HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Täglich in der Post zu erwarten: Lautréamont - Die Gesänge des Maldoror.
Abgründe! Abgründe! Gebt mir Abgründe! Dieses Buch wollte ich schon seit Kenntnis während der Schulzeit unbedingt einmal lesen; aber jahrzehntelang kamen mir immer irgendwie andere Bücher in die Quere. Nun ist es soweit, nun kommt es dran (wenn's denn kommt).
das ist ja ein sehr interessantes Werk; siehe hier.
Vielleicht kannst du zu dem Werk mal einen Thread eröffnen. Das Buch schreit ja nur so nach Lektüre.Neugierig mach...
Ich bin gerade bei Tschingis Aitmatow."Dshamilja" und " Abschied von Gülsary"
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Probieren können wir es natürlich.
Hören wir Artaud dazu:
Zitat von Artaud - Van Gogh - Der Selbstmörder durch die Gesellschaft
"Und an der roten Laterne vorbei, sagt der arme Isidore Ducasse, erlaubt sie ihm für einen mäßigen Lohn, ins Innere ihrer Vagina zu schauen..."
Es ist keine Neuigkeit, entdeckt zu haben, dass dieser Satz aus den Chants de Maldoror stammte, und es ist auch keine Neuigkeit, dass er daraus stammt, denn das gesamte Buch besteht aus abscheulichen Sätzen dieser Art. Ja, in den Chants de Maldoror ist alles abscheulich; die Wade einer unglücklichen Abtreiberin oder die Durchfahrt eines letzten Autobusses. Alles ist wie jener Satz, in welchem der Comte de Lautréamont sieht - und ich glaube, dass es vielmehr der arme Isidore Ducasse ist, der ihn gesehen hat -, dass der unvorstellbare Comte de Lautréamont sieht, sage ich, wie ein Stock durch die geschlossenen Jalousien in das Zimmer des allerschlimmsten Puffs wandert und aus dem Mund dieses Stockes erfährt, dass er kein Stock ist, sondern ein vom Kopf seines Herren gefallenes Haar, eines freigebigen Galans, dem es sein Geld erlaubt, eine Unglückliche in der Epidermis von einem Paar Laken zu zermalmen, die vorher vielleicht sogar sauber sind, aber immer ekelerregend danach.
Und ich, ich sage, dass es in Isidore Ducasse einen Geist gab, der immer Isidore Ducasse zu Gunsten des unvorstellbaren Comte de Lautréamont fallen lassen wollte, ein sehr schöner, ein sehr großer Name. Und ich sage, dass die Erfindung des Namens Lautréamont, wenn er Isidore Ducasse als Schlüsselwort gedient hat, um die ungewöhnliche Pracht seines Werkes einzuhüllen und einzuführen, ich sage, dass die Erfindung dieses literarischen Geschlechtsnamens, gleich einem Anzug, der einem zu groß ist, Anlass gab - indem er sich über den Menschen erhob, der ihn geschaffen hat - zu einer dieser schmutzigen kollektiven Schweinereien, von denen die Literaturgeschichte voll ist, und die mit der Zeit die Seele Isidore Ducasses aus dem Leben fliehen machte. Denn es ist sehr wohl Isidore Ducasse, und es ist Isidore Ducasse, der dem Comte de Lautréamont etwas zum Überleben gegeben hat; und wenig fehlt daran, ich würde sogar sagen, nichts fehlt daran, dass ich glaube, dass der unpersönliche unvorstellbare Comte der Heraldik Lautréamont gegenüber Isidore Ducasse eine Art undefinierbarer Mörder gewesen ist.
Ich befinde mich in der Lektüre "Strindberg - im Zeugnis der Zeitegenossen" und Thomas Wolfe (danke Zypresserich) "Schau heimwärts, Engel".
Art & Vibration
Hallo Martinus,
nach 20 Seiten Lektüre (das Buch kam heute) sehe ich mich außerstande, zu diesem Buch einen Thread zu eröffnen. Zu gewaltig, zu ungreifbar, zu böse ist mir das, was ich da lese; ich lese es aus literaturhistorischem Interesse, und wegen der Wortwahl des L., aber ansonsten ist mir der Inhalt zu schauerlich, als dass ich dies diskursiv vertiefen wollte.
Zur Zeit lese ich Håkan Nesser: "Kim Novak badete nie im See von Genezareth". In den Schulen Schwedens gehört dieser Roman, der wesentlich mehr ist als ein Krimi (wenn es überhaupt einer ist), zur Pflichtlektüre.
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Thomas Pynchons Gegen den Tag gestern fertig, 250 Seiten am Stück, das Außen ließ mir ausnahmsweise mal die Ruhe dazu.
Wusst ich's doch, dass das ne längere Angelegenheit wird. Frage mich bloß, nachdem ich das Buch "geschafft" habe, warum ich eigentlich selbst noch irgendwas schreiben will. Pynchon hat alle Wörter schon geschrieben; da kommt man nicht dran. Sagt ja auch meine Lieblings-Elfriede (hat sie, finde aber sicherlich so auf die Schnelle den Link nicht dahin, wo sie das verkündet hat.) (Sie hat ihn ja auch mal übersetzt, by the way.)
Ich verneige mich in Demut vor Pynchons Fabulierkunst und Wortschatz und überlege mir seit gestern ernsthaft, ob ich überhaupt noch jemals eine Zeile schriftstellerisches Schreiben schreiben sollte. (evtl. dann doch ersatzweise Tätigkeiten als Waffenhändler oder Reibekuchenbudenbetreiber?)
Zitat von Zypressserich
Ich verneige mich in Demut vor Pynchons Fabulierkunst und Wortschatz und überlege mir seit gestern ernsthaft, ob ich überhaupt noch jemals eine Zeile schriftstellerisches Schreiben schreiben sollte.
So ähnlich wie Brahms, er könne, meinte er, nach Beethoven keine Symphonie mehr schreiben. Mich freut aber deine Einschätzung zu Pynchon und ermutigt, irgendeinen Pynchon mal zulesen. Bloß was? Sollte man mit früherem Beginnen z.B. mit Mason und Dixon?
Zitat von Taxine
Ich befinde mich in der Lektüre.... und Thomas Wolfe (danke Zypresserich) "Schau heimwärts, Engel".
Thomas Wolfe habe ich damals (früher mal) abgebrochen, aber das lag wohl daran, weil es damals nicht in meiner Lesespur lag. Ich neige dazu, den Roman im Januar 09 zulesen.
Ich befinde mich in Lion Feuchtwangers "Die Jüdin von Toledo", das hatte Vorrang, weil noch Feuchtwanger-Jahr ist (50. Todestag). Sicher kein Fabulierkünstler wie Pynchon, aber ein Roman aus dem Herzen geschrieben. Ein farbenprächtiger historischer Roman über Juden im Spanien des 12. Jahrhunderts.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Hallo Martinus,
es war mein erstes Pynchon-Buch, daher kann ich nicht sagen, ob es evtl. besser ist, mit einem anderen anzufangen; geschadet hat es mir aber, glaube ich, weitgehend nicht.
Bei Wolfe ganz klar als Anfang: Schau heimwärts, Engel (Folgendes baut teilweise drauf auf).
Nächstes Jahr werde ich mir von Pynchon Die Enden der Parabel vornehmen, dies Jahr nicht mehr, hatte soviel fertigzulesen, dass ich mal froh bin für Zeitung und Trallala (z. B. Internet).
Grüße
Z. (nein, nicht Zorro)
Zitat von Zypresserich
Ich verneige mich in Demut vor Pynchons Fabulierkunst und Wortschatz und überlege mir seit gestern ernsthaft, ob ich überhaupt noch jemals eine Zeile schriftstellerisches Schreiben schreiben sollte.
Dieses, lieber Zypresserich, gelingt sowieso nicht.
Zunächst kommt die Verehrung. Dann kommt die Ohnmacht. Und dann folgt die Herausforderung!!!
Ich rate bei Pynchon zu einem seiner komplexen Werke als Einstieg. Wer diese durchsteigt, wird die "zugänglichen" immernoch zu schätzen wissen. Umgekehrt bin ich mir nicht so sicher. Mich kostete es eine kleine Überwindung, von der "Versteigerung" in die "Parabeln" zu klettern. Aber, ach.. es hat sich gelohnt!!!
Liebe Grüße
Taxine
Art & Vibration
Hab noch einen Link zu Lieblings-Elfriede & Pynchon gefunden, sinngemäß, ist zwar nicht das, was ich mal las, aber dennoch interessant.
Da.
@ Taxine: Ja, da hast Du Recht. (Totstellen vor dem Angriff ist doch das Sich-in-Demut-Verneigen. Pynchon, ich komme!)
Zitat von Taxine
Ich rate bei Pynchon zu einem seiner komplexen Werke als Einstieg.
Das ist was wahres dran.
Bei Thomas Mann habe ich mit seinem umfangreichsten Roman begonnen, die Josephs-Tetralogie, und habe es nie bereut.
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Zitat von Zypresserich
Also dann mal ran an Gegen den Tag!
Mach ich im nächsten Jahr auf jeden Fall! Ist schon so gut wie abgeharkt.
Ha... sind wir wieder so weit, wo alles wie ewig klingt und nur noch in Tagen schwingt...
Ja, ja...
Werter Martinus,
siehste, die steht bei mir noch aus. Aber trotzdem ein ähnliches Erlebnis: Ich begann mit "Der Zauberberg".
Art & Vibration