, das sich an der Wirklichkeit reibt, und reagiert jemand mit einer anderen Variante, dann wird man sich wieder bewusst, was man eigentlich sagen möchte, dann setzt man sich wieder ernst damit auseinander und erkennt überdeutlich, was man für sich selbst erwartet. Was könnte besser sein?
Alles hat gleiche Gültigkeit (schön zerlegt, das Wort, so wird es ganz anders sichtbar ), da stimme ich mit dir völlig überein, denn alles bleibt letztendlich doch nur unser eigenes Sehen, unsere Art, uns auszudrücken und hat keinerlei Beständigkeit. Was mir sinnvoll erscheint, muss bei einem anderen nicht ebenso sinnvoll sein, was ich für sinnlos halte, ist in anderen Augen vielleicht eine Form der Rettung. Alles, was der Mensch tut, ist einfach eine Form der Beschäftigung. Das Ergebnis reicht nicht über Ewigkeiten hinaus. Es ist sogar – vielleicht – nur ein Zeitvertreib, so viel Wert und Aussage man auch hineinlegt. Es bleibt und ist alles Leben. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Mensch, der in den Himmel guckt, die Wolken betrachtet und sich dabei wohlfühlt, hat genauso viel begriffen, wie ein Künstler, der sich abmüht und Befriedigung in einem erschaffenen Werk findet. Vor der Welt hat alles gleiche Bedeutung. Nur wir legen hinein, was uns wichtig erscheint.
Man stellt eben Ansprüche, und sieht sich irgendwann von ihnen umzingelt, bis man sie dann mit einer weiteren Erkenntnis wieder zertrümmert. Und gleich danach setzt man sich neuen oder reiferen oder auch völlig anderen Herausforderungen aus. Der Mensch ist sein eigener Widerspruch, und genau das gefällt mir daran. Er entwickelt Theorien, Ideen, hat Einfälle und will etwas ausdrücken, und all das landet in einem „Werk“, steht als ein Bestandteil der Welt und des eigenen Ichs, und man hat sogar die Möglichkeit, gegen die eigenen Ideen neue zu entwickeln. Das ist ein ewiges Fluten, denn Stillstand gibt es nun einmal nicht. (Das wäre übrigens eine interessante Ausdrucksform. Man erschafft ein Bild und malt dann den Gegensatz dazu. Sollte man vielleicht einmal ausprobieren.)
Das Befassen, egal mit welcher Kunst, zwingt uns regelrecht in diese Betrachtungen, in das, was wir wollen, was uns wichtig und sinnvoll erscheint. Der Augenblick der kreativen Phasen beflügelt, die Arbeit, wie du es sagst, ist durchaus etwas Positives, denn man hat sich dafür entschieden, und diese Momente müssen nicht nur von Zerrissenheit, Traurigkeit und ähnlichen Gefühlszuständen bestimmt sein. Es reicht, wenn ein Gedanke im Kopf tobt oder ein Gefühl.
Die Verbitterung der Poeten, die in ihrem Schädel keinen Ausweg mehr finden, die ist genauso verheerend, wie die Übersättigung. Beides macht schwer und träge, den Gang, das Denken, das Sehen in die Welt. Beides führt in nur eine Richtung. Das Loslassen in bestimmten Momenten, dieses „Alles über den Haufen werfen“ – warum auch nicht? – und dabei fröhlich ein „Nichtsnutz“ zu sein, ist ebenso wichtig, denn aus dieser Leichtigkeit entsteht erst wieder der neue große Moment.
Fühlen kann man übrigens in allen möglichen Abstufungen, die Intensität spielt vielleicht kaum eine Rolle. Verschiedene Gefühle müssen nicht zwangsläufig darauf hinausführen, einander nicht zu verstehen. Es sind eben – zum Glück – verschiedene Meinungen und Welten, und nur in der Betrachtung vieler, verschiedener Ansichten, erkennt man für sich, was man will und entwickelt sich dadurch immer weiter.
Liebe Grüße
Taxine
Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 27.01.2009 03:34 |
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#34
von Freigeist • 36 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 27.01.2009 22:48von Freigeist • 36 Beiträge
Hallo Annelie,
der Worte weißt du dich wohl zu bedienen, übdies, was tust du, wenn du der Worte und Begrifflichkeit beraubt bist. Wenn dir die Worte fehlen, weil dich ein übermächtiges Gefühl überschwemmt, dein sog. großer Augenblick? Bist du -
sind wir dann nicht vollkommen hilflos? Was nutzt uns in diesen Augenblicken, alle Ratio und Rhetorik? Und überhaupt,was zählt mehr, so es ein "mehr" denn gibt, der Verstand oder das Gefühl - das Wahre und Reine???
Ich stelle mir diese Frage in verschiedenerlei Hinsicht schon länger. Wird der Verstand nicht überbewertet, "verkommen" wir nicht zunehmend zu Hirnakrobaten und Wortjongleuren eines großen Weltenzirkus? Auf der literaischen Seite mag dies noch das geringere Übel sein, wenn ich mir allerdings beschaue, wie sich Sprache auf der Straße entwickelt oder sollte ich besser sagen verwickelt, wird mir seltsam zumut. Klar, kann man auch hier sagen, der "Fortschritt" ist nicht aufzuhalten. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich diese Multikulti-Gassensprache eines Tages zur Weltsprache - nichts ist unmöglich! Aber vielleicht gehöre ich auch nur einer aussterbenden Spezies an, altmodisch, überholt und wenig dem Zeitgeist angehörend. Aber ich will gar nicht so scheinheilig tun, auch ich bediene mich zu Zeiten gewisser "Ausdrücke" (dann allerdings bewußt und aus ganzem Herzen, herrlich befreiend!)
Aber zurück zur Lyrik und dem für mich unabdingbaren Gefühl. Mein Gott, wie schlimm muss es wohl sein, diesen großen, übermächtigen Augenblick herannahen zu fühlen und keine Worte dafür zu finden. Sich dessen bewußt zu sein, dass kein Wort der Welt dieses Gefühl auch nur annähernd beschreiben kann. Welche Zerrissenheit! In der Malerei ist es ganz ähnlich - der Bauch und das Herz empfinden, doch die Hand will (kann) nicht folgen, nicht umsetzen.
Da hilft tatsächlich loslassen können, auch wenn's schwer fällt (meine Erfahrung, klappt aber auch nicht immer . Tja, suchen wir weiter nach dem Stein der Weisen oder dem Schöpflöffel der Weisheit. Weißt du, ich las einst darüber, dass alles was wir zum Leben benötigen, von Anfang an in uns drinnen ist. Anders ausgedrückt, es mangelt uns an nichts, leider ist der Mensch kaum dazu in der Lage dies zu begreifen. Verstehn mag er es vielleicht, doch verinnerlichen kaum. Tragisch. War es nicht das Zitat von Dostojewski, welches du anführtest in einem anderen Thread - sinngemäß: "der Mensch lebt bereits im Paradies, hat es allerdings nicht erkannt". Verdammt wahr, und diese Erkenntnis möchte einem schier das Herz verbrennen. Ich finde Hobbes hat es auf den Nenner gebracht mit:
"homo homini lupus". Es fällt mir schwer, ob der bitteren Hypothek der Menschheit, all schlechter Nachrichten und eigenen Erfahrungen, noch an das Gute im Menschen zu glauben. Aber was bleibt einem anderes übrig, wenn man "überleben", nicht gänzlich abstumpfen will. Für Unglück gibt es keine Entschädigung (auch wenn uns die Versicherungen immer weiß machen wollen, wir könnten alles unter Kontrolle bekommen - arme Irre) - trotzdem haben wir die Verantwortung unser Bestes zu tun! Das Problem ist, dass wir das Böse nie ausrotten können, wir können es nur hin und her schieben, denn jede Lösung eines Problems brütet bereits ein neues Problem aus.
Hey, aber was ist denn nu mit der Lyrik, verdammich nochma Ich weiß du stehst nicht so auf das "Einfache",
trotzdem zwingt sich mir wieder eben diese "Einfachheit" auf. LYRIK IST EINFACH SCHÖÖÖÖN. Tut gut, befreit, berührt - ist Mensch(lich), ist ist ist ist ist ist ist st t .
Ich wünsche dir eine gute Nacht
F.
der Worte weißt du dich wohl zu bedienen, übdies, was tust du, wenn du der Worte und Begrifflichkeit beraubt bist. Wenn dir die Worte fehlen, weil dich ein übermächtiges Gefühl überschwemmt, dein sog. großer Augenblick? Bist du -
sind wir dann nicht vollkommen hilflos? Was nutzt uns in diesen Augenblicken, alle Ratio und Rhetorik? Und überhaupt,was zählt mehr, so es ein "mehr" denn gibt, der Verstand oder das Gefühl - das Wahre und Reine???
Ich stelle mir diese Frage in verschiedenerlei Hinsicht schon länger. Wird der Verstand nicht überbewertet, "verkommen" wir nicht zunehmend zu Hirnakrobaten und Wortjongleuren eines großen Weltenzirkus? Auf der literaischen Seite mag dies noch das geringere Übel sein, wenn ich mir allerdings beschaue, wie sich Sprache auf der Straße entwickelt oder sollte ich besser sagen verwickelt, wird mir seltsam zumut. Klar, kann man auch hier sagen, der "Fortschritt" ist nicht aufzuhalten. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich diese Multikulti-Gassensprache eines Tages zur Weltsprache - nichts ist unmöglich! Aber vielleicht gehöre ich auch nur einer aussterbenden Spezies an, altmodisch, überholt und wenig dem Zeitgeist angehörend. Aber ich will gar nicht so scheinheilig tun, auch ich bediene mich zu Zeiten gewisser "Ausdrücke" (dann allerdings bewußt und aus ganzem Herzen, herrlich befreiend!)
Aber zurück zur Lyrik und dem für mich unabdingbaren Gefühl. Mein Gott, wie schlimm muss es wohl sein, diesen großen, übermächtigen Augenblick herannahen zu fühlen und keine Worte dafür zu finden. Sich dessen bewußt zu sein, dass kein Wort der Welt dieses Gefühl auch nur annähernd beschreiben kann. Welche Zerrissenheit! In der Malerei ist es ganz ähnlich - der Bauch und das Herz empfinden, doch die Hand will (kann) nicht folgen, nicht umsetzen.
Da hilft tatsächlich loslassen können, auch wenn's schwer fällt (meine Erfahrung, klappt aber auch nicht immer . Tja, suchen wir weiter nach dem Stein der Weisen oder dem Schöpflöffel der Weisheit. Weißt du, ich las einst darüber, dass alles was wir zum Leben benötigen, von Anfang an in uns drinnen ist. Anders ausgedrückt, es mangelt uns an nichts, leider ist der Mensch kaum dazu in der Lage dies zu begreifen. Verstehn mag er es vielleicht, doch verinnerlichen kaum. Tragisch. War es nicht das Zitat von Dostojewski, welches du anführtest in einem anderen Thread - sinngemäß: "der Mensch lebt bereits im Paradies, hat es allerdings nicht erkannt". Verdammt wahr, und diese Erkenntnis möchte einem schier das Herz verbrennen. Ich finde Hobbes hat es auf den Nenner gebracht mit:
"homo homini lupus". Es fällt mir schwer, ob der bitteren Hypothek der Menschheit, all schlechter Nachrichten und eigenen Erfahrungen, noch an das Gute im Menschen zu glauben. Aber was bleibt einem anderes übrig, wenn man "überleben", nicht gänzlich abstumpfen will. Für Unglück gibt es keine Entschädigung (auch wenn uns die Versicherungen immer weiß machen wollen, wir könnten alles unter Kontrolle bekommen - arme Irre) - trotzdem haben wir die Verantwortung unser Bestes zu tun! Das Problem ist, dass wir das Böse nie ausrotten können, wir können es nur hin und her schieben, denn jede Lösung eines Problems brütet bereits ein neues Problem aus.
Hey, aber was ist denn nu mit der Lyrik, verdammich nochma Ich weiß du stehst nicht so auf das "Einfache",
trotzdem zwingt sich mir wieder eben diese "Einfachheit" auf. LYRIK IST EINFACH SCHÖÖÖÖN. Tut gut, befreit, berührt - ist Mensch(lich), ist ist ist ist ist ist ist st t .
Ich wünsche dir eine gute Nacht
F.
zuletzt bearbeitet 27.01.2009 23:04 |
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#35
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 28.01.2009 00:04von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Hallo Freigeist,
Mensch, das macht Spaß. Und fast hätte ich "Feingeist" gesacht...
Da sind wir uns... aha... aha... dann doch in manchen Gedanken ähnlich. In einer Theorie, wie das Leben in die einfachste (gedanklich am leichtesten vorstellbare) Form zu bringen ist, führe ich mir grundsätzlich den Kreis vor Augen (das ist alles noch nicht ausgereift, aber hier mal angeführt, um zu verdeutlichen). Hier zeigt sich,
weil Anfang = Ende ist, dass wir
entweder mit „allem Wissen“ auf die Welt kommen, es sofort durch die Geburt in die Welt verlieren und dann wieder langsam aufbauen, bis wir mit dem völlig gleichen Wissen sterben, mit dem wir in die Welt getreten sind,
oder aber „ohne Wissen“ auf die Welt kommen, es durch das Leben gewinnen, um es dann, im Augenblick des Todes schlagartig wieder zu verlieren. (So oder so bleibt es sich gleich, wenn man den Zwischenraum "Leben" betrachtet...)
Ich bin mir noch nicht ganz sicher (werde es wohl auch nie sein), was und ob überhaupt etwas davon zutrifft, aber ich bin mir fast sicher, dass jeder Mensch die freie Wahl hat, das Leben zu nutzen oder es aber auch als vollkommen sinnlos zu betrachten. (Man könnte es sogar nutzen, obwohl man es für sinnlos hält, oder es ungenutzt lassen, obwohl man es für sinnvoll hält!) Beide Wege bewirken verschiedene Auseinandersetzungen und Entwicklungen, je nachdem, wie man es sieht, und unter beiden Bedingungen ist ein Treibenlassen im „Fluss Leben“ notwendig, während man in erster Variante allerdings immer mal wieder gegen den Strom schwimmt und in zweiter sich eben dem „Leben“ überlässt, wohin es einen auch führt.
Im Sinn steht „Verpflichtung“, im Sinnlosen Müßiggang, Sinn kann Aufgabe sein, Sinnlosigkeit Freiheit, gleichzeitig kann Sinn erschrecken und Sinnloses beruhigen. Genauso gut kann es umgekehrt sein. Der Sinn kann beruhigen, weil alles Tun Sinn gibt, das Sinnlose irritieren, weil dann alles völlig nutzlos ist. In diesen Fällen sollte man sich immer vor Augen führen: Was kümmern uns schon die nutzlosen Dinge?
Wenn all das keinen Sinn ergibt, dann sind wir nicht begrenzt, können tun, was wir wollen, wenn Sinn hinter den Dingen liegt, dann sind wir gebunden, selbstverständlich durch und an uns selbst. Und auch hier wieder die gegenwirkende Reaktion, je nach Typ Mensch. Da bleibt nur die Suche: Was ist Leben? Und in dieser Suche bedienen wir uns dann eben aller Ausdrucksmöglichkeiten, die wir haben, um uns diese Suche zu vereinfachen und zu verdeutlichen. Ob es notwendig oder unnötig ist, ist wahrscheinlich sowieso eine Frage, auf die es im Leben keine Antwort gibt. Am Ende bleibt sowieso nur das, was wir für uns begreifen.
Ich glaube zum Beispiel nicht an ein Schicksal, dass bestimmte Situationen bereits vorbestimmt für uns bereit liegen, aber ich glaube, dass wir Ursachen auslösen und dann immer wieder auf deren Wirkung treffen.
Für mich ist das, was ich tue, auch ein Blick in die Welt und die Möglichkeit, festzuhalten, was ich sehe. Umkrempeln möchte man auch ganz gerne mal, an anderen Tagen reicht es völlig, die Welt wahrzunehmen, ohne über sie zu urteilen. Aufwecken möchte man manchmal Menschen, zu anderen Zeiten freut man sich an ihnen, selbst, wenn ihre Schritte anders gesetzt und aus anderen Prioritäten (manchmal gar keinen) erfolgen. Das Zerrissene eben, die Dualität in uns, die gar keine Rücksicht darauf nimmt, was wir wollen oder denken.
Worte finden. Worte hinterlassen. Worte machen. All das ist unwichtig für das Leben selbst. Ein Gefühl lässt sich selten in ein wahres, richtiges, genau treffendes Wort fassen. Ein ganzes Leben in ein Gedicht packen, das wäre die wahre Kunst (hehe… nur Spaß, abstrakt mal wieder). Aber zum Schreiben ist das Finden der Worte notwendig, und will man etwas (mit)teilen, dann muss man sich für eine Form der Kommunikation entscheiden. (Oh, wie vieldeutig werden auf einmal die einfachsten Worte. Wir teilen mit, wir teilen miteinander, wir teilen und trennen, wir sind Teil von allem... usw. Da ist es vielleicht doch ganz gut, sich die Wortwahl genau zu überlegen, so macht man dann auch weniger Worte )
Es heißt ja nicht umsonst: Der Weise schweigt, ist höchstens nur noch Spiegel.
Bis ich dahin gelange…
Ja, wir sind hilflos, wir sind überwältigt, wenn das Gefühl uns überschwemmt, das ergeht mir in vielen Dingen so, wenn sich Lebensgewohnheiten ändern. Wenn man zum Beispiel eine Reise antritt und in ganz neue Welten geworfen wird. Da hat man weder Lust noch Zeit, all diese Eindrücke in Worte zu fassen. Da wird deutlich, dass man reisen muss, um zu erleben, und ruhen, um zu schreiben, denn beides ist nicht unter einen Hut zu bringen. Das wäre (ich glaube, das habe ich auch bei Rousseau gelesen…, ich erinnere mich aber nicht mehr genau), als ob man die Erlebnisse, aufgrund der Sehnsucht, sich auszudrücken, lieber durch Worte erlebt, als sie zu betrachten, und überdies dann den wahren Wert der Betrachtung natürlich verpasst. Das ist, als betrachte man ein Naturereignis, und statt überwältigt zu verharren und sich dem Eindruck völlig zu ergeben, zückt man das Notizbuch und notiert jede Empfindung, blickt auf und nieder, und verpasst das Beste. Ein wahres Gefühl steht dann auch nicht ins Wort gesetzt, so viel steht schon einmal fest. Als würde man lieber durch eine Kamera blicken, als in die wirkliche Landschaft.
Diese Momente gibt es natürlich immer, dass ein Gefühl so mächtig ist, dass einem die Worte dafür nicht sofort in den Sinn kommen. Aber, es bleibt als Abbild im Gedächtnis, und wenn es vorüber ist oder bereits abgeschwächt, dann kann man es auch ausdrücken. Oder, man findet wenigstens annähernd einen Ausdruck dafür. Manchmal entstehen aus einem einzigen Gefühl auch unzählige Gedanken und Gedichte und Bilder und... Der Augenblick selbst ist vergänglich, aber das Reflektieren darüber wirkt lange nach.
Verstand, Bildung, all das wird sicherlich überbewertet, weil es uns menschlich nicht näher bringt. Es ermöglicht höchstens, sich über die Dinge bewusster zu werden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ein Mensch allein durch seine Gefühle sich all dessen nicht ebenso bewusster wird. Man muss nicht weniger wissen, um mehr zu fühlen oder mehr wissen, um weniger zu fühlen. Ich denke, beide „Zustände“ halten sich da ganz hervorragend die Waage. Aber, Verstand bleibt natürlich kantig, verschachtelt, treibt den einfachen Gedanken in ein Netz der Undurchschaubarkeit. Alles wird verkompliziert. Darum ist Einfachheit etwas Großartiges.
Mein „einfach“ bezog sich auf die Lyrik, und war auch nur in dem Sinne gemeint, dass sie nicht einfach (so) entsteht. Sie bedarf eines Gefühls, eines großen Augenblicks. Ich meine damit nicht das Gedicht, das ein einfaches Bild zeigt oder ein einfaches Gefühl auslöst oder einem einfach aus der Hand fließt. Ich meine das einfach gedachte Gedicht, das nichts besagt. Alles, was etwas auslöst, ist nicht mehr einfach, nach meiner Definition.
Man könnte sich hier also wirklich auf
Lyrik ist!
… einigen.
Vielleicht.
Das Gute im Menschen ist vielleicht ähnlich zu betrachten.
Der Mensch ist.
Gut und Böse sind immer Teil der Perspektive. Der Naturzustand "Mensch" ist aus dem Tier (und Trieb) in die Welt "geworfen". Vielleicht ist gerade das, was er daraus macht, dann das, was ihn vom Tier entfernt, ohne seiner Natur entgegenzuwirken.
Ich danke dir herzlich für deine schönen Betrachtungen,
nächtliche Grüße
tAxine
Mensch, das macht Spaß. Und fast hätte ich "Feingeist" gesacht...
Da sind wir uns... aha... aha... dann doch in manchen Gedanken ähnlich. In einer Theorie, wie das Leben in die einfachste (gedanklich am leichtesten vorstellbare) Form zu bringen ist, führe ich mir grundsätzlich den Kreis vor Augen (das ist alles noch nicht ausgereift, aber hier mal angeführt, um zu verdeutlichen). Hier zeigt sich,
weil Anfang = Ende ist, dass wir
entweder mit „allem Wissen“ auf die Welt kommen, es sofort durch die Geburt in die Welt verlieren und dann wieder langsam aufbauen, bis wir mit dem völlig gleichen Wissen sterben, mit dem wir in die Welt getreten sind,
oder aber „ohne Wissen“ auf die Welt kommen, es durch das Leben gewinnen, um es dann, im Augenblick des Todes schlagartig wieder zu verlieren. (So oder so bleibt es sich gleich, wenn man den Zwischenraum "Leben" betrachtet...)
Ich bin mir noch nicht ganz sicher (werde es wohl auch nie sein), was und ob überhaupt etwas davon zutrifft, aber ich bin mir fast sicher, dass jeder Mensch die freie Wahl hat, das Leben zu nutzen oder es aber auch als vollkommen sinnlos zu betrachten. (Man könnte es sogar nutzen, obwohl man es für sinnlos hält, oder es ungenutzt lassen, obwohl man es für sinnvoll hält!) Beide Wege bewirken verschiedene Auseinandersetzungen und Entwicklungen, je nachdem, wie man es sieht, und unter beiden Bedingungen ist ein Treibenlassen im „Fluss Leben“ notwendig, während man in erster Variante allerdings immer mal wieder gegen den Strom schwimmt und in zweiter sich eben dem „Leben“ überlässt, wohin es einen auch führt.
Im Sinn steht „Verpflichtung“, im Sinnlosen Müßiggang, Sinn kann Aufgabe sein, Sinnlosigkeit Freiheit, gleichzeitig kann Sinn erschrecken und Sinnloses beruhigen. Genauso gut kann es umgekehrt sein. Der Sinn kann beruhigen, weil alles Tun Sinn gibt, das Sinnlose irritieren, weil dann alles völlig nutzlos ist. In diesen Fällen sollte man sich immer vor Augen führen: Was kümmern uns schon die nutzlosen Dinge?
Wenn all das keinen Sinn ergibt, dann sind wir nicht begrenzt, können tun, was wir wollen, wenn Sinn hinter den Dingen liegt, dann sind wir gebunden, selbstverständlich durch und an uns selbst. Und auch hier wieder die gegenwirkende Reaktion, je nach Typ Mensch. Da bleibt nur die Suche: Was ist Leben? Und in dieser Suche bedienen wir uns dann eben aller Ausdrucksmöglichkeiten, die wir haben, um uns diese Suche zu vereinfachen und zu verdeutlichen. Ob es notwendig oder unnötig ist, ist wahrscheinlich sowieso eine Frage, auf die es im Leben keine Antwort gibt. Am Ende bleibt sowieso nur das, was wir für uns begreifen.
Ich glaube zum Beispiel nicht an ein Schicksal, dass bestimmte Situationen bereits vorbestimmt für uns bereit liegen, aber ich glaube, dass wir Ursachen auslösen und dann immer wieder auf deren Wirkung treffen.
Für mich ist das, was ich tue, auch ein Blick in die Welt und die Möglichkeit, festzuhalten, was ich sehe. Umkrempeln möchte man auch ganz gerne mal, an anderen Tagen reicht es völlig, die Welt wahrzunehmen, ohne über sie zu urteilen. Aufwecken möchte man manchmal Menschen, zu anderen Zeiten freut man sich an ihnen, selbst, wenn ihre Schritte anders gesetzt und aus anderen Prioritäten (manchmal gar keinen) erfolgen. Das Zerrissene eben, die Dualität in uns, die gar keine Rücksicht darauf nimmt, was wir wollen oder denken.
Worte finden. Worte hinterlassen. Worte machen. All das ist unwichtig für das Leben selbst. Ein Gefühl lässt sich selten in ein wahres, richtiges, genau treffendes Wort fassen. Ein ganzes Leben in ein Gedicht packen, das wäre die wahre Kunst (hehe… nur Spaß, abstrakt mal wieder). Aber zum Schreiben ist das Finden der Worte notwendig, und will man etwas (mit)teilen, dann muss man sich für eine Form der Kommunikation entscheiden. (Oh, wie vieldeutig werden auf einmal die einfachsten Worte. Wir teilen mit, wir teilen miteinander, wir teilen und trennen, wir sind Teil von allem... usw. Da ist es vielleicht doch ganz gut, sich die Wortwahl genau zu überlegen, so macht man dann auch weniger Worte )
Es heißt ja nicht umsonst: Der Weise schweigt, ist höchstens nur noch Spiegel.
Bis ich dahin gelange…
Ja, wir sind hilflos, wir sind überwältigt, wenn das Gefühl uns überschwemmt, das ergeht mir in vielen Dingen so, wenn sich Lebensgewohnheiten ändern. Wenn man zum Beispiel eine Reise antritt und in ganz neue Welten geworfen wird. Da hat man weder Lust noch Zeit, all diese Eindrücke in Worte zu fassen. Da wird deutlich, dass man reisen muss, um zu erleben, und ruhen, um zu schreiben, denn beides ist nicht unter einen Hut zu bringen. Das wäre (ich glaube, das habe ich auch bei Rousseau gelesen…, ich erinnere mich aber nicht mehr genau), als ob man die Erlebnisse, aufgrund der Sehnsucht, sich auszudrücken, lieber durch Worte erlebt, als sie zu betrachten, und überdies dann den wahren Wert der Betrachtung natürlich verpasst. Das ist, als betrachte man ein Naturereignis, und statt überwältigt zu verharren und sich dem Eindruck völlig zu ergeben, zückt man das Notizbuch und notiert jede Empfindung, blickt auf und nieder, und verpasst das Beste. Ein wahres Gefühl steht dann auch nicht ins Wort gesetzt, so viel steht schon einmal fest. Als würde man lieber durch eine Kamera blicken, als in die wirkliche Landschaft.
Diese Momente gibt es natürlich immer, dass ein Gefühl so mächtig ist, dass einem die Worte dafür nicht sofort in den Sinn kommen. Aber, es bleibt als Abbild im Gedächtnis, und wenn es vorüber ist oder bereits abgeschwächt, dann kann man es auch ausdrücken. Oder, man findet wenigstens annähernd einen Ausdruck dafür. Manchmal entstehen aus einem einzigen Gefühl auch unzählige Gedanken und Gedichte und Bilder und... Der Augenblick selbst ist vergänglich, aber das Reflektieren darüber wirkt lange nach.
Verstand, Bildung, all das wird sicherlich überbewertet, weil es uns menschlich nicht näher bringt. Es ermöglicht höchstens, sich über die Dinge bewusster zu werden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ein Mensch allein durch seine Gefühle sich all dessen nicht ebenso bewusster wird. Man muss nicht weniger wissen, um mehr zu fühlen oder mehr wissen, um weniger zu fühlen. Ich denke, beide „Zustände“ halten sich da ganz hervorragend die Waage. Aber, Verstand bleibt natürlich kantig, verschachtelt, treibt den einfachen Gedanken in ein Netz der Undurchschaubarkeit. Alles wird verkompliziert. Darum ist Einfachheit etwas Großartiges.
Mein „einfach“ bezog sich auf die Lyrik, und war auch nur in dem Sinne gemeint, dass sie nicht einfach (so) entsteht. Sie bedarf eines Gefühls, eines großen Augenblicks. Ich meine damit nicht das Gedicht, das ein einfaches Bild zeigt oder ein einfaches Gefühl auslöst oder einem einfach aus der Hand fließt. Ich meine das einfach gedachte Gedicht, das nichts besagt. Alles, was etwas auslöst, ist nicht mehr einfach, nach meiner Definition.
Man könnte sich hier also wirklich auf
Lyrik ist!
… einigen.
Vielleicht.
Das Gute im Menschen ist vielleicht ähnlich zu betrachten.
Der Mensch ist.
Gut und Böse sind immer Teil der Perspektive. Der Naturzustand "Mensch" ist aus dem Tier (und Trieb) in die Welt "geworfen". Vielleicht ist gerade das, was er daraus macht, dann das, was ihn vom Tier entfernt, ohne seiner Natur entgegenzuwirken.
Ich danke dir herzlich für deine schönen Betrachtungen,
nächtliche Grüße
tAxine
Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 28.01.2009 01:26 |
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#36
von Freigeist • 36 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 29.01.2009 01:01von Freigeist • 36 Beiträge
Hallo Annelie,
ich hatte hier erst Text stehen, war mir dann aber nicht mehr sicher ob das Geschriebene überhaupt noch zum Thema "Lyrik" passt. Ich glaube ich sollte eher in einem anderen Thread (Philosophie vielleicht?)weiter schreiben. Ich will hier schließlich kein Durcheinander machen. Außerdem möchte ich vermeiden, dass der Eindruck entsteht, ich würde nur mit dir kommunizieren wollen. Zugegeben, es macht sehr viel Spaß mich mit dir auszutauschen, weil ich mir einbilde einige Parallelen zu deiner Denkweise festgestellt zu haben. Es ist angenehm zu entdecken, mit einem anderen Menschen zumind. teilweise konform zu gehen und ich rede hier nicht vom üblichen Smalltalk!
Also, suche ich mir jetzt in diesem Forum einen Platz, von dem ich denke, dass mein Text besser hin passt und es wäre schön, wenn sich vielleicht der/die Eine oder Andere "miteinmischt"
Liebe Grüße an alle
F.
ich hatte hier erst Text stehen, war mir dann aber nicht mehr sicher ob das Geschriebene überhaupt noch zum Thema "Lyrik" passt. Ich glaube ich sollte eher in einem anderen Thread (Philosophie vielleicht?)weiter schreiben. Ich will hier schließlich kein Durcheinander machen. Außerdem möchte ich vermeiden, dass der Eindruck entsteht, ich würde nur mit dir kommunizieren wollen. Zugegeben, es macht sehr viel Spaß mich mit dir auszutauschen, weil ich mir einbilde einige Parallelen zu deiner Denkweise festgestellt zu haben. Es ist angenehm zu entdecken, mit einem anderen Menschen zumind. teilweise konform zu gehen und ich rede hier nicht vom üblichen Smalltalk!
Also, suche ich mir jetzt in diesem Forum einen Platz, von dem ich denke, dass mein Text besser hin passt und es wäre schön, wenn sich vielleicht der/die Eine oder Andere "miteinmischt"
Liebe Grüße an alle
F.
zuletzt bearbeitet 29.01.2009 15:37 |
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#37
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 30.01.2009 13:42von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ach... ganz nach Belieben, Freigeist.
Ich finde ja immer, man muss sich nicht eigenen Schranken vor die Nase setzen. Ein Ordner mit einem vorgegebenen Thema ist zwar ein Anfang, dadurch muss aber eine gute Unterhaltung, die sich etwas vom Thema entfernt, nicht unbedingt unterbrochen werden. Zurück findet man immer.
Wenn ich mal von mir ausgehe, dann habe ich keinerlei Scheu mich in eine Unterhaltung zu mischen, ich bin mir sicher, dass die Damen und Herren dieses Forums das ähnlich sehen.
So oder so, ich freue mich auch, dass wir über ähnliche Gebiete reflektieren.
Liebe Grüße
Taxine
Art & Vibration
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#38
von Freigeist • 36 Beiträge
RE: Lyrik ist...
in An der Literatur orientierte Gedanken 30.01.2009 14:18von Freigeist • 36 Beiträge
Hallo Annelie,
war gerade "drüben" im philosophischen Areal, hab' wie du mir empfohlen hast ein wenig "getobt"
Ein älterer Beitrag Moulins bewegte mich zu einer Aussage. Komm' rüber, schau's dir an, ich werde dort
auch weiter zu deinem/unserem Thema schreiben. Nein, ich betrachte es nicht als Dogma, mich strikt an
Konventionen, in diesem Fall versch. Themenordnern, zu halten. Aber wozu hast du denn all diese schöne
Ordnung aufgebaut, wenn nicht die Übersicht zu behalten? Ich finde es gut so und fürchte ob der Unter-
brechung keine "Qualitätsminderung" des Ganzen. Denn wie du schon richtig erkannt hast, "zurück findet
man immer"
Dein Selbstbewußtsein, dich in andere Unterhaltungen zu mischen, finde ich ganz bezaubernd. Jedoch, was
mich ein wenig "desillusioniert" ist, dass ich dich zuerst für ein gar sanftes, "scheues" Reh hielt .
Auf bald
Liebe Grüße
F.
war gerade "drüben" im philosophischen Areal, hab' wie du mir empfohlen hast ein wenig "getobt"
Ein älterer Beitrag Moulins bewegte mich zu einer Aussage. Komm' rüber, schau's dir an, ich werde dort
auch weiter zu deinem/unserem Thema schreiben. Nein, ich betrachte es nicht als Dogma, mich strikt an
Konventionen, in diesem Fall versch. Themenordnern, zu halten. Aber wozu hast du denn all diese schöne
Ordnung aufgebaut, wenn nicht die Übersicht zu behalten? Ich finde es gut so und fürchte ob der Unter-
brechung keine "Qualitätsminderung" des Ganzen. Denn wie du schon richtig erkannt hast, "zurück findet
man immer"
Dein Selbstbewußtsein, dich in andere Unterhaltungen zu mischen, finde ich ganz bezaubernd. Jedoch, was
mich ein wenig "desillusioniert" ist, dass ich dich zuerst für ein gar sanftes, "scheues" Reh hielt .
Auf bald
Liebe Grüße
F.
zuletzt bearbeitet 30.01.2009 14:19 |
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